Ratgeber Data Center

Die schlimmsten Fehler bei der RZ-Konsolidierung

21.07.2010 von Wolfgang Herrmann
Unternehmen können massiv IT-Kosten sparen, wenn sie Data Center zusammenlegen. Doch Projekte zur RZ-Konsolidierung sind alles andere als trivial. Lesen Sie, wo in der Praxis die meisten Fehler passieren und wie Sie gegensteuern können.

Wenige mächtige Data Center werden künftig die Rolle von bislang weit verteilten kleinen Rechenzentren übernehmen. Darin sind sich sowohl IT-Berater als auch CIOs weitgehend einig. Der anhaltende Druck auf die IT-Budgets zwingt die meisten Unternehmen dazu, gewachsene IT-Strukturen zu straffen und den über Jahre entstandenen Wildwuchs mit Hilfe hocheffizienter Data Center einzudämmen (siehe auch: Aufräumen, Sparen, Modernisieren - wie CIOs auf die Krise reagieren).

Die damit einhergehende To-Do-Liste für Projektverantwortliche ist lang, berichtet Bill Peldzus, Chef des amerikanischen Beratungshauses GlassHouse Technologies, das sich auf Data-Center- und Disaster-Recovery-Themen spezialisiert hat. Doch ebenso wichtig sei es für IT-Manager zu wissen, woran es in problembehafteten Konsolidierungsvorhaben hakt. Aus seiner Beratungspraxis hat Peldzus fünf "Don´ts" identifiziert, die IT-Manager beim Zusammenlegen von Rechenzentren beachten sollten.

Die fünf Don´ts bei der RZ-Konsolidierung
Ratgeber Data Center
Diese Fehler sollten Sie vermeiden (Foto: Rittal)
Fehler 1
Glauben Sie nicht an Kosteneinsparungen, wenn diese für einen Zeitraum von vier Jahren oder länger geplant sind. RZ-Konsolidierungen dauern häufig doppelt solange als geplant und erzielen nur knapp die Hälfte der erhofften Einsparungen. (Bild: Fotolia)
Fehler 2
Unterschätzen Sie die Auswirkungen auf das laufende Geschäft nicht. (Bild: Fotolia)
Fehler 3
Planen Sie nicht zuviel. (Foto: Microsoft)
Fehler 4
Verlassen Sie sich nicht auf Software-Tools, aber unterschätzen Sie auch deren Nutzen nicht. (Bild: Sun Microsystems)
Fehler 5
Überlassen Sie IT-Migrationen nicht den Fachabteilungen. (Foto: Google)

Fehler 1: Glauben Sie nicht an Kosteneinsparungen, wenn diese für einen Zeitraum von vier Jahren oder länger geplant sind

Dieser Ratschlag dürfte auf die allermeisten IT-Projekte zutreffen. Dennoch: Fehler in der Einschätzung potenzieller Einsparungen wirken sich angesichts der Größe von Data-Center-Konsolidierungen besonders gravierend aus. In diesem Kontext hat Consultant Peldzus eine weitere Empfehlung parat: Sie können nicht davon ausgehen, den Zeitrahmen für ein typisches RZ-Projekt einzuhalten. Nach seiner Erfahrung dauern einschlägige Vorhaben häufig doppelt solange als geplant und erzielen nur knapp die Hälfte der erhofften Einsparungen. Auf derartige Abweichungen sollten IT-Verantwortliche vorbereitet sein (siehe auch: Welche Trends das Data Center verändern).

Fehler 2: Unterschätzen Sie die Auswirkungen auf das laufende Geschäft nicht

Für Ihr Konsolidierungsprojekt sollten Sie ein dediziertes Team zusammenstellen. Unabhängig von der Größe erfordert im Grunde jedes Konsolidierungsvorhaben speziell abgestellte Mitarbeiter, deren einzige Aufgabe es ist, die nötigen Teilschritte zu erledigen und auf das Projektziel hinzuarbeiten. In der Praxis haben sich eher kleinere "Milestones" bewährt.

Das Problem: Das dedizierte Team wird seinerseits auf Mitarbeiter zurückgreifen, die trotzdem ihre regulären Aufgaben erfüllen müssen. Dazu gehören beispielsweise das Aufsetzen von Servern, die Konfiguration von Storage-Systemen oder der Einkauf von IT-Ausrüstung, aber auch einfachere Tätigkeiten wie die Installation von Racks oder die Verkabelung. Bedenken Sie außerdem, dass die meisten Migrationen über Nacht oder an Wochenenden laufen (siehe auch: In sieben Schritten zur Storage-Virtualisierung).

Wenn Sie vor diesem Hintergrund trotzdem keine zusätzlichen Ressourcen für ihr Projekt vorgesehen haben, sollten Sie "Fehler 1" noch einmal lesen!

Fehler 3: Planen Sie nicht zuviel

Sie haben das nötige Personal definiert, einen Projektplan gemacht und die Finanzierung geklärt? So weit, so gut. Doch man kann es auch übertreiben. Viele Anwender planen in den ersten Projektphasen zuviel.

Aus einer Consulting-Perspektive mag dieser Rat seltsam klingen, doch in der Praxis hat sich das "Überplanen" zur Achillesverse in Data-Center-Projekten erwiesen. Wenn Sie zu viele Kontrollen und Checkpoints vorsehen und den Prozess vier oder fünf Mal überarbeiten bevor auch nur der erste Schritt gegangen ist, kann sich ein Projekt ewig in die Länge ziehen. Die Empfehlung lautet daher: Verzichten Sie weitgehend darauf, schon im Vorfeld vermeintliche Best Practices immer wieder auf Ihre Bedürfnisse anzupassen. Nutzen Sie stattdessen die Chance, aus den Erfahrungen in ihrem eigenen Projekt zu lernen. Mit den "Lessons learned" im Hinterkopf gehen Sie in die nächsten Projektphasen (siehe auch: Wie sich Projektfehler vermeiden lassen).

Fehler 4: Verlassen Sie sich nicht auf Software-Tools, aber unterschätzen Sie auch deren Nutzen nicht

In der Praxis gibt es zwei Extreme, die beide Nachteile mit sich bringen. Einige Anwender sind bis an die Zähne bewaffnet mit Tools unterschiedlichster Herkunft: Standardsoftware, Eigenentwicklungen und alle nur denkbaren maßgeschneiderten Skripte. Das führt zu redundanten Daten in den diversen Tools und zu einer Vielzahl an Schnittstellen, die notwendig werden, damit die Tools zusammenwirken können. Hinzu kommen ständige Anpassungen der eingesetzten Software; ein offizieller Support der Hilfsprogramme fehlt in vielen Fällen. Unterm Strich schadet die Tool-Überfrachtung dem Projekt. Die Fehlerrate kann sogar deutlich steigen, wenn die zugrunde liegende Datenbasis nicht mehr korrekt und konsistent ist. Manchmal lässt sich das Problem nur lösen, wenn das Projektteam noch einmal bei null anfängt.

Umgekehrt gibt es auch IT-Entscheider, die einschlägige Tools generell für überbewertet halten und lieber auf "Excel" oder "Project" vertrauen. Diese Werkzeuge funktionieren zwar. Doch wer sich in großen und komplexen Projekten zur Data-Center-Konsolidierung allein darauf verlässt, droht gründlich zu scheitern.

Die Empfehlung aus der Praxis lautet: Suchen Sie den goldenen Mittelweg. Denken Sie etwa an relationale Datenbanken zur Projektunterstützung und an eine einzige Datenquelle, umgangssprachlich auch "Single Point of Truth" genannt. Verwenden Sie am besten nicht mehr als ein oder zwei Software-Tools, die miteinander kommunizieren können und auf die Anforderungen von RZ-Konsolidierungen zugeschnitten sind.

Fehler 5: Überlassen Sie die Migration nicht den Fachabteilungen

Vielleicht denken Sie an den Leitsatz: "Das Business steuert die IT, nicht umgekehrt". Wenn Sie aber erwägen, ein Projekt zur Data-Center-Konsolidierung in die Verantwortung von Fachabteilungen zu geben, sollten Sie "Fehler 1" noch einmal lesen.

Natürlich wissen die Fachbereiche eine Menge: Sie kennen ihre Anwendungen, ihre Kunden, die finanziellen Rahmendaten etc. Doch mit RZ-Konsolidierungen hat kaum eine klassische Fachabteilung Erfahrung. Also muss die IT-Organisation das Ruder übernehmen. Dass Sie dabei eng mit den Geschäftsbereichen zusammenarbeitet, um den Erfolg zu sichern, ist selbstverständlich. Die IT kann und sollte sich nicht um gegenseitige Abhängigkeiten von Business-Anwendungen kümmern. Sie kann aber sicherstellen, dass die Basisinfrastruktur dafür bereit steht, dass Methoden zur Datenmigration verfügbar sind und der Support für die Infrastruktur gesichert ist. Erst auf dieser Basis können die Fachabteilungen ihre Anwendungen in im Konsolidierungsprojekt migrieren.