ECM mit Alfresco

Die Open-Source-Alternative

05.07.2010 von Harry Lausch
Alfresco ist eine quelloffene Lösung für die Content-Verwaltung, die den Vergleich mit Lizenzsoftware nicht scheuen muss.

Hinter Alfreso steht das gleichnamige kommerzielle Unternehmen mit Firmensitz in London, das sich seit der Gründung im Jahr 2005 der Kreativität der Open-Source-Gemeinde bedient. Das ECM-Produkt ist ein prominentes Beispiel für quelloffene Software, die sich in der professionellen Unternehmens-IT etablieren konnte. Das ist Grund genug, sich die Lösung etwas genauer anzusehen:

Was ist Alfresco?

Alfresco ist eine Java-basierende Applikation für das Enterprise-Content-Management (ECM). Sie hilft beim Verwalten, Verteilen, Versionieren und Archivieren von elektronischen Dokumenten. Neben der kostenlosen "Alfresco Community Edition" vertreibt das Unternehmen auch eine kosten- und lizenzpflichtige "Alfresco Enterprise Edition", die neben umfangreichem Support durch den Hersteller noch zusätzliche Features integriert.

Die beste quelloffene Colaboration-Software
InfoWorld Test Center
Das InfoWorld Test Center präsentiert die besten Open Source Enterprise-Anwendungen.
Content Management
Alfresco Community deckt die vier Hauptaufgaben von ECM ab: Image Management, Dokumenten-Management, Records Management und Web Content Management
Enterprise Resource Planning
Compiere liefert ein gutes Allround-ERP-Paket, kombiniert mit grundlegenden CRM-Funktionen.
Projektmanagement
Das Programm dotProject besticht durch ein einfaches und sauberes User-Interface, das schnellen Zugriff auf Projekte, Aufgaben und zugehörige Dateien bietet.
Application Monitoring
Hyperic HQ bietet Application Performance Monitoring mit diversen Dashboard-Ansichten.
Business-Process-Management
Intalio BPMS kombiniert eine J2EE/JBI-basierende Prozess-Engine mit einem Eclipse-basierenden Designer für das Modellieren von Geschäftsaktivitäten.
Reporting
JasperReports gehört zu den ausgereiftestesten Reporting-Engines am Markt.
Enterprise Portal
Liferay Portal ist ein leistungsstarkes aber einfach zu bedienendes Tool, das komplexe organisatorische Strukturen abbilden kann.
E-Commerce
Magento eCommerce ist ein PHP-basierendes Packet, das mächtige und flexible Funktionen für das Katalog- und das Kundenmanagement bringt.
Business Intelligence
Open Source BI-Lösungen sind rar. Pentaho Open BI Suite bietet dennoch Funktionen, die an kommerzielle Systeme heranreichen.
Customer-Relationship-Management
SugarCRM ist wahrscheinlich die kompletteste und professionellste Open Source CRM-Lösung.

Was bietet Alfresco?

Zu den wichtigsten und am häufigsten genutzten Bestandteilen zählen das Dokumenten-, Web-Content- und Image-Management. Grundsätzlich können mit Alfresco Dokumente gespeichert und verwaltet sowie Arbeitsabläufe (Workflows) und Aufgaben für die einzelnen Dokumententypen erzeugt werden.

Historie des Dokumenten-Managements

Die elektronische Verwaltung von Dokumenten ist so alt wie die Geschichte des Computers. Anfangs beschränkten sich die Anwender darauf, ihre Dokumente auf der lokalen Festplatte zu speichern, später kamen Ablagemöglichkeiten im Verzeichnis auf einem gemeinsamen Server hinzu.

Doch der einfache Zugriff auf zentral vorgehaltene Dokumente entspricht nicht mehr den Anforderungen an die Arbeit mit Daten in modernen Unternehmen. Einfache Ablagesysteme sind ungeeignet für Teams, die Dokumente gemeinsam bearbeiten wollen. Auf deren Bedürfnisse sind die Funktionen von Alfresco zugeschnitten.

Warum entstand Alfresco?

Alfresco protokolliert Veränderungen am Dokument.

Der Erfolg von ECM-Software im IT-Markt in den letzten Jahren ist nachvollziehbar. Die Gewohnheit, Dokumente auf der lokalen Festplatte zu speichern, wurde schnell durch Server-basierende Lösungen ersetzt. Immerhin garantierten die Unternehmen ihren Mitarbeitern dadurch ständige Verfügbarkeit der Dokumente und dedizierte Zugriffsrechte. Auf diesem Status quo verharrten viele Firmen und öffentliche Verwaltungen jedoch sehr lange. Erst in den letzten Jahren entdeckten die Anwender die vielfältigen Möglichkeiten von ECM-Lösungen. Die Bearbeitung von Daten und Inhalten erreichte völlig neue Dimensionen.

Eine Wende brachte die Einführung von Microsofts Office Sharepoint Server, mit dem ECM den Massenmarkt eroberte. Alfresco hat sich mit der Konkurrenz intensiv auseinandergesetzt und eine Open-Source-Lösung herausgebracht, die man spätestens seit 2008 als ernst zu nehmende Alternative bezeichnen darf. Vorteilhaft für Anwender ist vor allem die Möglichkeit einer kostengünstigen Annährung an die ECM-Welt, denn Alfresco bietet Schnittstellen zu den Open-Source-Lösungen OpenOffice (Büroanwendungen) und MySQL (Datenbank-Server).

Wie funktioniert Alfresco?

Üblicherweise wird die Software für Arbeitsgruppen eingeführt, die Dokumente gemeinsam bearbeiten möchten. Nach der ersten Installation erstellt der Administrator die benötigten Shares (virtuelle Ordner) und weist den beteiligten Anwendern Rechte zu. Zum einfachen Import von Daten bietet Alfresco Schnittstellen zu gängigen Benutzerverwaltungs-Tools.

Darüber hinaus kann der Administrator komplette Workflows für wiederkehrende Dokumententypen oder Aufgaben in der Gruppenarbeit schnell und einfach erstellen. Die Dokumente werden bei der Ablage in das virtuelle Ordnersystem in ein PDF- oder XML-Format umgewandelt und in einer Datenbank gespeichert.

Features in Produkten von Alfresco

Zur Orientierung bietet Alfresco den Nutzern das Home-Verzeichnis als Anhaltspunkt. Das Bild zeigt die Darstellung von Laufwerken auf Arbeitsgruppenebene.

Zu den wichtigen Eigenschaften von Alfresco zählen konfigurierbare Suchabfragen, ein Check-in/check-out-System für die Versionierung, die integrierte Workflow-Engine sowie die Unterstützung von Microsofts Office- und Windows-Sharepoint-Protokoll. Auch die Wiederherstellung gelöschter Dokumente ist möglich.

Zudem bietet Alfresco mit der Surf-Plattform ein Framework zur Entwicklung dynamischer Web-Applikationen. Die Surf-Plattform ist ein gutes Innovationsbeispiel, denn Basis dieser Lösung ist die Web-Scripts-Technik. Dahinter verbirgt sich eine einfache URL-Schnittstelle, die beispielsweise Zugriff auf Unternehmensinformationen, Metadaten und Abfragefunktionen einräumt. Die Surf-Plattform ist in verschiedenen Web-Umgebungen anderer Anwendungen einsetzbar, beispielsweise lässt sie sich als "Web Part" in Microsofts Sharepoint-Portal betreiben.

Die besten Open-Source-ERP-Lösungen
Best of Open Source Enterprise Software
Bossie-Awards: Die Gewinner des Jahres 2009 in der Kategorie quelloffene Enterprise Software.
Compiere
Neben ERP-Funktionen bietet Compiere auch Features für die Kunden- und Personalverwaltung sowie das Business Performance Management (BPM).
Dimdim
Das Collaboration-Tool Dimdim funktioniert Web-basiert und kommt fast ohne Softwareinstallation aus. Bis zu 20 Teilnehmer können sich kostenlos zu Online-Konferenzen treffen.
Drupal
Rund um Drupal hat sich inzwischen ein Kosmos von rund 1800 Add-on-Modulen entwickelt, die die Funktionspalette des Content-Management-Systems (CMS) deutlich erweitern.
Intalio BPM
Die freie BPM-Suite Intalio überzeugt durch eine breite Funktionspalette, ihre BPEL-Engine, einen Workflow-Server sowie ein Modellierungs-Tool auf Eclipse-Basis.
JasperSoft BI Suite
Nach Einschätzung der Jury kann Jaspersoft mit seinen Reporting-Funktionen durchaus mit den kommerziellen Business-Intelligence-Lösungen der etablierten Anbieter mithalten.
Magento
Das E-Commerce-Tool Magento unterstützt mehrere Sprachen und Währungen. Zudem lassen sich die eigenen Online-Geschäfte mit verschiedenen Reports analysieren.
Openbravo ERP
Anders als viele andere Open-Source-Suiten bietet Openbravo in seinen Community- und Enterprise-Editionen fast den gleichen Funktionsumfang.
Pentaho BI Suite
Die Stärken der freien Business-Intelligence-Lösung Pentaho liegen in erster Linie in den OLAP-Features sowie den Workflow- und ETL-Funkltionen.
Piwik
Piwik macht Google Analytics Konkurrenz. Nutzer können ihre Konsole individuell per drag-and-drop konfigurieren.
SugarCRM
Der Open-Source-Pionier in Sachen Business Software SugarCRM bietet seinen Nutzern eine reichhaltige Funktionspalette, die sich zudem über einfach zu handhabende Entwicklungs-Tools unkompliziert erweitern lässt.
WordPress
Die Jury lobte die Möglichkeiten, Wordpress individuell anpassen zu können. Außerdem bietet das Tools zahlreiche Themen für die Gestaltung von Blogs sowie Plug-ins für die Werkzeugpalette.

Das Arbeiten mit Alfresco

Die Alfresco-Applikation wird auf dem Server installiert. Der Zugriff erfolgt ausschließlich über einen Web-Browser. Nach dem Login erwartet den Anwender eine aufgeräumte Fensteransicht mit den für ihn verfügbaren Ordnern, dazu zählen etwa der Standardordner "My Home" sowie die Ressourcen seiner Arbeitsgruppe. Die Oberfläche des Alfresco-Desktops lässt sich mit Hilfe des Dashboards individuell gestalten.

Der Anwender kann von ihm erstellte Dokumente aus dem Büroanwendungsprogramm direkt in Alfresco speichern. Dabei spielt es keine Rolle, ob OpenOffice oder Microsofts Office-Suite zum Einsatz kommt. Alfresco bietet Plug-ins für beide Lösungen.

Beispiel: Versionierung mit Alfresco

Bei der Versionierung von Dokumenten kann der Nutzern große und kleine Veränderungen auszeichnen.

Stellvertretend für die Vielzahl von Funktionen soll hier die Versionierung kurz beschrieben werden. Im Gegensatz zur bislang weit verbreiteten Praxis des manuellen "Hochzählens" der Versionsnummer beim Speichern von neu erstellten oder erneut bearbeiteten Dokumenten gibt es in Alfresco eine integrierte Versionshistorie. Der Nutzer kann für jedes Dokument eine Versionierung aktivieren. Wird ein Dokument danach bearbeitet oder geändert, erzeugt die Applikation automatisch eine neue Versionsnummer. Sie wird sichtbar, wenn der Anwender in den Eigenschaften des Dokuments den Reiter "Version History" aufklappt. Hier werden alle Änderungen in einer Tabelle dokumentiert. Neben dem Änderungsdatum listet Alfresco auch den Autor der jeweiligen Bearbeitung auf.

Alfresco bietet eine Funktion, mit der sich wichtige und weniger wichtige Änderungen dokumentieren lassen. Anwender können Major Changes (Hauptversionen, etwa Beispiel 1.x ) und Minor Changes (Teilversion, Beispiel x.2) erzeugen.

Fazit

Alfresco-Anwendungen haben sich innerhalb weniger Jahre stark verbreitet. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Open-Source-Entwickler in kurzen Intervallen neue Features bereitstellen, so dass Anwender stets auf dem aktuellen Stand der Technik sind. In den vergangenen zwei Jahren wurde die Software über eine Million Mal heruntergeladen. Unter den mehr als 500 Unternehmenskunden gibt es viele Global Player, die Alfresco für ihr Enterprise-Content-Management (ECM) nutzen. Eine Zurückhaltung gegenüber Open Source in der Unternehmens-IT ist also nicht mehr angebracht. (jha)