Zwei Kerne für den Mini

Dual Core Netbooks vorgestellt

02.02.2011 von Sebastian  Jentsch
Dual Core fürs Netbook: Die ersten Zweikern-Minis versprechen mehr Leistung für Spiele und Anwendungen. Die besten Modelle ab 299 Euro. Ein Überblick.

Netbooks mit Intel Atom Prozessoren gibt es seit Mitte 2008. Schon damals waren die stromsparenden CPUs sehr schwach auf der Brust, was aber auf Grund der hohen Mobilität in Kauf genommen werden musste. Bis heute hat sich an der schwachen Rechenleistung nicht viel geändert, auch wenn sich die Bezeichnungen verändert haben. Ganz gleich ob Atom N270 oder N455, beide sind sie deutlich schwächer als die Rechenkerne in Subnotebooks oder Standard-Notebooks.

Besserung ist seit der IFA 2010 mit einer mobilen Zweikern-Version des Atom-Prozessors unterwegs. Der Atom N550 hat einen Takt von 2 x 1.5 GHz und kann vier Aufgaben gleichzeitig berechnen (Hyper Intel Threading). Dadurch beherrscht er das Multi-Tasking eines modernen Windows 7 Betriebssystems besser, als seine Einkern-Schwestermodelle N450 und N455.

Wir stellen in diesem Artikel die derzeit verfügbaren und bereits getesteten 10- und 12-Zoll Netbooks mit Atom-Zweikernprozessor vor. Wen Sie auf der Suche nach den leistungsstärksten Netbooks sind, dann zeigt Ihnen dieser Artikel die passenden Geräte. Und keine Sorge vor zu vielen Entscheidungen. Es gibt derzeit nur eine Handvoll Zweikern-Netbooks am Markt.

Wie äußert sich die geringe Rechenleistung von Atom N260/N270- bzw. N450/N455-Netbooks? Die geringe Rechenleistung sorgt für Verzögerungen beim zeitgleichen Ausführen von Programmen. Spiele oder hochauflösende Videos starten gar nicht erst bzw. ruckeln sehr stark. Grund ist extrem schwache Grafikkarte, die nicht den technischen Anforderungen der heutigen Anwendungen entspricht. Diese Schwachstellen des Atom-Netbooks ließen viele Käufer bisher zurückschrecken. Zeitweise gab es Lichtblicke für die Leistung, vor allem durch die Chipsatz Grafik von Nvidia mit dem Namen Ion. Ion wurde mit einem Einkern-Atom kombiniert, was aber nicht den gewünschten Leistungsschub für das normale Arbeiten brachte.

Asus gibt den Ton an: Zwei Kerne und Grafikkarte

Entsteht ein spieletaugliches Netbook, wenn eine Nvidia Ion 2 Grafik mit einem Intel Atom-N550-Zweikerner zusammengebracht wird? Einzig Asus scheint diese Frage beantworten zu können, denn nur die Taiwaner bieten drei Modelle mit Grafikkarte an, wobei zwei davon 12.1-Zoller sind. Die Nvidia ION 2 Grafik erlaubt bei allen Modellen das ruckelfreie Abspielen von Full-HD Videos. Das könnten zum Beispiel Flash-HD-Videos via YouTube sein, die per HDMI-Anschluss (alle drei Geräte) an einen Fernseher ausgegeben werden. Dies klappt, weil die Grafikkarte diese Dekodier-Arbeit übernimmt und den Prozessor entlastet.

Was Computerspiele angeht, so sollten die Erwartungen nicht zu hoch gesteckt werden. Der Intel Atom ist trotz seiner zwei Kerne deutlich langsamer als aktuelle Notebook-CPUs vom Schlage Core i3/i5 oder AMD Phenom X2/X4. Dadurch werden aktuelle Spiele wie Modern Warfare oder StarCraft II – Wings of Liberty ausgebremst. Zudem ist auch Nvidia Ion 2 von aktuellen Titeln hoffnungslos überfordert, denn die Grafik ist um ein fünffaches langsamer als aktuelle Mittelklasse Grafikkarten aus 700-Euro-Notebooks.
Wer spielen will, der muss auf ältere Games zurückgreifen. Oder auf Online-Rollenspiele (MMORPG) wie World of Warcraft (WoW). Das läuft bei minimalen Einstellungen mit 49 Bildern pro Sekunde. Bei Trackmania Nations Forever sind es 33 Bilder pro Sekunde. Die Sims 3 läuft mit den folgenden drei Netbooks mit 57 (Details niedrig) bzw. 29 Bildern (mittel) flüssig. Half Life 2 - Lost Coast von 2005 spielt sich sogar mit hohen Details flüssig (31 Bilder pro Sekunde).

Foto: Asus

Asus Eee PC 1015PN, Verkauf seit 11/2010, ab 379 Euro
10.1-Zoll WSVGA LED TFT (1024x600) Entspiegelt
Intel Atom N550 2x 1.50GHz
1024MB, 250GB
NVIDIA ION2 (IGP) shared memory
Bluetooth, HDMI
Windows 7 Starter
Li-Ionen-Akku (6 Zellen, 6h Laufzeit), 1.20 kg

Der 1015PN hat Seltenheitswert, den es ist der einzige 10-Zoller mit dedizierter Nvidia Ion 2 Grafikkarte nebst einer akkuschonenden Intel HD Grafik im Prozessor. Letztere benötigt weniger Energie und sorgt daher für längere Akkulaufzeiten von bis zu knapp sieben Stunden. Der Asus Mini ist sein Geld wert, denn neben guten Eingabegeräten hat er auch ein helles und entspiegeltes Display. Echte Nachteile hat der Mini nicht, sofern von den kleinen Lautsprechern keine hohe Qualität erwartet wird.

Foto: Asus

Asus Lamborghini VX6, Verkauf seit 11/2010, ab 606 Euro
12.1-Zoll WXGA LED TFT (1366x768) Spiegelnd
Intel Atom D525 2x 1.80GHz
2048MB, 250GB
NVIDIA ION 2 (IGP) 512MB
Bluetooth 3.0, HDMI
Windows 7 Home Premium
Li-Ionen-Akku (6 Zellen, 5600mAh, 5h Laufzeit), 1.50kg

Der VX6 im Lamborghini-Design ist neben dem 1215N das stärkste Atom-Netbook, denn der hier verwendete Atom D525 taktet mit 2x 1.80GHz. Damit ist er etwas schneller als der N550 mit 2x 1.50GHz. Mit dem Nvidia-Optimus Grafik-Umschalter, wird automatisch zwischen der sparsamen Intel HD und Nvidia Ion geschalten. Neben einem sehr leisen und kühlen Betrieb, hat der 12.1-Zoller eine sehr gute Tastatur und zwei USB 3.0 Anschlüsse. Ein Highlight ist zudem die HD Ready Auflösung (1366 x 768 Pixel). Die Laufzeit erreicht knapp fünf Stunden, die kürzeste unter den hier genannten Netbooks. Von Nachteil ist das rutschige Touchpad.

Foto: Asus

Asus Eee PC 1215N, Verkauf seit 10/2010, ab 490 Euro
12.1-Zoll WXGA LED TFT (1366x768) Spiegelnd
Intel Atom D525 2x 1.80GHz
2048MB, 250GB
NVIDIA ION2 (IGP) shared memory
Bluetooth, HDMI
Windows 7 Home Premium
Li-Ionen-Akku (6 Zellen, 5200mAh, 6h Laufzeit), 1.45kg

Wem 10-Zoll zu klein sind oder wer 1366 x 768 Pixel Auflösung haben möchte, für den ist der Eee PC 1215N das passende Netbook. Es ist leise, wird nicht sehr warm und hat große Tasten. Zu den Nachteilen zählt leider wiederum das Display. Wegen seiner spiegelnden Eigenschaft und der geringen Helligkeit eignet es sich nicht fürs Sonnenlicht.

Zweikern-Netbooks: Acer, HP und Samsung legen nach

Wer ohne HD- oder Spieleambitionen nach einem 10-Zoller sucht, der kann einige Euro sparen und greift nach Intel Atom N550 ohne Nvidia-Grafik. Die Netbooks haben durchweg gute (6:30 Stunden) bis sehr gute (8:00 Stunden) Akkulaufzeiten.

Foto: Acer

Acer Aspire One D255, Verkauf seit 11/2010, ab 299 Euro
10.1-Zoll WSVGA LED TFT (1024x600) Spiegelnd
Intel Atom N550 2x 1.50GHz
1024MB, 250GB
Intel GMA3150 (IGP) max.64MB shared memory
Windows 7 Starter
Li-Ionen-Akku (6 Zellen, 4400mAh, 8h Laufzeit), 1.25kg

Der 10-Zoller hat im Test durch sein geringes Gewicht, sein platzsparendes, leichtes Netzteil und seine geringe Abwärme überzeugt. Leider ist das spiegelnde Display unter Sonnenlicht keine Freude, zu den Reflexionen gesellt sich eine geringe Helligkeit. Die schwammige Tastatur kommt nicht an die des folgend genannten Samsung NF310 heran.


Foto: Asus

Asus Eee PC 1015PEM, Verkauf seit 10/2010, ab 349 Euro
10.1-Zoll WSVGA LED TFT (1024x600) Entspiegelt
Intel Atom N550 2x 1.50GHz
Intel GMA3150 (IGP) max.64MB shared memory
1024MB, 250GB, Bluetooth
Windows 7 Starter
Li-Ionen-Akku (4400mAh), 1.25kg

Der Eee PC 1015PEM ist ein komplett fingerabdruckfreies Netbook, denn außer einem schmalen Bereich über den Tasten gibt es keine hochglänzenden Flächen. Mit dem gut beleuchteten, matten und kontrastreichen Displaypanel sind Einsätze in der Sonne kein Problem. Im Einklang mit dem großen Touchpad und dem guten Schreib-Feedback der Tasten macht das Kühlsystem so gut wie keinen Lärm. Der 1015PEM ist der ideale Begleiter für den nächsten Sommer, denn die Laufzeit beim Surfen liegt bei knapp sieben Stunden. Negativ-Punkte liegen allenfalls beim schlechten Lautsprecherklang und dem nicht vorhandenen HDMI-Ausgang.

Foto: Samsung

Samsung NF310-A01DE, Verkauf seit 11/2010, ab 395 Euro
10.1-Zoll WXGA LED TFT (1366x768) Entspiegelt
Intel Atom N550 2x 1.50GHz
Intel Graphics Media Accelerator 3150 shared memory
1024MB, 250GB
Bluetooth 3.0, Windows 7 Starter (32-bit)
Li-Ionen-Akku (6 Zellen, 6600mAh, 9h Laufzeit), 1.30kg

Samsungs Mini fällt nicht nur durch sein schwungvolles Äußeres auf, sondern auch durch sein überaus helles und entspiegeltes Display. Das NF310 dürfte vor allem interessant sein, wenn nach einer HD-Ready-Auflösung gesucht wird. Es ist der einzige 10.1-Zoller mit 1.366 x 768 Bildpunkten. Das Gerät ist zudem leise und kühl und kann mit seinen übersichtlichen Tasten auch ernsthafte Schreiber überzeugen. Im Gegensatz zu den anderen Netbooks in dieser Runde (außer Asus Lamborghini VX6) hat das NF310 brauchbare Lautsprecher. Die Kritikpunkte halten sich in engen Grenzen und sind mit einem kleinen Kontrast und einem schlechten Zugang zur Festplatte (Aufrüsten) zu vernachlässigen.

Foto: HP

HP Mini 5103, Verkauf seit 10/2010, ab 510 Euro
10.1-Zoll WSVGA LED TFT (1024x600) Entspiegelt Multi-Touch
Intel Atom N550 2x 1.50GHz
Intel Graphics Media Accelerator 3150
2048MB, 250GB
Bluetooth, UMTS (Aufpreis), Windows 7 Starter
Li-Ionen-Akku (6 Zellen), 1.20kg

Der HP Mini 5103 ist als Business-Netbooks nicht gerade billig, er besitzt aber einige einzigartige Qualitäten. Mit dem integrierten UMTS-Modul geht es per SimCard ins Internet, der Multi-Touch Touchscreen bringt ein bisschen Tablet-Feeling und mit dem robusten und unempfindlichen Gehäuse kann auf eine Tasche verzichtet werden. Die Festplatte ist ungewöhnlich schnell und sorgt für einen kleinen Extra-Boost der Systemleistung. Nachteilig sind die stetige Lüfter-Aktivität und das glatte Touchpad. HP gewährt zudem nur eine Garantie von 12 Monaten.

Dieser Artikel basiert auf einem beitrag der CW-Schwesterpublikation PC-Welt.