Zu diesem Ergebnis kommt die Studie "Cloud Computing", die vom Marktforschungsunternehmen Kelton Research im Auftrag von Avanade organisiert wurde. Von März bis April 2011 haben die Experten dazu 573 Interviews in Deutschland und in 17 weiteren Ländern geführt.
Insgesamt ist die Akzeptanz für Cloud-Services demnach in den letzten Monaten deutlich gestiegen. 2009 bezogen noch 60 Prozent der deutschen Unternehmen keinerlei Cloud-Dienste, heute sind es nur noch 24 Prozent.
Heiko Leicht, Service Line Lead Technology Infrastructure bei Avanade Deutschland, erklärt: "Wir sehen, dass Cloud Computing innerhalb der letzten beiden Jahre den Kinderschuhen entwachsen ist, die Technologie ist nicht mehr neu und die anfängliche Zurückhaltung der Firmen nimmt stetig ab."
Die Vorteile der Cloud
Die Mehrheit der in Deutschland befragten Unternehmen ist der Meinung, dass sich mittels Cloud-Technologien vor allem Kostenvorteile (58 Prozent) realisieren lassen und die IT flexibler agieren kann (52 Prozent). Mehr als jeder dritte befragte CIO und CEO sagt, dass dank Cloud Computing die Effizienz im Unternehmen steigt. Und 36 Prozent geben an, dass Cloud Computing die eigene IT vereinfache.
Einen weiteren Vorteil sehen die deutschen Befragten in der Skalierbarkeit, wodurch sich die IT leichter an das Wachstum des Unternehmens anpassen lasse (24 Prozent). 27 Prozent erklären, dass sie sich dank der Nutzung von Cloud Computing auf andere wichtige betriebliche Themen konzentrieren könnten.
Jeder Fünfte geht davon aus, dass sich die Mitarbeiterzufriedenheit erhöht; weitere 16 Prozent sagen, dass dank Cloud-Technologien der Umsatz gesteigert werde. 64 Prozent geben an, dass sich dank Cloud Computing betriebliche Prozesse vereinfacht haben. Nur 15 Prozent meinen demgegenüber, dass sich ihre Arbeit erschwert hat.
Gründe gegen die Cloud
Nur ein geringer Teil der deutschen CIOs und CEOs spricht sich gegen den Einsatz von Cloud-Services aus. Die Gründe hierfür sind vielfältig, aber altbekannt:
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So hegt die Mehrheit der deutschen Entscheider immer noch Sicherheitsbedenken (63 Prozent).
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Weitere 63 Prozent der hiesigen Studienteilnehmer trauen sich die Nutzung von Cloud-Technologien nicht zu, da sie laut eigener Aussage über zu wenig Know-how verfügten.
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Mehr als jeder Dritte hat zudem noch zu wenig Vertrauen in die Anbieter von Cloud-basierten Dienstleistungen oder scheut mögliche Kosten, die mit der Einführung derartiger Technologien verbunden sein könnten (jeweils 38 Prozent).
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Der Vergleich zwischen den Ergebnissen der aktuellen Studie und der Umfrage von vor zwei Jahren zeigt jedoch, dass Unternehmen, die derzeit noch kein Cloud Computing nutzen, ihre Ängste verringert haben. So hatten damals noch 80 Prozent der CEOs Bedenken hinsichtlich der Sicherheit, aktuell sind es 63 Prozent.
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Weitere 65 Prozent meinten damals zudem, dass Cloud Computing lediglich ein "Hype" sei. Aktuell gibt nur noch jeder zehnte Befragte an (13 Prozent), dass die Managementebene den Mehrwert von Diensten aus der Wolke nicht erkennen würde.
Private Cloud wird bevorzugt
Dass Sicherheit und Datenschutz auch bei der aktuellen Nutzung von Cloud Computing wichtige Themen sind, zeigen folgende Ergebnisse:
67 Prozent aller Befragten sind der Meinung, dass die Private Cloud sicherer ist als die Public Cloud. Aus diesem Grund spielt auch bei nahezu jedem zweiten Unternehmen hierzulande das Modell der privaten Wolke eine wichtige Rolle in der Cloud-Strategie.
Aktuell beziehen bereits 45 Prozent aller Befragten Dienste aus der privaten Cloud und knapp jeder Zweite plant, Private Clouds innerhalb der nächsten zwölf Monate einzusetzen. Um ihre IT hierfür fit zu machen, will dieser Teil der Befragten vor dem eigentlichen Implementierungsprozess vor allem in die Bereiche Security (64 Prozent), Netzwerk, Storage und Virtualisierung (jeweils 50 Prozent) investieren.
Schlechte Erfahrungen mit der Cloud
Einige Firmen, die derzeit Cloud-basierte Technologien einsetzen, haben auch negative Erfahrungen mit Diensten aus der Wolke gemacht. So sind bereits 28 Prozent von einer extern gehosteten zu einer On-Premise-Lösung zurückgekehrt.
Die wichtigsten Gründe für das Zurückholen der IT waren Kostenaspekte (43 Prozent), Integrationsprobleme (29 Prozent) sowie Sicherheits- und Datenschutzbedenken (14 Prozent). Aus diesem Grund rät Heiko Leicht, in klar definierten Schritten vorzugehen, wenn Unternehmen Cloud Computing nutzen und negative Erfahrungen vermeiden wollten: "Entscheidend ist eine Strategie, die konkret auf das jeweilige Unternehmen zugeschnitten ist. Jede Firma sollte daher eine entsprechende, individuelle Roadmap erstellen, welche Ziele sie mit dem Einsatz von Cloud Computing überhaupt erreichen will."
Unternehmen geben ein Viertel ihres IT-Budgets für die Cloud aus
Unabhängig von der bevorzugten Organisationsform der Cloud setzt die Mehrheit der Studienteilnehmer bislang auf eine Kombination aus intern und extern gehosteten Systemen (67 Prozent), jeder Zehnte vertraut allein auf die Cloud.
Aus diesem Grund spielt auch im IT-Budget der Unternehmen Cloud Computing eine zunehmende Rolle:
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Bereits jede dritte Organisation gibt zwischen 21 und 30 Prozent ihres verfügbaren IT-Budgets dafür aus.
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Jeder vierte Befragte investiert zwischen elf und 20 Prozent, jeder Fünfte zwischen 31 und 40 Prozent.
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Lediglich vier Prozent der hiesigen Firmen wenden bereits über die Hälfte ihrer verfügbaren Geldmittel für Technologien aus der Cloud auf.
CIOs und CEOs lagern vor allem geschäftsunkritische Dienste aus
Auf die Frage, für welche Art von Cloud-Services die Befragten ihr verfügbares IT-Budget aufwenden, gibt die Mehrheit Software-as-a-Service an (39 Prozent), danach folgen Platform-as-a-Service (24 Prozent) und Infrastructure-as-a-Service (21 Prozent).
Schlüsselt man die einzelnen Bereiche auf, zeigt sich, dass die Firmen primär Anwendungen auslagern, die keine geschäftskritischen Prozesse steuern:
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So wird mit 58 Prozent vor allem das Customer Relationship Management-System (CRM) aus der Wolke bezogen. Knapp dahinter folgt die Nutzung Cloud-basierter E-Mail-Services mit 55 Prozent.
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Jedes dritte deutsche Unternehmen lagert Business Intelligence-Lösungen aus (36 Prozent), gefolgt von Collaboration-Software für die innerbetriebliche Zusammenarbeit (27 Prozent).
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Jeder Dritte bezieht sogar sein Enterprise Resource Planning-System (ERP), das oft geschäfts- und zeitkritische Prozesse steuert, aus der Wolke.
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Jeder vierte IT- und Unternehmensentscheider nutzt Cloud-basierte Anwendungen rund um das Personal- und Finanzwesen sowie E-Commerce-Anwendungen.
Wer ist für Cloud Computing-Governance zuständig?
Die Studie zeigt auch, dass bereits 67 Prozent der Befragten eigene Richtlinien erarbeitet haben, die die Verwendung oder den Umgang mit Cloud-Diensten festlegen. Auch verdeutlichen die Ergebnisse, dass das Thema Governance und Cloud Computing in Deutschland primär in der Managementebene verankert ist.
Denn auf die Frage, wer für die Definition von Regelungen für das Cloud Computing zuständig sei, nennt die Mehrheit der deutschen Studienteilnehmer die Geschäftsführungsebene (82 Prozent), erst danach folgen IT-Verantwortliche (77 Prozent). Weniger oft beteiligt sind in Deutschland auch die Personalabteilung (HR) mit 27 Prozent und die jeweilige Rechtsabteilung (18 Prozent), obwohl sich die Befragten in diesem Bereich eine bessere Zusammenarbeit wünschen.
94 Prozent der hiesigen Teilnehmer sprechen sich dafür aus, dass unternehmenseigene Bestimmungen zum Cloud Computing in Zusammenarbeit mit mehreren Abteilungen, etwa IT, HR und Rechtsabteilung, entwickelt werden sollten.
Manager Leicht fasst zusammen: "Mit der zunehmenden Akzeptanz von Diensten aus der Wolke wird oft proklamiert, dass sich die Rolle der IT-Abteilung durch Cloud Computing erheblich verändern wird. Unsere Umfrageergebnisse zeigen jedoch, dass nur 39 Prozent der deutschen Firmen die Einstellung teilen, dass die IT künftig als reiner Vermittler zwischen dem Unternehmen und externen Cloud-Anbietern fungieren wird. 45 Prozent meinen hingegen, dass die bisherige Rolle der IT bestehen bleibt - sie also weiterhin den Support der Nutzer übernimmt sowie On-Premise gehostete Dienste verwalten wird."