Die Konsolidierung konsolidiert sich

04.01.2005 von Alexander Freimark
Die IT-Branche konsolidiert ihre Reihen, und das nicht erst seit gestern. In den vergangenen Jahren sind viele illustre Firmen durch Pleiten und Übernahmen vom Markt verschwunden. Die Hardware-Szene hat den Trend eingeleitet, dann folgten Netzspezialisten und zuletzt Softwarehäuser sowie IT-Dienstleister. Derweil wird über alle Segmente hinweg wild durcheinander gekauft.
Alexander Freimark

Dennoch hat sich das Wesen der Konsolidierung durch Übernahmen verändert. Zunächst traf es vornehmlich Spezialisten, die aufgrund ihrer Innovationen gekauft wurden. Inzwischen hat der Prozess aber auch die Ebene der dicken Fische erreicht - Microsoft wollte SAP akquirieren, Oracle kam schließlich bei Peoplesoft zum Zug, das seinerseits zuvor J.D. Edwards geschluckt hatte. Veritas fiel für 12,5 Milliarden Dollar an Symantec. Die Käufe von Veritas und Peoplesoft waren dem Volumen nach im Softwaresektor die beiden größten Transaktionen aller Zeiten.

Weitere Akquisitionen werden folgen, was zugegeben keine sonderlich gewagte Prognose ist. Drei Gründe sprechen dafür: Erstens soll schiere Größe verhindern, selbst übernommen zu werden. Zweitens fällt es vielen Lieferanten vor dem Hintergrund kontrollierter IT-Ausgaben schwer, die hohen Erwartungen ihrer Anteilseigner mit organischem Wachstum zu erfüllen. Drittens sind die Großkonzerne nicht in der Lage, über den eigenen Tellerrand hinaus zu forschen und zu entwickeln. Hier werden Innovationsdefizite traditionell mit Geld ausgeglichen.

Eine Ausnahme im Konsolidierungsreigen bildet IBM. Zwar kauft auch der Konzern kontinuierlich Firmen hinzu, aber er kennt nur wenig Scheu, sich im Gegenzug von Teilen zu trennen. Drucker, Festplatten und zuletzt das PC-Geschäft wurden abgestoßen, weil die Segmente keine strategische Bedeutung mehr haben. Stattdessen verfolgt Big Blue konsequent den Dienstleistungsansatz, der mit gewinnträchtigen Kernkomponenten (Mainframes, Server, Infrastruktur-Tools) abgerundet wird. Konsolidierung ist hier kein Ziel, sondern ein kontinuierlicher Prozess, der zudem nicht als Einbahnstraße interpretiert wird.

Das IBM-Modell kommt den Prinzipien der Automobilindustrie am nächsten. Umsatz und Fertigungstiefe sind nicht entscheidend; es geht vielmehr um Partnerschaften, Markenbildung und die Auslagerung von Risiken. Einige Unternehmen werden IBMs Beispiel folgen, sobald sie eine kritische Größe erreicht haben. Andere werden sich mit der Rolle des Zulieferers begnügen. Frühestens dann ist die IT-Branche so "gereift", wie sie sich manchmal jetzt schon gerne sähe.