Überblick

Die besten Virtualisierungs-Tools für Windows

09.04.2023 von Michael Rupp
Es gibt mehrere Programme, mit denen Sie einen virtuellen PC unter Windows 10 oder 11 einrichten können. Wir stellen die wichtigsten vor und erklären, welches sich wofür eignet.
Foto: diy13 - shutterstock.com

Windows-Nutzern stehen gleich mehrere Virtualisierungsplattformen zur Verfügung: Microsoft Hyper-V als Bestandteil von Windows 10/11 Pro und Enterprise, Oracle Virtualbox, Vmware Workstation Pro und Workstation Player. Die Software Qemu lassen wir in diesem Artikel außen vor, da sie unter Windows nicht mit den anderen Programmen mithalten kann und eher auf Linux-Systemen zum Einsatz kommt. Die nachfolgend vorgestellten Virtualisierungsprogramme fungieren unter Windows alle als Laufzeitumgebung und erzeugen als Hypervisor auf dem Haupt-PC eine oder mehrere virtuelle Maschinen, die einen vollständigen Computer mit allen relevanten Hardwarekomponenten emulieren.

Die Windows-Virtualisierer unterscheiden sich deutlich hinsichtlich Ausrichtung, Ausstattung, Bedienung und Kosten. Gut: Alle Programme werden regelmäßig weiterentwickelt. Das ist nötig, denn nur mit aktuellen Profilen werden auch ganz neue Versionen von Gastbetriebssystemen wie Windows, Linux oder Mac OS unterstützt.

Opensource: Oracle Virtualbox 7.x

Programme wie Oracle Virtualbox und Vmware Workstation Pro beziehungsweise Player vermitteln zwischen dem Gastbetriebssystem und dem Hostsystem. Dabei werden die Komponenten eines echtes PCs emuliert.

Aufgrund der umfangreichen Ausstattung und guten Bedienerführung ist die Opensource-Software Virtualbox für Privatnutzer, Freiberufler und auch Unternehmen interessant. Virtualbox ist zudem der einzige wirklich plattformübergreifende Virtualisierer, der mit nahezu identischem Leistungsumfang kostenlos für Windows, Linux und Mac OS angeboten wird.

Seit Version 7 ermöglicht die Bedienerführung von Virtualbox mit überarbeiteten Menüs und Schaltflächen eine einfachere Nutzung. Zudem sind Fensterinhalte auf hochauflösenden Monitoren besser zu erkennen. Weitere Optimierungen betreffen die 3D-Grafikunterstützung bei Verwendung von Windows und Linux als Gastsystem sowie Surround-Lautsprechersysteme. Der Dateimanager von Virtualbox erlaubt es Ihnen, in das Dateisystem eines Gastrechners zu blicken und Dateien sowie Ordner bequem zwischen dem Host- und Gast-PC zu kopieren.

Virtualbox unterstützt 32- und 64-Bit-Rechner als Host und Gast sowie USB-2.0- und USB-3.0-Anschlüsse, das Einbinden von USB-Laufwerken als virtuelle Datenspeicher und verschlüsselte Festplattenabbilder. Auch die Besonderheiten von SSD-Laufwerken als Speicher für virtuelle PCs werden berücksichtigt. Bidirektionales Drag & Drop vom und zum Gastsystem gibt es für Maschinen mit Windows und Linux.

Gut gemacht ist der Assistent zum Erstellen neuer Maschinen, in dem Sie das Medium zum Booten von PCs direkt auswählen können. Beim Einrichten stehen Ihnen als Gastsysteme unter anderem Windows 3.1, 95/98/ME, NT 4, 2000, XP, Vista, Windows 7, 8, 10 und 11, Linux-Distributionen ab Kernel 2.4, Mac OS X und Open BSD zur Verfügung. Die Einstellungen für virtuelle PCs werden als XML-Datei gespeichert und lassen sich leicht exportieren und nach Bedarf anpassen oder für neue PCs nutzen.

Hardware nach Wunsch: Eine in Virtualbox eingerichtete virtuelle Maschine lässt sich jederzeit umkonfigurieren, beispielsweise für mehr Arbeitsspeicher oder eine zusätzliche Festplatte als Datenspeicher.

Virtualbox bietet eine zweckmäßige Snapshot-Funktion, mit der sich der aktuelle Zustand einer virtuellen Maschine einfrieren lässt. So können Sie später alle anschließenden Änderungen widerrufen und den virtuellen Rechner auf den jeweiligen Zustand zurücksetzen. Virtualbox erkennt dabei einen Großteil der an den echten PC angeschlossenen USB-Hardware und kann diese auf Wunsch auch dem virtuellen PC zur Verfügung stellen.

Dank gemeinsam genutzter Ordner lassen sich Daten zwischen Haupt- und Gast-PC austauschen, und mittels nahtlosem Modus kann der Nutzer das Fenster eines Gastsystems frei auf der Arbeitsfläche des Hauptrechners (Hosts) platzieren. Der Austausch fertiger Maschinen zwischen Hosts mit unterschiedlichen Betriebssystemen klappt zuverlässig.

Vmware Workstation Player 17

Ein neuer virtueller PC kann im Vmware Workstation Player auf Basis einer Setup-DVD oder über ein ISO-Image eingerichtet werden.

Der Vmware Workstation Player ist die für Privatanwender kostenlose Variante der Profi-Virtualisierungssoftware von Vmware. Beim Funktionsumfang liegt er hinter Virtualbox zurück. Der Workstation Player kann eingerichtete Maschinen öffnen und neue virtuelle PCs erstellen. Die Software unterstützt fast alle Windows-Versionen und viele Linux-Varianten, beschränkt sich jedoch auf wenige Einstellungen für neu angelegte virtuelle PCs. Neu in Version 17 sind aktualisierte Systemprofile für Windows 11, Windows Server und aktuelle Linux-Kernels.

Die größte Einschränkung gegenüber Virtualbox und Workstation Pro (siehe nächster Punkt) ist der Verzicht auf Snapshots, mit denen sich der Zustand eines virtuellen PCs speichern lässt, um später wieder darauf zurückzugreifen. Behelfsweise lassen sich virtuelle Festplatten auf ein anderes Laufwerk sichern. Wer jedoch wiederholt Zwischenstände festhalten möchte, wird mit dem Player nicht richtig glücklich werden. Auch die Verwaltungs- und Fernsteuerungsfunktionen für virtuelle Rechner über das Netzwerk aus Vmware Workstation Pro fehlen dem kostenlosen Player.

Als praktisch erweist sich die Schnellinstallationsmethode zum Anlegen virtueller Maschinen mit aktuellen Windows- und Linux-Betriebssystemen in wenigen Klicks. Gehen Sie im Player-Fenster rechts auf "Create a New Virtual Machine", und wählen Sie eine ISO-Datei als Installationsquelle aus: Der Player analysiert die Datei, erkennt meist das verwendete Betriebssystem und übernimmt die Eingabe von Voreinstellungen wie dem Benutzernamen.

Vmware Workstation Pro 17

Virtualbox und Vmware Workstation Pro bieten Snapshot-Funktionen, um den Status virtueller Maschinen zu speichern und diese wieder zurückzusetzen.

Das rund 250 Euro teure Vmware Workstation Pro ist der große Bruder des Vmware Players. Die Software übertrifft Virtualbox und die Player-Variante bei Ausstattung, Einstellmöglichkeiten, Hardwareunterstützung, dem Speichern und Verwalten von Schnappschüssen, dem Kopieren und Klonen virtueller Maschinen sowie der Netzwerkkonfiguration. Für die meisten Virtualisierungsaufgaben auf privaten PCs wirkt das auf Firmennutzer zugeschnittene Workstation Pro durch die vielen Einstellungen und Menüfunktionen überdimensioniert.

Vmware Workstation Pro schafft eine vernetzte virtuelle Plattform, in der weitere Betriebssysteme als Gastsysteme eingerichtet und im Fenster oder bildschirmfüllend ausgeführt werden. Erstklassig ist der Snapshot-Manager. Er kann Zwischenstände eines virtuellen Rechners einfrieren, verschachteln und später wieder zum gewünschten Status zurückkehren. In Verbindung mit dem mächtigen Klonen von Maschinen und der erweiterten Möglichkeit, mit verlinkten Kopien (einer Art inkrementeller Sicherung) Speicherplatz zu sparen, lassen sich ausgehend von einem einzigen System verschiedene Anwendungsszenarien auf Knopfdruck erzeugen. Das ist etwa hilfreich für das ausgiebige Experimentieren mit Software.

VVmware Workstation Pro glänzt mit einer umfassenden Hardwareunterstützung, einem durchdachten Einrichtungsassistenten und vielfältigen Einstellmöglichkeiten beim Anlegen neuer Maschinen.

Größere Neuerungen der Version 17 sind die Unterstützung für Windows-11-Hostsysteme und Windows-11-Gastsysteme mit TPM und vTPM. Auf virtuellen Maschinen mit Linux und Windows unterstützt Vmware Workstation Pro jetzt die Grafikwiedergabe über OpenGL 4.3. Außerdem können Sie die lokalen virtuellen Maschinen so konfigurieren, dass sie beim Hochfahren des Hostrechners automatisch starten.

Aus Workstation Pro heraus lassen sich virtuelle Maschinen mit anderen Anwendern teilen und im Netzwerk zur gemeinsamen Nutzung bereitstellen, wovon vornehmlich Businessnutzer profitieren. Dafür bietet Vmware zusätzlich die Verwaltungsumgebung Vsphere an, in der sich Systeme zentral ablegen lassen.

Virtuelle Festplatten können in Vmware Workstation Pro zum Schutz vor unerlaubtem Zugriff mittels AES-Kryptoalgorithmus mit 256 Bit verschlüsselt werden. PC-Einstellungen lassen sich mithilfe eines Kennworts gegen Änderungen schützen. Die Workstation-Pro-Version unterstützt den Austausch von virtuellen Festplatten zwischen verschiedenen PCs und im Netzwerk sowie über das OVA-/OVF-Format. Wie bei Virtualbox ist ein Fernzugriff auf virtuelle Systeme möglich, wobei Vmware auf das freie VNC-Protokoll setzt.

Microsoft Hyper-V

Mit der Bordfunktion Hyper-V können Sie in Windows 10 und 11 virtuelle Maschinen erstellen, sofern Sie als Host die Pro- oder Enterprise-Version (64 Bit) verwenden. Hyper-V muss als Zusatzfunktion nachträglich unter "Windows-Features aktivieren oder deaktivieren" installiert werden. Drücken Sie Win-R, geben Sie Windows-Features ein, und gehen Sie auf den ersten Treffer. In Windows Home 64 Bit lässt sich die Funktion über Umwege aktivieren.

Hyper-V von Microsoft ist Bestandteil von Windows 10 und 11 Pro und Enterprise, muss jedoch in der Systemsteuerung nachträglich installiert werden.

Hyper-V ist auf Windows als Gastsystem optimiert und mit einer minimalistischen Bedienungsoberfläche namens Hyper-V-Manager ausgestattet. Auf technische Raffinessen verzichtet das Programm zugunsten einer schnörkellosen, aber gewöhnungsbedürftigen Handhabung. Die Palette möglicher Betriebssysteme hat Microsoft dabei auf Windows ab XP beschränkt. An Linux-Distributionen unterstützt Hyper-V offiziell nur Suse Linux Enterprise Server, Red Hat Enterprise Linux und Cent OS, einige weitere Distributionen lassen sich dennoch als virtuelles Gastsystem einrichten.

Pluspunkt von Hyper-V gegenüber den Virtualisierungsplattformen von Oracle und Vmware ist die dynamische Arbeitsspeicherverwaltung. Beim Starten eines virtuellen PCs wird der zugewiesene Arbeitsspeicher nicht sofort in einem Stück belegt, sondern es wird nur so viel vom echten Arbeitsspeicher beansprucht, wie der virtuelle PC tatsächlich benötigt. So können mehrere VMs parallel laufen, ohne dass es zu spürbaren Leistungseinbrüchen kommt.

Vergleich: Hyper-V und Virtualbox

Oracle Virtualbox sowie Vmware Workstation Pro und Player sind auf Desktop-PCs zugeschnittene Virtualisierer, während Hyper-V aus dem Server-Bereich von Microsoft stammt. Dementsprechend fehlen einige am Desktop nützliche Funktionen, die man aus Virtualbox und Vmware Workstation Pro kennt, etwa die Unterstützung für Sound und der Zugriff auf USB-Geräte. Auch auf einen Austausch von Dateien zwischen dem Desktop des Hauptrechners und einem virtuellen PC muss man verzichten, ebenso auf eine gemeinsame Zwischenablage zur Übergabe von Daten.

Manche älteren Betriebssysteme kommen mit der von Hyper-V emulierten Hardware nicht zurecht, da entsprechende Treiber fehlen. Windows ab Vista sowie neuere Linux-Pakete bringen die passenden System- und Grafikkartentreiber für die Hyper- V-Umgebung mit. Bei betagten Linux-Distributionen empfiehlt es sich, gegebenenfalls nach einer neueren Distributionsversion Ausschau zu halten.

Hardware-Emulation

Die von Virtualbox, Vmware und Hyper-V nachgebildeten Rechner nutzen ältere Hardware. Damit soll die bestmögliche Kompatibilität von virtueller Hardware und Gastbetriebssystem sichergestellt werden. Durch Gasterweiterungen (Additions) für die Virtualisierungsprogramme von Oracle und Vmware lässt sich das Gastbetriebssystem auf die bereitgestellte Hardware und die Zusammenarbeit mit dem Hauptbetriebssystem optimieren. Die Installation der mitgelieferten Erweiterungen ist Voraussetzung für den flüssigen Wechsel des Mauszeigers zwischen Hauptbetriebssystem und virtueller Maschine. Für Hyper-V steht kein solches Treiberpaket bereit.

Virtuelles PC-Bios

Ein virtueller PC verfügt wie ein echter Rechner über ein eigenes Bios, das für das Gastbetriebssystem die grundlegende Kommunikation mit der Hardware übernimmt. Beim Starten einer Maschine meldet sich das Bios des virtuellen PCs und über die F12-Taste (Virtualbox) beziehungsweise die Taste F2 (Vmware) kommen Sie wie bei einem echten PC in das Bios-Setup.

Gast-PCs anpassen

Virtuelle Maschinen lassen sich in Virtualbox, Vmware und Hyper-V gleichsam jederzeit umkonfigurieren, beispielsweise, um den bereitgestellten Hauptspeicher zu vergrößern oder zu verkleinern und Schnittstellen oder weitere Laufwerke hinzuzufügen. Was den Komfort bei Konfigurationsänderungen betrifft, liegen Vmware Workstation Pro und Virtualbox vorne.

Die Festplatten der virtuellen Rechner speichern Virtualbox, Vmware und Hyper-V in Containerdateien auf der echten Festplatte. Dabei geben Sie die maximale Größe der Platte vor, die dann dynamisch anwächst. Die Datei belegt also nur ungefähr so viel Platz wie das Gastsystem samt installierter Anwendungen, Daten und temporärer Dateien benötigt.

Virtuelle Rechner umziehen

Virtualbox, Vmware und Hyper-V speichern virtuelle Festplatten in Containerdateien. Zu jedem eingerichteten System gibt es zudem eine oder mehrere Konfigurationsdateien sowie eventuell Sicherungsdateien für Schnappschüsse. Normalerweise liegen diese Dateien in einem gemeinsamen Ordner. Dadurch ist es einfach, ein System auf ein anderes Laufwerk zu verschieben oder auf einen anderen Rechner umzuziehen.

Es genügt, den Ordner mit sämtlichen Dateien auf das Ziellaufwerk zu befördern. Für einen Umzug der virtuellen Maschine kopieren Sie den Ordner beispielsweise auf eine externe Festplatte und dann am Ziel-PC wieder auf die Festplatte oder SSD.

Starten Sie auf dem Ziel-PC die von Ihnen genutzte Virtualisierungssoftware, und öffnen Sie die Konfigurationsdatei des VPCs über den entsprechenden Menübefehl – etwa „File –› Open“ bei Vmware Workstation Pro und „Player –› File –› Open“ beim Player. In Virtualbox wählen Sie „Datei –› Appliance exportieren“ auf dem Ausgangs- PC und anschließend „Datei –› Appliance importieren“ auf dem Ziel-PC.

Fazit: Vom Allrounder zum Profi

Die kostenlose Software Virtualbox 7.x von Oracle ist mit ihrer eingängigen Bedienerführung für Privatanwender der beste systemübergreifende Allrounder. Das Programm vereint eine gute Ausstattung mit intuitiver Nutzung.

Der Vmware Workstation Player empfiehlt sich vor allem dann, wenn Sie fertige virtuelle PCs im Vmware-Format nutzen möchten. Überaus zuverlässig ist der Player auch in Verbindung mit dem Vcenter Converter von Vmware (Seite 40).

Die rund 250 Euro teure Vmware Workstation Pro glänzt mit einer breiten Hardware-Unterstützung, einem Netzwerkeditor, Gruppenfunktionen und vielen Extras, die vor allem für Unternehmensnutzer interessant sind.

Wer deutliche Abstriche beim Bedienkomfort akzeptiert und nur virtuelle Rechner mit Windows einrichten möchte, der sollte das in Windows 10 und 11 Pro und Enterprise integrierte Hyper-V ausprobieren.

(PC-Welt)