Die Zukunftspläne von Citrix

01.09.2006
Der Spezialist für Server-based-Computing hat durch Übernahmen sein Produktportfolio deutlich verschoben und ist nun auf dem Weg ins Virtuelle.

In den letzten drei Jahren hat Citrix einige Firmenübernahmen getätigt, die zunächst überraschend waren. Inzwischen zeigt sich, dass der Anbieter, dessen Name einst fast ausschließlich mit dem Produkt "Metaframe", heute "Presentation Server", verbunden war, sich neu aufstellt. "In der Metaframe-Zeit zielten unsere Übernahmen auf die Lösung spezifischer Probleme", erklärt der für Firmenaufkäufe zuständige Citrix-Vice-President of Strategic Development, Michael Cristinziano, gegenüber der "Network World", einer Schwesterpublikation der COMPUTERWOCHE. "Heute arbeiten wir an strategischen Übernahmen statt an taktischen."

Der erste strategische Firmenkauf war der von Expertcity im Dezember 2003. Mit deren Produkten begannen im folgenden Jahr Citrix-Online-Services mit den "GoTo"-Angeboten. Hiermit macht Citrix inzwischen 13 Prozent seines Umsatzes, mit weiteren zugekauften Produkten zwölf Prozent. Und die Wachstumsraten sind mehr als doppelt so hoch wie die durchschnittlich zehn bis zwölf Prozent beim Presentation Server. Dessen Umsatzanteil ist seit 2003 von 95 auf 75 Prozent gesunken.

Citrix' Einkaufstour

Expercity, Dezember 2003, 225 Millionen Dollar;

Net 6, November 2004, 50 Millionen Dollar;

Netscaler, Juni 2005, 300 Millionen Dollar;

Teros, November 2005, 27,4 Millionen Dollar;

Reflectent, Mai 2006, 16,7 Millionen Dollar;

Orbital Data, August 2006, 50 Millionen Dollar.

Die Verschiebung im Portfolio schildert Cristinziano so: "Wir haben jetzt drei Produktkategorien, die wir unter dem Begriff Access Infrastructure zusammenfassen. Sie stehen für drei Infrastrukturmärkte: Anwendungsbelieferung, Sicherheit und Netze." Zu den letzten beiden Aspekten zählen diverse zugekaufte Produkte:

Gleichzeitig wurde die zugekaufte Technik integriert. Der Access Gateway gehört zum Presentation Server, ebenso der Performance-Monitor "Edgesight", der durch die Übernahme von Reflectent zu Citrix kam und inzwischen auch in Netscaler Einzug gehalten hat. In dieser Plattform ist auch Teros aufgegangen, und sie wird um den WANScaler erweitert.

Damit ist es nicht getan; um den Presentation-Server herum wird auf der Client-Seite das Portfolio ausgebaut, wie Cristinziano ausführt: "Unser nächster Schritt besteht darin, weitere Client-Komponenten hinzuzufügen, beispielsweise sind 'Edgesight for Endpoints', ein Performance-Monitoring-Agent für Devices, oder eine Client-Komponente von WANScaler denkbar." Der Manager fasst zusammen: "Unser Ziel besteht darin, einen selbst installierenden und einfach zu pflegenden Client zu schaffen, der nicht mit anderen Anwendungen kollidiert."

Die Produktplanungen gehen längst darüber hinaus: "Eine der größten internen Debatten bei uns dreht sich um die Virtualisierung von Desktops", verrät Cristinziano. Die Idee besteht darin, die Betriebssysteme und Applikationen der Desktops in virtuellen Maschinen auf physikalischen Servern laufen zu lassen. Über den ICA-Client von Citrix könnte der Anwender dann einen Windows- oder einen Linux-Desktop bekommen. Cristinziano: "Wir entwickeln Prototypen und sprechen mit Virtualisierungsspezialisten von VMware, Xensource und Microsoft. Die Frage, wie man für derlei die Preise ansetzen soll, ist momentan eine heiße Diskussion." Im Umkehrschluss ist daraus zu folgern, dass der Presentation Server eine virtuelle Grundlage bekommen wird. (ls)