Business Intelligence

Die Topanbieter im BI-Markt

21.09.2009 von Heinrich Vaske und Sascha Alexander
Kleine Newcomer erzielen im Markt für Business-Intelligence-Tools erstaunliche Zuwächse. SAP, Oracle und SAS bleiben aber die dominierenden Player.

Theoretisch hätten 2008 und 2009 Boomjahre für Business Intelligence (BI) werden können. In Krisenzeiten sind Analyse- und Simulationslösungen gefragt, unterstützen sie die Unternehmen doch idealerweise bei ihren strategischen und operativen Entscheidungen. Business Intelligence, so zeigte sich aber, ist den veränderten Anforderungen der Anwender in der Finanz- und Wirtschaftskrise nur bedingt gerecht geworden. Geschäftskritische Informationen aus historischen Daten abzuleiten - mit mehr oder weniger ausgeprägter Zeitverzögerung - reicht in Zeiten global vernetzter "Echtzeit"-Unternehmen nicht mehr aus. Einer weltweit operierenden Bank etwa, die in internationale Finanzströme eingebettet ist und einen Teil ihrer Geschäfte quasi in Echtzeit abwickelt, ist damit wenig gedient.

Thomas Balgheim, Geschäftsführer des IT-Dienstleisters Cirquent, sieht noch viel Entwicklungspotenzial für Analyse-Tools.

"Man kann beobachten, dass Analyse und Simulation noch immer Back-Office-Tätigkeiten sind, relativ entkoppelt von der eigentlichen operativen Entscheidungsfindung", bilanziert Thomas Balgheim, Geschäftsführer der Münchner Cirquent GmbH (Interview zum Thema "Finanzkrise - hat die IT versagt?"). Sein Unternehmen legt einen Schwerpunkt auf das Bankengeschäft. Es gelinge heute noch immer nicht, Simulation und Analyse in die operative Entscheidung hineinzubringen. Die Hoffnung, so Balgheim, ruhe auf Embedded und Predictive Analytics. In der Krise sei aber deutlich geworden, "dass wir damit in den Unternehmen noch nicht sehr weit sind".

Die aktuelle Übernahme von SPSS durch IBM mag indes ein Zeichen dafür sein, dass die Hersteller verstanden haben. SPSS steht längst nicht mehr für Statistik- und Datenerhebungssoftware, sondern für Predictive Analytics. Auch SAS Institute orientiert sich in diese Richtung und darf sich in diesem Teilmarkt als führend bezeichnen. Beide Unternehmen gehören denn auch zum Kreis der Anbieter, die hierzulande um die Krone im BI-Markt kämpfen.

IBM mit Cognos und SPSS auf dem Vormarsch

Dass IBM bei seinen zahlreichen Softwarekäufen einen Schwerpunkt auf Business Intelligence setzt, hatte sich bereits 2007 mit der Cognos-Übernahme gezeigt und verwundert wenig. BI gehört - bei aller Kritik - zu den Wachstumsmärkten in der reifenden IT-Szene. Aktuelle Marktzahlen des Würzburger Business Application Research Center (Barc) belegen, dass mit Software für Analyse, Reporting und Daten-Management auch in mageren Zeiten gute Geschäfte zu machen sind. Das Marktvolumen hierzulande erhöhte sich 2008 gegenüber dem Vorjahr um 6,2 Prozent auf 754 Millionen Euro.

SAP vor Oracle und SAS Institute - das ist die Hierarchie im deutschen Markt für Buisness-Intelligence-Software.
Foto: BARC

Mehr als die Hälfte des Gesamtumsatzes erwirtschaften die fünf führenden Anbieter SAP, Oracle, SAS Institute, IBM und Microsoft. Carsten Bange, Geschäftsführer von Barc, sieht denn auch Business Intelligence weiterhin als eine Säule des gesamten Business-Software-Marktes. Vor allem in schlechten Zeiten legten Unternehmen Wert darauf, Transparenz über das Unternehmensgeschehen zu haben und ihre Prozesse flexibel und effizient abzuwickeln. Allerdings erkennt auch Bange, dass die Zeiten, in denen die Anbieter ungebremst wachsen konnten, vorbei sind. Für 2009 geht er von einem stagnierenden Markt aus, glaubt aber, dass die Nachfrage in einer sich erholenden Konjunktur überproportional steigen dürfte.

Der Barc-Geschäftsführer liegt mit dieser Prognose nicht weit von den aktuellen Vorhersagen der Gartner-Analysten entfernt. Sie erwarten weltweit eher eine verhaltene Nachfrage nach BI-Produkten. Hintergrund ist die schlechte Wirtschaftslage, aber auch die Tatsache, dass sowohl IBM mit der Übernahme von Cognos als auch Weltmarktführer SAP mit dem Zukauf von Business Objects das Potenzial für Upselling-Maßnahmen bei Bestandskunden weitgehend ausgereizt hätten. Außerdem gehe angesichts der schwachen Konjunktur der Kauf kompletter BI-Suiten zurück, stattdessen werde taktisch in kleinere Abteilungslösungen investiert.

Starkes Wachstum in der zweiten Reihe

Davon profitieren einige Anbieter aus der zweiten Reihe, von denen manche wiederum Begehrlichkeiten bei den Top-Playern wecken dürften. Die höchsten Umsatzzuwächse in Deutschland erzielten laut Barc Qliktech, Evidanza und Jedox.

Mit einem 47-prozentigen Umsatzplus gelang Qliktech der Sprung in die Top 10, wo das Unternehmen auf Augenhöhe mit SPSS an neunter Stelle rangiert. Das schwedische Softwarehaus bietet mit "Qlikview" einen Satz an Dashboard- und Analysewerkzeugen, die so genannte In-Memory-Analysen ermöglichen. Daten aus relationalen Datenbanken, Excel- und Textdateien, aber auch Web-Services und SAP-Systemen lassen sich miteinander verknüpfen und mit Hilfe des Werkzeugs in Grafiken und Tabellen visualisieren.

Ein Wachstum von sogar 80 Prozent kann Evidanza vorweisen - allerdings auf viel niedrigerem Niveau. Das in der Umsatzliste auf Rang 31 geführte Unternehmen entwickelt BI-Module für die Microsoft-Dynamics-Welt und bietet dort insbesondere flexible Planungslösungen an. Wieder eine andere Marktlücke bedient Jedox: Das an 48. Stelle geführte Unternehmen, dessen Einnahmen 2008 um 57 Prozent kletterten, vermarktet eine Open-Source-Lösung für Performance-Management und Olap-basierende Planung, Analyse und Reporting. Das Unternehmen erreicht vor allem Anwender, die sich bislang mit Excel begnügt hatten.

Rückschläge gab es 2008 unter anderem für Information Builders, Uniserv, Human IT, Software4You, Winterheller und MIK, die teilweise heftige Umsatzeinbußen erlitten. Vor allem Information Builders kam mit einem Umsatzeinbruch von 25 Prozent schlecht davon. Auch IBM musste aufgrund mäßiger Geschäfte mit Werkzeugen für das Daten-Management einen um 1,4 Prozent rückläufigen BI-Umsatz hinnehmen. Zuwächse im Geschäft mit Analyse- und Reporting-Software sorgten indes dafür, dass sich der Einbruch in Grenzen hielt. Alle anderen im Führungsquartett konnten ihre Einnahmen steigern, wobei SAP mit einem Plus von 8,9 Prozent am besten abschnitt.

Einen Sonderfall stellt laut Barc Microsoft dar. Der auf Platz fünf liegende Softwareriese verkaufte demnach sehr große Stückzahlen, blieb hinsichtlich der Lizenzpreise aber vergleichsweise günstig. Deshalb spiegele sich in dem Umsatzanteil der Marktanteil nur bedingt wider. Vor allem im Mittelstand genieße Microsoft mittlerweile große Akzeptanz. (as/hv)