Spaß an IT

Digital Worker haben Lust auf Veränderung

18.09.2014 von Jan-Bernd Meyer
Acht von zehn Arbeitnehmern glauben, dass sich ihr Arbeitsplatz aufgrund von Technologien und Prozessen verändern wird. Angst haben die wenigsten.

Interessant daran ist, dass es die erwarteten Technikneuerungen zum großen Teil noch gar nicht gibt. Der Druckerhersteller Ricoh hatte bei den Marktforschern von Coleman Parkes Research eine Studie namens "The Tech Evolved Workplace" in Auftrag gegeben. Die Befragten sollten abschätzen, welche Innovationen bis 2036 an ihren Arbeitsplätzen zu erwarten seien. Konsens gab es dabei zunächst in der zentralen Einsicht, dass die kommenden Werkzeuge und Verfahrensweisen die Arbeitsplätze massiv verändern werden.

Im Juni 2014 wurden 2200 Beschäftigte aus verschiedenen Führungsebenen befragt - von der Geschäftsleitung bis hinunter zum Assistenten. Die Umfrage richtete sich an Unternehmen aus acht vertikalen Branchen und 14 Ländern, darunter auch Deutschland.

Acht von zehn Arbeitnehmern glauben, dass sich ihr Arbeitsplatz aufgrund von Technologien und Prozessen verändern wird.
Foto: vege, Fotolia.com

Keine Berührungsängste

In den Belegschaften gebe es offensichtlich eine bemerkenswert "große Bereitschaft, relativ kurzfristig neue Technologien zu verwenden", schreiben die Autoren der Studie. Man verspreche sich davon, die Art und Weise wie Mitarbeiter untereinander und mit externen Ansprechpartnern interagieren, weiter zu verbessern.

Die Beschäftigten aus Bereichen wie dem Finanzdienstleistungssektor, dem Gesundheits- und Bildungswesen, dem Einzelhandel, der produzierenden Industrie und dem öffentlichen Sektor zeigen zudem erstaunlichen Weitblick hinsichtlich der Innovationen, die in den nächsten zehn bis 22 Jahren zu erwarten seien.

Keine Überraschung ist wohl, dass 69 Prozent der Befragten eine starke Zunahme berührungsgesteuerter interaktiver Geräte vorhersagen. Dass aber 60 Prozent meinen, die schon so oft prognostizierte Spracherkennung werde sich auf breiter Front durchsetzen (60 Prozent), und dass 56 Prozent gar an einen Durchbruch für Augmented-Reality-Brillen glauben, war in dieser Deutlichkeit nicht zu erwarten.

Die Phantasien gehen aber noch weiter: 59 Prozent der Studienteilnehmer glauben, dass sie innerhalb der nächsten 20 Jahre virtuelle Assistenten bekommen, die sie stellvertretend in offenbar wenig geliebte Konferenzen entsenden können. In diesem Zusammenhang ruhen auch Hoffnungen auf Hologramm-Technologien. Reif seien dann auch Drohnen. Und in den Ohren steckten kleine Geräte, die via Bluetooth Daten von Gehirn zu Gehirn übertragen könnten. Wer sie ins Ohr stecke, soll dann Audio- und Videodaten direkter übermitten können, als es je zuvor durch elektronische Signale möglich war.

Smarte Kleidungsstücke
Neue Geschäftsfelder
Intel hat nicht nur Prozessoren für Server, PCs und Notebooks, Tablets und Smartphones, sondern bietet auch Technologie für Wearables an. Hier sieht Intel eine wichtige Säule in der eigenen Wachstumsstrategie.
Markt mit Wachstum
Im zunehmend an Fahrt gewinnenden Markt der Wearables und dem Internet der Dinge, wo alle möglichen Geräte miteinander kommunizieren, will Intel eine führende Rolle einnehmen. Bis 2020 gibt es rund 50 Milliarden dieser Geräte
Smartwatch von Intel
Intel kaufte 2014 das Unternehmen Basis, einem Anbieter von Fitness-Smartwatches.
MICA
Wearables beschränken sich nicht auf Smartwatches, auch Mode-Accessoires wie das Armband MICA werden smart.
Smarter Ohrhörer BioSport
Beispielsweise bietet SMS Audio den Ohrhörer BioSport mit integriertem Pulsmesser an.
Intel Edison
Intels CEO Brian Krzanich kündigte auf dem IDF 2014 die Verfügbarkeit des Miniatur-PCs "Edison" an.
Intel Edison
Edison besitzt Wireless-Funktionalität und ist nicht viel größer als eine Briefmarke oder eine SD-Karte.
Smartes Designerkleid Synapse
Edison eignet sich beispielsweise für "smarte" Kleidung oder...
Smart Bike Helm
...Helme, bei denen Edison sicherheitsrelevante Infos an den Radler liefert.
Prototypengürtel
Dieser Prototyp eines "Körpergürtels" misst diverse Vitalwerte beim Träger - mit Unterstützung von Edison.
Smarte Kleidungsstücke
Ob Unterwäsche, Krawatten oder Halskette: Sensoren und Edison passen überall hinein.
3D Robotics Drohne
Das Einsatzgebiet von Edison ist sehr vielfältig. Bei dieser Drohne...
3D Robotics Drohne
...erledigt Edison die Bildaufbereitung und -auswertung.

So weit, so gut - aber ...

Allerdings glaubt nicht einmal ein Drittel der befragten Arbeitnehmer (29 Prozent), dass ihr Unternehmen ein starkes Interesse habe, sich auf neue Arbeitsweisen und die dafür nötigen Technologien einzulassen. Sollten diese Angaben zutreffen, würden Konzerne nicht nur Chancen der Mitarbeitermotivation, sondern wohl auch Optionen auf Produktivitätssteigerungen und Wettbewerbsvorteile ungenutzt lassen. Sie würden zudem vermutlich wertvolle Mitarbeiter an Konkurrenten verlieren und damit den Unternehmenserfolg riskieren, schreiben die Studienautoren.

Ins gleiche Horn bläst die Unternehmensberatung Gartner. Sie veranstaltete eine Diskussionsrunde zum Thema "Die Zukunft des Digitalen Arbeitsplatzes". Ihr Credo: IT-Verantwortliche hätten eine große Chance, ihr Unternehmen voranzubringen, indem sie flexible Arbeitsumgebungen schafften, die den Anforderungen der Business Consumer entgegenkämen. So bezeichnet Gartner Mitarbeiter, die zwischen Geschäfts- und Privatsphäre nicht mehr streng trennen, die also ihren Lebensstil durchgängig pflegen möchten - auch am Arbeitsplatz.

Digitalisierung und die Aufgaben der IT
Digitalisierung und die Aufgaben der IT
Unter dem Titel "Reinventing IT to support digitization" schreibt McKinsey über die Aufgaben der IT. Diese umreißen die Analysten anhand von sieben Punkten.
Punkt 1: Digitalisierung als zentrales Element
Jedes Unternehmen muss analysieren, welche Möglichkeiten die Digitalisierung bietet. Diese Aufgabe kann ein Digital Center of Excellence übernehmen.
Punkt 2: Weiterqualifikation der ITler
Jeder IT-Chef sollte aus seiner Abteilung eine Elite machen. Dazu braucht man nicht zwingend die jungen Talente, die lieber bei Start-Ups arbeiten - aber eine Orientierung an der Denke des Silicon Valley hilft schon.
Punkt 3: Externes Wissen einbinden
Unternehmen werden immer wieder mit externen Kräften zusammenarbeiten. Verträge mit Externen müssen Raum für Flexibilität lassen.
Punkt 4: Agilität entwickeln
Agilität bezieht sich sowohl auf schnelle Markteinführungen als auch auf die internen Abläufe. Agile Methoden gehören ebenso dazu wie automatisiertes Testing und Installation von Anwendungen.
Punkt 5: Innovative IT-Architekturen
Die IT-Architektur muss sowohl auf Mobile IT als auch auf Web-Plattformen ausgerichtet sein. Anwender müssen über alle Kanäle zuverlässig auf Services zugreifen können.
Punkt 6: Cloud Computing
Im Hinblick auf Skalierbarkeit und Flexibilität spricht sich McKinsey für die Cloud aus.
Punkt 7: Daten zu Geld machen
McKinsey nennt das Beispiel einer Bank, die 800 Millionen US-Dollar aus ihren Daten herausgeholt haben will, beispielsweise über Empfehlungsprogramme der Kunden untereinander.

Mit der Internet-Ära hätten Benutzer einen größeren Einfluss auf die IT-Strategien ihrer Unternehmen bekommen, sagt Matthew Cain, Research Vice President bei Gartner. Sie setzten es durch, am Arbeitsplatz mit den gleichen Werkzeugen zu arbeiten, die sie auch als Privatkonsumenten zu Hause nutzen.

Aus dieser nicht mehr ganz neuen These entwickelt Gartner Anforderungen an Unternehmen. Danach werden sich mittelfristig solche Firmen im Wettbewerb behaupten, denen es gelingt, ihrer vom Digitalisierungstrend beeinflussten Belegschaft eine Heimat zu bieten. Dabei gehe es freilich nicht nur darum, die Mitarbeiter zu bespaßen.

Vielmehr müssten die Beschäftigten in die Lage versetzt werden, neue Arbeitsmethoden wie etwa Crowdsourcing, Jobsharing, Social Networking, Swarming oder Microworks schnell und einfach für sich und das eigene Unternehmen zu nutzen. Für den Erfolg wichtig sei auch, dass Experten-Communities innerhalb und außerhalb der Firma entstünden.

Wie wichtig es ist, die Lücke zwischen der privaten und beruflichen IT-Erfahrung zu schließen, zeigt ein ganz aktuelles Beispiel: Die Stadt München überlegt derzeit offenbar, von der Linux- wieder auf die Microsoft-Plattform zu wechseln. Als eines der wichtigsten Probleme hat sich demnach herausgestellt, dass die Nutzer den heimischen und den Firmenarbeitsplatz vergleichen. Und da hinterlässt die privat genutzte IT offensichtlich einen wesentlich homogeneren Eindruck als die berufliche.

Roland Berger: "Wer teilt, gewinnt - zehn Thesen, wie Digitalisierung und Social Media unsere Unternehmen verändern"
10 Thesen
In der Analyse: "Wer teilt, gewinnt - zehn Thesen, wie Digitalisierung und Social Media unsere Unternehmen verändern" schreiben die Consultants von Roland Berger über den Status von Social Media heute.
1. Social Media sind kein Hype, sondern sozioökonomische Realität
Social Media zeigt Kennzeichen einer reifenden Industrie, so Roland Berger. Diese Kennzeichen sind: Ausdifferenzierung (eine Visualisierung des aktuellen Spektrums an Web-2.0-Plattformen listet rund 30 verschiedene Anwendungsbereiche auf), Substituierung (immer mehr Produkte und Services aus der analogen Welt finden eine Entsprechung im Social Web), das Auftauchen neuer Player (inzwischen werden Videos auf Dutzenden von Plattformen geteilt und selbst ein Subsegment wie Live-Streaming unterteilt sich in zahlreiche Spezialangebote, etwa für Game-Watching oder Life-Sharing) und Best Practices (Erfolgsfaktoren in der unternehmensinternen wie -externen Nutzung von Social Media treten zutage, und zwar entlang der gesamten Wertschöpfungskette).
2. Social Media ist ein Machtfaktor - und Nichtstun ist keine Option
"Definiert man Macht als die Fähigkeit, soziale Beziehungen zu kontrollieren, dann nimmt die Macht der Konsumenten im Web 2.0 tendenziell tatsächlich zu", schreiben die Consultants.
3. Social Media ist eine Schlüsselqualifikation
Vor allem im Hinblick auf Kundenorientierung und Wissensmanagement können sich Unternehmen verbessern. Social Media stellt neue Interaktionsmöglichkeiten mit den Kunden her. In punkto Wissensmanagement beschreibt Roland Berger den Nutzen, den Firmen durch die Kombination aus Partizipation und Vernetzung erzielen können. "Durch interdisziplinäre und crossfunktionale Zusammenarbeit in Verbindung mit neuen Customer Insights verbessert sich insbesondere das Innovationsmanagement", so die Analysten.
4. Social Media ermöglicht neue Formen der Kundeninteraktion
Zwei Punkte sind für eine CRM-Strategie (Customer Relationship Management) entscheidend: Der Grad des Kundenengagements und die Lebenszyklen von Kundenbeziehungen.
5. Social Media beeinflussen das Kaufverhalten – direkt und vor allem indirekt.
Markenwahrnehmung und Kaufentscheidungen lassen sich über Social Media und eine entsprechende Consumer Influence Metrics beeinflussen. Das zeigen empirische Studien.
6. Social Media verändern die Markenführung grundlegend
Eine wesentliche Veränderung beim Social-Media-Marketing sieht Roland Berger darin, dass die Markenmanager das Geschehen nicht mehr komplett allein bestimmen. Wie eine Marke wahrgenommen und eine sogenannte Brand Story weiterentwickelt wird, darüber entscheiden die Nutzer heute mit.
7. Social Media revolutionieren die Zusammenarbeit im Unternehmen
Ein großes Wertschöpfungspotenzial von Social Media liegt im innerbetrieblichen Einsatz: unternehmensweite Kollaboration, crossfunktionaler Wissensaustausch, interdisziplinäres Innovationsmanagement, präadaptive Agilitätssteigerung und aktivierendes Veränderungsmanagement.
8. Social Media ist kein Selbstläufer
Wer von Social Media profitieren will, muss die technologischen und organisatorischen Voraussetzungen schaffen. Das beinhaltet eine solide, skalierbare und universelle technische Plattform sowie materielle Anreizsysteme. Außerdem Ziele, Spielregeln und Vorbilder für eine offene und vertrauensvolle Zusammenarbeit.
9. Social Media folgt eigenen Gesetzen
Weil Social Media dynamische, egalitäre und interaktive Organismen darstellen, gestaltet sich die Erfolgskontrolle schwierig. Roland Berger rät, vier Dimensionen zu untersuchen: Die Motive der Akteure sowie den intellektuellen, sozialen und kulturellen Wert, der generiert wird.
10. Social Media ist ein umfassendes Organisationsprinzip
Roland Berger versteht Social Media als eine Kultur des Teilens und Tauschens. Entscheider, die das umsetzen können, profitieren im Hinblick auf mehr Vielfalt, Dynamik, Führung und Identität in ihrem Unternehmen.