Learntec 2011

E-Learning-Trends mit Zukunft

09.02.2011 von Ingrid  Weidner
Die neuen Lernwelten sind mobil, abwechslungsreich und auf den Nutzer abgestimmt. Auch Social-Media-Komponenten erobern sich Nischen.
Auf der Learntec 2011 konnten sich die Besucher über die neuen Trends auf dem E-Learning-Markt informieren.
Foto: Learntec/Behrendt & Rausch

Mit dem Tempo, wie sich die Lebens- und Arbeitswelt verändert, müssen Unternehmen und Mitarbeiter gleichermaßen Schritt halten und sich kontinuierlich weiterbilden. Längst hat sich das elektronische Lernen einen festen Platz im individuellen Weiterbildungskonzept erobert. Ob als reiner Online-Kurs oder kombiniert mit einem Präsenzseminar oder einem Smart-Phone - Lernen lässt sich heute einfacher in den Alltag integrieren. Es gibt beispielsweise kleine Anwendungen, mit denen Anwender ihren englischen Wortschatz vor dem nächsten Meeting üben oder sich die neuen Features einer Software in einem kurzen Video erklären lassen können. Dass sich jeder selbst auf dem Laufenden halten muss, steht dabei außer Zweifel.

Learntec 2011

Bereits zum 19. Mal öffnete vom 1. bis zum 3. Februar die Learntec in Karlsruhe ihre Tore. Rund 180 Aussteller präsentierten ihre Produkte und Service-Angebote dem Fachpublikum. Neben der Messe bot ein umfangreiches Kongressprogramm in Vorträgen und Diskussionsrunden den Messebesuchern ein breites Spektrum an Themen aus dem E-Learning-Umfeld in Wirtschaft, Wissenschaft und Öffentlichem Dienst. An der drei Messetagen informierten sich rund 5780 Besucher über Trends und Neuheiten in Karlsruhe. Im kommenden Jahr findet die Learntec vom 31. Januar bis 2. Februar statt.

Aus der kleinen und überschaubaren E-Learning-Branche hat sich in den vergangenen zehn bis 15 Jahren ein verlässlicher Wirtschaftszweig im IT-Umfeld mit soliden Wachstumszahlen entwickelt. Im Jahr 2009 erwirtschafteten die in Deutschland agierenden E-Learning-Unternehmen nach Berechnungen des MMB-Instituts für Medien- und Kompetenzforschung in Essen einen Umsatz von rund 346 Millionen Euro. Das entspricht einem Plus von 5,31 Prozent. Einige Akteure und Anbieter sind verschwunden, neue kamen hinzu. E-Learning schaffte den Sprung von einem Nischensegment zu einer festen Größe im Bildungsangebot.

Blended Learning hat sich bewährt

Die Learntec fand 2011 bereits zum 19. Mal in Karlsruhe statt.
Foto: Learntec/Behrendt & Rausch

Inhalte und Lernformen passten sich über die Jahre kontinuierlich den technischen Entwicklungen an. Das MMB-Institut befragt regelmäßig für seinen Trendmonitor Branchenexperten aus Deutschland, der Schweiz und Österreich zur Entwicklung des digitalen Lernens in den kommenden drei Jahren. Eine Entwicklung dominierte schon in den vergangenen Jahren die Hitliste und wurde auch in der aktuellen Befragung bestätigt, nämlich "Blended Learning". Diese Kombination aus Präsenzseminaren und ergänzenden Online-Angeboten hat sich im Alltag bewährt und wird von vielen Unternehmen genutzt. Doch auch der Austausch mit anderen Lernenden innerhalb einer festen Gruppe oder eines Portals kletterte vom dritten auf den zweiten Platz der Hitliste.

Allerdings zeigen sich hier deutliche Unterschiede zwischen Unternehmen, die ihre Mitarbeiter weiterqualifizieren möchten, und Lernenden, die privat Kurse buchen. Viele Firmen sehen es nämlich ungern, wenn ihre Angestellten in öffentlichen Foren oder frei verfügbaren Wikis ihr Wissen zur Verfügung stellen und möglicherweise Informationen ihres Arbeitgebers dort veröffentlichen.

Lutz Goertz vom MMB-Institut plädiert in dieser Frage aber für einen Kompromiss: "Ich sehe einen Trend zu geschlossenen Lerngruppen innerhalb größerer Branchenbildungsportale. Im Portal Mediencommunity der Druck- und Medienbranche können Unternehmen beispielsweise eigene Lerngruppen anlegen, die nur für die Teilnehmer der Gruppe einsehbar sind."

Generell erwartet Goertz im deutschsprachigen Business-Umfeld in den kommenden Jahren weitere Lernangebote für iPads und Smart-Phones.

Von der E-Learning- zur Produktionsplattform

Das Münchner Unternehmen CBTL bietet sowohl Inhalte als auch eine Produktionsplattform an, mit der die Kunden selbst Inhalte erstellen können. In einigen Monaten wird eine neue Version von "Evolution" verfügbar sein, die auch zahlreiche Management-Funktionen bietet. Schon heute benutzen große Konzerne das Tool, um innerhalb die komplette Kursbuchung darüber abzuwickeln.

E-Learning-Wirtschaft etabliert sich

  • Im Jahr 2009 erwirtschafteten die in Deutschland agierenden E-Learning-Unternehmen einen Umsatz von rund 346 Millionen Euro. Gegen den Trend stiegen die Umsätze der Branche im Jahr 2009 um 5,31 Prozent.

  • Die Zahl der Mitarbeiter kletterte um 1,3 Prozent auf 3570 Angestellte.

  • Deutlicher fiel das Plus bei den freien Mitarbeitern aus; nach Angaben der Firmen beschäftigten sie im Jahr 2008 etwa 1500 Freiberufler, 2009 waren es dagegen schon 1810 Mitarbeiter ohne festen Arbeitsvertrag, was einem plus von 20,66 Prozent entspricht.

Das MMB-Institut für Medien- und Kompetenzforschung in Essen erarbeitet seit 2008 das MMB E-Learning-Wirtschaftsranking und beobachtet den Markt genau. Allerdings beteiligen sich nicht alle Unternehmen daran, da jeweils der Gesamtumsatz der letzten beiden Jahre genannt werden muss und nach Aussage der Studienautoren einige mittlere und kleine Firmen mit den erwirtschafteten Umsatzzahlen nicht namentlich im Ranking genannt werden wollten. Jedoch flossen deren Angaben anonymisiert in die Gesamtumsatzzahl ein.

Genaue Analysen zeigen, dass mit der "Erstellung von digitalen Lerninhalten" am meisten verdient wird. 33 Prozent der Umsätze generieren Firmen in diesem Sektor. Fast gleichauf mit 32,4 Prozent sind die Einnahmen aus dem Verkauf und Vermietung von Tools für E-Learning und Wissensmanagement. Dagegen spielt das "Anbieten von digitalen Lerninhalten und E-Learning-Kursen" sowie "Beratungsdienstleistungen" mit 12,3 Prozent eine weniger wichtige Rolle.

"Einige Kunden steuern mit Evolution auch Projekte und Termine", sagt Geschäftsführer Johannes Schnell. Lernende nutzen das Tool, um Pdfs zu erstellen, einzelne Kapitel auszudrucken oder um Lerneinheiten über mobile Endgeräte zu nutzen. Videos sieht Schnell nur bedingt als neuen Trend, denn gerade internationale Konzerne stehen vor der Herausforderung, diese Lerneinheiten für verschiedene Sprachen und oftmals auch mit einem anderen kulturellen Hintergrund anzubieten.

Zukunftstrend "Software as a Service”

Weitere Lernangebote für iPads und Smart-Phones sollen kommen.
Foto: Learntec/Behrendt & Rausch

Im vergangenen Jahr startete die Information Multimedia Communication AG (imc) aus Saarbrücken mit "Cloud Learning" ein neues Angebot für kleinere und mittelständische Unternehmen, die keine eigene Lernplattform kaufen möchten. Über das Modell "Software as a Service" können Firmen temporär eine Lernplattform und Lernprogramme für einen festgelegten Zeitraum buchen. "Das Angebot entwickelt sich gut", sagt imc-Vorstand Volker Zimmermann. "Besonders der Mittelstand findet die Lösung gut. "

Mehr als 50 neue Kunden hat das imc-Vertriebsteam für den neuen Service gewinnen können. Damit liegt das Unternehmen durchaus im Trend, denn "Software as a Service" gilt im E-Learning-Markt als weiterer Zukunftstrend. Unternehmen können ihre Mitarbeiter auf diesem Weg einfach und unkompliziert schulen, ohne dass sich die eigene IT-Abteilung darum kümmern muss, eine Lernplattform in die IT-Landschaft der Firma zu integrieren.

Talente ganzheitlich managen

Zimmermann greift noch zwei weitere Entwicklungen auf, nämlich das Talent-Management und den demografischen Wandel. Die imc-Plattform "Clix" verknüpft das Lernsystem mit einem neu entwickelten Talent-Management-Tool. Mit dieser sogenannten "Talent Suite" soll der gesamte Zyklus vom Recruitment über das persönliche Karriereprofil (inklusive der beruflichen Weiterbildung) bis zum Wissensmanagement und der späteren Neubesetzung der Position bearbeitet werden. Neu dabei ist, dass auch der Mitarbeiter selbst Zugriff auf das System hat. Erste Kunden nutzen das Angebot bereits.

Mit dem demografischen Wandel und älteren Belegschaften in den Unternehmen wird sich die berufliche Weiterbildung ebenfalls ändern. "Wissensmanagement wird wichtiger, denn Firmen müssen den Expertenstatus ihre älteren Mitarbeiter erhalten und deren Wissen sichern, wenn sie das Unternehmen verlassen", sagt Goertz.

Spielend lernen?

Foto: Learntec/Behrendt und Rausch

"Serious Games" gelten zwar ebenfalls als Trend, doch ob diese aufwändigen Spiele wirklich eine breite Masse ansprechen, bezweifeln einige Marktbeobachter. Die vielzitierten "Digital Natives" gelten zwar als Zielgruppe des Bildungs-Entertainments, doch die Youngster bilden keineswegs so eine homogene Einheit, wie sie sich mancher Marketing-Manager wünscht. Deshalb spricht längst nicht jedes auf junge Nutzer zugeschnittene Programm alle 16- bis 29-Jährigen an. Experten sehen im Recruitment und Marketing noch die vielversprechendsten Einsatzmöglichkeiten für die oft teuren Anwendungen. (ka)

Mehr zum Thema: