Die Nase voll von Windows Live...

11.08.2006
...hat Niall Kennedy. Nach nur vier Monaten bei Microsoft gibt er entnervt auf, weil ihm nicht die nötigen Ressourcen zur Verfügung gestellt wurden.

Kennedy verlässt den Redmonder Konzern am 18. August und will nun eine eigene Firma gründen, wir er in seinem Blog schreibt. Er war im April als Program Manager für eine neue Feed-Syndication-Plattform für die neuen "Windows-Live"-Online-Dienste zu Microsoft gekommen. Davor war er Community Manager bei der Blog-Suchmaschine Technorati und regelmäßiger Redner auf Fachkongressen zum Thema Web-Communities und -plattformen gewesen.

Für seinen neuen Job bei Microsoft habe er nie die nötigen Ressourcen erhalten, klagt Kennedy. "Ich durfte keine Leute anheuern", sagte er in einem Interview. Man habe von ihm erwartet, dass er die Feed Syndication Engine ganz alleine entwickle. Diese hätte unter anderem ein einheitliches System zur Integration von Adressbüchern, RSS-Feeds, Fotos und anderer Nutzer-Inhalte über die verschiedenen Live-Dienste hinweg liefern sollen. "Das kann man nicht alleine machen, wenn man versucht, 500 Millionen Nutzer zu bedienen", so Kennedy weiter.

Er habe Microsoft-Manager danach gefragt, warum er für sein Projekt so wenig Unterstützung bekommen habe, erklärte Kennedy. Er dürfe die Antworten aber nicht öffentlich machen.

Als er bei Microsoft angefangen habe, sei er bezüglich der Pläne des Konzerns für eine Vielzahl von Online-Services im Wettbewerb gegen Google und Yahoo! sehr hoffnungsvoll gewesen. Das habe sich aber geändert, nachdem Microsoft seine hochtrabenden Investitionspläne veröffentlicht und daraufhin die Wall Street kritisiert habe, das Unternehmen habe seine Kosten nicht ausreichend im Griff. "Windows Live verändert sich massiv", klagt Kennedy. "Reorganisation, Rückzieher und allgemeine Paralyse haben leider auch meine Möglichkeiten komplett eingeschränkt, Leute anzuheuern und etwas abzuliefern."

Microsoft ließ über seine PR-Agentur verlauten, es gebe keinerlei Rückzug bei seinen Windows-Live-Anstrengungen und sei "total commited und sehe überall im Unternehmen ein großes Momentum".

Auch wenn Windows Live zum Start viel Aufmerksamkeit zuteil wurde, sind Kritiker zunehmend skeptisch, ob Microsoft die Dienste - darunter von MSN umbenannte Suche, E-Mail und Instant Messaging - wird nutzen können, um seine Werbeeinnahmen zu treiben und mit Google und Yahoo! mitzuhalten. Viele Analysten sehen in Windows Live nur des Kaisers neueste Kleider für MSN, mit dem der Konzern noch nie Geld verdient hat.

Entscheidend für einen Erfolg von Windows Live dürfte unter anderem sein, ob Microsofts neue Online-Werbeplattform "adCenter", im Mai in den USA gestartet, vom Markt akzeptiert wird und MSN neue Umsatzströme erschließt. (tc)