Ganz gleich, ob ein modernes Computersystem heute unter Windows oder Mac OS X oder gar unter einem der vielen Linux-Derivate zum Einsatz kommt, Anwender verlangen in der Regel zwei Dinge von ihrem PC: Er soll schnell und zuverlässig funktionieren. Leider sind diese Systeme so komplex, dass es viele Faktoren gibt, die gerade diese Wünsche beeinflussen. Auf dem Markt existiert deshalb eine große Auswahl an Programmen, die sich dem Tuning und der Reparatur der Betriebssysteme widmen, um so einen reibungslosen Betrieb zu gewährleisten: Wir stellen auf den folgenden Seiten eine Auswahl vor.
Was steckt in meinem System: Info und Benchmark
Wer sein System schneller machen oder auch nur sicherstellen möchte, dass keine verborgenen "Bremsen" auf seinem PC lauern, der muss sich zunächst einmal über eben dieses System informieren. Deshalb steht eine ganze Reihe von Tools zur Verfügung, die schnell und übersichtlich sowohl über die Hard- als auch über die Software eines Rechners informieren. Mit System Spec 3.07 stellen wir hier ein Werkzeug vor, das exemplarisch für viele dieser Lösungen steht.
Vorteile von System Spec:
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Freie Software, die sich ohne Installation sofort einsetzen lässt.
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Stellt sehr umfangreiche Informationen sowohl über die Hard- als auch die Software des Systems dar.
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Das Programm ist portabel und kann in Testszenarien idealerweise auch direkt vom USB-Stick gestartet werden.
Nachteile von System Spec:
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Die Software ist in englischer Sprache gehalten: Gibt sie dann die Meldungen eines deutschen Windows-Systems aus, so entsteht manchmal ein "Sprach-Mix".
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Schwierigkeiten können beim Auslesen der BIOS-Informationen auftreten - wir wurden bei einigen Systemen mit der Meldung "Wrong Data Type" beziehungsweise mit einem leeren Feld für die BIOS-Informationen konfrontiert.
Fazit: Anwender, die ihren PC tunen wollen oder auch zunächst auch nur einmal daran interessiert sind, was in dem Computer an Hardware steckt und welche Software auf ihm installiert ist, finden hier ein freies, zuverlässig arbeitendes Werkzeug, das sich sogar direkt vom USB-Stick starten lässt. Da stören die englische Oberfläche und kleine Probleme beim Auslesen der BIOS-Daten in der Regel nur wenig.
Wenn es um alle Daten geht: SiSoft Sandra
War die zuvor vorgestellte Software eher darauf ausgelegt, dem Nutzer einen schnellen Überblick über sein System zu geben, so ist die Lösung Sandra aus dem Haus SiSoft eher für die Anwender geeignet, die den kompletten, detaillierten Überblick wollen. Zudem können sie selbst in der freien Light-Version bereits Benchmarks ausführen, um die Leistung ihres Systems zu testen.
Vorteile von SiSoft Sandra Light:
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Vollständig lokalisierte Software in deutscher Sprache, die den Anwendern mit umfangreichen Hilfetexten und Anleitungen unterstützt.
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Auch die freie Lite-Version ermöglicht es bereits, Systemkomponenten sowie das gesamte System mittels Benchmarks auf den Prüfstand zu stellen.
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Durch die Anbindung an Online-Datenbank bekommt der Anwender direkt Vergleichswerte präsentiert, die ihm helfen den Tuning- und Aufrüstungsbedarf seines Systems einzuschätzen.
Nachteile von SiSoft Sandra Light:
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Wer wirklich alle Tests und Informationen verwenden will, muss die Personal- oder Business-Version (funktioniert auch in Domänen) erwerben.
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Zusätzliche Installation von DirectX-Treiber, deren Nützlichkeit zu mindestens fragwürdig ist. Zudem wird dabei versucht, dem Anwender auch noch einen "Bing Bar" mit auf das System zu bringen.
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Sehr "renitente" Routine bei der Deinstallation, die immer wieder versucht den Anwender zum Kauf zu überreden und Rückstände im Dateisystem hinterlässt.
Fazit: Es wird wohl nur wenige andere Software-Lösungen auf dem Markt geben, die so genaue und umfangreiche Systemtests mit ansprechenden und selbsterklärenden Hilfestellungen verbindet. Das hat natürlich seinen Preis: Wer den vollen Umfang der Lösung nutzen will, muss eine der Kaufversionen erwerben, kann dann aber sein System sicher sehr gut ausreizen. Allerdings gehören die umfangreichen Benchmarks und Stresstests des Programms nicht in die Hände unerfahrener Anwender - sie können System bis zum Stillstand ausbremsen und im schlimmsten Fall auch beschädigen.
Auch ein Apple-System kann getunt werden: MacPilot
Natürlich sind viele Anwender eines Systems unter Mac OS X grundsätzlich sowieso der Meinung, dass sie mit einem perfekten System arbeiten. Aber selbst auf dieser Plattform entsteht manchmal der Wunsch nach etwas "Tuning" - und sei es nur, dass der Ton abgeschaltet werden soll, den jeder Apple-Rechner beim Start von sich gibt. Der MacPilot 4 von Koingo Software kann in diesen Fällen helfen.
Vorteile beim Einsatz von MacPilot 4:
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Gut strukturierte Oberfläche, die dem Anwender übersichtlich den Zugriff auf die unterschiedlichen Bereiche des Systems ermöglicht.
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Zugriffe sind hinunter bis auf die Ebene des Unix-Betriebssystems "unter" OS X möglich.
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Software warnt den Benutzer vor riskanten Eingriffen oder solchen Veränderungen, die nur schwer wieder rückgängig zu machen sind.
Nachteile beim Einsatz von MacPilot 4:
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Die Software kann nur 15 Tage getestet werden, dann muss sie für 20 US-Dollar erworben werden.
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Lösung steht ausschließlich in englischer Sprache zur Verfügung.
Fazit: Diese Software zeigt eindrucksvoll, was unter der ansonsten so perfekt wirkenden Oberfläche von OS X noch an Einstellungen und Optimierungsmöglichkeiten verborgen ist. Sie wirkt ausgereift und unterstützt den Anwender bei Tuning-Maßnahmen sinnvoll. Schade, dass keine Unterstützung in anderen Sprachen zur Verfügung steht.
Es geht auch kostenfrei: Titanium-Tools für Mac OS X:
Nach wie vor besteht ein Vorurteil gegenüber der Mac OS X-Plattform darin, dass es viele gute Programme im Gegensatz zu den Windows-Systemen eben nicht als Free- oder auch nur Shareware gibt, sondern dass der Anwender sie zumeist gegen Bezahlung im AppStore oder beim Anbieter (wie beim zuvor vorgestellten MacPilot) zu erwerben hat. Aber unsere Recherche zu diesem Thema zeigte dann, dass auch für den Bereich System-Tuning und Reparatur kostenfreie Mac OS-Tools gibt. Mit der Titanium-Software stehen gleich drei kostenfreie Lösungen für die Wartung und Bearbeitung der Mac-Systeme zur Verfügung: Onyx, Maintenance und Deeper. Wir haben uns hier auf "Maintenance" konzentriert.
Vorteile beim Einsatz von Maintenance:
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Eine freie Lösung, die auch in deutscher Sprache zur Verfügung steht.
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Mit ihrer Hilfe kann das System getestet und "aufgeräumt" werden - Software warnt, wenn entsprechende Aufgaben Zeit- und Ressourcen-intensiv sind.
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Ermöglicht regelmäßige Ausführung von Skripten
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Es stehen Versionen für OS X 10.2 (Jaguar) bis einschließlich OS X 10.7 (Lion) zur Verfügung.
Nachteile beim Einsatz von Maintenance:
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Die Aufteilung in die drei unterschiedlichen Werkzeuge Onyx, Maintenance und Deeper ist nicht unbedingt einsichtig - zumal sich die Eigenschaften der Programme in einigen Punkten überschneiden.
Fazit: Von den verschiedenen Werkzeugen und Tuning-Möglichkeiten, die wir im Rahmen des Berichts speziell für die OS X-Plattform angeschaut haben, gefielen uns die Werkzeuge von Titanium am besten. Nur die Aufteilung in drei unterschiedliche Programme hat etwas gestört: Ansonsten konnte die Lösung uns sowohl bei der Bedienbarkeit als auch bei den Ergebnissen überzeugen und bekommt unsere besondere Empfehlung.
Komplettpakete: Advanced SystemCare5 & PC-Rambazamba
Wer sich mit dem Thema System-Tuning beschäftigt, kommt kaum um eine Gattung Programme herum, die es in vielerlei Ausprägung im Netz zu finden gibt: Tuning-Programmsuiten. Wir haben uns zwei dieser Werkzeuge exemplarisch herausgegriffen und stellen sie hier vor: Advanced System Care5 und PCN Rambazamba:
Vorteile von Advanced SystemCare5:
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Steht in einer freien Version mit deutscher Oberfläche zur Verfügung.
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Deckt einen sehr großen Teil der relevanten Systembereiche wie Registry, Hintergrundprogramme und Massenspeicher ab.
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Voreingestellte Werte dürften für einen Großteil der Anwender vollkommen ausreichen.
Nachteile von Advanced SystemCare 5:
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Die Möglichkeiten der freien Version sind deutlich eingeschränkt. Versucht bei der Installation auch einen Toolbar mit auf das System zu bringen.
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Programm versucht den Anwender bei allen Gelegenheiten zum Update ("Aufsteigen") zu animieren.
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Lokalisierung ist scheinbar genau wie die Texte auf der Webseite des Anbieters durch Googles automatische Übersetzung entstanden.
Vorteile von PC Rambazamba:
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Ein Shareware-Programm mit deutscher Oberfläche, das zum 30-tägigen Test kostenlos zur Verfügung steht.
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Der Anwender wird bei einer "Schritt-für-Schritt"-Optimierung durch entsprechende Erläuterungen unterstützt.
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Bei manueller Anwendung zeigt das Programm sehr gut, welche Einstellungen es ändern will.
Nachteile von PC Rambazamba:
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Die Änderungen sind grundsätzlich sicher gut dafür, einen PC zu entlasten - versprochene große Beschleunigungen konnten wir aber bei einem "normal" betriebenen PC auch hier nicht feststellen.
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Unerfahrene Nutzer können schnell in die Falle laufen, Anwendungen "abzuschießen", die sie in Wirklichkeit benötigen.
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Nach 30 Tagen muss eine Lizenz zum Preis von 19,90 Euro (oder günstigere Mehrplatzlizenz) erworben werden.
Fazit : Es mag daran liegen, dass unsere Test-Systeme von uns grundsätzlich regelmäßig gewartet werden - aber wir konnten bisher mit keiner der vielen "Tuning"-Komplettanwendungen, die wir über unsere Windows-7-System laufen ließen, eine spürbare Verbesserung erreichen. Wer sein System regelmäßig mit dem unter Windows standardmäßig zur Verfügung stehenden Tool "msconfig" untersucht, kann schon viele Probleme vermeiden, die den automatischen Start von Programmen und unnötige Hintergrundprozesse betreffen.
Noch besser geht es dann mit dem nächsten Werkzeug, das wir hier vorstellen. Für die ebenfalls von diesen Programmen angebotene Reinigung der Registry empfehlen wir zudem wie ohne Einschränkung den bekannten "ccleaner" von Piriform einzusetzen, der ebenfalls kostenlos angeboten wird.
Die hohe Kunst der Systembeschleunigung: Autoruns
Wie schon bei der Vorstellung der Komplettsuiten klar herauskam, entstehen viele Systembremsen nicht zuletzt dadurch, dass sehr viele Programme bei der Installation so auf das System gebracht werden, dass sie automatisch starten. Da sich diese Einträge an bis zu neun unterschiedlichen Stellen im Betriebssystem "einnisten" können, ist es schwer, diese Einträge zu finden und zu entfernen, um das System zu entlasten. Die Software Autoruns aus dem Fundus der Windows Sysinternal Tools kann hier sehr wirkungsvoll helfen.
Vorteile des Einsatzes von "Autoruns"
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Mit dieser freien Software werden wirklich alle automatisch startenden Anwendungen auf einem Windows-Rechner angezeigt und können entsprechend gestoppt werden.
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Durch Ausblenden der Standardeinträge von Windows und der Microsoft-Lösungen wird es möglich, gezielt nach Anwendungen von Drittanbietern zu suchen.
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Steht auch in einer Version für die Kommandozeile zur Verfügung.
Nachteile des Einsatzes von "Autoruns"
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Software steht ausschließlich in Englisch zur Verfügung - auf der Microsoft-Seite finden sich aber grundlegende Erläuterungen in deutscher Sprache.
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Es ist ein Werkzeug für Anwender, die schon gute Systemkenntnisse besitzen. Die Menge an Informationen kann einen Anfänger schnell überfordern.
Fazit: Wie auch die anderen Softwarelösungen aus dem Team rund um Windows-Guru Mark Russinovich verlangt auch diese Software, dass sich ein Anwender ein wenig mit den Grundlagen des Windows-Systems auskennt. Wer sich aber die Mühe macht, sich hier etwas einzuarbeiten, wird mit Hilfe eines Werkzeugs wie "Autoruns" weitaus bessere Ergebnisse erzielen, als dies mit vielen Komplettsuiten zur Systempflege und vor allen Dingen mit vielen der sogenannten Tuning-Spezialisten möglich ist.
Und was ist mit der Festplatte? UltraDefrag
Geht es darum, einen Windows-PC auf Geschwindigkeit zu trimmen, so darf abschließend ein Thema sicher nicht fehlen: die Fragmentierung der Festplatten. Zwar ist dieses Thema bei den aktuellen Betriebssystemen lange nicht mehr so aktuell wie es noch unter Windows XP war, da diese in der Regel mit einer Lösung ausgestattet sind, die diese "Bremse" für die Systemgeschwindigkeit regelmäßig bearbeitet. Aber wie immer, gibt es auch hier häufig Optimierungsbedarf und deshalb stellen wir hier zum Abschluss mit UltraDefrag noch eine freie Lösung vor, die dabei hilft, die Festplattenzugriffe zu beschleunigen.
Vorteile von UltraDefrag:
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Open-Source-Anwendung mit breiter Sprachunterstützung, die stetig weiterentwickelt wird.
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Klare, übersichtliche Benutzeroberfläche, die sich auf das Wesentliche konzentriert.
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Arbeite in beispielhaften Testläufen schnell und zuverlässig und konnte auch mit mehreren Laufwerken gleichzeitig umgehen.
Nachteile von UltraDefrag:
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Lösung integriert sich nicht direkt in die Windows MMC (Microsoft Management Console), um so die Standard-Defragmentierung-Lösung zu ersetzen.
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Keine spezielle Unterstützung für SSD-Datenträger - hier muss der Anwender selbst darauf achten, dass er diese von der Defragmentierung ausnimmt.
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Beim Aufruf der Hilfe landet der Anwender entweder in einer Textdatei oder auf einer Webseite in Englisch.
Fazit: Soll das letzte Quäntchenan Geschwindigkeit aus einem PC herausgeholt werden, so sollte man sich ohne Zweifel auch mit dem Problem der Fragmentierung der Daten auf dem Massenspeicher befassen. Hier können Programme wie UltraDefrag eine sinnvolle Ergänzung zu anderen Tuning-Maßnahmen sein. Schade ist es nur, dass dieses ansonsten sehr gute Open-Source-Programm noch nicht dazu in der Lage scheint, im System zum Einsatz kommende SSD-Datenträger automatisch zu erkennen und von der Defragmentierung auszunehmen. Wer dieses Problem lösen will, sollte dann doch lieber zu einer professionellen Lösung wie O&O-Defrag greifen und so sicherstellen, dass bei seinen Bemühungen zur Performance-Steigerung nicht unabsichtlich eine SSD-Platte beschädigt oder auch nur unnötigerweise bearbeitet wird. (ph)