Betriebssystem im Wandel

Die Zukunft von Windows

02.08.2010 von Moritz Jäger
Windows wird 25 Jahre alt, der jüngste Spross Windows 7 feiert seinen ersten Geburtstag. Doch wie sieht die Zukunft aus? Welche Features und Trends müssen die nächsten Versionen von Windows mitbringen, um sich gegen die Konkurrenz von Apple, Google und Linux zu behaupten?

Apple, Google oder die Vermarkter diverser Linux-Distributoren hätten es zwar gern anders - doch Microsoft stellt mit Windows noch immer den Platzhirsch unter den Desktop-Betriebssystemen. Das ist auch der aktuellen Version, Windows 7, zu verdanken, die viele Scharten des Vorgängers Windows Vista auswetzen kann. Dennoch arbeiten genügend Konkurrenten daran, dem Redmonder Konzern Markenanteile abzujagen. Google und Apple entwickeln oder besitzen Betriebssysteme für Desktop-Systeme, Note- und Netbooks - im Server-Bereich ist noch immer Linux die große Konkurrenz. Was also muss Microsoft unternehmen, um die eigenen Pfründe zu sichern?

Bei Windows 8 sollen die Applikationen stärker im Vordergrund stehen

Windows 7 und die Entwicklung des neuen Internet Explorer 8 gaben darauf bereits einen Ausblick - der Konzern öffnet sich und lässt die Produkte bereits lange vor dem offiziellen Start von vielen Anwendern testen. Diese Offenheit war bei früheren Betriebssystemen noch undenkbar. Scheinbar färbt die neue Strategie langsam auch auf interne Abläufe ab: Auf der Microsoft-Konferenz MGX Ende Juli schwor der Konzern die Mitarbeiter auf den neuen Kurs ein. Dazu gehört auch ein neues Motto. Statt wie bisher "Your Potential. Our Passion" heißt es nun "Be What's Next".

Einen ersten Blick auf die Features und die Roadmap von Windows 8 ermöglicht eine Präsentation, die Windows-Kenner Paul Thurrott in die Hände fiel. Die darin genannten Funktionen geben einen groben Ausblick auf die künftigen Versionen - so soll Windows künftig noch stärker als Plattform für Applikationen positioniert werden. Dabei helfen soll ein integrierter Marktplatz für Programme, der wahrscheinlich den App Stores auf aktuellen Smartphones ähnelt. Zudem soll das Betriebssystem "maßgeschneiderte Web-Applikationen" unterstützen und direkt ausführen können. Microsoft geht zudem davon aus, dass Nutzer mehrere Geräte einsetzen. Der App-Ansatz soll das widerspiegeln, etwa indem die installierten Programme dem Nutzer folgen und ihm auch auf anderen Geräten zur Verfügung stehen.

Der Wandel beginnt mit Office 2010


Es liegt nahe, dass Microsoft diesen Ansatz auch auf andere Nutzerdaten ausweitet und das Betriebssystem mit anderen Diensten wie Office, Exchange und den passenden Online-Diensten verknüpft. Entsprechende Features finden sich schon in den 2010-Versionen - so kann beispielsweise OneNote 2010 über Windows Live die verschiedenen Notizen zwischen verschiedenen Systemen oder dem kommenden Windows Phone 7 synchronisieren. Wie bei den Anwendungen könnte also ein kommendes Windows-Betriebssystem dem Nutzer folgen - egal an welchem System er sich anmeldet. Das würde allerdings einen deutlich schlankeren Windows-Client voraussetzen, der beispielsweise direkt auf entsprechende Systeme gestreamt werden kann.

Die Grundlagen dafür sind sicher vorhanden, schließlich testet Microsoft seit längerem Dienste wie Live Mesh oder Live Drive. Dazu kommen Virtualisierungslösungen sowie Cloud-basierende Ansätze wie Windows Azure. Bislang hapert es allerdings an der Integration verschiedener Dienste in Windows - es scheint fast so, als ob in dem Redmonder Konzern viele kleinere Abteilungen aneinander vorbeientwickelten, in der Hoffnung, das fertige Produkt werde sich mit anderen irgendwie integrieren.

Einer der größten Vorteile von Windows war stets die Unterstützung von Hardware. Aktuelle Technologien wie USB oder Plug and Play hatten erst Erfolg, als Microsoft sie adaptierte und der breiten Masse zur Verfügung stellte. Windows 8 wird diese Tradition wahrscheinlich fortsetzen. Laut dem Vorabbericht wird das kommende Betriebssystem neue Funktionen wie USB 3.0 oder Bluetooth 3.0 unterstützen. Weiter ausgebaut werden auch die Sensoren, die mit Windows 7 eingeführt wurden. Dabei kann das Betriebssystem auf Hardwaresensoren wie etwa Beschleunigungssensor, Kompass, Temperaturfühler oder GPS zugreifen und sie in Anwendungen integrieren. Besonders interessant ist, dass wohl auch das kommende Kinect der Spielekonsole Xbox 360 in künftige Windows-Versionen integriert wird. Damit soll der Rechner den Nutzer erkennen und sich per Gesten steuern lassen.

Das iPad von Apple zeigt einen weiteren Trend an, den Windows 8 adaptieren will. Größter Vorteil des Tablets ist, dass es innerhalb weniger Sekunden an ist und der Nutzer Zugriff auf Apps, Internet und die Multimedia-Daten hat. Windows 8 soll sich deutlich schneller starten lassen, zudem werden die Features rund um das Power-Management verbessert - etwa um das System schlafen zu schicken, statt es jedes Mal komplett herunterzufahren.

Fazit und Ausblick:

Microsoft scheint inzwischen klar geworden zu sein, dass es sich nicht auf den bisher verdienten Lorbeeren ausruhen kann - zu sehr kämpft die Konkurrenz in allen Bereichen um Marktanteile. Künftige Windows-Generationen müssen daher nicht mehr nur Technikern und Administratoren zusagen, auch gewöhnliche Anwender müssen mit neuen Funktionen überzeugt werden. Mehr Komfort, mehr Integration in Cloud-Dienste und eine übersichtlichere Vertriebsstruktur mit weniger unterschiedlichen Versionen sind der Schlüssel für zukünftigen Erfolg. (hi)