Backup & Datenschutz

Diese Gratis-Tools retten im Notfall Ihre Daten

15.10.2017 von Peter Stelzel-Morawietz
Festplattenfehler und Datenverluste sind ein Alptraum für jeden PC-Nutzer. Mit diesen Tricks und Tools können Sie Dateien von CDs, DVDs, Festplatten, Speicherkarten und USB-Sticks doch noch retten.

Daten retten kann eine sehr komplexe Angelegenheit sein, zum Teil beißen sich sogar spezialisierte Unternehmen die Zähne daran aus. Die Wiederherstellung kann jedoch auch ganz einfach sein, beispielsweise wenn Sie die Daten unter Windows nur versehentlich gelöscht haben: Dann benötigen Sie keinen Spezialisten, eine einfache Software genügt.

Diese beiden Extreme verdeutlichen den Spagat zwischen "Ja, das mache ich selbst" und "Da müssen Profis ran". Denn klar ist ebenfalls, dass man beim "Retten" von Daten auch das genaue Gegenteil bewirken kann: Das passiert beispielsweise dann, wenn Inhalte gelöscht oder gar ganze Festplattenpartitionen formatiert wurden und das Betriebssystem diese vermeintlich leeren Bereiche auf dem Datenträger neu be- und damit überschreibt.

Bei Datenverlust keine Panik und keine unüberlegten Handlungen

So groß der Schreck auch ist, wenn Daten verloren scheinen oder tatsächlich sind, bewahren Sie Ruhe! Lassen Sie sich nicht zu unüberlegtem Handeln hinreißen und machen Sie im Zweifelsfall außer dem Ausschalten des Rechners zunächst einmal gar nichts. Reagiert der Rechner nicht mehr, drücken Sie mindestens vier Sekunden lang den Netzschalter oder ziehen Sie den Stecker, dann ist der PC aus.

Dass das - und sei es das versehentliche - Überschreiben einer Festplatte verloren gegangene Daten löscht oder teilweise schädigt, wissen Sie bereits. Datenrettungsprofis ziehen deshalb grundsätzlich erst einmal eine Kopie beziehungsweise ein Image des betreffen-den Datenträgers und arbeiten ausschließlich daran. Falls bei der Wiederherstellung etwas schiefgeht, ist zumindest am Original nichts verändert. Die exakte 1:1-Kopie eines Datenträgers erstellen Sie mit einer Software, die auch mit fast zwangsläufig vorhandenen Fehlern umgehen kann: in etwa HDD Raw Copy Tool. Wenn jedoch etwa der Schreib-/Lesekopf einer herkömmlichen Magnetfestplatte oder der Controller einer SSD defekt sind, hilft die Software ohnehin nicht mehr. Ja, auch hier kann der weitere Betrieb den Schaden sogar vergrößern!

Mit einem solchen USB-SATA-Adapter lässt sich eine interne Festplatte nach dem Ausbau schnell und einfach per USB an jeden Computer anschließen.

In vielen Fällen ist die Kopie ohnehin nicht erforderlich. Um das Beschreiben des Mediums zu unterbinden, genügt es, wenn die Festplatte ausgebaut wird und Sie diese dann, ohne von ihr zu booten, an einen funktionstüchtigen Rechner anschließen - entweder intern per SATA oder extern eingebaut in ein Gehäuse beziehungsweise über einen USB-SATA-Adapter verbunden. Solche Verbindungskabel kosten zwischen 10 und 20 Euro.

Um das Beschreiben mit Daten zu verhindern, ist es wichtig, nicht mehr von der beschädigten oder von Datenverlust betroffenen Festplatte zu booten. Dies erreichen Sie auch, wenn Sie Ihren Rechner von einer geeigneten Rettungs-DVD starten, wie etwa dem PC-WELT-Notfallsystem . In diesem Fall müssen Sie unbedingt (!) durch richtiges Einstellen der Bootreihenfolge im Bios beziehungsweise durch Drücken der entsprechenden Taste beim Hochfahren sicherstellen, dass der Rechner auch wirklich vom optischen Medium startet - und nicht von der Festplatte. Insbesondere wenn Sie wie beim PC-WELT-Notfallsystem Linux nur mit Leserechten einsetzen, bleiben die Daten auf dem Datenträger unangetastet.

Datenrettung: Diese Labordienste helfen im Notfall weiter

Labor/Unternehmen

Hotline

E-Mail

Diagnosekosten (HDD)

Attingo Data Rescue

0 40/54 88 75 60

info@attingo.de

kostenlos

Bits Recovery

08 00/3 63 84 48

info@bits-recovery.de

kostenlos

CBL Datenrettung

08 00/5 50 09 99

cblinfo@cbltech.de

kostenlos

Convar

08 00/0 26 68 27

support@convar.de

250 Euro

Data Recovery

08 00/44 33 33 41

info@data-recovery.de

kostenlos

HDDLab Datenrettung

08 00/4 33 52 22

info@hddlab.de

kostenlos

Kroll Ontrack

08 00/10 12 13 14

info@krollontrack.de

107,10 Euro

Kuert Datenrettung

02 34/96 29 03 90

info@datenambulanz.de

kostenlos

Maintec Datenrettung

0 60 21/45 60 40

info@maintec.org

107,10 Euro

Saturn (Festpreis: 599 Euro)

nur in den Saturn-Märkten

entfällt

entfällt

Stellar Data Recovery

0 30/6 92 00 83 00

standortspezifisch

kostenlos

Was tun bei plötzlichem Daten-verlust oder Hardware-Defekten?

Bevor Sie sich bei einem Datenverlust konkret an die Wiederherstellung machen, versuchen Sie, den Fehler einzugrenzen und die Ursache auszumachen. Bei versehentlichem Löschen von Daten oder Formatieren eines Festplattenbereichs sind die Dateiinhalte nicht wirklich weg. Sie sind nur für das Betriebssystem nicht mehr sichtbar. In diesen Fällen helfen Wiederherstellungsprogramme wie der Abelssoft Undeleter . Schließen Sie den Datenträger auf jeden Fall an einen anderen PC an, auf dem Sie auch das Rettungs-Tool installieren und starten.

Versteckte Partitionen lassen sich mit jedem beliebigen Partitionierungsprogramm oder dem in Windows integrierten Befehlszeilen-Tool Diskpart (im Bild) einfach wieder aktivieren und anzeigen.

Fehlt unter Windows plötzlich ein ganzes Laufwerk, ist es vermutlich nur "versteckt". Wieder sichtbar macht es ein Partitionierungs-Tool wie Easeus Partition Master , ebenso das in Windows integrierte Befehlszeilenprogramm Diskpart. Der wichtige Parameter zum Anzeigen einer verborgenen Partition lautet: set id=1 . Mehr zu Diskpart inklusive der wichtigsten Befehle erläutert Microsoft im Internet.

Die wichtigsten Medien für große Datenmengen sind nach wie vor herkömmliche, magnetische Festplatten. Wir nennen sie der Einfachheit halber im Folgenden schlicht Festplatten oder HDDs (für Hard Disk Drives) und grenzen sie damit von den SSDs (Solid State Disks) ohne bewegliche Teile ab.

Apropos bewegliche Teile: Jede Festplatte erzeugt Geräusche, insbesondere beim Anlaufen und beim Schreib-/Lesezugriff. Stimmt jedoch mechanisch etwas nicht, setzen beispielsweise die Köpfe auf die Magnetscheiben auf (Headcrash), ändert sich das Geräusch dramatisch. Wenn Sie ein Klackern oder Schleifen hören, ist ein mechanischer Defekt sehr wahrscheinlich. In einem solchen Fall schalten Sie den Computer sofort aus, lassen ihn ausgeschaltet und versuchen keinesfalls eigenständig die Wiederherstellung der Daten. Die Gefahr, dass Sie den Schaden über aufsetzende Köpfe noch vergrößern, ist zu groß. Bauen Sie die Festplatte stattdessen aus und schicken Sie sie an einen Datenrettungsdienst, sofern Sie kein Backup haben und die Daten wichtig sind. Viele Datenretter bieten eine kostenlose Diagnose an, um Aufwand und Kosten im konkreten Fall abzuschätzen. Bezahlen müssen Sie nur, wenn Sie sich tatsächlich zum Wiederherstellen entschließen (siehe Tabelle).

In einem solchen Fall hilft keine Software, die Hardware muss vielmehr in einem spezialisierten Labor auseinandergenommen werden.

Der Laborservice kostet je nach Schwierigkeit allerdings schnell mehr als 1000 Euro, Saturn und Mediamarkt bieten die Wiederherstellung inklusive neuer Festplatte zum Festpreis von 599 Euro an. Auch hier werden erfolglose Datenrettungsversuche nicht in Rechnung gestellt, technischer Partner ist Kroll Ontrack.

Helfen können die Rettungslabore auch, wenn anstatt eines mechanischen Defekts die Elektronik des Datenträgers kaputt ist, wenn sich also plötzlich "gar nichts mehr tut". Die Firmen verfügen über riesige Ersatzteillager, sodass sie auch bei älteren Festplattenmodellen auf baugleiche intakte Teile zurückgreifen und dadurch die Daten wiederherstellen können.

Festplatten, SSDs, USB-Sticks, Flash-Speicher, Handys & DVDs

Daten können natürlich nicht nur auf Festplatten, sondern auch auf allen anderen Speichermedien verloren gehen, das heißt auf Solid State Disks (SSDs), USB-Sticks, Flash-Speicher, Mobilgeräten, CDs und DVDs. Treten beim Auslesen von optischen Medien Fehler auf, so hilft unter Umständen schon das Säubern mit einem Tuch oder das Beseitigen von Kratzern mit einem Polierset. Nützlich sind außerdem die Tools Isobuster und Unstoppable Copier. Von Bedeutung ist jedoch auch das Laufwerk: Probieren Sie das Auslesen einer beschädigten CD oder DVD deshalb auch bei Freunden oder Bekannten.

SSDs verhalten sich hinsichtlich der Datenrettung ganz anders als magnetische Datenträger, weil Windows seit der Version 7 über den TRIM-Befehl (TRends & Indices for Monitoring data) dem Speichermedium beim Löschen ausdrücklich signalisiert, dass der Platz wirklich gelöscht werden kann. Die Daten sind dann nicht nur nicht mehr sichtbar, sondern tatsächlich weg. Schalten Sie deshalb über den Befehl

fsutil behavior set disabledeletenotify 1

in der Windows-Ausführenzeile das Trimmen sofort ab, wenn Daten gelöscht wurden.

Ist die Hardware einer SSD defekt, bleibt ohnehin lediglich der - zumeist deutlich schwierigere - Versuch, die Daten im Labor zu retten. Ansonsten können Sie das Wiederherstellen wie bei Festplatten mit einem der Tools von der Heft-DVD versuchen. Testdisk & Photorec hilft auch beim Retten von USB-Sticks und anderen Flash-Speichern wie SD-Karten et cetera. Mehr zur Datenrettung unter Linux lesen Sie in unserem Ratgeber: Festplatte defekt - Datenrettung wie die Profis.

Paragon Backup & Recovery 14 ist ein leistungsfähiges Backup-Programm, das sowohl Ordner als auch ganze Partitionen und Festplatten sichert.

Smartphones und Tablet-PCs stellen insofern eine weitere und ebenfalls schwierige Kategorie dar, weil die Mobilgeräte in aller Regel nur über das Media Transfer Protocol (MTP) am PC sichtbar sind. Nicht jedoch als USB-Massenspeicher, wie es für die Rettungs-Tools für Windows-PCs erforderlich wäre. Liegen die (gelöschten) Daten auf einer Micro-SD-Karte, kann man diese natürlich über einen Kartenleser als Laufwerk am Rechner sichtbar machen. Einfacher ist die Wiederherstellung gelöschter Dateien vom internen Speicher bei gerooteten Android-Geräten, hier leisten Apps wie Diskdigger undelete und Undelete for root users gute Dienste.

Vorsorge: Daten-Backup, SMART-Überwachung und mehr

Zum Schluss noch ein paar Fakten: Systematische Untersuchungen von Festplatten zeigen, dass innerhalb von drei Jahren bis zu einem Viertel der Datenträger kaputtgeht. Während Sie nahezu jedes PC-Bauteil bei einem Defekt einfach und preisgünstig austauschen können, kommt es beim Datenträger ja nicht auf die Hardware an, sondern auf die darauf befindlichen Daten. Unser Rat lautet daher: Sorgen Sie vor und sichern Sie regelmäßig wichtige Daten, zum Beispiel mit Paragon Backup & Recovery 14 oder Toucan. Bei Mobilgeräten (Android, iOS und Windows Phone) empfiehlt sich ein Backup in der Cloud, dann haben Sie auch bei einem Hardware-Verlust oder -Defekt weiter Zugriff auf Ihre Daten.

Hilfreich sind auch Acronis Drive Monitor und Crystaldiskinfo zum Auslesen der SMART-Festplattenwerte (Self-Monitoring, Analysis and Reporting Technology). Die Tools schlagen Alarm, wenn die Selbstüberwachung kritische Werte feststellt und warnen so vor bevorstehenden Defekten. Für SSDs heißt das Pendant SSDlife.

Schließlich kommt es auf den "richtigen" Datenträger an, insbesondere in einer Netzwerkfestplatte oder in Rechnern, die ständig laufen. Wählen Sie ein Modell, das sich für den 24-Stunden-Dauerbetrieb eignet. Es kostet ein paar Euro mehr, erspart Ihnen jedoch unter Umständen jede Menge Ärger. Denn stets gilt: Datenrettung ist teuer, zudem gibt es keinerlei Garantie für den Erfolg.

Daten retten mit Abelssoft Undeleter

Das Programm Abelssoft Undeleter stellt gelöschte und verlorene Daten wieder her. Installieren Sie das Tool unbedingt auf einem einwandfrei funktionierenden PC, an den Sie den Datenträger mit den wiederherzustellenden Daten anschließen. Im Falle einer internen Festplatte hilft ein USB-HDD-Adapter zu einem Preis zwischen 10 und 20 Euro. Beim ersten Start tragen Sie Ihren Namen und Ihre Mailadresse in die entsprechenden Felder ein, fahren mit „Freischaltung kostenfrei anfordern“ fort und klicken auf den Aktivierungs-Link in der eingehenden Nachricht des Herstellers. Damit ist die Vollversion freigeschaltet und die Software startklar.

Abelssoft Undeleter ist äußerst einfach zu bedienen: Laufwerk auswählen und los geht’s. In besonders schwierigen Fällen hilft die „Deep Scan“-Analyse weiter.

Wählen Sie auf der Programmoberfläche oben die Partition oder Festplatte aus (auch mehrere sind möglich), von der Sie Daten retten wollen. Darunter können Sie einen Dateifilter einstellen, entweder einen der voreingestellten oder die Option „Manuell“, wenn Sie die Dateitypen selbst festlegen möchten. Die Analyse des Datenträgers lassen Sie zunächst auf „Smart Scan“ stehen und drücken die Schaltfläche „Start“. Je nach Struktur, Art und Größe der Festplatte dauert die Diagnose einige Zeit. Nach Abschluss der Analyse markieren Sie die wiederherzustellenden Daten – am schnellsten, indem Sie die Strg-oder Umschalttaste gedrückt halten, während Sie mit der Maus durch die Liste scrollen. Nun klicken Sie auf „Zielpfad auswählen“, stellen dort einen anderen (!) Datenträger ein und bestätigen mit „OK“. Nach der Wiederherstellung können Sie wieder auf die Daten zugreifen.

Zeigt Windows und damit auch der Undeleter das Laufwerk mit den wiederherzustellenden Daten gar nicht an, machen Sie es zunächst mit dem Tool Partition Find and Mount wieder sichtbar. Findet der voreingestellte „Smart Scan“ die gesuchten Daten nicht, wiederholen Sie die Analyse mit dem „Deep Scan“. Diese Methode nimmt unter Umständen jedoch mehrere Stunden in Anspruch.

Download-Galerie - Die besten Datenrettungs-Tools

In unserem Download-Spezial präsentieren wir Ihnen zahlreiche Tools zur Datenrettung, die nur darauf warten eingesetzt zu werden.

Ein Wort der Warnung: Der Einsatz von Software zur Datenrettung kann dazu führen, dass Sie einen Komplettverlust Ihrer Daten erleiden. Viele Tools greifen direkt auf defekte Sektoren im Speichermedium zu und arbeiten darauf. Dies kann bei beschädigten Festplatten und Speichersticks zu irreparablen Schäden führen. In den meisten Fällen läuft die Datenrettung jedoch ohne Probleme ab und liefert gute Ergebnisse.

(PC-Welt)