Nach zwei Jahren Durststrecke, einem latent drohenden Fachkräftemangel und einer Konjunktur in Hochstimmung dürfen sich die IT-Häuptlinge endlich freuen - zumindest was den pekuniären Teil ihres Jobs angeht - und der soll ja nicht der unwichtigste sein. Die Gehälter steigen wie es in den letzten Jahren nie der Fall war, hat die Vergütungsberatung Personalmarkt im Auftrag der COMPUTERWOCHE errechnet hat.
Tim Böger, Geschäftsführer des Hamburger Dienstleisters und Projektleiter der Untersuchung, ist zuversichtlich: "Die Konjunktur läuft heiß, und ich bin sicher, dass die Mitarbeiter auch in diesem Jahr nochmals mit einem kräftigen Zuwachs rechnen können." Zu Recht, sagt, Böger, denn die Realeinkommen seien zwischen 2002 und 2010 so gut wie nicht gestiegen.
Richtig sei aber auch, dass die Firmen an den Grundgehältern nur wenig schrauben, das heißt, dass diese eher moderat ansteigen, und dass bevorzugt beim variablen Anteil kräftiger draufgepackt wird. Laut Böger sind Vergütungsmodelle mit leistungsabhängigen Komponenten weit verbreitet. Über 70 Prozent der Firmen setzen bereits auf variable Einkommenselemente.
Bereichsleiter + Bank = sehr hohes Gehalt
Was sich in den letzten Jahren so gut wie nicht verändert hat, ist, dass die Unternehmensgröße das Gehalt stark beeinflusst. Bestes Beispiel dafür sind die Bereichsleiter. In großen Anwenderunternehmen - etwa in der Bankenwelt - hat ein IT-Bereichsleiter im Durchschnitt 227.000 Euro Jahresgesamtgehalt (also inklusive Boni, die bei ihm heuer rund 50.000 Euro ausmachen). In der mittelständisch geprägten Softwarewelt erreichen die Bereichsfürsten lediglich ein Salär von 164.000 Euro.
Abteilungsleiter verdienen im Durchschnitt deutlich weniger als IT-Bereichsleiter. Besonders klar ist der Unterschied - auch hier wieder - in der Bankenwelt, wo der Abteilungsleiter ein Zielgehalt von 109.500 Euro einstreicht (zur Erinnerung: Bereichsleiter 227.000 Euro). Personalmarkt hat als variablen Anteil bei den Abteilungsleitern durchschnittliche 15 Prozent errechnet.
Kleiner sind die Gehaltsunterschiede innerhalb der Hierarchien in der Automobilindustrie, wo der IT-Abteilungschef fast 100.000 Euro Jahresgehalt nach Hause nimmt, damit rund 80.000 Euro weniger verdient als sein direkter Chef. Noch kleiner, aber deutlich hoch genug fällt der Gehaltsunterschied zwischen dem Bereichs- und Abteilungsleiter im Systemhaus aus, hier sind es etwa 60.000 Euro Differenz.
Die Projektleiter sind eine Gehaltsklasse für sich
Der Gruppenleiter, eine Hierarchiestufe unterhalb des Abteilungsleiters, bewegt sich mit seinem Jahreszielgehalt, also Grundgehalt und Prämien, im Durchschnitt zwischen 60.000 Euro bei Beratungs- und Systemhäusern und 76.400 Euro bei Banken. Auf dieser Hierarchiestufe fallen die leistungsbezogenenen Anteile kleiner aus, Gruppenleiter werden nur zu etwa zehn Prozent variabel vergütet, wie Personalmarkt errechnet hat.
Eine Klasse für sich bilden die Projektleiter, die sich in der Regel hierarchisch zwischen Abteilungs- und Gruppenleiter bewegen, gehaltlich aber in den letzten Jahren mächtig aufgeholt haben und nun mehr verdienen als die Gruppenleiter. Verständlich, denn angesichts der Zunahme von Projekten in allen Größen und Schwierigkeitsstufen darf sich gelegentlich auch schon ein eingearbeiteter Anfänger als Projektleiter bezeichnen genauso wie ein erstklassiger SAP-Experte, der sich dann gehaltlich allerdings schon mal in Geschäftsführer- oder Bereichsleitersphären bewegt.
Ihr Zuwachs liegt je nach Branche zwischen drei und fünf Prozent. Spitzenreiter ist der Projektleiter im Bankenwesen mit 86.200 Euro (Vorjahr 82.200 Euro), und das Schlusslicht kommt aus dem Softwarehaus, wo durchschnittlich 64.000 Euro (Vorjahr 62.000 Euro) zu verdienen sind.
Was Vertriebler verdienen
Auf der Überholspur befinden sich die Verkäufer, die mit einem Plus von sieben Prozent nach Hause gehen. So erreicht ein Vertriebsleiter in der IT-Industrie ein Zielgehalt, also die Summe aus festem und variablem Anteil, von 131.000 Euro (Vorjahr 122.000 Euro), wobei der variable Anteil etwa 40 Prozent ausmacht. Anzumerken ist in diesem Jahr, dass die Vergütung für die Verkäufer in Unternehmen ab 1000 Mitarbeiter um 8,5 Prozent auf 176.000 Euro gestiegen ist. Weniger glücklich dürften die Verkäufer in kleineren Softwarehäusern sein, hier beträgt das Plus im Durchschnitt fünf Prozent - das entspricht einem Durchschnittslohn von 107.500 Euro.
In einer Sonderauswertung hat Böger herausgefunden, dass der IT-Manager - und damit hat der Vergütungsexperte alle IT-Führungsfunktionen in einen Topf geworfen - in einem Unternehmen mit weniger als 100 Mitarbeitern 76.980 Euro im Jahr im Durchschnitt verdient, in einem Konzern mit über 20.000 Mitarbeitern dagegen 110.580 Euro erreicht. Interessant ist auch eine weitere Sonderauswertung, die zeigt, wie das Gehalt eines IT-Managers im Laufe seiner Karriere wächst. Schafft er mit 30 Jahren 74.000 Euro im Jahr, geht es zunächst rasant nach oben auf 82.500 Euro mit 35 Jahren und 93.500 Euro mit 40 Jahren. Dann verlangsamt sich der Zuwachs, zehn Jahre beträgt das Gehalt immerhin 107.000 Euro, aber mit 55 Jahren muss sich der Chef mit 108. 500 Euro zufriedengeben.
Untersucht wurde auch, in welcher Stadt die höchsten Gehälter gezahlt werden. Hier führt München (16,5 Prozent über dem Durchschnitt) vor Frankfurt am Main (15,5 Prozent), Stuttgart (11,7 Prozent), Düsseldorf (11,6), Hamburg (8,1) und Köln (108 Prozent). Einen halben Prozentpunkt unter dem Durchschnitt liegt die Hauptstadt und ganze neun Prozent Dresden. Immerhin schreitet die Angleichung der Ostgehälter auf Westniveau weiter fort -, denn vor zwei Jahren lag die Hauptstadt noch vier Prozent unter dem Durchschnitt und die sächsische Metropole 15 Prozent.
Informationen zur Gehaltstudie 2011
Wer hat mitgemacht?
An der Studie haben sich 53 IT-Unternehmen und Anwenderfirmen beteiligt und Gehaltsdaten zu 528 Positionen geliefert. Weitere 13.438 Datensätze stammen aus Direktbefragungen von Fach- und Führungskräften. Insgesamt sind so 14.941 Datensätze in die Studie geflossen.
Zur Methode
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Personalmarkt hat Höhe und Struktur der Gehälter von 32 Funktionen ausgewertet.
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Innerhalb einer Funktion wurde weiterhin nach Anspruchsstufen differenziert: IT-Berater etwa sind vom einfachen Consultant bis hin zum Manager mit Personalverantwortung analysiert worden.
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Alle Funktionen wurden unterschiedlichen Firmengrößen zugeordnet.
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Personalmarkt hat das Gesamt- und das Grundgehalt sowie alle Nebenleistungen berechnet.
Die Studie
Die Vergütungsstudie "Führungskräfte und Spezialisten in der IT-Wirtschaft 2011" kann zum Preis von 539 Euro (zuzüglich Mehrwertsteuer und Versandkostenpauschale) per E-Mail bestellung@personalmarkt.de, telefonisch unter 0 40/41 34 54 30 oder online über die Personalmarkt -Website bestellt werden. Die Studie richtet sich an Geschäftsführer, Personalleiter und Personalverantwortliche aus der IT-Wirtschaft sowie an Personal- und Unternehmensberater.