HR-Report 2019

Digitalisierung ist kein Jobkiller

20.02.2019 von Hans Königes
Der digitale Wandel wirkt sich über alle Fachbereiche positiv auf die Beschäftigung aus. Das ist ein Ergebnis des aktuellen HR-Reports des Personaldienstleisters Hays. Oben auf der Agenda stehen aber auch Fortbildung, Work-Life-Balance und Kreativität.

Die Befragten des diesjährigen HR-Reports rechnen mit mehr Chancen als Risiken (60 Punkte auf einer Skala von 0 bis 100), wenn es um Fragen der digitalen Transformation ihres Arbeitgebers geht. Vor allem in der IT wird der Studie zufolge die Zahl der Arbeitsplätze wachsen. 54 Prozent der Teilnehmer erwarten hier positive Beschäftigungseffekte. Auch im Vertrieb mit 50 Prozent sowie mit jeweils 43 Prozent in den Bereichen Marketing als auch Forschung und Entwicklung rechnen die Befragten mit deutlicheren Jobzuwächsen.

Trotz der Digitalisierung gehen Führungskräfte in der IT-Branche von einer deutlichen Zunahme an Arbeitsplätzen aus.
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Neue Berufsbilder entstehen nach Ansicht der Befragten vor allem in der Forschung und Entwicklung, in der IT sowie im Marketing. Für den HR-Report 2019 hat das Institut für Beschäftigung und Employability (IBE) aus Ludwigshafen, dem die Professorin Jutta Rump vorsteht, über 800 Führungskräfte im deutschsprachigen Raum befragt.

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Weiterbildung, Teamwork und Work-Life-Balance

Um die Beschäftigungsfähigkeit von Mitarbeitern in Unternehmen zu sichern, gilt die lebenslange Fortbildung als das wichtigste Instrument (50 Prozent) gegen den Fachkräftemangel, lautet ein weiteres Ergebnis des Reports. Zudem ständen der Ausbau der Work-Life-Balance mit 44 Prozent sowie die Zusammenarbeit in gemischten Teams mit 39 Prozent ganz oben auf der Liste der geeigneten Maßnahmen. "Für die Beschäftigungsfähigkeit wächst die Bedeutung der Work-Life-Balance. Die Befragten sehen hier ihr eigenes Unternehmen stärker in der Verantwortung als sich selbst", kommentiert die Professorin das Ergebnis. "An der Umsetzung der Work-Life-Balance hakt es jedoch noch deutlich."

E-Learning: Wie Mitarbeiter neue Skills im Job erlernen
E-Learning im Job und Talent-Management
Unternehmen müssen im Talent-Management neue Wege gehen und verstärkt in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter investieren. Folgende Tipps zum Thema E-Learning können den Experten von Right Management zufolge helfen, die Weichen in Sachen Skills und Ausbildung neu zu stellen und das Lernen attraktiv zu gestalten.
Tipp 1: Lernen ohne Ausbilder
Um Neues zu lernen, muss nicht immer ein Ausbilder präsent sein. E-Learning erlaubt Experten, Lehrpläne granular zu entwerfen, Kurse oder einzelne Lektionen aufzuzeichnen und alles über eine Online-Plattform abrufbar zu machen. Damit ist E-Learning ein wichtiger Schritt in Richtung selbstbestimmtes Lernen.
Tipp 2: Lernfreude im Team
Online- und selbstbestimmtes Lernen bedeutet nicht notwendig allein lernen. Die gemeinsame Schaffung von Lerninhalten sowie das Kategorisieren und Teilen von Content sind gut geeignet, einen Geist der Zusammenarbeit zu schaffen. Geschieht das unter Zuhilfenahme von Elementen aus Social Media, Smartphone-Apps und Spielen, erleben die Mitarbeiter die Faszination der Echtzeit-Zusammenarbeit.
Tipp 3: Lernen überall und jederzeit
In der modernen Business-Welt erweist sich der allgegenwärtige und zeitunabhängige Zugang auch zu sehr spezialisierten Informationen als großer Segen. Ein Lern- beziehungsweise Talent-Management-System sollte dabei auch stark die Aspekte einer zunehmend mobilen Welt berücksichtigen.
Tipp 4: Produktive Lernportale
Bei Weiterbildungsmaßnahmen ist zu vermeiden, dass sich Mitarbeiter langweilen und länger aus dem produktiven Business abgezogen werden. Das gelingt am besten über geeignete Lernportale, vor allem wenn sie populäre Trends wie zum Beispiel Gamification und Mikro-Learning berücksichtigen. Lernen wird so zur arbeitsbegleitenden Sofortmaßnahme, über die Mitarbeiter kontinuierlich ihre Qualifikation verbessern.
Tipp 5: Talent-Management & Learning
Lernen ein starker Treiber für Qualität und Leistung. Sicht- und messbar wird das aber nur, wenn die Disziplinen E-Learning, Personalwesen und IT ihre Synergien ausschöpfen. Tools, die E-Learning und Talent-Management-Programme zusammenführen, sind dafür eine gute Basis.
Tipp 6: Lernbereitschaft fördern
Um Lernakzeptanz bei den Mitarbeitern zu erzielen, empfiehlt sich für Unternehmen ein Mix aus traditionellem Lernen und digitalen, selbstbestimmten Lernprogrammen. Letztere wiederum sollten die gesamte Palette von einfachem E-Learning über Mischprogramme bis hin zu virtuellen 3D-Elementen abdecken.

Fachwissen alleine genügt nicht

Für die Gestaltung des digitalen Wandel sind der Erhebung zufolge eher Generalisten (61 Prozent) als Themenexperten gefragt. Zudem setzten 57 Prozent der Unternehmen häufiger auf erfahrene Experten als auf Absolventen, für die sich 43 Prozent aussprechen. Überdies haben kreative Köpfe mit einer Nennung von 56 Prozent die Nase gegenüber umsetzungs- beziehungsweise prozessorientierten Mitarbeitern mit 44 Prozent Stimmenanteil vorn. "Vor allem auf Fachwissen zu setzen, genügt künftig nicht mehr. Stattdessen werden mentale Kompetenzen, wie der aktive Umgang mit Veränderungen, zu den zentralen Fähigkeiten", sagt Klaus Breitschopf, CEO der Hays AG. Interessant ist ein weiteres Ergebnis: Den direkten Vorgesetzten sieht man am liebsten als Coach, dann als Personalentwickler und schließlich als strategischen Partner der Geschäftsleitung. Dazu passt ganz gut die Frage nach der Unternehmenskultur: Hier erwarten die Befragten vom Management in erster Linie

• einen offenen Umgang mit kritischen Fragen,

• einen aktiven Umgang mit Veränderungen und

• eine stärkere Beteiligung der Mitarbeiter.

Der jährlich erscheinende HR-Report analysiert HR-Fragestellungen in Unternehmen. Er basiert auf einer Online-Befragung, an der für den aktuellen Report 868 Mitarbeiter aus Organisationen im deutschsprachigen Raum teilnahmen. Befragt wurden Geschäftsführer (17 Prozent), HR-Führungskräfte (22 Prozent), Fachbereichsleiter (40 Prozent) sowie Mitarbeiter ohne Personalverantwortung (21 Prozent). Das diesjährige Schwerpunktthema lautet: Beschäftigungseffekte der Digitalisierung.

Detaillierte Ergebnisse sind hier abrufbar.