1. Soll ich in der Probezeit kündigen?
Zehn Monate hatte sich der IT-Profi "Wiedereinsteiger" eine Auszeit genommen, bevor er eine neue Stelle antrat. Schon in den ersten Wochen der Probezeit merkte er, dass seine neue Aufgabe komplex ist, er vieles dazulernen muss und er sich auch mit Themen befassen muss, die ihn weniger interessieren. Soll er in der Probezeit kündigen?
Das meinen die Personalexpertinnen Gabriele Eilers und Daniela Kudell von Ihr Personal:
"Nach einer Auszeit ist es häufig schwierig, sich ins Berufsleben einzufinden. Daher spricht einiges dafür, zu überprüfen, ob Sie nicht doch dauerhaft in dieser Stelle zurechtkommen. Fällt Ihre Entscheidung dagegen aus, ist es nur konsequent, sich nach einem neuen Arbeitgeber umzusehen. Dann sollten Sie aus dieser Erfahrung mitnehmen, dass Sie sich ganz genau mit der neuen Aufgabe auseinandersetzen und genaue Fragen hierzu stellen.
Vorsicht vor zu schnellen Jobwechseln
Denn der schnelle Wechsel verbunden mit der zehnmonatigen Auszeit wirft immer Fragen auf. Sie werden dies in jedem Vorstellungsgespräch verargumentieren müssen. Aus unserer Sicht sollten Sie sich auch überlegen, ob es nicht Wiedereingliederungsprobleme sind. Sie könnten auch das Gespräch mit Ihren Vorgesetzen suchen und sich Hilfe erbitten, wie Sie sich mit dem komplexen Thema besser auseinandersetzen können. Dann sollten Sie aber auch in dem Unternehmen verbleiben wollen.
Wenn Sie zu der Entscheidung kommen, dass Sie das Unternehmen verlassen wollen, sollten Sie dies Ihrem Vorgesetzten erst mitteilen, wenn Sie eine neue Stelle gefunden haben. In Vorgesprächen am Telefon und auch im Bewerbungsgespräch sollten Sie konkret ansprechen, aus welchen Gründen sie einen Wechsel anstreben. Ein Hinweis auf zu komplexe Fragen wäre aber aus unserer Sicht nachteilig im Vorstellungsgespräch. Sie können argumentieren, dass die aktuelle Aufgabe nicht mit der im Vorstellungsgespräch dargestellten Position übereinstimmt.
Die Personaler akzeptieren in der Regel einen Fehler in der beruflichen Entwicklung. Der nächste Schritt muss aber bewusst und passend getroffen werden, da ein weitere Fehler Fragen aufwirft und einen erneuten Wechsel ausgesprochen schwierig machen würde."
Lesen Sie auch: "Die besten Stilblüten: Bewerben will gelernt sein"
2. Erhöht ein Zweitstudium den Marktwert von Informatikern?
Nach dem Bachelor in Wirtschaftsinformatik hat unser Leser Stefan Pull sich gegen den Master entschieden und Jura als Zweitstudium begonnen. Mit etwa 30 Jahren wird er dieses Studium beenden. Nun will er wissen, welche Job- und Verdienstchancen er in der IT-Industrie hat?
Das meint Personalberater Dieter Kastenhuber von Ray & Berndtson:
Mit 30 Jahren sind Sie bereits relativ alt für einen Hochschulabsolventen. Es wäre daher wichtig, dass Sie parallel zu Ihrem Jura-Zweitstudium eine Teilzeittätigkeit bei einem IT-Unternehmen ausüben oder aber Ihr Studium mit interessanten Praktika ergänzen. Konzentrieren Sie sich dabei auf Ihre Wunschbranche und die von Ihnen favorisierten Funktionen. Grundsätzlich haben Sie mit einem Wirtschaftinformatikstudium an einer renommierten TU nach wie vor gute Chancen. Ein Masterabschluss wäre ideal, aber auch ein juristisches Zweitstudium sollte Ihnen gute Einstiegsmöglichkeiten eröffnen. Voraussetzung ist allerdings, dass Sie das Studium zügig durchziehen.
45.000 Euro Einstiegsgehalt
Gerade im Vertriebsumfeld ist eine juristische Ausbildung vorteilhaft, insbesondere dann, wenn Sie sich im Vertragsrecht auskennen. Aber auch die Personalbereiche von IT- Firmen haben Bedarf an Mitarbeitern mit juristischen Kenntnissen, insbesondere mit dem Schwerpunkt Arbeitsrecht.
Die Bandbreite der Einstiegsgehälter ist relativ groß. Das Durchschnittseinkommen von Ingenieuren im IT-Markt dürfte derzeit etwa bei 45.000 Euro liegen, jedoch können im Einzelfall Gehälter stark vom Durchschnitt abweichen. Tendenziell etwas höher dürften Sie im Außendienst verdienen, vorausgesetzt, Sie sind entsprechend erfolgreich. Auch bei einigen IT-Beratungen liegen die Einstiegsgehälter eher höher. Sollten Sie bereits parallel zu Ihrem Studium eine fundierte berufliche Erfahrung erworben haben, dann kann Ihr Einstiegsgehalt ebenfalls stark über dem Durchschnitt liegen.
3. Berufsziel SAP-Berater: Wie hebe ich mich von der Masse der Bewerber ab?
Als SAP-Berater möchte der Wirtschaftsinformatikstudent "jAcid" nach dem Studium arbeiten. Nun will er wissen, wie er sich von der Masse der Bewerber abheben kann und welche Eigenschaften er braucht, um für Unternehmen zum "Spitzenkandidaten" zu werden?
Das meint Personalexperte Gerhard Humbert von HSC Personal-Management:
Dass Sie als Hochschulabsolvent einen möglichst guten Abschluss haben sollten, ist klar. Auslandssemester, -praktika und Fremdsprachenkenntnisse (über Englisch hinaus) sind sicher auch hilfreich. Wie sieht es mit ihren SAP-Kenntnissen und -Erfahrungen aus? Je breitere und tiefere Kenntnisse Sie haben und je mehr, länger und intensiver Sie diese in der Praxis eingesetzt haben, desto attraktiver sind Sie für einen potenziellen Arbeitgeber. Haben Sie die Gelegenheit, SAP-Erfahrungen neben dem Studium als Werksstudent zu sammeln? Auch fachliche Branchenkenntnisse sind hochwillkommen.
Was die Angelegenheit für Sie unüberschaubar macht, ist die Vielzahl an SAP-Modulen und die schwankende Nachfrage- und Angebotssituation in Bezug auf Berater. Als Orientierungshilfe empfehle ich einen gelegentlichen Blick auf die Karriereseiten der Beratungshäuser. Oder kontaktieren Sie im letzten Studienjahr Personalberater direkt.
Soft Skills machen den Unterschied
Zum "Spitzenkandidaten" werden Sie vor allem, wenn Sie auch die "richtigen" Soft Skills mitbringen. Als Berater haben Sie die Aufgabe, Projekte beim Kunden erfolgreich auszuführen und zum Abschluss zu bringen. Sie müssen Zielvorgaben erfüllen (Termin, Budget, Qualität, ...), oft mit Kollegen und Kundenmitarbeitern zusammenarbeiten - und repräsentieren dabei immer Ihr Unternehmen. Ein positives Auftreten, Engagement, Teamfähigkeit, aber genauso die Fähigkeit, selbständig zu arbeiten, Zielstrebigkeit, Selbstorganisation, Lernfähigkeit und -willigkeit, Integrationsfähigkeit, aktives Zuhören sind neben Ihren fachlichen Qualitäten unabdingbar. (Mehr dazu: Die elf wichtigsten Soft Skills.)
Bereiten Sie sich gut auf den Bewerbungsprozess vor:
-
Persönliche Ziele kennen (angefangen mit der Frage, ob Sie Ihr Gehalt optimieren wollen oder mehr an Förderung und Entwicklung interessiert sind - manchmal geht das nicht gleichzeitig),
-
aussagekräftige Bewerbungsunterlagen erstellen,
-
Informationen über Beratungsunternehmen und den Beratungsmarkt sammeln,
-
Kontakte aufbauen,
-
sich gut auf Vorstellungsgespräche vorbereiten (mögliche Fragen Ihrer Gesprächspartner und Antworten darauf, Ihre eigenen Frage und nicht zuletzt Ihr Äußeres usw.)...
Vielleicht ein universeller Rat für alle Bewerbungssituationen zum Schluss: Seien Sie authentisch, verbiegen Sie sich nicht. Präsentieren Sie sich selbstbewusst und positiv, aber versuchen Sie nicht, eine Rolle zu spielen, die nicht zu Ihnen passt. Ihre Gesprächspartner erkennen solche Versuche in der Regel und reagieren negativ darauf. Selbst wenn Sie damit einmal durchkommen sollten - glücklich und zufrieden werden Sie im Arbeitsalltag vermutlich nicht.
Lesen Sie auch:
4. Drei Jobs in drei Jahren: Sind Jobhopper chancenlos auf dem Arbeitsmarkt?
IT-Projekt-Manager Jan K. hatte in drei Jahren drei Arbeitgeber. Den letzten Job verlor er in der Probezeit im Zuge der Wirtschaftskrise. Ist er nun als Jobhopper abgestempelt und hat seine Chancen auf dem Arbeitsmarkt vertan?
Das meint Tanja Beau, Personalchefin von Datalog:
"Dass Sie verzweifelt sind, kann ich gut nachvollziehen. Bitte versuchen Sie trotzdem konstruktiv und positiv an Ihr Projekt "Jobsuche" zu gehen. Sie können an Ihrer Ausgangslage nichts ändern, aber an der Darstellung arbeiten. Sie sollten ihre Gründe für die beiden ersten Jobwechsel in Ihrer Bewerbung erläutern. Dass Sie in der jetzigen wirtschaftlichen Lage in der Probezeit gekündigt wurden, wird mit entsprechender Erklärung jeder nachvollziehen können (eventuell steht Ihr letzter Arbeitgeber ja auch als Referenz zur Verfügung).
Kontinuität, Zuverlässigkeit und Beständigkeit kann man aus vielen Aspekten des Lebenslaufs und der Bewerbungsunterlagen herauslesen, nicht nur an den letzten drei Postionen:
-
Wie haben Sie ihre schulische Laufbahn absolviert?
-
Wie Ausbildung / oder Studium durchgezogen?
-
Wie kontinuierlich haben Sie Weiterbildung betrieben?
(Hieraus kann man auch erkennen, ob Sie an etwas dran bleiben können)
Wenn Sie sich auf konkrete Stellen bewerben:
-
Wie gut haben Sie sich mit dem Unternehmen und der Stellenausschreibung beschäftigt?
-
Sind Ihre Unterlagen gut strukturiert, optisch ansprechend und fehlerfrei?
-
Erfüllen Sie grundsätzlich die Voraussetzungen für die Position?
Was können Sie dem Unternehmen bieten?
Überlegen Sie auch, dass Ihre Jobwechsel auch positive Aspekte haben: Sie haben sich in kürzester Zeit in unterschiedliche Unternehmensstrukturen, -kulturen erfolgreich eingearbeitet. Das beweist Flexibilität. Besinnen Sie sich auch sonst auf Ihre Stärken: Was können Sie, was haben Sie dem Unternehmen anzubieten?
Ja, eventuell werden Sie von dem einen oder anderen Unternehmen auf Grund des unruhigen Lebenslaufs aussortiert. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass Sie gar keine Chancen mehr haben sollten. Es gibt mehr Kandidaten mit etwas krummen Lebensläufen, als Sie glauben… Der Lebenslauf ist ein wichtiger Aspekt - aber nur einer von vielen. Für mich zählen auch Fachkompetenz, Berufserfahrung und Auftreten (schriftlich und mündlich) sowie Ehrlichkeit und eine gesunde Selbsteinschätzung.
5. Wie soll ich mich im Projektstress weiterbilden?
Stress und Wochenarbeitszeiten von 50 Stunden und mehr verhindern, dass Zeit für die persönliche Weiterentwicklung bleibt. So auch bei unserem Leser "wuggu", der den Karriere-Ratgeber fragt: 'Würden Sie der persönlichen Weiterentwicklung eine höhere Priorität einräumen als der Bereitschaft, dauerhaft die Ärmel hochzukrempeln, um ein Projekt doch noch zu schaffen?"
Das meint Thomas Leibfried, Personalverantwortlicher bei Computacenter:
"Projekte haben die angenehme Eigenschaft, zeitlich begrenzt zu sein. Es müsste möglich sein, beides zu bewältigen, wenn auch vielleicht hintereinander: Projekte erfolgreich zu schaffen und die eigene Weiterentwicklung nicht zu vernachlässigen. Dass die Dringlichkeit eines laufenden Projekts die Wichtigkeit der eigenen Entwicklung immer wieder dominiert, sehe ich auch, glaube aber nicht, dass das ausschließlich der Fall sein muss.
Von Mentoren lernen
Man kann auch viel von einem Mentor lernen, der einem Tipps gibt. Ganz nebenbei: Persönliche Entwicklung geschieht ja nicht nur in dafür definierten Zeiten. Gerade in Projekten kann man sehr viel lernen, insbesondere, wenn man den eigenen Verantwortungsbereich ständig zu erweitern trachtet. Wenn man sich Kollegen als Mentoren sucht, die einen im Auge behalten und Tipps geben. Oder wenn man beispielsweise mehrsprachige Projekte zum Ausbau der Fremdsprachenkenntnisse nutzt.
Des Weiteren gilt es in Ihrem Fall, Pläne für die Weiterentwicklung zu vereinbaren, an die sich beide Seiten halten. Definieren Sie mit Ihrem Vorgesetzten rechtzeitig die Maßnahmen und halten Sie als Zeitpunkt das Ende des oder der laufenden Projekte/s fest. Und sicher gibt es auch Projekte, die eine parallele Weiterbildung ermöglichen."
Lesen Sie auch zum Thema Weiterbildung 2009: Lernen auf die schlanke Art.