Die Top 3 Trends

Die Hannover Messe 2017 im Zeichen des Internet of Things

09.05.2017 von Laura Hopp und Mark Alexander  Schulte
Das Internet der Dinge war das zentrale Thema der weltweit größten Industriemesse. IoT-Szenarien bestimmten das Messebild und zeigten sehr deutlich, dass Prozesstechnik ohne IT nicht mehr kann. Aus IDC-Sicht gab es drei Topthemen. Welche das waren, lesen Sie hier.

Die Hannover Messe war auch in diesem Jahr ein voller Erfolg, die Besucherzahlen stiegen laut des Veranstalters im Vergleich zum Vorjahr weiter an. Im Fokus der Industriemesse standen insbesondere Industrie 4.0, smarte Roboter sowie die Energiesysteme der Zukunft. Es drehte sich viel um Vernetzung und intelligente Maschinen, demnach war das Internet of Things (IoT) in aller Munde.

(I)IoT war eines der Hauptthemen auf der Hannover Messe Industrie 2017
Foto: Hannover Messe

Die Ausrichtung der Messe macht auch plausibel, warum immer mehr IT-Anbieter zu den Ausstellern zählen und mittlerweile auch gar nicht mehr wegzudenken sind. Die Verschmelzung zwischen Industrie und IT nimmt immer stärker zu, wir werden auch in Zukunft immer mehr typische CeBIT-Austeller auf der HMI sehen. Auffällig waren in diesem Jahr die unzähligen Use Cases, die im Mittelpunkt standen und deren Anzahl und Vielfältigkeit verglichen mit den Vorjahren ins Auge fiel. Offenbar nutzen viele IT-Anbieter die Messe als Plattform, um ihre Erfolgsgeschichten zu erzählen. IDC hat drei Themen und Trends beobachtet, die den Markt aktuell besonders umtreiben.

IoT Starter Kits

Nicht wenige Unternehmen stehen vor der Herausforderung, die Möglichkeiten des Internet of Things auf ihre Abläufe und Produkte zu übertragen und zu priorisieren. Oftmals wissen sie nicht genau, wo und wie sie überhaupt anfangen sollen. Zahlreiche IT-Anbieter haben diese Startschwierigkeiten inzwischen erkannt und reagieren mit entsprechenden Angeboten. Dabei bemühen sie sich, es ihren Kunden so einfach wie möglich machen.

Eine Ausprägung dessen sind Starter Kits, also vorkonfigurierte Pakete, mit denen einfache Anwendungen schnell umgesetzt werden können. Beispielsweise bietet Bosch vier verschiedene Startpakete an, die Sensorik, Software und Beratung umfassen. Ein weiterer Ansatz sind die sogenannten Innovation Labs, die wir beispielsweise von Microsoft, IBM oder Cisco sehen. Hier können Kunden gemeinsam mit den Anbietern vor Ort Problemstellungen und Anforderungen evaluieren und auf diese Weise Use Cases entwickeln.

Zudem unterstützen Anbieter wie etwa Atos Unternehmen frühzeitig bei der Ideensammlung und -entwicklung, auch wenn noch kein konkretes Projekt definiert und Engagement vereinbart wurde. Auf der Hannover Messe zeigte sich: die Anbieter sind bemüht, die Eintrittsbarrieren so gering wie möglich zu halten und den potenziellen Kunden so gut es geht Hilfestellung gegeben werden, um gemeinsam die ersten Schritte in Richtung Internet of Things zu gehen.

Hannover Messe Industrie 2017
Impressionen von der Hannover Messe Industrie 2017
Impressionen von der Hannover Messe Industrie 2017
Impressionen von der Hannover Messe Industrie 2017
Impressionen von der Hannover Messe Industrie 2017
Impressionen von der Hannover Messe Industrie 2017
Impressionen von der Hannover Messe Industrie 2017
Impressionen von der Hannover Messe Industrie 2017
Impressionen von der Hannover Messe Industrie 2017
Impressionen von der Hannover Messe Industrie 2017
Impressionen von der Hannover Messe Industrie 2017

Augment & Virtual Reality

Viele Use Cases, die in diesem Jahr präsentiert wurden, drehten sich verstärkt um die Themen Augmented und Virtual Reality (AR/VR). Ein Show Case von Dassault Systèmes war beispielsweise eine Virtual-Reality-Brille, mit der sich der Kunde künftig die Innenausstattung eines Autos im Detail anschauen kann – inklusive dem Gefühl, selbst im Auto zu sitzen. Der Kunde kann auf diese Weise sein Auto virtuell konfigurieren, ohne ein Autohaus aufzusuchen.

PTC präsentierte in Kooperation mit HPE einen Use Case, der Augmented Reality zur Anwendung bringt. Durch Scan eines PTC-Markers einer Anlage, in diesem Falle einer Wasserpumpe, können technische Informationen und wichtige Hinweise als Live-Bild auf einem handelsüblichen Smartphone eingeblendet werden. Die Show Cases zeigen, dass sich AR/VR auch in der Industrie zunehmend durchsetzen. IDC ist davon überzeugt, dass sich diese Entwicklung in den nächsten Jahren rasant fortsetzt und für einen ordentlichen Innovationsschub sorgen wird. Wir gehen davon aus, dass bis zum Ende dieses Jahres ein Viertel aller IT-Abteilungen Augmented Reality Apps für Smartphones testen wird.

Edge vs. Cloud vs. Enterprise DC

Je mehr Use Cases in den Unternehmen angewendet werden, desto wichtiger wird das Thema Daten und vor allem der richtige Umgang mit diesen. Es gibt im industriellen Umfeld häufig Situationen, die eine direkte Übertragung der Daten in ein Rechenzentrum schwierig machen, beispielsweise wenn eine Maschine oder ein Asset außerhalb der Fabrikmauern nicht permanent online ist und remote Daten sammelt.

Hinzu kommt, dass Sensordaten unstrukturiert oder fehlerhaft sein können. Eine Vor-Ort Verarbeitung kann etwa die unstrukturierten Daten bereinigen und diese dann in die Cloud oder ins Enterprise Datacenter übertragen. Auch strukturierte Daten können vorab intelligent analysiert werden und nur im Falle eines Fehlers erfolgt eine Meldung an das System. In diesen Szenarien kann durch die Verarbeitung der Daten am Entstehungsort Bandbreite eingespart werden. Edge Computing wird somit für viele Firmen ein wichtiges Thema – vor allem, weil viele Unternehmen ihre IoT-Daten nicht in die Cloud geben wollen.

Hewlett Packard Enterprise (HPE) stellte in Hannover das HPE Micro Datacenter vor: ein kleines Datacenter, das von Unternehmen an beliebigen Standorten eingesetzt werden kann und die Rechenleistung direkt an die vernetzten Maschinen bzw. Assets im Feld bringt. OSIsoft positioniert sich im Bereich Edge Computing mit einer Lösung, die Analytics und Data Storage in der Nähe von Remote Assets ermöglicht.

Auch Microsoft bietet seinen Kunden Azure Stream Analytics neuerdings auch auf Edge Devices an. Damit tragen die Anbieter der Tatsache Rechnung, dass die Verarbeitung von Daten an oder in der Näher ihres Entstehungsortes zunehmend an Bedeutung gewinnt. Wir erwarten, dass bis zum Jahr 2019 40 Prozent der durch das IoT entstehenden Informationen „at the edge“ verarbeitet, gespeichert und/oder analysiert werden. Dennoch muss auch weiterhin für jeden Use Case kritisch überprüft werden, welches Szenario das richtige ist.

Zum Video: Die Hannover Messe 2017 im Zeichen des Internet of Things

Fazit

Die HMI17 zeigt: Das Internet of Things ist der elementare Faktor, ohne den die Industrie 4.0 nicht umgesetzt werden kann. Wir konnten in zwei Tagen Hannover eindrucksvoll beobachten, dass IT und OT weiter zusammenwachsen. Veränderungen sowohl auf technologischer als auch organisatorischer Seite sind bei den Unternehmen nicht zu übersehen. Und nicht nur die Industriebetriebe reorganisieren sich, auch bei den IT-Anbietern ist ein deutlicher Wandel sichtbar. Auch diese sind sichtlich bemüht, sich für Industrie 4.0 und IoT aufzustellen, um Innovationen im Markt weiter voranzutreiben. Es wird auch höchste Zeit.