Virtual Private Network

Die besten VPN-Apps für Desktop und Smartphone

17.11.2016 von Stephan Wiesend
VPN-Dienste bieten Schutz vor Hackern und Behörden, beliebt sind sie aber auch bei Fans von US-Serien.

Die Web-Technologie VPN (Virtual Private Network) wird sowohl von Büroangestellten, Surfern im Internet-Café, Filmfans als auch investigativen Journalisten geschätzt. So unterschiedlich die Nutzer auch sind, sie haben alle den gleichen Grund: Per VPN-Tunnel schützt man wie mit einer Schutzschicht seine Kommunikation vor dem Rest des Internets. Statt sich direkt mit einem Firmenserver oder der CBS-Homepage zu verbinden, wird ein so genannter VPN-Server dazwischen geschaltet. Blogger können so ungestört kommunizieren, TV-Junkies durch Ländersperren geschützte US-Serien sehen und Firmenangehörige verschlüsselt auf Firmendaten zugreifen.

Das Grundproblem, das die VPN-Dienste lösen wollen: Jeder Surfer kann über seinen IP und weitere Browser-Daten identifiziert werden. Der Internetanbieter kann über die IP-Adresse den Nutzer identifizieren, der Serverbetreiber erfährt Wohnort, Betriebssystem und Browser-Modell. Da die Verbindung mit dem VPN-Server verschlüsselt wird, kann außerdem nichts "mitgeschnitten" werden.

VPN für Firmenangehörige

Um vom Heimbüro auf Firmendaten zugreifen zu können, nutzen Firmenanwender in der Regel einen VPN-Server des Unternehmens. Im Prinzip benötigt der einzelne Anwender keine eigene Zugriffssoftware für die Nutzung von VPN. Jedes moderne System wie OS X und Windows, aber auch Android und iOS unterstützen die verbreitetsten VPN-Protokolle. Windows 10 bietet eine neue Einstellungs-App, iOS und Android verstehen sich beispielsweise auf (das als unsicher geltende) PPTP, L2TP/IPSec, iOS kann außerdem Cisco IPSec nutzen.

Eigentlich unterstützt Apples iOS VPN hervorragend, ausgerechnet das letzte Update auf iOS 9 scheint jedoch einige Probleme mit VPN-Servern verursacht zu haben. Die eher auf Privatleute zielenden VPN-Dienstleister im App-Store sind davon aber weniger betroffen.

Tipp: Eine aktive VPN-Verbindung erkennen Sie unter iOS 8 übrigens über ein VPN-Symbol neben dem Bluetooth-Symbol, unter Android wird dies durch ein Schlüsselsymbol gekennzeichnet.

Interessant werden VPN-Tools wie Viscosity oder VPN Tracker, wenn eine Firma besondere VPN-Server verwendet oder man mehr Komfort und Sicherheit gewährleisten will. Obwohl es plattformübergreifende Standards gibt, kann die Konfiguration zum Problem werden - etwa falls die Open Source-Version OpenVPN verwendet wird oder das für die VPN-Verbindung zuständige VPN-Gateway spezielle Konfigurationseinstellungen benötigt. Abhilfe versprechen auf dem Mac Tools wie VPN Tracker, das Konfigurationsprofile für viele Hersteller und VPN-Gateways bietet. Gute OpenVPN-Unterstützung bietet ebenso die Freeware Tunnelblick. Eine kostenpflichtige Software ist außerdem die Software Shimo, die ebenfalls mehr Komfort bietet. In Versionen für Windows und Mac-OS X ist überdies die Shareware Viscosity zu haben. Ein Sonderfall ist das Microsoft-Protokoll SSTP, das nur unter Linux und Windows unterstützt wird. Abhilfe für Macs versprechen Tools wie EasySSTP.

VPN für Privatanwender

Genau genommen sind VPN-Angebote wie Okay Freedom oder Steganos Online Shield weniger Programme als Serverdienste. Sie bieten den verschlüsselten Zugriff auf ihre Server, was sie sich in der Regel durch eine Monatsgebühr bezahlen lassen. Neben dem Schutz vor Hackern und Regierungen sorgt dies für weniger Datenspuren. Da die Internetzugriffe über einen anderen Server erfolgen, bleibt die eigene IP-Adresse unbekannt. Werbetreibende Unternehmen können dadurch ebenso wenig den Standort bestimmen wie Behörden.

An Filmfans wendet sich die Option, Server in anderen Ländern zu nutzen. Über ein Auswahlmenü kann man in der Regel aus mehreren Ländern auswählen, will man beispielsweise BBC-Serien sehen, wählt man einen Server in England. So bietet die US-Version von Netflix beispielsweise weitaus mehr Filme und Serien, steht deutschen Netflix-Abonnenten aber nicht zur Verfügung. Aber auch der Zugriff auf deutsche TV-Sender ist vom Urlaubsort ohne VPN-Server oft nicht möglich. Urheberrechtlich ist dies allerdings bedenklich. Der private Zugriff auf ausländische Live-Streams wird zwar nicht strafrechtlich verfolgt, rechtlich ist die Nutzung aber strittig. Aktuell wird dies zwar nicht strafrechtlich verfolgt, von Netflix wird aber die Nutzung von VPN-Servern eigens untersagt und bekannte VPN-Anbieter werden anscheinend gelegentlich gesperrt.

TV-Sendungen werden oft für Surfer aus anderen Ländern geblockt.

In der Praxis sind Fans von US-TV- oder BBC-Serien offensichtlich die größte Nutzergruppe. Ohne viel Rücksicht auf Verwerter werben viele VPN-Dienst damit sogar recht offen oder bieten alternativ einen günstigeren Proxy-Serverdiens t ohne Verschlüsselung an. Das Prinzip ist bei allen Anbietern sehr ähnlich: Man installiert einen Client auf seinem Rechner oder Mobilgerät und kann damit eine VPN-Verbindung bequem ein- und ausschalten. Technische Grundlage bildet meist OpenVPN, Verschlüsselung erfolgt per AES 256. Wichtig ist der Client auch für die Abrechnung.

Kosten für VPN im Überblick

Für VPN-Dienste gilt der alte Grundsatz "There is no free lunch". Der Betrieb eines leistungsfähigen Servers ist für den Betreiber teuer, da der entstehende Traffic bezahlt werden muss. Ein paar Chats sind kein Problem, beim Streamen von Serien geht es aber schnell um mehrere Gigabyte pro Tag. Es gibt zwar kostenlose Dienste, oft sind diese aber sehr langsam oder auf niedrige Datenraten beschränkt. Manche sind von ihren Betreibern schließlich eher dazu konzipiert, freien Informationsaustausch in Diktaturen zu ermöglichen - nicht, um kostenlos US-Serien zu streamen. Übrigens sind viele VPN-Dienste in China nicht verwendbar, da VPN-Dienste auf nationaler Ebene geblockt werden, was auch als Great Firewall bekannt ist.

Einige kommerzielle Anbieter bieten eine Freeware-Version, meist mit beschränkter Datenrate. So sind bei Cyberghost, Steganos und beim PC-Welt-Angebot Anonym Surfen 500 MB Traffic pro Monat kostenlos. Für das Lesen gesperrter Blogs oder Webseiten reichen die 500 MB völlig aus. Cyberghost bietet außerdem eine Auswahl kostenloser Server, die aber oft überlaufen und wenig leistungsfähig sind. Was Funktionsweise und Bedienung betrifft, sind die Anbieter sehr ähnlich. Geht es um Datensicherheit, sollte man auch auf den Firmensitz des Anbieters achten - die VPN-Server stehen zwar in den jeweiligen Ländern, die Vermittlung übernimmt schließlich ein Zentralserver der Firma. US-Firmen und Unternehmen in England stehen etwa unter starker staatlicher Kontrolle, das gilt auch für deutsche Anbieter. Nicht ohne Grund hat deshalb Cyberghost seinen Firmensitz von Deutschland nach Rumänien verlegt. Viel Wert auf Datenschutz legt auch das finnische Unternehmen F-Secure.

Wichtig ist die Leistungsfähigkeit der Server. So sinkt bei manchen preiswerten Anbietern an unserem Test-Anschluss (VDSL) die Download-Rate nach Wahl eines US-VPN-Servers schnell auf ein zwanzigstel. Störend ist in der Praxis außerdem die verringerte Latenz. Da diese oft auf sehr niedrige Werte sinkt, sind beispielsweise Online-Spiele kaum möglich, aber auch die Bedienung von Webseiten ist manchmal sehr zäh. Wählt man einen Server, der näher am eigenen Standort ist, bleibt die Performance annähernd gleich. Misst man mit einem Tool wie Internet.io die Download- und Upload-Werte, muss man sich übrigens auf große Schwankungen der Messungen gefasst machen - je nach angebundenem Server.

Mehr Sicherheit beim Surfen

Surft man häufig in offenen oder schlecht geschützten WLAN-Netzen, ist ein VPN-Dienst ebenfalls interessant. Nicht alle E-Mail-Dienste oder Käufe sind nämlich per SSL (HTTPS) verschlüsselt. Theoretisch können in einem ungeschützten WiFi-Netz Hacker den Datenverkehr mitschneiden und so Kreditkartendaten oder Passwörter erfahren. In den Appstores von Android und iOS gibt es nicht ohne Grund eine beeindruckende Anzahl an VPN-Apps, kann man sich doch gerade unterwegs esin WLAN-Netz nicht immer aussuchen. Fast jeder größere VPN-Anbieter hat neben Mac- und PC-Versionen mittlerweile Apps für Android und iOS im Angebot. Online-Banking oder Ebay-Shopping sind dann auch im ungeschützten WLAN-Café kein Sicherheitsrisiko.

Tipp: Besitzer einer Fritzbox können auch ihren heimischen Router als VPN-Server verwenden. Internet-Zugriffe erfolgen dann über den Router und sind zuverlässig abgesichert. Eine Anleitung für PC und Android finden sie hier, für den Mac hier.

Die besten VPN-Tools für den PC und Android

VPN-Tools für den PC und Android
Viscosity
Mit Viscosity kann man sich per VPN mit einem VPN-Server, etwa einem Firmennetz, verbinden. Grundlage bildet die Open Source-Technologie OpenVPN, Viscosity liefert dazu eine einfach bedienbare Oberfläche. Über die Voreinstellungen stehen auch fortgeschrittene Optionen zur Verfügung. Das Programm erlaubt die Nutzung von Konfigurationsdateien wie etwa Zertifikaten und Schlüsseldateien, wodurch sich das Programm auch für unerfahrene VPN-Nutzer eignet. Eine ähnliche Software ist das Programm Tunnelblick, von dem Viscosity Konfigurationsdaten importieren kann. Statusmeldungen des Programms zeigt ein eigenes Fenster, das man über „Details“ aufruft. Die aktuelle Version basiert auf OpenVPN 2.1, verfügbar ist die 9-US-Dollar-App für Windows und Mac.
Torguard VPN
Einige interessante Features hat Tor Guard aus dem Königreich zu bieten, so bietet der Anbieter auch verschlüsselte E-Mails und einen anonymen Proxy-Dienst für Nutzer von Bittorent-Diensten. Alle drei Dienste sind jedoch kostenpflichtig und nicht einmal ein kostenloser Test ist möglich. Dafür bietet der pro Jahr 60 Euro teure Dienst Server in über 42 Ländern, eine Lizenz des VPN-Clients Viscosity ist enthalten. Verfügbar ist der Dienst für Mac, PC, iOS und Android.
Spotflux
Testen kann man das preiswerte amerikanische Spotflux kurze 3 Tage, dann muss der Mobilnutzer 30 US-Dollar im Jahr zahlen. 38 US-Dollar kostet das Jahresabo für bis zu fünf Geräte. Interessant ist bei Spotflux eine automatische Datenkompression, die den Datenverbrauch reduziert. Sinnvoll ist dies vor allem für Mobilanwender. Unterstützt werden USA, Deutschland und England, die Bedienung einfach. Das Download-Tempo ist unserem Test sehr mäßig, dagegen ist das Upload-Tempo hervorragend und die Latzenz ebenfalls sehr gut. Anscheinend werden Downloads gezielt ausgebremst. Verfügbar ist der Dienst für Mac, PC, iOS und Android.
PC-Welt Anonym Surfen VPN
Auch die PC-Welt hat eine VPN-App im Angebot. Das für Windows, iOS und Android verfügbare Angebot bietet kostenlos 500 MB Datenvolumen pro Monat, für 50 Euro im Monat fällt diese Beschränkung weg. Das in Zusammenarbeit mit Steganos angebotene Tool kann außerdem Social Tracking verhindern, anonymisiert den Browsertyp und entfernt automatisch Cookies.
Cyberghost
Cyberghost (hier zu sehen die Android-Version) ist einer der ältesten VPN-Clients und stammt eigentlich aus Deutschland. Aus rechtlichen Gründen liegt der Firmensitz allerdings jetzt in Rumänien. Ungewöhnlich: Es gibt eine Free-Version, bei der aber nur langsame und stark frequentierte Server zur Verfügung stehen. Für 5 Euro im Monat oder 50 Euro im Jahr erhält man dagegen Zugriff auf 300 Server in 24 Ländern. Verfügbar ist der Dienst für Mac, PC und Android. Die iOS-Version ist aktuell nicht verfügbar.
VPN Unlimited
Aus New York stammt der Dienstleister VPN Unlimited (hier zu sehen die Android-Version), der 33 Länder unterstützt. Die Mutterfirma Keep Solid ist noch relativ jung, neben der VPN-App gibt es eine Reihe an iOS-Apps. Ausgefeilt ist bei VPN Unlimited das Preissystem. Es gibt unter anderem ein 3-Jahres-Abo, außerdem Aobs für 3 Monate, ein Jahr und den „Vacation“-Tarif für 10 Tage. Mit 24 Euro pro Jahr ist der solide Dienst recht günstig. Verfügbar ist der Dienst für Mac, PC, iOS und Android.
Surfeasy
Nicht nur durch virales Marketing ist Surfeasy sehr erfolgreich. Die unter Android und iOS sehr beliebte VPN-App (hier zu sehen die Android-Version) bietet zwar als kostenlose Basis nur 500 MB Traffic. Durch Installation auf anderen Geräten und Empfehlungen kann man diesen Traffic aber schnell auf über ein GB erhöhen. Das kanadische Unternehmen wurde vor kurzem vom Browser-Entwickler Oper übernommen. Upload- und Download-Tempo ist sehr gut, die Latzenz jedoch recht mäßig. Verfügbar ist der Dienst für Mac, PC, iOS und Android. Ein Jahresabo kostet 50 Euro.
Avast Secureline
Schwerpunkt des VPN-Angebots von Avast ist Sicherheit, der Standort Tschechische Republik ist da ein guter Anfang. Automatisch bietet Secureline auf Wunsch eine VPN-Verbindung an, sollte er ein unverschlüsseltes WLAN-Netz nutzen. Achtung iOS und Mac-Nutzer: Nur die Android- und PC-Versionen können auf alle dreizehn aufgelisteten Server zugreifen. Bei der Performancemessung ist das Ergebnis recht wechselhaft. So schwankten die Downloadraten sehr stark, zwischen guten 8 Mbit bis zu erstklassigen 21 Mbit. Die Latenz ist dafür sehr gut. Aktuell kostet die Desktop-Version 60 Euro und die Mobilversion 20 Euro pro Jahr. Verfügbar ist der Dienst für Mac, PC, iOS und Android.
Vyprvpn
Ein in den USA beheimateter und dort recht bekannter VPN-Dienst ist Vyprvpn von Golden Frog. Punkten kann der Dienst bei der Leistung. Bei einer Messung erzielen wir hervorragende Werte bei Downloads und Uploads , die Latenzzeiten sind ebenfalls gut. Mit einer Technologie namens Chameleon sollen sogar Metadaten geblockt werden können, es gibt außerdem Versionen für Router und sogar Smart TV. Verfügbar ist der Dienst für Mac, PC, iOS und Android. Mit Cyphr bietet das Unternehmen auch eine verschlüsselte Messaging-App an. Mit 8 Euro im Monat oder 56 Euro im Jahr ist der Dienst recht teuer, so bekommt man erst ab 80 Euro im Jahr Unterstützung für OpenVPN, L2TP/IPsec und Chameleon. Die Basisversion unterstützt nur das unsichere PPTP.
F-Secure Freedome VPN
Als zusätzlicher Schutz blockt der Service der Antivirensoftware-Firma F-Secure Tracking-Dienste von Werbetreibenden und warnt vor als Malware-Schleudern bekannte Webseiten. Suchanfragen, die Suchmaschinen wie Google speichern und Nutzern zuweisen, will F-Secure ebenfalls anonymisieren. Dazu öffnet das Tool eine Spezial-Suchseite von F-Secure. Diese basiert auf der Google-Suche und ist übrigens auch ohne VPN-Abo verwendbar. Gut: Das finnische Software-Unternehmen verspricht die IP-Adressen der Nutzer nicht zu speichern und funktioniert ohne Nutzer-Registrierung und es gibt keine Beschränkung beim Datenvolumen. Bei der Nutzung eines US-Servers messen wir ein erstklassiges Download-Tempo und auch gute Upload-Werte. Der Dienst von F-Secure steht in Versionen für OS X, Windows und Android zur Verfügung. Ein Ein-Jahres-Abo für drei Geräte kostet 50 Euro.

Fazit:

Noch vor wenigen Jahren nutzten nur Paranoiker Dienste wie Cyberghost, heute ist die Nutzung von VPN fast schon Alltagsthema geworden. Auffallend finden wir die große Anzahl der VPN-Dienstleister, die von uns genannten Dienste sind nur eine kleine Auswahl. So bieten wohl nicht zufällig immer mehr Hersteller von Antivirensoftware seit kurzem auch einen VPN-Dienst an - ist doch gerade für Nutzer von Android und iOS schließlich ein VPN-Dienst sinnvoller als jeder Virenscanner. (PC-Welt)