Die größten Systemhäuser in Deutschland: Stimmungslage eindeutig verbessert

27.09.2006
Nach mehreren Jahren mit starken Umwälzungen in der Systemhausszene blieb es dort 2005 relativ ruhig. Einige Häuser konnten ihre Umsätze in Deutschland stark erhöhen, andere wiederum hatten Einbußen zu verkraften.

Zum ersten Mal in diesem Jahr haben wir die deutschen Umsätze der hierzulande ansässigen Systemhäuser verglichen. Damit ergab sich das aus den Vorjahren gewohnte Bild auf den ersten drei Plätzen: Computacenter vor Bechtle und PC-Ware.

Um auch global agierende Dienstleister gebührend zu würdigen, veröffentlichen wir zusätzlich die Liste der zehn größten international tätigen Systemhäuser mit starker Präsenz in Deutschland.

Top 10: Systemhäuser in Deutschland 2005

(im indirekten Vertrieb nach Umsatz in Millionen Euro)

  1. Computacenter 971,0

  2. Bechtle 784,2

  3. PC-Ware 345,0

  4. Cancom IT-Systeme 191,5

  5. Comparex 190,0

  6. ADA - Das Systemhaus 185,0

  7. Becom Informationssysteme 147,0

  8. Profi Engineering Systems 135,0

  9. Morse 120,0

  10. Fritz & Macziol Software 111,0

Bei den neun ersten Plätzen gab es nur ein wenig Stühlerücken, Fritz & Macziol aber katapultierte sich vom 16. Platz in die Topten. Quelle: Computerpartner

In diesem Ranking behält Computacenter seinen Status als Europas größtes Systemhaus, Bechtle erreicht den dritten Platz, und die PC-Ware AG wird Fünfte. Sowohl europaweit als auch rein auf den deutschen Markt bezogen nahmen die Erlöse von Computacenter ab. Schaffte das britische Unternehmen 2004 hierzulande noch knapp die Umsatzmilliarde, so reichte es im Vorjahr "nur" zu 971 Millionen Euro. Sein ärgster Verfolger, Bechtle, konnte hingegen auch in Deutschland seinen Umsatz um 6,3 Prozent auf 784,2 Millionen Euro steigern. Europaweit legte Bechtle gar um 8,3 Prozent zu, und erzielte 2005 einen Gesamtumsatz von knapp 1,2 Milliarden Euro.

Dennoch: Organisch ist Deutschlands zweitgrößtes Systemhaus kaum gewachsen. Zum gestiegenen Umsatz trugen vor allem Akquisitionen bei, etwa die Schweizer Systemintegratoren CDC IT und Delec, der Compartner-Systems-Verbund und die Stuttgarter PP 2000 AG. Bechtle hat unrentabel arbeitende Niederlassungen geschlossen, so zum Beispiel Kassel und Wangen im Allgäu. Dieses strikte Vorgehen befähigt das Systemhaus, profitabel zu arbeiten. So haben die Schwaben im vergangenen Jahr mit einem Vorsteuerergebnis von 41 Millionen Euro sogar die eigenen Erwartungen übertroffen.

Anders gestaltet sich die Situation bei Computacenter. Der operative Gruppengewinn sank dort von umgerechnet 96,1 auf 40,2 Millionen Euro. In Deutschland nahm der operative Gewinn von umgerechnet 13,1 auf 7,25 Millionen Euro ab. Trotzdem macht Computacenter Deutschland Fortschritte auf dem Konsolidierungskurs: Noch im ersten Halbjahr 2005 hat das Unternehmen einen Verlust von umgerechnet 2,2 Millionen Euro erwirtschaftet.

Deutliche Verbesserung

"Für die deutliche Verbesserung in der zweiten Jahreshälfte gibt es neben den üblichen saisonalen Einflussgrößen im Markt weitere Gründe: Zum einen konnte ein Servicevertrag, der sich negativ auf die Marge ausgewirkt hatte, neu verhandelt werden. Zudem nahmen unsere 2005 neu aufgestellte Vertriebsorganisation und spezielle Sales-Teams für die Branchen Finanzdienstleister und öffentliche Auftraggeber im zweiten Halbjahr richtig Fahrt auf", begründet Colin Brown, Chief Executive Officer Computacenter in Deutschland, den guten Geschäftsverlauf in der zweiten Jahreshälfte. Außerdem hat Computacenter 2005 eine Reihe von langfristigen Managed-Services-Verträgen gewonnen, darunter die Bundesagentur für Arbeit, Telefónica oder Cognis.

Die Nummer drei hierzulande, PC-Ware, konnte ihren Umsatz hingegen sowohl national als auch international vermehren. So steigerten die Leipziger ihre inländischen Erlöse um über 13 Prozent auf 345 Millionen Euro. Europaweit nahm der Umsatz des Lizenzhändlers gar um 17,3 Prozent auf 591 Millionen Euro zu. "Zusätzlich zu der saisonal typischen Dynamik deutete sich im dritten Quartal des vergangenen Geschäftsjahres eine Wiederbelebung des IT-Marktes an und ermöglichte uns ein Wachstum auch in Deutschland", kommentiert Knut Löschke, Vorstandsvorsitzender der PC-Ware AG, die Ergebnisse. "Die Tatsache, dass wir vor allem organisch gewachsen sind, stimmt uns sehr zuversichtlich für die kommenden Quartale."

Dennoch hat auch PC-Ware mit sinkender Profitabilität zu kämpfen. Abweichend vom Vorjahr ist das Finanzergebnis des abgelaufenen Geschäftjahres mit 1,7 Millionen Euro negativ. Dies ist im Wesentlichen auf die ungünstige Wertentwicklung der Swap-Geschäfte zurückzuführen, die mit minus 2,2 Millionen Euro das Finanzergebnis belasten.

In Zukunft will Löschke auch dieses Problem in Griff bekommen, und angesichts der für PC-Ware positiven Marktaussichten und der internen Umstrukturierungen blickt er optimistisch in die Zukunft. Er geht davon aus, im laufenden Geschäftsjahr (bis Ende März 2007) die 700-Millionen-Euro-Umsatzmarke zu durchbrechen und ein Vorsteuerergebnis von 15 bis 17 Millionen Euro erreichen zu können.

Gut entwickelt haben sich die Geschäfte für Deutschlands neue Nummer vier im Systemhaus-Ranking, die Cancom IT-Systeme AG. Der Apple-Händler konnte seinen Inlandsumsatz um 15,6 Prozent auf 191,5 Millionen Euro steigern, europaweit erlösten die Schwaben gar 226,1 Millionen Euro.

An Bedeutung verloren hat dagegen erneut ADA. Durch die Trennung von HAS hat dieses Systemhaus seinen Umsatz um fast neun Prozent auf 185 Millionen Euro reduziert. 2001 hatte die ADA-HAS-Gruppe noch 375 Millionen Euro eingenommen, also mehr als doppelt so viel wie vier Jahre später. Fraglich bleibt ohnehin, ob ADA im kommenden Systemhaus-Ranking der CW-Schwesterpublikation "Computerpartner" auftauchen wird, denn Ende 2005 wurde das Unternehmen von der GFKL Financial Services AG übernommen. ADA-Chef Joachim Prinz hat das Unternehmen nach sechs Jahren verlassen. Von weiter unten drängen Systemhäuser nach, von denen man vor fünf Jahren noch wenig gehört hatte. So zum Beispiel die Becom Informationssysteme GmbH. 2001 hatte der IBM-Partner 93 Millionen Euro umgesetzt, im Vorjahr waren es stattliche 147 Millionen durch inländische Geschäfte, europaweit setzte die Becom-Gruppe 176 Millionen Euro um, also fast doppelt so viel wie vor vier Jahren.

Fritz & Macziol wächst am schnellsten

Ein anderer Emporkömmling ist Fritz & Macziol GmbH. 2001 setzten die Ulmer 30 Millionen Euro um, 2005 waren es 111 Millionen Euro. Allein gegenüber 2004 steigerte sich das Systemhaus um 44,2 Prozent.

Der IBM-Partner setzt seine Expansionsstrategie in der DACH-Region (Deutschland, Österreich und Schweiz) fort. Eine kleine Niederlassung unterhält das Systemhaus im britischen Manchester. Von hier aus betreut es zwei bedeutende Kunden aus der rohstoffverarbeitenden Industrie.

Stark zulegen konnte in Deutschland auch die hiesige Niederlassung von Software Spectrum. Der Softwarehändler aus Texas konnte seinen Umsatz hierzulande um 16,5 Prozent auf 106 Millionen Euro erhöhen. Damit ist die deutsche Filiale stärker gewachsen als das gesamte Unternehmen (plus 3,56 Prozent). Im globalen Vergleich liegt Software Spectrum mit einem Gesamtjahresumsatz von umgerechnet 523 Millionen Euro direkt hinter seinem größten Wettbewerber in Europa, der PC Ware AG (Weltjahresumsatz: 591 Millionen Euro).
von Ronald Wiltschek (Redakteur bei der Fachzeitschrift Computerpartner)