Vom SRA zum iPhone

Die Evolution der Handys

30.10.2009 von Benj Edwards
Die Geschichte der Handys im Schnelldurchlauf: Vom kiloschweren Sprech-Knochen bis zum zierlichen mobilen Werkzeug.

Einst waren Mobiltelefone ein exklusives Spielzeug und Statussymbol für eine Elite. Sie kosteten mehrere 1000 Dollar, wogen ein Kilogramm und der Akku hielt gerade einmal 60 Minuten lang durch. Doch seit den Anfängen des Handys hat sich viel getan, wie unsere Bilder von den Anfängen des Mobiltelefons bis heute beweist.

Die Galerie unserer Handys erhebt keineswegs Anspruch auf Vollständigkeit, sondern zeigt die spannendsten Höhepunkte. Der Anfang unserer Zeitreise führt Sie zurück in das Jahr 1956.

Aller Anfang ist schwer: SRA/Ericsson MTA (Mobile Telephone System A)

Mit rund 40 Kilogramm war das SRA/Ericsson MTA (Mobile Telephone System A)nur bedingt mobil.

Im Jahr 1956 gab es noch keinen internationalen Mobilfunkstandard. Stattdessen nutzen die jeweiligen Telefone unterschiedliche Kommunikationsstandards, die von Unternehmen zu Unternehmen verschieden waren. Das rund 40 Kilogramm schwere MTA (Mobile Telephone System A) ist ein typisches Beispiel für derart frühe "mobile" Telefone. Die meisten damaligen Modelle waren dermaßen schwer, dass sie fest in ein Auto eingebaut werden mussten, weil sie anders nicht transportiert werden konnten. Nur wenige Zeitgenossen konnten sich ein derartiges Telefon leisten. Das hier gezeigte Modell beispielsweise funktionierte nur in zwei schwedischen Städten und wurde von gerade einmal 125 Personen benutzt. Das war in den Jahren von 1956 bis 1967. Immerhin waren mit dem MTA Direkttelefonate ohne manuell geschaltete Verbindung durch einen Operator möglich.

Das erste richtige Handy: Motorola DynaTAC 8000X

Motorola DynaTAC 8000X

Bereits 1973 zeigte Motorola einen ersten Prototypen eines Mobiltelefons. Es dauerte dann aber bis 1983, als Motorola endlich das DynaTAC 8000X auf den Markt brachte. Motorola brauchte die Zeit, um die dringend benötigten Sendemasten aufzustellen. Als das DynaTAC 8000X dann endlich auf dem Markt war, wurde es zu einer Ikone des Technikzeitalters und ein Statussymbol für die wirklich Reichen. Bei einem damaligen Preis von 3995 US-Dollar ist das kein Wunder. Mit dem Motorola DynaTAC 8000X begann endgültig das Handy-Zeitalter.

Für Langzeit-Telefonate: Nokia Mobira Talkman

Nokia Mobira Talkman

Ein Jahr später, nämlich 1984, folgte das Nokia Mobira Talkman. Vom vorangehenden DynaTAC unterschied es sich vor allem durch seine Akku-Laufzeit. Während das DynaTAC gerade einmal 60 Minuten Gesprächszeit ermöglichte (und 30 Stunden zum Wiederaufladen!), waren mit dem Mobira Talkman immerhin mehrere Stunden möglich.

Das erste Klapp-Handy: Motorola MicroTAC

Motorola MicroTAC
Foto: Motorola

1989 legte Motorola nach und brachte als Nachfolger für das DynaTAC das deutlich kleinere MicroTAC auf den Markt. Die relativ platzsparende Bauweise wurde durch eine Klappe ermöglicht, die man ausklappte, wenn man sprechen wollte, bei Nichtgebrauch aber eingeklappt ließ. So wurde das Motorola MicroTAC zum ersten Klapp-Handy überhaupt.

Schwer, aber erreichbar: Motorola 2900 Bag Phone

Motorola 2900 Bag Phone

In den 1980ern und auch noch Anfang der 1990er dominierten Handys, die mit großen Taschen daherkamen. Darin befanden sich der Empfänger und die Batterien, der Transport war eine Schweiß treibende Angelegenheit, weswegen Handys wie das 1994 erschienene Motorola 2900 Bag Phone (das Wort Bag – englisch für Tasche – ist hier Programm) vor allem in Autos eingesetzt wurden.

Alternativ konnte man die Handy-Taschen auch auf den Rücken wuchten und durch die Gegend tragen. Trotz ihrer Unhandlichkeit und Ihres Gewichts blieben die "bag phones" populär bis weit in die 90er Jahre. Der Grund: Sie ermöglichten relativ lange Sprechzeiten und größere Reichweiten bis zum nächsten Sendemasten. Letzteres war in einer Zeit, als die Netzabdeckung noch recht lückenhaft war, ein echtes Argument.

Das erste "echte" Klapp-Handy: Motorola StarTAC

Motorola StarTAC

1996 landete Motorola einen Coup mit dem StarTAC. Es wurde sofort sehr populär, ließ es sich zusammenklappen und damit um die Hälfte verkleinern. Sein Spitzname hieß deshalb Muschelschale, weil es sich wie eine Muschel öffnete und schloss. Die Konkurrenz ahmte das Aussehen der Muschel Motorola StarTAC bald nach. Bis heute gibt es viele derartige Klapphandys. Doch das Motorola StarTAC bleibt für alle Zeiten das erste Mobiltelefon mit dem neuen Klapp-Mechanismus, der es ermöglichte, das es seinerzeit eines der kleinsten und leichtesten Handys überhaupt war.

Der Smartphone-Urahn: Nokia 9000i Communicator

Nokia 9000i Communicator

1997 präsentierte Nokia den Urahnen moderner Smartphones: den Nokia 9000i Communicator. In der Tat handelte es sich dabei um einen Mini-Computer inklusive Mobiltelefon. Die Rechenleistung kam von einem Prozessor, der vom Intel 386 abgeleitet war und auf acht Megabyte RAM zugreifen konnte. Ungewöhnlich war das Gehäuse, wurde die Muschel doch quer statt hochkant aufgeklappt. Auf dem Deckel befand sich das LCD, auf der Unterschale die QWERTZ-Tastatur.

Mit dem Nokia 9000i Communicator konnte man nicht nur telefonieren, sondern auch faxen und Faxe empfangen, Textnachrichten versenden und Mails schreiben und abschicken. Zudem standen die organisatorischen Möglichkeiten eines PDAs zur Verfügung.

Die Antenne verschwindet: Nokia 8810

Nokia 8810

1998 erschien mit dem Nokia 8810 ein Handy, dem augenscheinlich etwas Typisches fehlte: Die Antenne nämlich. Denn die Nokia-Ingenieure hatten einen Weg gefunden, die Antenne komplett im Gehäuse des Nokia 8810 unterzubringen. Das Design des Nokia 8810 wurde bald typisch für die Nokia-Handys.

Per WAP ins Web: Nokia 7110

Nokia 7110

1999 brachte Nokia mit dem 7110 ein WAP-fähiges Handy auf den Markt. Um WAP (Wireless Application Protocol) entstand damals ein richtiger Hype, alle die richtig "in" sein wollten, redeten vom Internet auf dem Handy via WAP. Viele Internet-Startups wetteiferten darum, ihre Websites auch im WAP-Format nachzubasteln um sie auf Handys ausliefern zu können – während die normalen http-Websites mit ihren riesigen Java-Applets die normalen Modemleitungen verstopften. Allem Hype-Gerede zum Trotz scheiterte WAP kläglich.

Einstiegdroge für E-Mail-Süchtige: RIM BlackBerry 5810

RIM BlackBerry 5810

Die Marke BlackBerry startete ihre Siegeszug im Jahr 1999 als Pager zur Alarmierungs- und Nachrichtenzwecke. Doch schnell entwickelten sich die Geräte von Research in Motion RIM zu leistungsfähigen Smartphones wie es das 2002 erschienene BlackBerry 5810 war. Das BlackBerry besaß eine richtige Tastatur und bot als Besonderheit einen Push-Maildienst, der bis heute zu den besonderen Features von Blackberry gehört. Das Blackberry (englisch für Brombeere) wurde dadurch zum nahezu unverzichtbaren Accessoire für Business-Leute und Manager.

Das erste Foto-Handy: Sanyo SCP-5300

Sanyo SCP-5300

Das Jahr 2002 sah noch eine andere Besonderheit: Nämlich das erste Massen-taugliche Handy mit eingebauter Digitalkamera, das in den USA erhältlich war. Zuvor hatten sich Marktbeobachter über die aus Japan stammende Idee, eine Kamera in ein Mobiltelefon einzubauen, noch lustig gemacht. Doch das von Sprint and Sanyo entwickelte SCP-5300 strafte alle Kritiker Lügen: Das Sanyo SCP-5300 mit Farb-LCD und eingebauter Kamera wurde ein voller Erfolg und damit Wegbereiter für diese heute selbstverständliche Kombination (stellen Sie sich nur mal das Apple iPhone ohne eingebaute Kamera vor).

Das Cloud-Handy: T-Mobile Sidekick/Danger Hiptop


T-Mobile Sidekick/Danger Hiptop

Und noch eine Produktneuheit gab es 2002: Das T-Mobile Sidekick (alias Danger Hiptop). Das neuartige Smartphone glänzte mit einem neuen Design und einem großen beweglichen Display sowie einer guten QWERTZ-Tastatur unter dem wegschiebbaren LCD. Mit dem Sidekick wurde das Versenden von Textnachrichten so richtig bequem. Als Besonderheit des Geräts werden viele private Daten des Nutzers auf den Servern des Dienstanbieters gespeichert - und laufen damit Gefahr, gehackt zu werden (Paris Hilton) oder wie jüngst verloren zu gehen.

Das Designerstück: Motorola Razr V3

Motorola Razr V3

Mit einem frischen Design ging 2004 das Motorola Razr V3 an den Start. Es war ein schlankes Klapphandy mit einem großen Bildschirm und einer ebenso flachen wie stylischen Tastatur. Zudem war eine Kamera eingebaut. Trotz aller technischen Finessen und der vielen Multimedia-Features begeisterte das Motorola Razr V3 vor allem durch sein cooles Aussehen.

Weniger ist mehr: Apple iPhone

Apple iPhone

2007 brachte Apple das erste iPhone auf den Markt. Die erste Generation des Apple iPhone verfügte keineswegs über technisch besonders ungewöhnliche Gimmicks. Und doch begeisterte es die Menschen durch seine rundum gelungene Bedienbarkeit. Mittlerweile liegt das Apple iPhone, technisch deutlich verbessert um flotte Internet-Anbindung, GPS, Kompass und den umfangreichen App Store, in der dritten Generation vor. Es wurde zum Vorbild schlechthin, animierte Google zur Entwicklung von Android und wird mittlerweile vielfach kopiert.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation PC-Welt.