IT-Servicemarkt

Die Konsolidierung geht weiter

01.10.2009 von Sabine Prehl
Die Übernahmen von Perot Systems und zuletzt ACS dürften allerdings nicht so reibungslos verlaufen wie der HP-EDS-Merger.

Der IT-Servicemarkt konsolidiert sich zusehends. Vor gut einer Woche übernahm Dell den IT-Dienstleiste Perot Systems, wenige Tage später schluckte Xerox den IT-Serviceriesen ACS für 6,4 Milliarden Dollar. Christophe Chalons, Chief Analyst bei Pierre Audoin Consultants (PAC), sieht Ähnlichkeiten zwischen diesen beiden Übernahmen, die ihn auch an den Kauf von EDS durch HP vor einem Jahr erinnern: HP, Dell und Xerox stellen Hardware her, EDS, Perot und ACS sind in Texas ansässige Outsourcing-Anbieter.

Allerdings, räumt der Experte ein, waren die Erfolgschancen für den HP-EDS-Deal deutlich besser als die der jetzigen Übernahmen. Im Gegensatz zu EDS, einem echten Global Player, konnten weder ACS noch Perot größere Umsätze im Ausland erzielen: 2008 entfielen 90 Prozent der Einnahmen von ACS auf den US-amerikanischen Heimatmarkt. Bei Perot waren es 87 Prozent. Und während EDS einen ausgewogenen Kundenstamm aus verschiedenen Branchen aufbauen konnte, erzielen ACS und Perot nach Einschätzung von PAC jeweils 60 Prozent ihrer Umsätze mit dem Öffentlichen Sektor. EDS hate nach dem Platzen der Dotcom-Blase viel Zeit und Geld investiert, um sein Geschäfts- und Delivery-Modell neu zu definieren. Die beiden anderen IT-Dienstleister dagegen hielten mehr oder weniger an ihren alten Modellen - Processing Services/BPO bei ACS und große Outsourcing- und Integrationsprojekte bei Perot - fest, kritisiert Chalons.

Auch bei den Käufern sieht der Experte entscheidende Unterschiede. So verfügte HP schon vorher über ein breites Angebot an Hardware und Dienstleistungen, während Dell und Xerox auf bestimmte Segmente spezialisiert sind. Durch die Kluft zwischen den einzelnen Portfolios werde es nicht einfach, die übernommenen Unternehmen zu integrieren und sinnvolle Synergieeffekte zu erzielen. Darüber hinaus erscheint Chalons die Bewertung der Unternehmen - etwas mehr als ein Jahresumsatz für ACS und deutlich mehr für Perot - vor allem in Anbetracht der derzeitigen Krise zu hoch. Grundsätzlich gilt Outsourcing als zwar wesentlich stabiler als das Geschäft mit Consulting und Systemintegration (C&SI). Es erfordert aber auch enorme Skaleneffekte und Investitionen sowie kontinuierliche Verbesserungen, warnt der Analyst. Darüber hinaus könnten Outsourcing-Anbieter nur erfolgreich sein, wenn sie auch über ein starkes C&SI-Geschäft verfügten.

Hoffnungsträger Servicegeschäft

Die Hardwarehersteller sind fest entschlossen, ihr Standbein im Servicegeschäft aus- oder neu aufzubauen - nicht zuletzt angesichts neuer Delivery-Modelle wie Cloud Computing und IT as a Service. die wahrscheinlich zu einer Umgestaltung der IT-Wertschöpfungskette führen werden. Die Übernahmeschlacht geht mit großer Wahrscheinlichkeit weiter. Auf Käuferseite sieht PAC vor allem große Softwareanbieter wie Microsoft, Oracle und SAP), "Generalisten" wie HP oder IBM sowie etablierte IT-Dienstleister - etwa Accenture, Capgemini, CSC oder T-Systems). Auch japanische Firmen wie Fujitsu, Hitachi, NEC oder NTT sowie indische Anbieter (HCL, Infosys, Tata und Wipro) kommen als Kaufinteressenten in Frage. Potenzielle Übernahmeziele sind nach Einschätzung von PAC vor allem stark spezialisierte Softwareunternehmen sowie große Serviceanbieter mit begrenzter internationaler Präsenz. Insgesamt werten es die Experten als gutes Zeichen für den Markt, dass große kapitalkräftige Unternehmen jetzt kaufen. Dies deute darauf hin, dass sie von einer baldigen Konjunkturerholung ausgehen.