Die Zukunft des Handys ist dreidimensional

12.02.2008
Statische Ansichten von Listen oder Menüs - das war gestern. In Zukunft sollen die Benutzeroberflächen von Handys bunter, beweglicher und vor allem räumlicher werden. Ermöglichen werden das neue Grafik-Chips und einfacher zu konfigurierende Hardware-Abstraktionsschichten.

Schicke Oberflächen, die scheinbar in einem Raum hinter dem Handy-Display rotieren, Musik-Cover, die sich effektvoll zum gerade angespielten Song entfalten oder Galerien, in die stufenlos hineingezoomt werden kann. Dazu flüssige 3D-Animationen in Spielen von einer Qualität, wie man sie von einer PSP kennt. Diese Inhalte sollen Handys in Zukunft darstellen können. Bei den statischen Menüs der meisten heutigen Endgeräte kaum zu glauben. Gleich mehrere Ansätze dazu wurden auf dem Mobile World Congress vorgestellt.

Die Hardware für die neue, bewegliche Handywelt könnte demnächst vom Grafikkartenspezialisten Nvidia kommen. Das Unternehmen hat eine APX2500 genannte Entwicklungsplattform in Form eines Windows-Mobile-Smartphones vorgestellt, das die nötige Grafik-Power mitbringt, ohne allzu viel Energie zu verbrauchen. Sie besteht derzeit aus einem selbst entwickelten SoC (System on a Chip), das einen ARM-11-Prozessor mit 750 MHz und eine Ultra Low Power GeForce-GPU von Nvidia vereint. Dieses System will Nvidia an Handy-Hersteller lizensieren, die damit neue Geräte entwickeln.

Die Video-Engine basiert auf der PureVideo genannten Technologie, die auch in den Desktop-Varianten zum Einsatz kommt und soll die mobilen 3D-Beschleuniger OpenGL ES 2.0 und Direct 3D mobile unterstützen. Daneben ermöglicht sie Mobiltelefonen, Videos mit 1280x720 Pixeln abzuspielen und kommt auch mit Kameras zurecht, die bis zu 12 Millionen Pixel erfassen. Das SoC besitzt Schnittstellen für alle denkbaren Features, angefangen beim Telefon-Modul, das Nvidia nicht selbst mitbringt, über GPS bis hin zu WLAN und mobilem Fernsehen.

Für eine weite Verbreitung von aufwendigen 3D-Animationen könnte die Khronos Group sorgen, die unter anderem auch die mobile 3D-Beschleunigung OpenGL ES 2.0 entwickelt hat. Sie hat die Spezifikationen für OpenKODE 1.0 veröffentlicht, eine Hardware-Abstraktionsschicht, die es Entwicklern erlauben soll, Multimedia-Anwendungen wie TV- und Videoplayer oder 3D-Spiele ohne großen Aufwand auf verschiedene Handy-Systeme zu portieren. OpenKODE deckt aber auch 2D-Anwendungen wie animierte Benutzeroberflächen ab. OpenKODE unterstützt nach eigenen Angaben eine ganze Reihe von Systemen, darunter S60, UIQ und Windows Mobile aber auch BREW und Linux.

In die gleiche Richtung wie Khronos geht auch der Prozessor-Designer ARM (Advanced RISC Machine). Neue GPUs stellt das Unternehmen auf dem Mobile World Congress derzeit zwar nicht vor, dafür drei verschiedene Entwicklerpakete für Grafikanwendungen auf Handys. Sie basieren auf offenen Standards und dienen als Framework für 2D- und 3D-Anwendungen. Die Entwicklerumgebungen ermöglichen auch die vektorbasierte Darstellung von Text, was die Anpassung der Oberflächen von Programmen an die verschiedenen Display-Größen der Handys erleichtert und die Entwicklung von speziellen Schriften überflüssig macht.

Besonders interessant ist das Entwickler-Kit Mali-SVG-t, mit dem sich mit der Kamera aufgenommene Bilder oder Grafiken für die Oberfläche mit entsprechenden Anwendungen animieren lassen. Zwar spricht ARM nur von der einfachen Skalierbarkeit von Bildern an unterschiedliche Diplays, es sind aber auch einfache 3D-Effekte denkbar. ARM lizensiert die Pakete an Java-Entwickler, erste Anwendungen sind frühestens Ende 2008 zu erwarten.

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