Post von Laura

E-Mail in Deutschland wird 30

25.07.2014
Die längere Warteschlange beim Einschreiben an der Uni gab den Ausschlag: Michael Rotert entschied sich deswegen für die Informatik und wurde zu einem Internetpionier in Deutschland. Heute setzt er sich für einen möglichst ungehinderten Datenverkehr ein.

Laura und Michael haben vor 30 Jahren Geschichte geschrieben: "Wir freuen uns, dich dabei zu haben", hieß es in der ersten nach Deutschland geschickten E-Mail (PDF-Link), die am 3. August 1984 in einem Keller in Karlsruhe eintraf. Heute freut sich Michael Rotert, dass er durch glückliche Umstände an dieser Pioniertat beteiligt war: "Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort." Um die Mail von Laura Breeden aus Cambridge im US-Staat Massachusetts empfangen zu können, musste er den ersten Mailserver in Deutschland einrichten.

Heute sei die E-Mail das "Rückgrat des Internets", sagt der Geschäftsführer der Webmail-Anbieter web.de und GMX, Jan Oetjen. Das Unternehmen schätzt die Zahl der in diesem Jahr in Deutschland versendeten Mails auf 504,4 Milliarden - 6,9 Prozent mehr als 2013.

Schon vor fünf Jahren übergab Michael Rotert (l.) die erste in Deutschland angekommene Mail ans Karlsruher Stadtarchiv
Foto: eco

Daran war vor 30 Jahren noch nicht zu denken. Internet-Pionier Rotert wollte eigentlich Elektrotechnik studieren, ging dafür 1971 nach Karlsruhe und sah dann, dass die Warteschlange für die Anmeldung zum Informatik-Studium länger war - das musste interessanter sein. "Da habe ich mir erklären lassen, was Informatik ist und habe die Schlange gewechselt."

Nach dem Studium übernahm Rotert die technische Leitung der Informatik-Rechnerabteilung (IRA) an der Uni Karlsruhe. In einem 1983 unter Leitung von Werner Zorn gestarteten Projekt kümmerte er sich um den Anschluss an internationale Netze. Das war für die Karlsruher vor allem das Computer Science Network (CSNET), für das Laura Breeden tätig war, ein 1981 gestartetes akademisches Computernetz. Zuvor hatte das militärische Arpanet 1969 erstmals die Datenübertragung in verteilten Paketen praktiziert und so den Keim zum Internet gelegt. Im Arpanet wurde 1971 auch die erste E-Mail überhaupt übertragen.

Spam war noch kein Thema, erinnert sich Rotert an die Pionierjahre der E-Mail. Schließlich war die elektronische Post zunächst auch durchaus noch mit Kosten verbunden: umgerechnet 20 Cent pro A4-Seite. Und teuer waren die digitalen Leitungen der damaligen Deutschen Bundespost. Da kamen schnell mal 30.000 Mark im Monat zustande, erinnert sich der 64-jährige Badener.

Michael Rotert ist dem Netz all die Jahre treu geblieben - und dafür in die Hall of Fame der COMPUTERWOCHE aufgenommen worden.
Foto: eco

Bald nach Karlsruhe gingen auch die Universitäten in Kaiserslautern und Saarbrücken ans Netz, Hochschulen mit Forschungsschwerpunkten zur Künstlichen Intelligenz. Aber schon 1985 habe er die erste Anfrage zu einer kommerziellen Nutzung der E-Mail erhalten, von einem wissenschaftlichen Verlag in Heidelberg, sagt Rotert. "Als Honorar durfte ich so viele Bücher mitnehmen, wie ich mit Händen tragen konnte."

Seit 1981 hält Rotert jeden Montag eine Vorlesung an der Fachhochschule, die heute Hochschule Karlsruhe für Technik und Wirtschaft heißt. Diese beiden Seiten verbindet er auch als Vorstandsvorsitzender des Verbands der deutschen Internetwirtschaft (eco). In Berlin ist er zudem als Berater für Regierung und Parlament gefragt. Im neuen Bundestagsausschuss Digitale Agenda habe er neulich erklärt, warum es kein deutsches Internet geben könne, keinen auf die EU-Länder begrenzten Datenverkehr.

Allerdings achten E-Mail-Nutzer nach Darstellung der 1&1 Internet AG seit Ausbruch des NSA-Skandals vor einem Jahr verstärkt auf den Standort der Mail-Server. "Die Nutzer verstehen, dass es einen Unterschied macht, wo die Daten gespeichert sind", sagt Geschäftsführer Oetjen. "Die Philosophie des Datenschutzes hat sich auf der westlichen und östlichen Seite des Atlantiks diametral auseinanderentwickelt."

Die Lehren aus der NSA-Affäre -
Viktor Mayer-Schönberger, Professor für Internet Governance and Regulation
"Es geht nicht mehr um das Ausspähen der Gegenwart, sondern um einen Einblick in die Zukunft. Das ist der Kern von Prism. Präsident Obama hat schon recht, wenn er sagt, die von Prism gesammelten Daten seien doch für sich genommen recht harmlos. Er verschweigt freilich, dass sich daraus statistische Vorhersagen gewinnen lassen, die viel tiefere, sensiblere Einblicke gewähren. Wenn uns nun der Staat verdächtigt, nicht für das was wir getan haben, sondern für das was wir – durch Big Data vorhersagt – in der Zukunft tun werden, dann drohen wir einen Grundwert zu verlieren, der weit über die informationelle Selbstbestimmung hinausgeht."
Prof. Dr. Gunter Dueck, Autor und ehemaliger CTO bei IBM
"Ich glaube, die NSA-Unsicherheitsproblematik ist so ungeheuer übergroß, dass wir uns dann lieber doch gar keine Gedanken darum machen wollen, so wie auch nicht um unser ewiges Leben. Das Problem ist übermächtig. Wir sind so klein. Wir haben Angst, uns damit zu befassen, weil genau das zu einer irrsinnig großen Angst führen müsste. Wir haben, um es mit meinem Wort zu sagen, Überangst."
Oliver Peters, Analyst, Experton Group AG
"Lange Zeit sah es so aus, als würden sich die CEOs der großen Diensteanbieter im Internet leise knurrend in ihr Schicksal fügen und den Kampf gegen die Maulkörbe der NSA nur vor Geheimgerichten ausfechten. [...] Insbesondere in Branchen, die große Mengen sensibler Daten von Kunden verwalten, wäre ein Bekanntwerden der Nutzung eines amerikanischen Dienstanbieters der Reputation abträglich. [...] Für die deutschen IT-Dienstleister ist dies eine Chance, mit dem Standort Deutschland sowie hohen Sicherheits- und Datenschutzstandards zu werben."
Dr. Wieland Alge, General Manager, Barracuda Networks
"Die Forderung nach einem deutschen Google oder der öffentlich finanzierten einheimischen Cloud hieße den Bock zum Gärtner zu machen. Denn die meisten Organisationen und Personen müssen sich vor der NSA kaum fürchten. Es sind die Behörden und datengierigen Institutionen in unserer allernächsten Umgebung, die mit unseren Daten mehr anfangen könnten. Die Wahrheit ist: es gibt nur eine Organisation, der wir ganz vertrauen können. Nur eine, deren Interesse es ist, Privatsphäre und Integrität unserer eigenen und der uns anvertrauten Daten zu schützen - nämlich die eigene Organisation. Es liegt an uns, geeignete Schritte zu ergreifen, um uns selber zu schützen. Das ist nicht kompliziert, aber es erfordert einen klaren Willen und Sorgfalt."
James Staten, Analyst, Forrester Research
"Wir denken, dass die US-Cloud-Provider durch die NSA-Enthüllungen bis 2016 rund 180 Milliarden Dollar weniger verdienen werden. [...] Es ist naiv und gefährlich, zu glauben, dass die NSA-Aktionen einzigartig sind. Fast jede entwickelte Nation auf dem Planeten betreibt einen ähnlichen Aufklärungsdienst [...] So gibt es beispielsweise in Deutschland die G 10-Kommission, die ohne richterliche Weisung Telekommunikationsdaten überwachen darf."
Benedikt Heintel, IT Security Consultant, Altran
"Der Skandal um die Spähprogramme hat die Akzeptanz der ausgelagerten Datenverarbeitung insbesondere in den USA aber auch in Deutschland gebremst und für mehr Skepsis gesorgt. Bislang gibt es noch keinen Hinweis darauf, dass bundesdeutsche Geheimdienste deutsche IT-Dienstleister ausspäht, jedoch kann ich nicht ausschließen, dass ausländische Geheimdienste deutsche Firmen anzapfen."
Viktor Mayer-Schönberger, Professor für Internet Governance and Regulation
"Die NSA profitiert von ihren Datenanalysen, für die sie nun am Pranger steht, deutlich weniger als andere US-Sicherheitsbehörden, über die zurzeit niemand redet. Das sind vor allem die Bundespolizei FBI und die Drogenfahnder von der DEA. [...] Es gibt in der NSA eine starke Fraktion, die erkennt, dass der Kurs der aggressiven Datenspionage mittelfristig die USA als informationstechnologische Macht schwächt. Insbesondere auch die NSA selbst."
Aladin Antic, CIO, KfH Kuratorium für Dialyse und Nierentransplationen e.V.
"Eine der Lehren muss sein, dass es Datensicherheit nicht mal nebenbei gibt. Ein mehrstufiges Konzept und die Einrichtung zuständiger Stellen bzw. einer entsprechenden Organisation sind unabdingbar. [...] Generell werden im Bereich der schützenswerten Daten in Zukunft vermehrt andere Gesichtspunkte als heute eine Rolle spielen. Insbesondere die Zugriffssicherheit und risikoadjustierte Speicherkonzepte werden über den Erfolg von Anbietern von IT- Dienstleistern entscheiden. Dies gilt auch für die eingesetzte Software z.B. für die Verschlüsselung. Hier besteht für nationale Anbieter eine echte Chance."
ein nicht genannter IT-Verantwortliche einer großen deutschen Online-Versicherung
"Bei uns muss keiner mehr seine Cloud-Konzepte aus der Schublade holen, um sie dem Vorstand vorzulegen. Er kann sie direkt im Papierkorb entsorgen."

Die Tatsache der Internet-Überwachung durch die NSA habe ihn nicht überrascht, sagt Rotert - "nur das Ausmaß". Der Netzpionier tritt damals wie heute für ein freies Internet ein. Gesetzliche Leitplanken seien zwar notwendig, sagt Rotert in seinem Wohnort in Pfinztal (Landkreis Karlsruhe). Aber "die Datenpakete sollen frei fließen und da sollen sich möglichst wenige einmischen". (dpa/tc)

Die wichtigsten Persönlichkeiten der IT in der Hall of Fame

Anlässlich ihres 40jährigen Bestehens ehrte die COMPUTERWOCHE die wichtigsten Persönlichkeiten in der deutschen IT-Landschaft. Softwareunternehmer, Gründerpioniere und Wissenschaftler wurden in die Hall of Fame der IT aufgenommen, darunter auch Michael Rotert. Auf einer Geburtstagsgala in Berlin wurden die Persönlichkeiten geehrt.

Impressionen vom 40. Geburtstag der COMPUTERWOCHE -
Impressionen vom 40. Geburtstag der COMPUTERWOCHE
Bis in die frühen Morgenstunden feierten CIOs, Unternehmer und Wissenschaftler den 40. Geburtstag der COMPUTERWOCHE am Brandenburger Tor in Berlin. Hier die besten Bilder.
Atemberaubende Architektur von Frank O. Gehry.
Veranstaltungsort war das Axica in Berlin, zwischen Adlon und Brandenburger Tor.
Ladies in red
Anna Henkel mit Ehemann Thomas (Amer Sports) und Janice Sany mit Ehemann Peter (Swiss Life).
Das Who is Who der IT-Branche
... feierte zwischen Adlon und Brandenburger Tor im AXICA in Berlin Mitte.
Amüsierten sich prächtig:
GUS-Gründer Heinz-Paul Bonn (links) und Rainer Janßen, CIO der Munich Re.
Gern gesehener Gast: Daimler-CIO Michael Gorriz (links) ...
...mit CW-Redakteurin Karin Quack und Horst Ellermann, Chefredakteur des CIO-Magazins.
Gastgeschenk
Die WHU gratuliert mit einer leckeren Torte.
Strahlende Gäste (v.l.):
Johannes Helbig (Deutsche Post), Frank Riemensperger (Accenture) und Karl-Heinz Streibich (Software AG).
IDG-Spitze:
Michael Friedenberg (links), weltweiter IDG-CEO reiste extra aus Boston an, um IDG-Deutschlandchef York von Heimburg zu gratulieren.
Gruppenbild mit Damen:
Softwarepionier Ernst Denert (links) und Thomas Noth, ehemals Talanx-CIO, brachten ihre Gattinnen zur Gala mit.
"Im Zweifel für den Anwender"
brachte Verlagsleiter Michael Beilfuß die Mission der COMPUTERWOCHE auf den Punkt.
Sphärische Töne und Rascheln im Wäscheklammerwald:
Die iPad-Band ließ die Augen manch eines CIOs funkeln.
IDG-CEO Michael Friedenberg
... überzeugte sich vor Ort von dem Erfolgsrezept der COMPUTERWOCHE.
Wer braucht Dobrindt?
Dorothee Bär, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, eroberte mit ihrem Charme und ihrer mit Witz gespickten Rede das Publikum im Sturm.
CW-Redakteurin Karen Funk begrüßt prominente Gäste im Publikum:
Guus Dekkers, CIO von Airbus/EADS.
Beste Stimmung an allen Tischen
Mit einem Jahr der jüngste Gast der Gala:
Roboter Roboy mit einem seiner Väter Rafael Hostettler.
Kay-Sölve Richter, ...
... die die Gala moderierte, staunte über Roboys Fähigkeiten.
CW-Chefredakteur Heinrich Vaske (Mitte links) und Ernst Denert (rechts daneben) ...
... verfolgen begeistert die erfrischende Rede von Staatssekretärin Dorothee Bär.
Zukunftsweisend:
Pedro José Marrón stellt das Indoor-Navigationssystems seines Unternehmens Locoslab vor.
Einen Blick durch die Brille
"Google Glass" gewährte Google-Manager Jens Redmer.
Autor Peter Dietz...
...verriet CW-Redakteurin Karen Funk, warum sie und ihre Kollegen einen schweren Job haben.
"Bleibt frech"
ermunterte Heinz-Paul Bonn die COMPUTERWOCHE.
Strahlende "Hall of Fame"-Mitglieder:
Die CIOs Michael Neff (RWE), Rainer Janßen (Munich Re) und Michael Gorriz (Daimler) mit CW-Chefredakteur Heinrich Vaske (v.l.).
Preisgekrönte Wissenschaftler der "Hall of Fame" (v.l.):
Ernst Denert, Georg Nemetschek, August-Wilhelm Scheer, Michael Rotert und Wolfgang Wahlster mit CW-Chefredakteur Heinrich Vaske.
August-Wilhelm Scheer
... gratuliert mit einer Jazzeinlage.
CW-Chefredakteur Heinrich Vaske (v.l.) gratuliert den Gründern und Softwareunternehmen der "Hall of Fame":
Winfried Materna, Klaus Plönzke, Klaus Neugebauer, Peter Pagé, Karl-Heinz Streibich, Marco Börries, Stephan Schambach, Eberhard Färber und Heinz-Paul Bonn.
Gastrednerin Dorothee Bär
... mit Verlagsleiter Michael Beilfuß.
Heitere Runde
Michael Beilfuß (IDG, v.l.), Daniel Keller (Axel Springer), Kai Grunwitz (Oracle), Janice und Peter Sany (SwissLife), Klaus Plönzke (Plönzke), Ursula und Thomas Noth (ehemals Talanx), Hakan Yuksel (Oracle).
Das Handy blieb aus...
...Vodafone- CIO Christoph Böhm.
Star-Office-Erfinder Marco Börries..
(jetzt Number Four) brachte seine Frau Andrea mit.
Amüsierte sich...
Ralf Brunken, Leiter IT Systementwicklung bei Volkswagen.
Branchentreffen
Heinz-Paul Bonn (GUS, v.l.), Oliver Frese (Deutsche Messe) und Gattin Jutta, Christian Illek (Microsoft Deutschlandchef).
Austausch unter IT-Chefs:
Volker Dirksen (Axel Springer) und Gilbert Riegel (ehemals Gigaset).
Gruppenbild mit Roboy
Michael Beilfuß (IDG, v.l.), Professor Wolfgang Wahlster (DKFI), Professor August-Wilhelm Scheer (Uni Saarbrücken) und Sabine Mayer (IDG).
Geselliger Ausklang des Abends an der Bar.
Rockte die Tanzfläche: DJane Elle.
Tanz bis in die frühen Morgenstunden:
Nach dem offiziellen Teil ging die Post auf der Tanzfläche ab.
Jubiläumsausgabe
Die COMPUTERWOCHE feiert sich mit einer besonderen Publikation.
Auf die nächsten 40 Jahre freut sich das CW-Team.
Intershop-Gründer...
... Stephan Schambach (jetzt Demandware, li) mit Analyst Stefan Ried (Forrester).
Softwareunternehmer Winfried Materna...
...kam mit seiner Partnerin Helga Hansen nach Berlin.
Angeregter Austausch
CW-Redakteur Hans Königes mit Ernst Dehnert und Alexander Rabe, Gesellschaft für Informatik.
IT-Chef trifft Unternehmensberater:
Bernd Sengpiehl, frisch gebackener CIO von Haufe-Lexware (li), mit Niels Fischer von Schickler.
Und noch eins:
Olaf Röper (ThyssenKrupp, v.l.), Stefanie Kemp (RWE) und Erich Ehbauer (Apollo-Optik).