Was Personalexperten raten

Die besten Gehalts- und Jobstrategien

26.11.2009 von Alexandra Mesmer
Brauchen IT-Berater ein Studium? Welche Verdienstchancen haben Studienabbrecher in der IT? Wie macht sich ein Jobwechsel nach zehn Monaten im Lebenslauf? Antworten gab es im Karriere-Ratgeber.

1. Traumjob IT-Berater nur mit Studium?

Unser Leser Max M. arbeitet nach der Ausbildung zum Fachinformatiker Systemintegration seit vier Jahren im Bereich Netzwerke und TK. Da das Kerngeschäft seines Arbeitgebers nicht in der IT liegt, vermisst er interessante Aufgaben. Auch gehaltlich sieht er keine Perspektiven. Er will als IT-Berater arbeiten und überlegt, ein Studium zu beginnen.

Henrik Zaborowski, Personalberater bei der Access Kelly OCG GmbH, antwortet: " Wenn Sie sich weiter entwickeln möchten, kann ich Ihnen ein Studium nur empfehlen. Für die Beratungsbranche ist es ein Türöffner. Je weiter Sie von der IT weg wollen, in das Verstehen der Unternehmensprozesse oder ins Management, desto mehr BWL sollte Ihr Studium enthalten. Wirtschaftsinformatik ist in der Regel eine gute Kombination aus beidem. Hier sind die Schwerpunkte bei vielen Hochschulen aber unterschiedlich, ein Vergleich lohnt sich daher.

Henrik Zaborowski, Access: Berufsbegletend zu studieren ist anstrengend.

Für mich bleibt die Frage: Vollzeit oder berufsbegleitend? In der Regel wird ein Vollzeitstudium bei Personalern höher angesehen. Zumindest, was die Inhalte angeht. Aber drei bis vier Jahre ohne regelmässiges Einkommen? Daran müssten Sie sich ja auch erst wieder gewöhnen. Ein berufsbegleitendes Studium ist vom Zeit- und Arbeitsaufwand deutlich anspruchsvoller, weil Sie ja nur abends Zeit zum Lernen haben. Wer das schafft, verdient Respekt und hat gezeigt, dass er sich organisieren und durchhalten kann. Und wenn dann noch gute Noten dabei herumkommen, perfekt. Fragen Sie Ihren Arbeitgeber, ob er Sie bei einem berufsbegleitenden Studium unterstützen würde. Finanziell oder durch Kürzung der Arbeitszeit. Dann können Sie sich besser auf das Studium konzentrieren und trotzdem Ihren Lebensstandard halten. Wenn Ihr Arbeitgeber Ihnen gar nicht entgegen kommt, würde ich ein Vollzeitstudium in Erwägung ziehen."

Lesen Sie mehr zum Thema Berufseinsteig in der IT und Einstiegsgehälter in der IT.

IT-Gehälter
IT-Gehälter hängen von vielen Faktoren ab.
Ausbildung und Berufserfahrung spielen eine wichtige Rolle ebenso wie Region und Branche, in der die Firma tätig ist. Wir haben aus der diesjährigen Gehaltsstudie fünf Beispieldatensätze herausgenommen, um zu zeigen, was einzelne IT-Fach- und Führungskräfte verdienen.
IT-Leiter
1. Matthias Berg 43 Jahre, Diplom Uni Informatik, <br/><br/>IT-Leiter Pharmakonzern im Raum Frankfurt, <br/><br/>172.000 € davon 22.000 € Prämie <br/><br/>
IT-Abteilungsleiter
2. Bodo Neumann, 39 Jahre, IT-Systemkaufmann/ Fachwirt, <br/><br/>IT-Abteilungsleiter Infrastruktur, IT-Systemhaus in Dresden, <br/><br/>84.000 € davon 9.000 Prämie <br/><br/>
Projektleiter
3. Claudia Polenzoni, 41 Jahre, Diplom Uni BWL, <br/><br/>Projektleitung SAP-Einführung Handelsunternehmung in Hessen, <br/><br/>104.000 € davon 11.000 € Prämie <br/><br/>
SAP-Berater
4. Mladen Ivanschitz, 36 Jahre, Diplom FH Ingenieurwissenschaften, <br/><br/>SAP-Berater für ein Systemhaus in München, <br/><br/>82.000 € davon 6.000 € Prämie <br/><br/>
Softwareentwickler
5. Sebastian Reck, 52 Jahre, Diplom Uni Ingenieurwissenschaften, <br/><br/>Softwareentwickler im Bereich Materialwirtschaft für eine Baumarktkette in Niedersachen, <br/><br/>61.000 € keine Prämie. <br/><br/>

2. Wie viel Spielraum haben Hochschulabsolventen in Sachen Gehalt?

Ein Absolvent möchte ein hohes Einstiegsgehalt: " Das zweite Gespräch mit einer größeren Software- und Beratungsfirma endete mit der Frage nach meinen Gehaltsvorstellungen. Ich gab bewusst ein sehr hohes Gehalt an (war immer der Jahrgangsbeste einer Top-3-Universität, übte meist Projektarbeit parallel zur Uniausbildung aus, besitze Auslandserfahrung an einer Elitehochschule). Darauf sagte der Personaler, dass die Abweichung vom Schnitt so hoch sei, dass er das nicht allein entscheiden dürfe und ich eine E-Mail mit einer Zahl bekommen werde. Die Zahl entspricht nicht meinen ursprünglichen Forderungen, ist aber deutlich höher als der Schnitt. Ist so ein Angebot eine endgültige Ja/Nein-Entscheidung, oder kann man da noch was raushandeln?"

Das meint Christoph Joos, Personalchef des IT-Dienstleisters MHP: "Größere Consulting-Firmen mit einem höheren Recruiting-Volumen haben typischerweise definierte Gehaltsstrukturen und -höhen. Bei Berufsanfängern wird hier jedoch - schon aus Hygienegründen - eine eingeschränkte Flexibilität bestehen. Nahezu alle Consulting-Firmen integrieren eventuelle Kosten für eine Personalberatung in ihre interne Kalkulation - einige verzichten deswegen bei Berufsanfängern, bei denen andere Recruiting-Wege eine ausreichende Anzahl an Kandidaten erbringen, auf die Unterstützung von Headhuntern.

Christoph Joos, MHP: Das Einstiegsgehalt alleine ist nicht aussagekrätig.
Foto: MHP

Consulting-Unternehmen schätzen ehrgeizige und selbstbewusste Kandidaten und Mitarbeiter. Vor diesem Hintergrund ist es durchaus sinnvoll, seine Anliegen auch bezüglich des Gehalts gut begründet darzustellen.

Und noch ein letzter Hinweis: Bei Consulting-Firmen ist der bloße Blick auf das Einstiegsgehalt nicht sehr aussagekräftig. Berücksichtigen Sie unter anderem Bonusmodelle, weitere Zusatzleistungen oder Spesenregelungen. Erkundigen Sie sich aber über kurz- und mittelfristige Gehaltsentwicklungen."

Lesen dazu: Zehn Tipps für die Gehaltsverhandlung

3. Welche Verdienstchancen haben Studienabbrecher in der IT?

Ein Leser möchte als Java-Entwickler arbeiten, hat aber sein Studium nicht beendet. Er kann eine Weiterbildung mit Java-Zertifikat, mehrjährige Jahre Projekterfahrung mit PHP sowie "hervorragende Soft Skills" aufweisen. Nun fragt er, wie der Studienabbruch und die Praxiserfahrung beim Gehalt gewichtet werden.

André Häusling, HR-Leiter von Fujitsu Services und der TDS AG, antwortet: "Im Vergleich zwischen Hochschulabsolventen und Studienabbrechern wird direkt nach dem Studium der Hochschulabsolvent leichte gehaltliche Vorteile haben. Das heißt Studienabbrecher werden im Normalfall knapp unter 40.000 Euro im Jahr einsteigen. Im weiteren Karriereverlauf gleicht sich dies aber schnell aus.

André Häusling, Fuijtsu Services: In der IT sind formelle Abschlüsse weniger wichtig als in anderen Branchen.
Foto: Fujitsu

Vor allem in der IT-Branche spielen formelle Abschlüsse im Vergleich zu anderen Branchen meistens eine untergeordnete Rolle. Praxiserfahrung hat einen höheren Stellenwert. Die hängt aber auch von der Unternehmensgröße ab. Oft existieren in Konzernen formellere Standards, und der Einstieg für Quereinsteiger ist in mittelständischen und kleineren IT-Unternehmen einfacher. Im weiteren Berufsweg nach dem Quereinstieg als Java Developer wird die Praxiserfahrung der entscheidende Faktor für Gehalt sein und weniger der formelle Bildungsabschluss.

Lesen Sie dazu: Mathe - der Schrecken vieler IT-Studenten

4. Darf ein Berufseinsteiger schon nach zehn Monaten den Arbeitgeber wechseln?

Ein Wirtschaftsinformatiker ist nach seinem Studium bei einer kleinen IT-Beratung eingestiegen und hat bald festgestellt, dass er keine Entwicklungsmöglichkeiten hat. Da er durch die damaligen Vorstellungsgespräche noch relativ gute Kontakte hat, könnte er zu einer anderen kleinen IT-Beratung wechseln. Nun fragt er sich, wie sich ein Jobwechsel nach zehn Monaten im Lebenslauf macht. Sollte man besser zwei Jahre arbeiten und dann wechseln, wie es viele Leute machen? Sein Einstiegsgehalt beziffert er mit 46.000 Euro. Er will wissen, ob das für die Standorte München und Frankfurt zu wenig oder in Ordnung ist. Kann er bei einem Jobwechsel mit zehn Monaten Berufserfahrung noch mehr Gehalt erwarten?

Saskia Thurm, Personalberaterin bei First Circle, meint dazu: "Je früher Sie erkennen, dass bei dem aktuellen Arbeitsgeber keine langfristige Weiterentwicklung möglich ist, desto besser. In einer solchen Situation jedoch direkt einen Wechsel anzustreben, sollten Sie auch von einigen anderen Faktoren abhängig machen: Können Sie sich kurzfristig dort weiterentwickeln und zusätzliche Erfahrungen sammeln? Welche Alternativen gibt es auf Basis des aktuellen Erfahrungs- und Qualifikationsprofils? Sie schreiben auch, dass Sie mit Sicherheit die Möglichkeit hätten, sofort in eine andere kleinere IT-Beratung zu wechseln, aber ist dort dann die Weiterentwicklung gegeben, die Sie sich wünschen? Eventuell macht es Sinn, nun noch etwas länger in der aktuellen Rolle zu bleiben, um dann einen größeren Schritt zu gehen.

Saskia Thurm, First Circle: Wer seinen Arbeitgeber nach kurzer Zeit wieder verlässt, muss das gut begründen können.

Die Wirkung einer kurzen Verweildauer im Lebenslauf ist schwierig abzuschätzen. Wechselmotive - insbesondere nach relativ kurzer Zeit - sind in meinen Gesprächen mit Kandidaten sehr wichtig. Ich bewerte dies jedoch auf Basis unterschiedlicher Kriterien. Zum einen ist sehr wichtig, dass der Kandidat erklären kann, warum er das Unternehmen nach kurzer Zeit bereits wieder verlassen hat und dass ich diese Entscheidung nachvollziehen kann. Zum anderen ist Kontinuität im Werdegang natürlich für jeden zukünftigen Arbeitgeber wichtig, der an einer langfristigen Zusammenarbeit interessiert ist. Ziehen sich diese kurzen Verweildauern durch den gesamten Werdegang ist zu bezweifeln, dass der Kandidat zu diesem Unternehmen passt.

Die häufig genannte Zwei-Jahres-Grenze ist dabei übrigens für mich nicht ausschlaggebend. Wenn jemand zum Beispiel ein komplexes, auf fünf Jahre angelegtes Projekt leiten soll und nach zwei Jahren das Unternehmen verlässt, sind zwei Jahre dann dennoch relativ kurz. Ich denke, Ihr Einstiegsgehalt liegt über dem Durchschnitt, sodass Sie damit zufrieden sein können. Dass ein Arbeitgeber auf Basis einer einjährigen Berufserfahrung bereit ist, Ihnen ein höheres Gehalt zu zahlen, halte ich für unwahrscheinlich, aber da entscheidet häufig auch Ihr Verhandlungsgeschick.

gründe für einen Jobwechsel
Mehr Gehalt
Studien beweisen: Ein Jobwechsel ermöglicht oftmals bis zu 20 Prozent mehr Einkommen.
Karrieresprung
Besteht im eigenen Unternehmen nicht die Möglichkeit, die Karriereleiter emporzuklettern, hilft nur ein neuer Arbeitgeber.
Neue Aufgaben
Entfliehen Sie der Routine und haben Sie Spaß an neuen Aufgaben.
Herausforderungen nutzen
Nur wenn der Job fordert, bleibt er interessant. Sind Sie auf Dauer unterfordert, werden Sie unglücklich.
Eigeninitiative ist besser als eine Kündigung
Warten Sie nicht auf Ihre Entlassung, sondern handeln Sie initiativ - das kommt bei Personalchefs gut an.
Flexibilität und Engagement zeigen
Flexibilität und Engagement zeigen. Jede moderne Biografie sollte selbst initiierte Jobwechsel enthalten.
Persönliche Weiterbildung
Am besten weiterentwickeln kann man sich, wenn man Neues kennen lernt.
Den Schritt wagen
Finden Sie, dass Ihre Karriere in die falsche Richtung läuft? Dann korrigieren Sie Ihren Weg mit einem Wechsel.
Gefunden werden
Stellen Sie Ihr Profil in eine Jobdatenbank ein und lassen Sie sich finden!
Die Zeit ist reif
Der Zeitpunkt zum Wechsel ist günstig, denn gut ausgebildete Arbeitnehmer werden gesucht.

5. Ist Selbständigkeit lukrativer für IT-Profis?

Ein ausgebildeter Fachinformatiker und studierter Wirtschaftsinformatiker arbeitet in einem Systemhaus. Dort hat er auch Kontakt mit IT-Freiberuflern, die sein Arbeitgeber vermehrt einsetzt. Im Vergleich zu den Externen fühlte sich der angestellte IT-Profi unterbezahlt. Er überlegt sich, ob er sich nicht aus selbständig machen sollte.

Martin Schwalbe, Personalexperte von DV Ratio, antwortet: Betrachtet man den reinen monetären Aspekt, erscheint es erst einmal sehr verlockend und lukrativ, sich selbstständig zu machen. Aber: Selbst das trügt.

Martin Schwalbe, DV Ratio: Zum Freiberufler muss man geboren sein.

Doch lassen Sie uns kurz überlegen, was die Vorteile der Selbstständigkeit sind:

  1. Freie Einteilung Ihrer Arbeitzeit (soweit es der Auftraggeber zulässt).

  2. Sie können sich den Projekten/Tätigkeiten widmen, die Sie interessant finden und nicht denen die Ihr Arbeitgeber für notwenig erachtet (sofern Sie hierfür beauftragt werden).

  3. Sie lernen viele Menschen kennen.

  4. Sind gezwungen, kreativer zu sein.

Kommen wir zu Ihrem Hauptpunkt zurück. Der Stundensatz eines Freiberuflers erscheint auf den ersten Blick meist astronomisch hoch. Was dabei oft außer Acht gelassen wird, ist, dass sich auch große Nachteile und Risiken in der Selbstständigkeit ergeben können, welche man als Arbeitnehmer so nicht bzw. im geringeren Umfang hat:

  1. Krankheit: Sie sind als Arbeitnehmer immer krankenversichert. Sie können sich als Selbstständiger natürlich auch versichern, doch schmälert dies den so hoch erscheinenden Stundensatz.

  2. Kein Anschlussprojekt: Sie tragen das alleinige wirtschaftliche Risiko. Zeiten, in denen Sie kein Projekt haben oder nicht zu hundert Prozent ausgelastet sind, müssen Sie finanziell überbrücken.

  3. Heute hier, morgen dort: Sie müssen örtlich unabhängig werden. Gerade mit einer Familie, vielleicht sogar kleinen Kindern, ist dies nicht leicht darstellbar und stellt auch eine psychische Belastung dar.

  4. Ausgaben: Sie müssen natürlich noch Ihre Ausgaben gegen Ihren Stundensatz rechnen (Fahrtkosten, Unterbringung am Ort, Fort-/Weiterbildungskosten, Versicherungen,…) die Sie als Angestellter nicht haben

Sie sehen also, dass der Schein hier oft trügt und ein Freiberufler nicht unbedingt immer "mehr in der Tasche" haben oder glücklicher sein muss. Ich will Ihnen hiermit nicht den Mut nehmen, sich selbstständig zu machen, doch man muss sich auch die Risiken und Schattenseiten klar machen. Ich höre des Öfteren den Ausspruch: "Man muss zum Freelancer geboren sein!" Ob Sie das auch sind, müssen Sie selber entscheiden