Raspberry Pi

Die besten Anfängerprojekte mit dem beliebten Einplatinencomputer

16.12.2023 von Sven Bauduin
Anwender, die sich zum ersten Mal mit dem Raspberry Pi beschäftigen, stehen immer wieder vor der Frage, was sich mit dem beliebten Einplatinencomputer alles anstellen lässt. PC-WELT stellt die spannendsten Anfängerprojekte im Detail vor und gibt Einsteigern die benötigte Starthilfe.
Foto: Raspberry Pi Foundation

Mit mehr als 45 Millionen verkauften Exemplaren ist der Raspberry Pi nicht nur der mit Abstand erfolgreichste Einplatinencomputer, sondern auch der meistverkaufte britische Computer überhaupt. Auch wurde der Single-Board Computer ("SBC") unzählige Male ausgezeichnet.

Kein Wunder also, dass die winzige Entwicklerplatine der britischen Raspberry Pi Foundation auch viele Anfänger und Einsteiger mit seinem günstigen Preis anlockt. Doch die fragen sich nach dem Kauf nicht selten, was genau sie jetzt mit der winzigen Entwicklerplatine anfangen sollen.

PC-WELT hilft Einsteigern dabei, die besten Anfängerprojekte mit dem beliebten Einplatinencomputer in Angriff zu nehmen und ohne große Vorkenntnisse entsprechend erfolgreich zu realisieren.

Der kleine Linux-PC

Bereits der Raspberry Pi 4, der Vorgänger der neuesten Generation Raspberry Pi 5, besitzt einen Broadcom-Prozessor mit vier flotten Prozessorkernen der Serie ARM Cortex-A72 mit 1,5 GHz sowie 4 Gigabyte LPDDR4 und eine integrierte Grafikeinheit.

Was liegt also näher, als die ersten Gehversuche mit dem Einplatinencomputer darauf zu verwenden, einen winzigen Linux-PC zu realisieren? Dieser kann im Anschluss problemlos als Schreibmaschine oder für die Recherche im Internet dienen.

Um einen kleinen vollwertigen Linux-PC mit einem offenen Betriebssystem zu realisieren, benötigen Sie lediglich die nachfolgenden Ressourcen und Werkzeuge:

Außerdem brauchen Sie ein zweites Computersystem, welches dazu dienen soll, das offizielle Betriebssystem Raspberry Pi OS herunterzuladen und auf der microSD-Speicherkarte zu installieren.

Sind alle Zutaten beisammen, kann es auch schon losgehen. Im ersten Schritt bauen Sie den kleinen Einplatinencomputer in das offizielle Gehäuse der Raspberry Pi Foundation ein, das gelingt mit der beiliegenden Anleitung im Handumdrehen, stellt auch Anfänger vor keine unüberwindbaren Hindernisse und dauert rund 15 Minuten.

Im nächsten Schritt laden Sie das Betriebssystem herunter und speichern es auf die microSD-Speicherkarten.

In den meisten Szenarien dient Windows 10 oder Windows 11 als Ausgangsbasis für eine spätere Installation von Raspberry Pi OS. Hier kommt der sogenannte Raspberry Pi Imager ins Spiel, welcher einfach entsprechend bootfähige Installationsmedien für Raspberry Pi OS aus einer microSD-Speicherkarte erstellen sowie für das spätere Setup entsprechend vorbereiten und einrichten kann.

Nachdem der Vorgang abgeschlossen ist, was in der Regel rund 15 bis 30 Minuten dauert, können Sie die microSD-Speicherkarte in den Raspberry Pi einlegen und der Einplatinencomputer hochfahren.

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Foto: Raspberry Pi Foundation

Ab diesem Zeitpunkt steht Ihnen mit Raspberry Pi OS ein vollwertiges Betriebssystem zum Arbeiten, Spielen und im Internet surfen bereit. Damit haben Sie das erste kleine Anfängerprojekt, einen kleinen Linux-PC auf Basis des Raspberry Pi, erfolgreich realisiert.

Der Netzwerkspeicher

Ein Netzwerkspeicher, ein sogenanntes Network Attached Storage (NAS) mit einem Raspberry Pi einzurichten, ist eine großartige Möglichkeit, um sehr kostengünstig und effizient einen eigenen zentralen Datenspeicher im hauseigenen Netzwerk zu integrieren und bereitzustellen.

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Foto: Raspberry Pi Foundation

Um ein NAS auf Basis eines Raspberry Pi zu realisieren, brauchen Sie die nachfolgenden Ressourcen und Werkzeuge:

Hardware:

Software:

Betriebssystem installieren:

Als Nächstes gilt es, das Betriebssystem zu installieren. Hierfür müssen Sie Raspberry Pi OS in der aktuellen Version herunterladen und mit dem Raspberry Pi Imager auf der microSD-Speicherkarte installieren.

Nachdem Sie diesen Vorgang erfolgreich abgeschlossen haben, können Sie die microSD-Speicherkarte in den Raspberry Pi einlegen und der Einplatinencomputer hochfahren.

Anschließend gilt es erste Erfahrungen mit der Konsole, dem sogenannten Terminal, zu sammeln und folgende Schritte durchzuführen.

Den Raspberry Pi aktualisieren:

Hierfür öffnen Sie das Terminal und führen die nachfolgenden Befehle über die Eingabeforderung aus.

sudo apt update
sudo apt upgrade

Durch diese zwei Befehle werden sowohl das Betriebssystem als auch alle Softwarepakete der Installation auf den neuesten Stand gebracht, was im späteren Verlauf mögliche Kompatibilitätsproblemen vorbeugt.

Die externe Festplatte anschließen:

Im nächsten Schritt verbinden Sie die externe Festplatte oder den USB-Stick mit dem Raspberry Pi. Hierbei sollte Sie sicherstellen, dass die Festplatte ausreichend Strom erhält oder Sie einen entsprechend aktiven USB-Hub verwenden.

Festplatte formatieren und mounten:

Weiter geht es mit der Eingabeforderung über das Terminal. Mit dem folgenden Befehl identifizieren Sie die externe Festplatte oder der USB-Stick.

sudo fdisk -l

Mit dem nächsten Befehl wird der entsprechende Datenträger, der später die Daten im Netzwerk bereitstellen soll, formatiert. Dabei werden alle vorhandenen Daten gelöscht.

sudo mkfs.ext4 /dev/sdX1

*) das "X" muss durch den Laufwerksbuchstaben des Datenträgers ersetzt werden!

Mit der nachfolgenden Eingabe wird der Datenträger dann einem Mount-Punkt zugeordnet…

sudo mkdir /mnt/nas

…und abschließend entsprechend eingehängt und somit verfügbar gemacht.

sudo mount /dev/sdX1 /mnt/nas

*) das "X" muss durch den Laufwerksbuchstaben des Datenträgers ersetzt werden!

Damit das zukünftig bei jedem Systemstart automatisiert funktioniert, muss noch die beiden folgende Befehle ausgeführt werden.

sudo nano /etc/fstab
/dev/sdX1 /mnt/nas ext4 defaults 0 0

Samba für den Zugriff auf Dateien unter Windows installieren:

Im letzten Schritt installieren Sie noch die Software Samba.

Samba ist ein freies Programmpaket, welches es ermöglicht, die Windows-Funktionen wie die Datei- und Druckdienste unter anderen Betriebssystemen zu nutzen und die Rolle eines Domain Controllers anzunehmen. Es implementiert hierfür unter anderem das SMB/CIFS-Protokoll und macht es unter Linux nutzbar.

Mit dem nachfolgenden Konsolenbefehl wird Samba installiert, um Dateifreigaben für Windows und andere Geräte im Netzwerk einzurichten:

sudo apt install samba

Anschließend muss noch die Konfigurationsdatei von Samba bearbeitet werden. Das funktioniert am zuverlässigsten mit dem nachfolgenden Befehl:

sudo nano /etc/samba/smb.conf

Am Ende der Samba-Konfigurationsdatei muss noch der folgende Eintrag hinzugefügt werden:

[nas]
comment = Raspberry Pi NAS
path = /mnt/nas
browsable = yes
guest ok = yes
read only = no
create mask = 0775

Jetzt gilt es nur noch Samba einem Neustart zu unterziehen und schon ist das NAS fertig eingerichtet.

sudo service smbd restart

Auf den Netzwerkspeicher zugreifen

Ab jetzt ist es möglich, auf den Netzwerkspeicher zuzugreifen. Hierfür können Sie unter anderem der Datei-Explorer oder der Webbrowser nutzen. Auf einem anderen Gerät im Netzwerk geben Sie die IP-Adresse des Raspberry Pi sowie den Freigabenamen (in diesem Beispiel "nas") ein, um auf den Netzwerkspeicher zuzugreifen.

Eine leicht verständliche Anleitung zu diesem Thema in Videoform ist ebenfalls verfügbar.

Günstiger Cloud-Server

Ein Raspberry Pi 4 und eine externe Festplatte oder SSD - mehr braucht es nicht, um einen eigenen Cloud-Server auf Basis des populären Einplatinencomputers zu realisieren.

Hinzu kommt die kostenlose Open-Souce-Cloud-Software NextCloud, die Sie mit Hilfe des NextCloud-Pi-Image auf der microSD-Speicherkarte des Einplatinencomputers installieren müssen.

Das NextCloud-Pi-Image wird ähnlich dem Systemabbild von Raspberry Pi OS installiert, wie das nachfolgende Video von ApfelCast demonstriert.

Wie man aus einem Raspberry Pi 3b oder einem Raspberry Pi 4 mit NextCloud einen waschechten Cloud-Server machen kann, erklärt die nachfolgende Schritt-für-Schritt-Anleitung.

Der Cloud-Server auf dem Raspberry Pi stellt anschließend einen zentralisierten Serverressourcenpool dar, der über ein Netzwerk - in der Regel das Internet - gehostet und bereitgestellt wird und auf den mehrere Anwender bedarfsorientiert zugreifen können.

Einmal eingerichtet, können Anwender von unterwegs über das Internet auf ihren Raspberry Pi und die darüber realisierten Server-Dienste zugreifen.

Der Werbeblocker

Mit einem Raspberry Pi und der Hilfe der freien Software Pi-hole, welche die Aufgaben eines Tracking- und Werbeblockers sowie eines optionalen DHCP-Servers erfüllt, lässt sich das heimische Netzwerk vollständig werbefrei betreiben.

Foto: Raspberry Pi Foundation

Hinweis: Pi-hole bietet eine effektive Möglichkeit, unerwünschte Anzeigen auf Netzwerkebene zu blockieren. Zu beachten ist jedoch, dass es wichtig ist, sich über die Auswirkungen auf den Datenverkehr und die Privatsphäre bewusst zu sein.

Pi-hole auf einem Raspberry Pi einrichten:

Pi-hole ist eine Open-Source-Software, die als Netzwerkanzeigenblocker dient. Hier sind die Schritte, um Pi-hole auf einem Raspberry Pi zu installieren und einzurichten:

Raspberry Pi vorbereiten:

Mit den bereits bekannten Befehlen sollte über die Konsole sichergestellt werden, dass der Raspberry Pi, dessen Betriebssystem sowie die Softwarepakete aus dem neuesten Stand sind.

sudo apt update
sudo apt upgrade

Pi-hole installieren:

Mit dem nachfolgenden Befehl wird Pi-hole auf den Raspberry Pi heruntergeladen.

curl -sSL https://install.pi-hole.net | bash

Während des Installationsprozesses werden verschiedene Einstellungen abgefragt, welche sehr gut dokumentiert und erklärt sind. Anwender sollten den Anweisungen folgen und die Konfiguration an ihre Bedürfnisse anpassen.

Web-Interface einrichten:

Über den Webbrowser geben Sie jetzt die IP-Adresse des Raspberry Pi gefolgt von "/admin" ein (Beispiel: http://192.168.1.2/admin).

Der zum größten Teil automatisierte Einrichtungsassistent startet, im Rahmen dessen vergeben Sie ein starkes Passwort für das Web-Interface.

DNS-Einstellungen anpassen:

Die DNS-Einstellungen des eigenen Routers müssen Sie entsprechend anpassen, um Pi-hole als primären DNS-Server zu verwenden. Dies erfolgt normalerweise im Router-Webinterface.

Pi-hole aktualisieren und warten:

Als Nächstes aktualisieren Sie Pi-hole, um sicherzustellen, dass das Programm auf dem neuesten Stand ist. Hierfür kommt einmal mehr die Konsole zum Einsatz.

/qpihole -up

Nach der Aktualisierung sollte Sie die Statistik von Pi-hole überprüfen, um sicherzugehen, dass die Filterfunktion auch wie gewünscht arbeitet.

Optional: Weitere Anpassungen vornehmen

Pi-hole können Sie noch weiter anpassen, indem Sie die Blacklist und Whitelist im Web-Interface bearbeiten. Domänen können zur Blacklist hinzugefügt werden, um Anzeigen zu blockieren, oder zur Whitelist, um entsprechende Domänen zu erlauben.

Anwender, welche die Installation lieber in einem leicht verständlichen Tutorial-Video konsumieren möchten, denen sei das How-to von Raspberry Pi Cloud ans Herz gelegt.

Retro-Spielkonsole

Die finnische Linux-Distribution Lakka auf Basis des freien Mediencenters LibreELEC verwandelt einen Raspberry Pi 4 mithilfe von RetroArch in nur wenigen Schritten in eine echte Retro-Spielkonsole für Plattformen von Atari, Sega und Nintendo bis hin zur Playstation.

LibreELEC, eine Abspaltung des auf Kodi basierenden Betriebssystems OpenELEC, sowie das offene und plattformübergreifende Front-End für Emulatoren, Game-Engines und Videospiele RetroArch in der aktuellsten Version bilden das Fundament von Lakka.

Die neuesten Plattformen, die Unterstützung finden und somit emuliert werden können, sind der interaktive Medienplayer Philips CD-i und der Gaming-Handheld Neo Geo Pocket.

Zudem wurde die libretro-Bibliothek im Hinblick auf ihre Kompatibilität zur Sony PlayStation verbessert, während das Update von Mesa 3D für eine verbesserte Unterstützung der Grafikschnittstellen OpenGL und Vulkan sorgt.

Die Installation von Lakka geht leicht von der Hand und erfolgt wie bei vielen anderen Linux-Distributionen auch, über ein entsprechendes Systemabbild.

Nachdem das Image heruntergeladen und mit einem USB-Tool auf die microSD-Speicherkarte des Raspberry Pi geschrieben wurde, kann der Einplatinencomputer von diesem Speichermedium gebootet werden.

Die zu emulierenden Systeme sind in sogenannte Cores eingeteilt, von denen jeder ein System darstellt. Nach der Installation bietet Lakka bereits rund 30 vorinstallierten Cores wie den NES, SNES und N64, die Sony Playstation sowie diversen Heimcomputern der Serie Amiga an.

Insgesamt können mehr als 50 Systeme emuliert und dessen Spiele in Form von ROMs wiedergegeben werden.

Weitere interessante Emulatoren und Retro-Spielkonsolen für den Raspberry Pi sind folgende Systeme:

Hinweis: Der Autor weist darauf hin, dass es in Deutschland nicht erlaubt ist, einen wirksamen Kopierschutz zu umgehen. Es ist nur dann legal, eine ISO-Datei zu nutzen, wenn diese vom Hersteller selbst herausgegeben wurde oder aber das entsprechende Spiel in der Zwischenzeit als quelloffen oder FOSS gilt.

Das Betriebssystem Lakka selbst verwendet keine originale oder manipulierte Firmware der emulierten Systeme, sondern bildet diese ausschließlich nach.

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(PC-Welt)