Microsofts Verfehlungen

Die fürchterlichsten Windows-Features

25.08.2011 von Panagiotis Kolokythas
Seit 1985 die erste Version von Windows das Licht der Welt erblickte, haben sich Generationen von Usern über so manches Feature totgeärgert. Wir zeigen die Top 19.

Das gute alte Windows hat nunmehr schon über zwei Jahrzehnte auf dem Buckel, Usern kommen und gehen gesehen und so manchen auch wiederholt in den Wahnsinn getrieben. Obwohl bahnbrechend auf dem Gebiet der Betriebssysteme hat Microsoft seit Windows 1.0 mit jeder neuen Version auch standardmäßig eine Vielzahl an Bugs und Funktionen ausgeliefert, die die Geduld jedes einzelnen, der mit ihnen arbeiten musste, auf eine harte Probe gestellt haben.

Die COMPUTERWOCHE-Schwesterpublikation PC-WORLD hat die 19 schlimmsten Windows-Funktionen gesammelt. Diese Top 19 möchten wir Ihnen natürlich nicht vorenthalten. In diesem Sinne: Viel Spaß beim Schmökern und vielleicht auch beim Schmunzeln!

Die fürchterlichsten Windows-Features: Platz 29 - 16

Platz 19: Drive Space

Es gab eine Zeit, da war Festplattenspeicherplatz einfach nur knapp und Festplatten enorm teuer. In dieser Zeit kam Microsoft auf die Idee, sein Betriebssystem mit einer Festplattenkomprimierungsfunktion auszustatten. Erstmalig wurde diese Funktion unter dem Namen Microsoft DoubleSpace in DOS 6.0 implementiert. Prompt gab es auch 1993 eine Patent-Klage durch das Unternehmen Stac Electronics, das den Namen für sich beanspruchte. Ab Windows 95 hieß die Funktion daher Microsoft Drive Space.

Die Funktion war zwar tatsächlich in der Lage, Dateien zu komprimieren und dadurch den Platzbedarf auf der Festplatte zu reduzieren. Blöd war allerdings, dass alle Daten in einer Datei komprimiert wurden und im Falle eines Hardware-Fehlers alle Daten verloren gingen. Außerdem traten Probleme auf, wenn Anwender die Dateien von einem System auf ein anderes übertragen wollten. Dementsprechend häuften sich auch die Beschwerden über Drive Space und die Anwender machten einen weiten Bogen um die Funktion. In Windows XP war Drive Space gar nicht mehr enthalten. Da sich wohl niemand mehr für die Funktion interessierte, fiel dies aber auch niemandem auf.

Platz 18: Windows Movie Maker

Alles hat einen Anfang, das gilt auch für den Windows Movie Maker, den Microsoft bei Windows ME in der Version 1.0 mitlieferte. Mit dem Tool sollten Anwender Filme erstellen können, so wie Apple es mit seinem seinerzeit neuen Tool iMovie vorgemacht hatte. Bei Microsoft ließ man aber anscheinend außer Acht, dass Anwender gewisse Ansprüche an eine Videobearbeitung haben: Übergangseffekte? In der Version 1.0 gab es nur einen einzigen. Die erstellten Videos konnten auch nur in ein einziges und zudem auch noch proprietäres Format auf die Festplatte gespeichert werden. In Windows XP lieferte Microsoft immerhin eine stark verbesserte Version 2.0 aus und in Windows Vista war das Tool in der Version 6.0 enthalten. Was dagegen mit den Version 3.0, 4.0 und 5.0 geschah, weiß wahrscheinlich auch bei Microsoft niemand mehr…

Platz 17: Web TV für Windows

WebTV für Windows war in Windows 98 enthalten und wurde für das damals neue Betriebssystem als ein ganz tolles Feature angepriesen. Letztendlich war die Funktion eine Schnittstelle zu der im Rechner eingebauten TV-Karte und unterstützte Intels kurzlebigen Intercast-Dienst. Anwender, die die Nutzung der Funktion riskierten, ärgerten sich über deren instabilen Zustand, kämpften mit Totalabstürzen des Rechners und dazwischenfunkenden Bildschirmschonern. Als Bonus gab es auch noch eine schwere Sicherheitslücke, die es Angreifern erlaubte, die komplette Kontrolle über den Rechner zu übernehmen.

Platz 16: Rechner herunterfahren ist nicht genug

Ein Betriebssystem wie Windows offeriert dem Anwender nicht nur ein schnödes Herunterfahren des Rechners, sondern auch noch diverse Alternativen. Bei Windows Vista standen beispielsweise zur Auswahl: Benutzer wechseln, Ausloggen, Rechner sperren, Neustarten, Schlafmodus und Herunterfahren. Willkommen im Club - wenn Sie mal den Rechner herunterfahren wollten, aber aus Versehen die Neustarten-Option ausgewählt haben. Seit jeher ärgerten sich Windows-Anwender darüber, dass das Herunterfahren des Rechners so lange dauert. Seit Windows 7 gehört dieses Problem glücklicherweise der Vergangenheit an.

Die fürchterlichsten Windows-Features: Platz 15 - 11

Platz 15: Windows Aero

Herrlich war die Ankündigung, dass Windows Vista mit einer neuen Oberfläche, genannt Aero, ausgeliefert werden wird. Das Ergebnis: Transparente Fensterränder, die es erlauben zumindest ansatzweise zu erahnen, was dahinter liegt. Erkauft wird dieses bahnbrechende, optische Gimmick mit einer vergleichsweise hohen Anforderung an der im Rechner befindlichen Grafikkarte. Aero entfaltete in Vista teilweise auch ein reges Eigenleben und stellt sich in manchen Situationen einfach ab, ohne den Anwender vorher zu fragen.

Platz 14: Active DesktopWeb-Content direkt aus dem Internet auf den Desktop. Die Idee an sich ist nicht schlecht und wurde durch Microsoft auch mittels Active Desktop in Windows 98 integriert. Rückblickend war Active Desktop aber seiner Zeit einfach zu weit voraus. Wir surften damals mit langsamen Modems im Internet und entsprechend langatmig war die Aktualisierung der Web-Inhalte durch Active Desktop und die damit verbundene Verlangsamung des gesamten Betriebssystems. Heute sieht es ganz anders aus: Widget Engine und auch Windows Vista Sidebar sind die modernen Nachfolger von Active Desktop und bereichern den Desktop.

Platz 13: Windows XP Suche

Es fällt schwer sich zu erinnern, ob jemand überhaupt über eine Desktop-Suche nachdachte, als Microsoft Windows XP mit der dort enthaltenen Suche auslieferte. Deren Oberfläche war jedenfalls grausig und schwer zu verstehen und auch die Suchergebnisse ließen zu wünschen übrig. Hinzu kamen die nervigen und kindischen Assistenten, in Form von Hunden & Co.

Platz 12: Das Microsoft Network

Mit Microsoft-Network (MSN) versuchte Microsoft mit dem Erscheinen von Windows 95 dem Giganten AOL Paroli zu bieten. Das auf dem Desktop befindliche Icon für MSN 1.0 dürften aber nur die wenigsten geklickt haben. Wer es tat, erlebte einen von der Benutzerführung grausig gestalteten, enorm langsamen Online-Dienst, der schon beim Start veraltet war. Immerhin zwang dies Microsoft, aus MSN (noch lange vor AOL) einen reinen Internet-Dienst und Internet Service Provider werden zu lassen.

Platz 11: Der Windows Explorer

Vorgänger des Windows Explorer war der Windows File Manager. Der bot enorm viele Funktionen. So war es beispielsweise möglich, Platzhalter-Zeichen zu verwenden und so beispielsweise nur Dateien mit einer bestimmten Endung anzuzeigen. Es konnte eine Liste mit allen in einem Ordner befindlichen Dateien ausgedruckt werden. Und, und, und… Dann kam Windows 95 und der darin enthaltene Windows Explorer, bei dem alle nützlichen Funktionen eines Dateimanagers gestrichen worden waren und der viele Funktionen vermissen ließ. Die Nachlässigkeit von Microsoft bot immerhin Drittanbietern die Möglichkeit, alternative Dateimanager auf den Markt zu bringen und zu etablieren.

Die fürchterlichsten Windows-Features: Platz 10 - 6

Platz 10: Windows 95 & USB

Heute hat sich USB etabliert und keiner mag es mehr missen. In Windows 95 wurde die Unterstützung von USB nachträglich ausgeliefert und sorgte bei vielen Anwendern für Kopfzerbrechen. Die Probleme mit dem damals noch neuen USB gingen teilweise so weit, dass man nach dem Anschluss eines USB-Geräts nur beten konnte, dass es auch funktioniert. Teilweise wurde sogar das ganze Betriebssystem geschrottet und eine Neuinstallation wurde fällig. In Windows 98 war dann die USB-Unterstützung gleich mit der Auslieferung enthalten. Inklusive der noch immer bestehenden Kinderkrankheiten: Legendär wurde das Video, das zeigt, wie Bill Gates versucht, einen USB-Scanner an einen Windows-98-Rechner anzustöpseln. Der Versuch führte zum Absturz des Rechners.

Platz 9: Windows Genuine Advantage

Keine Frage: Software-Hersteller wie Microsoft haben durchaus das Recht, Maßnahmen gegen Software-Piraten zu ergreifen. Microsofts Antwort auf diese Problematik war das Windows Genuine Advantage (WGA), welches Anwender künftig zwingen sollte, die Echtheit des verwendeten Betriebssystems überprüfen zu lassen, bevor ein Download von der Microsoft-Website erfolgen darf. Die erste Version wurde getarnt als Sicherheitsupdate an die Anwender ausgeliefert und beschuldigte selbst Besitzer von Original-Windows-Versionen, Raubkopierer zu sein. Immerhin wurde WGA mit der Zeit verbessert.

Platz 8: Task beenden. Task beenden! Task beenden!!!!

Ein Windows-Programm hängt mal wieder. Der geübte Anwender drückt natürlich Strg+Alt+Del, sucht das Programm im Taskmanager und klickt dann auf „Task beenden“. Soweit zur Theorie. In der Realität bewirkt das Drücken des „Task beenden“-Buttons noch lange nicht, dass jedes Mal auch wirklich der besagte Task beendet wird. Oft muss mehrmals der Button gedrückt werden, ehe sich überhaupt etwas tut. Das ist bis heute so. Leider.

Platz 7: User Access Control (UAC)– Benutzerkontosteuerung

Das Problem in der Pre-Vista-Windows-Ära: Viele Anwender arbeiteten als Administrator unter Windows XP und setzten sich damit unnötig Gefahren aus. Schließlich hatten nicht nur sie vollen Zugriff auf den Rechner, sondern auch potentielle Angreifer. Microsofts Antwort auf dieses Problem in Windows Vista war das UAC: Jedes Mal, wenn eine potentiell kritische Aktion auf dem Rechner ausgeführt werden soll, fragt UAC nochmal vorher nach. In der Praxis erweist sich die Funktion bisher aber eher als umständlich: Der Bildschirm wird kurz schwarz beziehungsweise verdunkelt sich und dann erscheint ein Warnfenster mit einem kryptischen Warnhinweis. Fazit: Die hinter UAC steckende Idee war gut, aber an der Umsetzung haperte es.

Platz 6: Windows Update

Windows XP enthielt die integrierte Update-Routine, die das Betriebssystem auf einen neuen Stand bringt. So weit so gut, aber meistens war ein Neustart notwendig und wenn man den nicht sofort wünschte, nervten ständig – alle 10 Minuten - aufpoppende Fenster, die den Neustart des Rechners androhten, wenn man nicht binnen Sekunden einen Button drückt. Wer den PC kurz alleine ließ, konnte damit rechnen, dass das Fenster aufpoppt, der rettende Klick entfällt und damit der Rechner neu startet und dabei Daten von gerade offenen Applikationen verloren gehen.

Die fürchterlichsten Windows-Features: Platz 5 - 1

Platz 5: Messenger Service

Unter Windows XP war standardmäßig ein Systemdienst aktiviert, der den Namen „Messenger Service“ trug. Diesen Dienst nutzten Spammer aus, um über das Internet bei den Anwendern Werbe-Fenster einzublenden. Die Werbeflut auf die XP-Anwender wurde so groß, dass Microsoft per Knowledge-Base-Artikel erläuterte, wie der Dienst deaktiviert werden konnte. Mit dem Service Pack 2 wurde der Dienst dann standardmäßig deaktiviert und unter Windows Vista völlig gestrichen. Eine weise Entscheidung.

Platz 4: Nervtötende Benachrichtigungseinblendungen

Mal sind es länger nicht genutzte Icons auf dem Desktop, mal ist das Netzwerkkabel nicht richtig angeschlossen, und, und, und… Windows war der Meinung, den Anwender regelmäßig mittels gelber, ballon-förmiger Hinweisfenster über der Systray oder anderswo auf der Oberfläche, irgendetwas mitteilen zu müssen. Die meisten Mitteilungen dieser Art waren einfach belanglos und lenkten bei der Arbeit ab.

Platz 3: Internet Explorer 6

Dass Microsoft sich in den 1990er einen Browser-Krieg mit Netscape leistete, ist ja bekannt. Eine Internet-Explorer-Version jagte die nächste. Bis schließlich Microsoft den Browser-Krieg gewann und 2001 der Internet Explorer 6 erschien. Fünf Jahre lang machte Microsoft anschließend keinerlei Anstalten, den Internet Explorer 6 mal zu modernisieren oder sich an die Arbeit an einer neuen Version zu machen. In den fünf Jahren wurde eine Sicherheitslücke nach der anderen bekannt. Anwender waren gezwungen, ständig Updates zu installieren oder sich dem Risiko angegriffen zu werden auszusetzen. Andere Browser, wie Firefox und Opera, brachten neue Funktionen und verbesserten Browser-Komfort. All diesen Entwicklungen zeigte Microsoft fünf lange Jahre lang die kalte Schulter. Erst 2006 kam dann endlich der Internet Explorer 7 - ein paar Jahre früher wäre besser und sicherer gewesen.

Platz 2: Die Registry

In der Registry-Datei speichert Windows immens wichtige Daten über die Systemkonfiguration und das innerhalb einer einzigen Datei. Mit all den damit verbundenen Risiken: Ist die Datei zerstört oder ändert man an irgendeiner Stelle aus Versehen einen wichtigen Eintrag, dann quittiert dies Windows unter Umständen mit einer totalen Arbeitsverweigerung. Nur erfahrenen Anwendern kann empfohlen werden, überhaupt die für Windows lebenswichtige Registry anzufassen. Das Risiko bleibt immer bestehen, etwas kaputt zu machen.

Platz 1: ActiveX-Controls

Die ActiveX-Technologie hat ihre Ursprünge in dem in Windows 3.0 enthaltenen OLE (Object Linking and Embedding). ActiveX darf ziemlich viel auf einen Rechner machen und dementsprechend setzen Websites, die ActiveX voraussetzen, Anwender auch Sicherheitsrisiken aus. ActiveX war auch ein Grund dafür, wieso es Browser-Alternativen zum Internet Explorer anfänglich so schwer hatten. Mittlerweile haben Website-Betreiber dazu gelernt und die ActiveX-Voraussetzungen für den Besuch von Websites existieren kaum noch. Außer bei Windows Update und WGA.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation PC-Welt.