Avanade-Cloud-Studie 2011

Die Cloud in Zahlen

28.01.2012 von Max Halbinger
Das Thema Cloud Computing ist längst mehr als nur ein Hype: Bereits drei Viertel der Unternehmen in Deutschland nutzen Cloud-Services.
Die Cloud in Zahlen
Foto: rubysoho & mirpic, Fotolia.de

Zu diesem Ergebnis kommt die Studie "Cloud Computing", die vom Marktforschungsunternehmen Kelton Research im Auftrag von Avanade organisiert wurde. Von März bis April 2011 haben die Experten dazu 573 Interviews in Deutschland und in 17 weiteren Ländern geführt.

Insgesamt ist die Akzeptanz für Cloud-Services demnach in den letzten Monaten deutlich gestiegen. 2009 bezogen noch 60 Prozent der deutschen Unternehmen keinerlei Cloud-Dienste, heute sind es nur noch 24 Prozent.

Heiko Leicht, Service Line Lead Technology Infrastructure bei Avanade Deutschland, erklärt: "Wir sehen, dass Cloud Computing innerhalb der letzten beiden Jahre den Kinderschuhen entwachsen ist, die Technologie ist nicht mehr neu und die anfängliche Zurückhaltung der Firmen nimmt stetig ab."

Die Cloud in Zahlen
Die Cloud in Zahlen
Die Ergebnisse der Avanade Studie zum Thema Coud Computing 2011.
IT-Fokus
Die befragten Unternehmen wollen sich in den kommenden zwölf Monaten auf folgende Bereiche in der IT konzentrieren:
Cloud Einsatz
Insgesamt setzen 76 Prozent der Unternehmen in Deutschland Cloud Computing ein. 24 Prozent nutzen bisher nur traditionelle, also On-Premise gehostete, Systeme.
Die Cloud im Arbeitsalltag
Die Befragten wurden nach den Auswirkungen von Cloud Computing auf ihren Arbeitsalltag befragt:
Die geplante Cloud
Unternehmen, die bisher keinerlei Cloud-Technologien nutzen, wurden befragt, ob und wann sie planen, das Modell der Private Cloud zu nutzen:
Gründe für Cloud Computing
Die Hauptgründe, wieso Unternehmen derzeit Cloud Computing einsetzen, sind:
Gründe gegen Cloud Computing
Die Hauptgründe, wieso Unternehmen derzeit kein Cloud Computing einsetzen, sind:
Cloud-Services
Deutsche Unternehmen nutzen laut Studie folgende Cloud-basierte Services:
Cloud-Ausgaben
Jährlich geben die Befragten folgendes Budget für Cloud Computing-Dienste aus (unter den Befragten, die Cloud Computing nutzen):
Cloud Computing Governance
In den Unternehmen, in denen Cloud Computing-Richtlinien existieren, sind folgende Personen für deren Festlegung zuständig:

Die Vorteile der Cloud

Die Mehrheit der in Deutschland befragten Unternehmen ist der Meinung, dass sich mittels Cloud-Technologien vor allem Kostenvorteile (58 Prozent) realisieren lassen und die IT flexibler agieren kann (52 Prozent). Mehr als jeder dritte befragte CIO und CEO sagt, dass dank Cloud Computing die Effizienz im Unternehmen steigt. Und 36 Prozent geben an, dass Cloud Computing die eigene IT vereinfache.

Einen weiteren Vorteil sehen die deutschen Befragten in der Skalierbarkeit, wodurch sich die IT leichter an das Wachstum des Unternehmens anpassen lasse (24 Prozent). 27 Prozent erklären, dass sie sich dank der Nutzung von Cloud Computing auf andere wichtige betriebliche Themen konzentrieren könnten.

Jeder Fünfte geht davon aus, dass sich die Mitarbeiterzufriedenheit erhöht; weitere 16 Prozent sagen, dass dank Cloud-Technologien der Umsatz gesteigert werde. 64 Prozent geben an, dass sich dank Cloud Computing betriebliche Prozesse vereinfacht haben. Nur 15 Prozent meinen demgegenüber, dass sich ihre Arbeit erschwert hat.

Gründe gegen die Cloud

Nur ein geringer Teil der deutschen CIOs und CEOs spricht sich gegen den Einsatz von Cloud-Services aus. Die Gründe hierfür sind vielfältig, aber altbekannt:

Vor- und Nachteile einer Sicherung in der Cloud
Alles sicher(n) in der Cloud?
Eine Speicherung der eigenen Daten außerhalb des eigenen Büros beziehungsweise der eigenen Firma bietet Vor- und Nachteile:
Vorteile einer Sicherung in der Cloud
Eine Speicherung der eigenen Daten außerhalb des eigenen Büros beziehungsweise der eigenen Firma bietet eine Menge Vorteile:
Vorteil 1:
Bereitstellung und Betreuung von Speichersystemen und -Medien im eigenen Büro/Unternehmen entfallen in der Regel komplett.
Vorteil 2:
Grundsätzlich gibt es keine Beschränkung in Bezug auf den Speicherplatz: Wer mehr Platz für seine Daten braucht, erwirbt einfach zusätzlichen Speicherplatz von seinem Provider.
Vorteil 3:
Dadurch sind natürlich auch die Kosten besser kalkulierbar. Der Anwender zahlt nicht mehr für die Hardware, deren Betreuung und Betrieb. Er zahlt nur für den Speicherplatz und die damit verbundenen Dienste.
Vorteil 4:
Zudem hosten professionelle Anbieter ihre Storage-Angebote in Rechenzentren mit einer entsprechend hohen Sicherheit. Sie garantierten Backups und damit auch eine Wiederherstellung der Daten.
Nachteile einer Sicherung in der Cloud
Neben diesen offensichtlichen Vorteilen sollte man sich aber auch der Probleme bewusst sein, die beim Einsatz einer derartigen Lösung auftauchen können:
Nachteil 1:
Eine schnelle und stabile Anbindung an das Internet ist Pflicht - ohne sie ist eine solche Lösung nicht sinnvoll: In einer ländlichen Gegend sollte also zunächst einmal sichergestellt werden, dass eine entsprechende Internet-Verbindung überhaupt verfügbar ist.
Nachteil 2:
Ebenso wichtig ist ein vertrauenswürdiger Provider: Ein Anwender möchte gerne wissen, wer seine Daten wo (in Deutschland/ Europa oder gar auf einem anderen Kontinent?) speichert und sichert.
Nachteil 3:
Mindestens so wichtig: Die Kontinuität des gewählten Dienstes/Dienstleisters, denn niemand möchte jedes Jahr nach einem neuen Anbieter suchen, weil der gewählte Provider die Dienste vielleicht aus Rentabilitätsgründen einstellt.
Nachteil 4:
Die Sicherheit und hier speziell die Sicherheit der Übertragung: Im Idealfall stellt der Anbieter eine End-to-End-Verschlüsselung bereit und die Daten werden auf seinen Systemen nur verschlüsselt abgelegt, so dass selbst die Systemspezialisten des Providers diese Daten nicht einsehen können.

Private Cloud wird bevorzugt

Dass Sicherheit und Datenschutz auch bei der aktuellen Nutzung von Cloud Computing wichtige Themen sind, zeigen folgende Ergebnisse:

67 Prozent aller Befragten sind der Meinung, dass die Private Cloud sicherer ist als die Public Cloud. Aus diesem Grund spielt auch bei nahezu jedem zweiten Unternehmen hierzulande das Modell der privaten Wolke eine wichtige Rolle in der Cloud-Strategie.

Aktuell beziehen bereits 45 Prozent aller Befragten Dienste aus der privaten Cloud und knapp jeder Zweite plant, Private Clouds innerhalb der nächsten zwölf Monate einzusetzen. Um ihre IT hierfür fit zu machen, will dieser Teil der Befragten vor dem eigentlichen Implementierungsprozess vor allem in die Bereiche Security (64 Prozent), Netzwerk, Storage und Virtualisierung (jeweils 50 Prozent) investieren.

Schlechte Erfahrungen mit der Cloud

Einige Firmen, die derzeit Cloud-basierte Technologien einsetzen, haben auch negative Erfahrungen mit Diensten aus der Wolke gemacht. So sind bereits 28 Prozent von einer extern gehosteten zu einer On-Premise-Lösung zurückgekehrt.

Die wichtigsten Gründe für das Zurückholen der IT waren Kostenaspekte (43 Prozent), Integrationsprobleme (29 Prozent) sowie Sicherheits- und Datenschutzbedenken (14 Prozent). Aus diesem Grund rät Heiko Leicht, in klar definierten Schritten vorzugehen, wenn Unternehmen Cloud Computing nutzen und negative Erfahrungen vermeiden wollten: "Entscheidend ist eine Strategie, die konkret auf das jeweilige Unternehmen zugeschnitten ist. Jede Firma sollte daher eine entsprechende, individuelle Roadmap erstellen, welche Ziele sie mit dem Einsatz von Cloud Computing überhaupt erreichen will."

Die schlimmsten Cloud-Ausfälle
Die schlimmsten Cloud-Ausfälle
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Sidekick
Die Besonderheit des Sidekick-Dienstes: Persönliche Daten, Adressen oder Kalendereinträge, können direkt in einer Cloud gesichert werden. So sollen alle Daten auch bei Geräteverlust schnell wiederhergestellt werden. Das versprach zumindest die Werbung. Doch gerade dieser Cloud Service hatte im Herbst 2009 einen Ausfall. Als Folge konnten alle Nutzer eine Woche lang nicht mehr auf Kontakte, Termine und andere Daten zugreifen, die auf Servern gespeichert waren, welche von Microsoft betrieben wurden. Schlimmer noch, es waren nicht einmal Backups angelegt worden. Somit gingen alle persönlichen Daten für immer verloren, sofern sie der Nutzer nicht zusätzlich lokal gesichert hatte.
Googlemail
Googlemail ist mittlerweile auch für Geschäftskunden eine lohnende Alternative zu Microsoft Exchange. Aber auch dieser Cloud-Dienst ist vor Ausfällen nicht gefeit. Eine besonders schlimmer Software-Bug sorgte dafür das rund 150000 Google-Kunden auf leere Posteingänge blickten. Alle Nachrichten, Ordner oder Notizen waren weg. Dank einer Reihe von Sicherungen konnte Google zwar alle Daten wiederherstellen, aber nichtsdestotrotz hatten Anwender tagelang keinen Zugriff auf ihre E-Mails.
Hotmail
Googlemail ist jedoch nicht der einzige Mail-Dienst mit Ausfällen. Auch Microsofts Hotmail hatte, neben einem Phishing-Angriff, bei dem zehntausend Hotmail-Konten ausgespäht wurden, mit leeren Postfächern zu kämpfen. Ein Script sollte eigentlich nur überflüssige Dummy-Accounts löschen. Leider wurden von diesem Skript auch 17 000 real existierende Accounts gelöscht. Aber auch in diesen Fall wurden alle Daten wiederhergestellt, auch wenn einige Nutzer bis zu sechs Tage auf ihre Neujahrswünsche warten mussten.
Intuit
2010 hatte Intuit mit seinen Cloud-Services wie TurboTax, Quicken oder Quickbooks zwei Ausfälle innerhalb eines Monats. Vor allem eine Störung über 36 Stunden im Juni verärgerte die Kunden. Ein Stromausfall hatte die Systeme inklusive Backups lahmgelegt – leider erlitt Intuit wenige Wochen später einen weiteren Stromausfall.
Microsofts BPOSS
Es ist nicht einfach produktiv zu arbeiten, wenn die als SaaS eingebundene Arbeitsumgebung nicht mehr erreichbar ist. Am 10. Mai stocke die Microsoft Business Productivity Online Standard Suite. So gingen E-Mails erst mit neun Stunden Verzögerung ein. Die Störung wurde zwar schnell behoben, trat aber zwei Tage später wieder auf. Noch dazu hatten einige Nutzer nicht einmal mehr die Möglichkeit sich in Outlook einzuloggen.
Salesforce.com
Eine Stunde Ausfall klingt nicht nach viel. Wenn aber ein Dienst nicht mehr erreichbar ist, über den zehntausend Firmen ihren Kundendienst laufen lassen, können 60 Minuten sehr lange sein. Der Rechenzentrumsausfall von Salesforce.com im Januar brachte einige wütende Kunden hervor.
Terremark
Der Cloud-Anbieter Terremark, der kürzlich für einige Milliarden US-Dollar von Verizon gekauft wurde, geriet Anfang 2010 wegen einer Störung in die Schlagzeilen. Am 17. März kam es zu einem Ausfall in einem Rechenzentrum in Miami. In Folge kollabierte der vCloud Express-Service und auf sämtliche Daten konnte sieben Stunden lang nicht mehr zugegriffen werden.
PayPal
Paypal ist ein großer Anbieter im Bereich E-Payment, somit hat ein Ausfall potentiell dramatische wirtschaftliche Folgen. Ein Hardware-Problem legt im Sommer 2009 den Bezahldienst für eine Stunde lang lahm. Keine schöne Erfahrung für Händler wie Kunden, die ihre Waren online ein- und verkaufen wollten.
Rackspace
Ende 2009 musste Rackspace drei Millionen Dollar an seine Kunden zurückzahlen. Der Betreiber hatte mit mehreren technischen Problemen zu kämpfen und die gehosteten Websites gingen dabei jedes Mal offline. Für die Kunden wie Justin Timberlake oder TechCrunch eine kostenintensiver Ausfall. Heute achtet Rackspace nicht nur darauf, solche Ausfälle zu vermeiden, sie informieren die Kunden auch, dass manche Ausfälle unvermeidlich sind.

Unternehmen geben ein Viertel ihres IT-Budgets für die Cloud aus

Unabhängig von der bevorzugten Organisationsform der Cloud setzt die Mehrheit der Studienteilnehmer bislang auf eine Kombination aus intern und extern gehosteten Systemen (67 Prozent), jeder Zehnte vertraut allein auf die Cloud.

Aus diesem Grund spielt auch im IT-Budget der Unternehmen Cloud Computing eine zunehmende Rolle:

CIOs und CEOs lagern vor allem geschäftsunkritische Dienste aus

Auf die Frage, für welche Art von Cloud-Services die Befragten ihr verfügbares IT-Budget aufwenden, gibt die Mehrheit Software-as-a-Service an (39 Prozent), danach folgen Platform-as-a-Service (24 Prozent) und Infrastructure-as-a-Service (21 Prozent).

Schlüsselt man die einzelnen Bereiche auf, zeigt sich, dass die Firmen primär Anwendungen auslagern, die keine geschäftskritischen Prozesse steuern:

Wer ist für Cloud Computing-Governance zuständig?

Die Studie zeigt auch, dass bereits 67 Prozent der Befragten eigene Richtlinien erarbeitet haben, die die Verwendung oder den Umgang mit Cloud-Diensten festlegen. Auch verdeutlichen die Ergebnisse, dass das Thema Governance und Cloud Computing in Deutschland primär in der Managementebene verankert ist.

Denn auf die Frage, wer für die Definition von Regelungen für das Cloud Computing zuständig sei, nennt die Mehrheit der deutschen Studienteilnehmer die Geschäftsführungsebene (82 Prozent), erst danach folgen IT-Verantwortliche (77 Prozent). Weniger oft beteiligt sind in Deutschland auch die Personalabteilung (HR) mit 27 Prozent und die jeweilige Rechtsabteilung (18 Prozent), obwohl sich die Befragten in diesem Bereich eine bessere Zusammenarbeit wünschen.

94 Prozent der hiesigen Teilnehmer sprechen sich dafür aus, dass unternehmenseigene Bestimmungen zum Cloud Computing in Zusammenarbeit mit mehreren Abteilungen, etwa IT, HR und Rechtsabteilung, entwickelt werden sollten.

Heiko Leicht, Service Line Lead Technology Infrastructure bei Avanade Deutschland
Foto: Avanade

Manager Leicht fasst zusammen: "Mit der zunehmenden Akzeptanz von Diensten aus der Wolke wird oft proklamiert, dass sich die Rolle der IT-Abteilung durch Cloud Computing erheblich verändern wird. Unsere Umfrageergebnisse zeigen jedoch, dass nur 39 Prozent der deutschen Firmen die Einstellung teilen, dass die IT künftig als reiner Vermittler zwischen dem Unternehmen und externen Cloud-Anbietern fungieren wird. 45 Prozent meinen hingegen, dass die bisherige Rolle der IT bestehen bleibt - sie also weiterhin den Support der Nutzer übernimmt sowie On-Premise gehostete Dienste verwalten wird."