Daten visualisieren und auswerten

Diese Entwicklungen prägen die BI-Zukunft

10.04.2013 von Frank Niemann
Die Weiterentwicklung von BI wird nicht nur durch technische Neuerungen bestimmt, sondern vor allem durch die Art, wie Unternehmen Daten nutzen wollen.
Unternehmen steuern einen immer größeren Teil ihrer Geschäftsprozesse durch IT-Lösungen.
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Obwohl Business Intelligence (BI) alles andere als ein neues Thema ist, zählt es noch immer zu den wichtigsten für viele Unternehmen. Die Zukunft prägen nicht nur technische Neuerungen, sondern vor allem die Art, wie und wofür Firmen künftig BI nutzen. Unternehmen steuern einen immer größeren Teil ihrer Geschäftsprozesse durch IT-Lösungen. Damit steigt automatisch auch der Bedarf an Funktionen, mit denen sich Daten aus diesen Systemen visualisieren und auswerten lassen.

Längst ist es nicht mehr nur die Finanzabteilung, die Berichte und Analysen nutzt. Vielmehr fordern Fachbereiche entsprechende Lösungen, um Einblick in ihre Geschäftsprozesse - etwa Vertrieb, Einkauf, Logistik und Produktion - zu erhalten. Abteilungen wollen fundierte Entscheidungen treffen, den Geschäftsverlauf planen und dabei Risiken abschätzen können.

Bewegung in den BI-Markt selbst kam durch neue, leicht zu bedienende Systeme von Spezialisten. Diese Analysewerkzeuge haben das Interesse vieler Fachanwender geweckt und darüber hinaus die großen BI-Hersteller veranlasst, ihre eigenen Produkte weiterzuentwickeln.

Breites Aufgabenspektrum

Business Intelligence steht dabei als Oberbegriff für eine Reihe von Funktionsbereichen: darunter Reporting, Datenanalyse, Prognosen, Planung und Konsolidierung. Ferner zählen dazu Lösungen für die Einhaltung von gesetzlichen Vorschriften und Auflagen (Compliance). Während Reporting noch den größten Teil des Marktes ausmacht, legen die, gemessen am Gesamtmarkt, noch kleineren Bereiche derzeit stark zu.

Ein weiterer Trend sind BI-Anwendungen. Hierbei werden BI-Funktionen für einen - meist auf eine Branche zugeschnittenen - Aufgabenbereich vorkonfiguriert. Reporting, Planungsverfahren sowie Prognosesysteme werden hierbei kombiniert. Beispiele sind etwa Lösungen für die Vorhersage von Service- und Wartungsfällen, Betrugserkennung im Bereich der sozialen Sicherungssysteme und das Risiko-Management im Bankensektor.

Natürlich fangen Unternehmen nicht jetzt erst an, sich über Business Intelligence Gedanken zu machen. Vielerorts existieren bereits Werkzeuge für die Auswertung von Daten, jedoch ist festzustellen, dass Anwender - völlig zu Recht - hohe Ansprüche an BI stellen, was die leichte Bedienbarkeit und Anpassbarkeit anbetrifft. Aus diesem Grund investieren Firmen in neue Lösungen oder bauen bestehende Installationen aus beziehungsweise um.

Darunter findet sich eine steigende Anzahl von Firmen, die beginnen, unterschiedliche BI-Lösungen zu konsolidieren. Mitunter betrifft dies auch Konzerne oder Firmengruppen, die ihren Wildwuchs an BI-Systemen durch eine international einheitliche Umgebung ersetzen wollen.

Schrittweise Erneuerung

Der Trend setzt sich fort, dass Anwender selbst in der Lage sein wollen, mit Hilfe des BI-Systems Fragen zu beantworten, ohne erst die interne IT beauftragen zu müssen.
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In den nächsten Jahren wird es eine ganze Reihe von Ersatz- sowie Zusatzinvestitionen im BI-Segment geben. Dabei werden nicht immer die kompletten Architekturen in Frage gestellt, jedoch werden sich Firmen künftig nach Alternativen für spezifische Bereiche umsehen, etwa zur Visualisierung von Daten, zur Unterstützung mobiler Endgeräte oder zur Social-Media-Analyse. Breiten Raum wird hier ferner der Bereich Leistungsverbesserung einnehmen, der weiter unten zur Sprache kommt.

Einfache Bedienung, schnelle Verfügbarkeit von Ergebnissen sowie die Möglichkeit, die Produktivität der Mitarbeiter zu steigern, zählen zu den wichtigsten Erwartungen der Firmen an Lösungen für Business Intelligence. Das mag selbstverständlich klingen, doch wie PAC-Studien ergeben haben, sehen bei Weitem nicht alle Unternehmen diese Anforderungen durch die von ihnen genutzten Systeme als erfüllt an. Aus diesem Grund zählt der Bedarf an Funktionen, die für eine höhere Produktivität sowohl von Entscheidungsträgern als auch Sachbearbeitern sorgen, zu den wichtigsten Treibern im Markt.

In diesem Zusammenhang setzt sich der Trend fort, dass Anwender selbst in der Lage sein wollen, mit Hilfe des BI-Systems Fragen zu beantworten, ohne erst die interne IT beauftragen zu müssen. Das ist nicht auf die Gestaltung von Berichten beschränkt, sondern umfasst auch die Integration von Datenquellen. Der IT fällt dabei die Aufgabe zu, die Infrastruktur bereitzustellen, die diese Selbständigkeit der Fachbereiche ermöglicht.

BI-Systeme werden künftig wesentlich öfter abteilungs- beziehungsweise bereichsübergreifend genutzt, was entsprechende Formen der Zusammenarbeit unterschiedlicher Anwendergruppen voraussetzt (Collaboration). Experten aus verschiedenen Fachrichtungen müssen sowohl an der Gestaltung von Analysen als auch an der Auswertung beteiligt werden.

In puncto Produktivitätssteigerung wird auch die mobile Verfügbarkeit von BI eine Rolle spielen. BI-Systeme werden künftig in der Lage sein müssen, unterschiedliche Geräte (Desktops, Notebooks sowie mobile Endgeräte mit unterschiedlichen Formfaktoren) möglichst effizient zu unterstützen.

Die vier Herausforderungen von Big Data
Die vier Herausforderungen von Big Data
Das Thema Big Data befasst sich eigentlich mit vier Herausforderungen:
Die schiere Menge:
Das für Unternehmen relevante Datenvolumen steigt weiter drastisch an. Heute schon werden Datenmengen im Terabyte-Bereich analysiert, in Kürze dürften Petabyte und Exabyte auf der Agenda stehen.
Der Zeitdruck:
Analysen der gewaltigen Datenberge sollten idealerweise in Echtzeit zur Verfügung stehen. Denn die Unternehmen stehen vor der Aufgabe, dass sie zeitnah auf Marktänderungen reagieren müssen.
Die mangelnde Struktur:
Die Analysen müssen immer häufig Datenquellen mit kaum strukturierten Beständen berücksichtigen. Das heißt: die Komplexität der Datenanalysen steigt. Neben den bekannten Datenquellen, etwa den vorhandenen ERP-Systemen, kommen neue hinzu. Dazu zählen Daten aus M-to-M-Applikationen, also beispielsweise Sensordaten, Daten aus On-Board-Systemen, RFID-Daten aus der Logistikkette, aber auch Daten aus Weblogs und Social-Media-Plattformen etc.
Die wachsende Anwenderzahl:
Die potenziellen internen und externen User werden immer mehr. Sie kommen beispielsweise über Self-Service-Portale, die im Web zugänglich sind.

Schnellere Reaktionen

Firmen müssen ständig alle relevanten Einflussfaktoren im Blick haben und darauf reagieren können. Dazu zählen beispielsweise die Marktentwicklung (Preisentwicklung, Konjunktur sowie Konkurrenzsituation) sowie das Kaufverhalten der Kunden. Das war schon immer so. Neu ist jedoch, dass Unternehmen sich gezwungen sehen, in immer kürzerer Zeit adäquat reagieren zu können. Auch hier spielt Business Analytics eine herausragende Rolle. Entscheidungsträger benötigen Auswertungen zeitnah und möglichst detailliert, da sie in der Lage sein müssen, Veränderungen schnell zu erkennen und rasch darauf zu reagieren. Reaktionsfähigkeit bedeutet hier einerseits, sich gegen negative Einflüsse zu wappnen (neue Wettbewerber, Rohstoffpreise etc.), aber andererseits auch, Initiative zu ergreifen, wenn sich eine Geschäftschance bietet (Ansprache einer neuen Kundenzielgruppe oder Expansion in neue Märkte).

Damit das gelingt, sind auch organisatorische Fähigkeiten erforderlich, um anhand der Analyseergebnisse sogleich entsprechende Maßnahmen einzuleiten. Bei aller Faszination für die Technik der Software sollten dies weder Anwender noch BI-Anbieter ausblenden.

Event Processing

Viele IT-Initiativen von Unternehmen zielen darauf ab, zügiger reagieren zu können. Daten müssen sich schnell aus unterschiedlichen Quellen zusammenführen und zur Entscheidungsunterstützung aufbereiten lassen. Auch das kann eigentlich als Grundanforderung an BI angesehen werden. Doch angesichts der Vielschichtigkeit und Häufigkeit der geforderten Auswertungen durch Fachbereiche, verbunden mit dem enormen Zuwachs an zu verarbeitenden Daten sowie Datenquellen, wird eine hohe Reaktionsfähigkeit zur Herausforderung.

Schnelle Reaktionen werden auch durch Systeme für Complex Event Processing (CEP) ermöglicht, die ebenfalls vermehrt in BI-Plattformen Einzug halten. Diese Verfahren unterstützen Unternehmen dabei, auf Ereignisse zu reagieren, die aus der kontinuierlichen Analyse von Daten resultieren. Zu den Datenquellen zählen hier beispielsweise Börsenticker, Ereignisse aus Geschäftsapplikationen, aber zunehmend auch elektronische Sensoren sowie Telekommunikationsnetze.

Integriertes BI

Ein weiterer Trend, der in Zukunft noch mehr an Bedeutung gewinnen wird, ist die Integration von BI in Anwendungssoftware. Schon heute verfügen viele Geschäftsanwendungen über integrierte BI-Funktionen, deren Umfang aber noch zunehmen wird. Zum Teil werden Anbieter von Applikationen die eigenen BI-Module durch Komponenten von BI-Spezialisten ergänzen oder sogar zu deren Gunsten aufgeben.

Integration bezieht sich jedoch nicht nur auf die Benutzerschnittstelle. Vielmehr geht es auch darum, BI-Systeme mit Geschäftsapplikationen so zu verbinden, dass Firmen aus Analyseergebnissen mögliche Prozessanpassungen ableiten und realisieren können. Hierbei wird die Kombination von BI und Business-Process-Management von großer Bedeutung sein.

Leistungsverbesserung

Ein weiteres zentrales Thema im BI-Umfeld ist mit dem Begriff "Big Data" verbunden. Damit ist nicht nur die rasant steigende Anzahl an Daten gemeint, sondern auch die zunehmende Menge an Datenquellen und -formaten, die verarbeitet beziehungsweise analysiert werden müssen. Vermehrt wollen Unternehmen beispielsweise die große Menge an Inhalten aus Social-Media-Netzen wie Facebook auswerten.

Das bedeutet durchaus nicht, dass Investitionen in bestehende BI-Lösungen überflüssig werden. Vielmehr ist abzusehen, dass durch Big Data der Bedarf an zusätzlichen Auswertungs-, Datenbank- sowie Datenintegrationssystemen zunehmen wird.

Da bestehende BI-Lösungen nicht immer gut für die neuen Aufgaben gerüstet sind, besteht ein großer Bedarf an Leistungsverbesserung. Hier kommen neue Datenbanktechniken für die Datenanalyse sowie In-Memory-Computing ins Spiel. Eine Reihe von Herstellern entwickelt dazu spezielle Software, zum Teil kombiniert mit Hardwarebausteinen. Jeder große IT-An-bieter bearbeitet dieses Thema mittlerweile, sei es durch neue Entwicklungen, Übernahmen oder Partnerschaften.

Einerseits dienen die In-Memory-Systeme als Beschleuniger für bestehende Data Warehouses, andererseits können Firmen bestimmte Workloads komplett auf diese schnellen Systeme auslagern.

Doch nicht nur die Software wird sich in den nächsten Jahren weiterentwickeln, sondern auch das Angebot an IT-Dienstleistungen (Beratung, Integration und Betrieb) für BI. Das BI-Umfeld zählt auch im Segment Projektdienstleistungen zu den Wachstumstreibern.

Prozessberatung gefragt

Bei den Dienstleistungen (Beratung, Systemintegration) wird die Bedeutung von rein technischen Services eher abnehmen, während beispielsweise die IT- und Prozessberatung rund um BI wichtiger werden wird. Ursache dafür ist die stärkere Verzahnung von BI mit Geschäftsprozessen. Solche Dienstleistungen werden für die Softwareanbieter immer mehr zum differenzierenden Faktor.

In den Bereich Dienstleistungen fällt auch der Aspekt "BI aus der Cloud". Hierbei gilt es wie immer bei diesem Thema, Private und Public Cloud zu unterscheiden. Unternehmen, die Private Clouds errichten, werden ihre BI-Systeme ebenfalls darauf betreiben. In Zukunft wird es aber auch einen Markt für BI aus der Public Cloud geben - sowohl Angebot als auch Nachfrage sind zumindest auf dem deutschsprachigen Markt noch überschaubar. Einerseits wird es sich dabei um integrierte BI-Funktionen von SaaS-Lösungen handeln - dazu zählen CRM-SaaS-Systeme. Andererseits werden BI-Anbieter ihre heute noch als Software verfügbaren Lösungen als Cloud-Service anbieten - entweder selbst über eigene Cloud-Data-Center oder über die Cloud-Infrastrukturen von Partnern. (hi)