Universelle Server-Systeme für Unternehmen

Die besten All-in-One-Server für KMUs

17.07.2015 von Klaus Länger
All-in-One-Server sind komplette Rechenzentren im Miniaturformat. Sie eignen sich ideal für kleine Büroumgebungen oder Außenstellen und vereinen Server-Einheiten, Storage- und Netzwerktechnik in einem kompakten Gehäuse.

Viele kleinere Firmen oder Außenstellen größerer Unternehmen benötigen einen Server für ihre Büroumgebung, verfügen aber nicht über einen voll ausgebauten und klimatisierten Server-Raum. Auf der anderen Seite sind die Anforderungen an Rechenleistung und Storage-Kapazität oft so hoch, dass sie nicht mehr durch die Kombination aus einem kleinen Tower-Server und einer NAS gedeckt werden.

Diese Lücke wollen einige Server-Hersteller mit Geräten füllen, die man als All-in-One-Server bezeichnen kann. In einem vergleichsweise kompakten Gehäuse, meist auch als Tower aufstellbar, werden wie in einem Baukasten mehrere Server-Blades mit Storage-Einheiten kombiniert. Ergänzt werden diese Komponenten noch durch Management-Module und Ethernet-Switches.

Die besten All-in-One-Server für KMUs
Cisco UCS Mini
Der UCS Mini ist das neue Einstiegsmodell der UCS-Serie von Cisco. Das Blade-System kann mit bis zu acht Servern bestückt werden.
Dell PowerEdge VRTX
Auf den ersten Blick sieht der Dell PowerEdge VRTX fast wie ein herkömmlicher Tower-PC aus. Das Blade-System ist aber ein ganzes Stück größer.
Dell PowerEdge VRTX II
Der PowerEdge VRTX ist zwei verschiedenen Storage-Modulen erhältlich. Das erste bietet Platz für bis zu 25 Laufwerke mit 2,5-Zoll-Formfaktor…
Dell PowerEdge VRTX III
…das zweite nimmt bis zu 12 3,5-Zoll-Festplatten auf. Damit ist eine maximale Storage-Kapazität von 48 TeraByte möglich. Neben den Platteneinschüben sind zwei der vier Server-Blades zu sehen.
ICO TwinBox System
Die TwinBox HA von ICO besteht aus zwei Virtualisierungs- und zwei Storage-Servern. Die beiden Hälften des Systems sind voll redundant.
ICO TwinBox System II
Im Gegensatz zu herkömmlichen Blade-Systemen gibt es bei der TwinBox keine Midplane, deren Defekt zum Ausfall des kompletten Systems führen könnte.
ICO TwinBox System III
Jeweils eine Hälfte der TwinBox H wird durch zwei redundante Netzteile versorgt. Alle Anschlüsse sind farbig kodiert. Die Stecker der zu Kabelbäumen verbundenen Kabel tragen jeweils dieselbe Farbe, die Installation ist somit kein Problem.
Primergy BX400
Der Primergy BX400 von Fujitsu in der Floorstand-Variante für den Einsatz in Office-Umgebungen.
Primergy BX400 II
Und noch einmal der Primergy BX400 von Fujitsu, diesmal in der Rack-Variante. Das Management-Blade ist für grundlegende Konfigurationseinstellungen mit einem TFT-Display ausgestattet, das auch ein GUI anzeigt.
HP C3000
Bei HP bietet für das Blade-Chassis c3000 Platinum ebenfalls Zubehör für den Floorstand-Betrieb an. Die hier abgebildete Konfiguration ist sogar mit einem Bandlaufwerk für eine lokale Datensicherung ausgestattet.
HP C3000 II
Und hier noch einmal das HP BladeSystem c3000 Platinum in Rack-Konfiguration. Es bietet Platz für bis zu acht Server- oder Storage-Blades.
IBM Blade Center
IBM hat für kleine und mittlere Unternehmen das BladeCenter S im Angebot. Es kann bis zu sechs Server und eine voll integrierte SAN anfnehmen.
IBM Blade Center OEK
Mit dem BladeCenter Office Enablement Kit kann das BladeCenter S auch außerhalb von Serverräumen betrieben werden. Ein integriertes Akustikmodul zur Geräuschminimierung lässt laut IBM auch den Einsatz direkt in Büroräumen zu

Diese Kombination kann dann für ein Büro etwa als File-, Mail-, Groupware- und Datenbank-Server dienen. Die Software kann dabei direkt auf den einzelnen Servern laufen oder auf virtuellen Maschinen, um die Ausfallsicherheit zu erhöhen. Im Gegensatz zu den kleineren Tower-Servern spielt bei den größeren All-in-One-Servern die Redundanz eine wichtigere Rolle, etwa durch den Einsatz mehrerer Server-Nodes oder durch Speichersysteme mit schnellem RAID-Rebuild im Falles eines Festplattenfehlers.

All-in-One vorgefertigt: Dell PowerEdge VRTX und ICO Twinbox HA

Dell bezeichnet den PowerEdge VRTX als Rechenzentrum in a Box. Im Gegensatz zu herkömmlichen Bladeservern bieten die Texaner den VRTX in einer Reihe vorkonfigurierter Modelle an, die natürlich mit weiteren Komponenten versehen werden können. Damit folgt dem Beispiel des Modular Server von Intel, der allerdings 2013 abgekündigt wurde und für den bei Intel noch kein Nachfolger in Sicht ist.

Untergebracht ist der PowerEdge VRTX in einem 5-HE-Chassis, das in zwei Ausführungen erhältlich ist: Für den Einbau in ein Rack oder als Tower, der direkt in einer Büroumgebung aufgestellt werden kann. Er ist zwar kleiner als die meisten Blade-Chassis andere Hersteller, er ist aber mit einem Gewicht von knapp 75 kg bei Vollausbau auch kein Leichtgewicht.

Der PowerEdge VRTX kann mit bis zu vier Server-Nodes bestückt werden. Zur Wahl stehen dafür mit dem PowerEdge M520P und M620P zwei Dual-Socket-Server sowie der M820P für bis zu vier Prozessoren. Im M520P kommen XeonCPUs der E5-2400-Serie zum Einsatz, im M620P E5-2600er-Prozessoren und im M820P schließlich Xeons der E5-4600-Baureihe. Die Server können mit zwei SAS-HDDs in RAID-Konfiguration bestückt werden, die beiden größeren Modelle auch mit SSDs. Für die Server-Blades stellt das Chassis zudem acht PCIe-2.0-Steckplätze bereit, etwa für GPU-Karten.

Bildergalerie: VRTX
Dell PowerEdge VRTX
Der Dell PowerEdge VRTX vereint Server-, Netzwerk- und Storage-Komponenten in einem Gehäuse und ist leicht zu managen.
Dell PowerEdge VRTX
Das System ist für kleine und mittelständische Unternehmen sowie für Zweigstellen konzipiert. Es kann sogar in Büroumgebungen aufgestellt werden.
Dell PowerEdge VRTX
Unter der Haube stehen dem Anwender maximal vier Computing-Einheiten und bis zu 25 2,5-Zoll-Festplatten zur Verfügung.
Dell PowerEdge VRTX
Ein kleines Status-LCD-Display erlaubt rudimentäre Konfigurationen vorzunehmen und Statusinformationen abzufragen.
Dell PowerEdge VRTX
Ein ausgeklügeltes Lüftungskonzept sorgt für genügend Abkühlung im Inneren des Serversystems.
Dell PowerEdge VRTX
Das Innere des Systems ist sehr aufgeräumt und bietet auch noch Platz für Erweiterungen.
Dell PowerEdge VRTX
Die Rückseite des Dell PowerEdge VRTX im Detail.
Dell PowerEdge VRTX
Wird ein Lüftermodul aus dem Server entnommen, verschließt eine Klappe automatisch die Öffnung. Das garantiert eine optimale Luftzirkulation undd somit Kühlung des Servers.
Dell PowerEdge VRTX
Maximal vier Netzteile können das System mit Energie versorgen.
Dell PowerEdge VRTX
Detailansicht der Lüftermodule.
Dell PowerEdge VRTX
Dell bietet für den PowerEdge VRTX zwei verschiedene Server-Einschübe an.
Dell PowerEdge VRTX
Jede Server-Einheit kann mit zwei Festplatten bestückt werden.
Dell PowerEdge VRTX
Im Inneren eines Server-Einschubs werkeln zwei Xeon-Prozessoren von Intel.
Dell PowerEdge VRTX
Der Dell PowerEdge VRTX und seine Funktionseinheiten.

Für die Shared-Storage-Einheit stellt Dell zwei Varianten zur Auswahl: Eine für maximal 12 3,5-Zoll-Nearline-SAS-HDDs und eine für bis zu 25 2,5-Zoll-SAS-HDDs. Die Strorage-Kapazität steht den Servern in Form von virtuellen Laufwerken zur Verfügung. Komplettiert wird der VRTX durch einen Gigabit-Ethernet-Switch und ein Management-Modul. Die Stromversorgung übernehmen bis zu vier redundante Netzteile,

Einen etwas anderen Ansatz verfolgt ICO mit der TwinBox HA, die ebenfalls den kompletten Server- und Storage-Bedarf eines kleinen oder mittleren Unternehmens decken soll. Der deutsche Hersteller packt dafür zwei leistungsfähige Virtualisierungs-Server und zwei Storage-Systeme in ein Rack-Gehäuse mit vier Höheneinheiten. Das komplette System ist redundant aufgebaut und wird vorkonfiguriert geliefert. Die Rechner müssen nur durch Kabelpeitschen mit farbig gekennzeichneten Anschlüssen verbunden werden, um sie in Betrieb zu nehmen. Die TwinBox HA ist in einer Mid-Size und einer Full-Size-Variante lieferbar, die sich in den verwendeten Dual-Xeon-Prozessoren, dem Arbeitsspeicher des Hypervisors und der Speicherkapazität des Storage-Servers unterscheiden. Beim Mid-Size-System werden pro Storage-Einheit acht 2,5-Zoll-SAS-HDDs mit jeweils 600 GByte Kapazität eingesetzt, beim Full-Size-System haben die einzelnen Platten 900 GByte Kapazität.

Die Virtualisierungs-Server werden mit einem vorinstalliertem VMware ESXi oder Microsoft Hyper-V ausgeliefert, für die Storage-Systeme setzt ICO auf die SANsymphony-V-Software von DataCore. Die beiden Hälften einer TwinBox HA werden jeweils durch zwei redundante Netzteile versorgt. Da das System ohne gemeinsame Midplane auskommt, soll es eine höhere Ausfallsicherheit als traditionelle Blade-Systeme bieten.

Ein Chassis für den Einsatz in einer Büroumgebung und die nötige Netzwerktechnik für die Anbindung der Clients sind kein Bestandteil der TwinBox HA, hier muss sich der Kunde oder sein Systemhaus selbst um die Integration kümmern.

All-in-One als Baukasten von Cisco, Fujitsu, HP und IBM

Neben den Komplettsystemen von Dell und ICO gibt es noch Blade-Systeme diverser Hersteller, auf deren Basis sich der Kunde selbst einen passenden All-in-One-Server konfigurieren kann. Ganz neu auf dem Markt ist dabei die Cisco UCS Mini. Sie das bisher für Rechenzentren ausgelegte Unified-Computing-System nach unten abrunden. Mit dem vergleichsweise kompakten Blade Server Chassis UCS 5108, das bis zu acht Blade-Servern Platz bietet, will Cisco mit dem UCS Mini nun auch den SMB-Markt bedienen. Von den Datacenter-Servern übernommen hat die UCS Mini dabei die Fabric-basierte Infrastruktur mit 10 GBit/s und die enorm flexible Konfiguration über den UCS Manager. Netzwerk- und Storage-Komponenten sind allerdings nicht Bestandteil des Cisco UCS Mini. SAN-Storage kann über Fiber Channel angebunden werden. Da die UCS Mini damit immer noch recht groß dimensioniert und entsprechend teuer ist, kommt sie wohl primär für Unternehmen in Frage, die viel Rechen- und IO-Leistung benötigen.

Bildergalerie: Neue Server mit Intel-CPU
Hewlett Packard
Der Markführer unter den Serveranbietern bietet mit der 9. Generation seiner ProLiant-Serie entsprechende Systeme an.
IBM / Lenovo
Mit der Servergeneration System x M5 erhöht IBM beziehungsweise Lenovo eigenen Angaben zufolge die Effizienz, Sicherheit und Hochverfügbarkeit für geschäftskritische Applikationen.
Dell
Mit Intels Xeon-Plattform der Serie E5-2600 v3 sind auch Dells PowerEdge-Server ausgerüstet. Die PowerEdge-Modelle 13G besitzen zudem ein für Flash-Storage optimiertes Design.
Cisco
Mit Intels Xeon-Prozessorserie stattet auch Cisco sein Serverproduktportfolio UCS (Unified Computing Systems) aus. Dies betrifft zum einen die Rackserver Cisco C220 M4 und C240 M4, den Blade-Server Cisco UCS B200 M4 sowie den Modular Server UCS M-Serie.
Fujitsu
Der Serverhersteller Fujitsu hat iin seinem Primergy-Server-Angebot ebenfalls Modelle mit Intels Xeon E5-2600 v3. Im Bild sehen Sie die Scale-out-Infrastruktur CX400 M1 mit den Server-Nodes CX2570 M1.

In jeder Beziehung einen Nummer kleiner ist die Blade-Lösung Primergy BX400. Dieses Blade-Chassis ist mit sechs HE kaum größer als ein Dell PowerEdge VRTX und kann bis zu acht Server- oder Storage-Blades, sowie Netzwerk- und Management-Komponenten aufnehmen. Das Chassis ist als Rack- oder Floorstand-Variante mit vier redundanten Netzteilen lieferbar und kommt auch ohne Klimaanlage aus.

Fujitsu bietet für das BX400 mit dem Primergy BX920 S4 und BX 924 S4 zwei verschiedene Dual-Socket-Blade-Server an. Die kleinere Variante ist für die Xeon E5-2400v2-Baureihe ausgelegt, die größere für E5-2600v2-Prozessoren. Dazu gibt es verschiedenen integrierbare Storage-Systeme von Direct-Attached-Storage bis hin zur Virtual-Storage-Appliance bestehend aus einer Storage Control Blade und einer Storage-Blade für bis zu 10 2,5-Zoll-Laufwerke.

Das Blade-Chassis c3000 Platinum von HP kann mit sechs Höheneinheiten und Platz für bis zu acht Blades ebenfalls im Floorstand-Betrieb eingesetzt werden. Dabei kommt es ebenfalls ohne klimatisierten Serverraum aus. HP bietet für das BladeSystem c3000 Platinum eine Fülle von Komponenten an. Aus ihnen kann man passende Server-, Storage-und Netzwerk-Blades auswählen, um mit dem c3000 auch einen All-in-One-Server realisieren, der die Ansprüche kleinerer und mittlerer Unternehmen erfüllt, ohne gleich immens teuer zu sein. Das c3000 Platinum kann bis zu sechs redundante Netzteile aufnehmen, kommt aber trotzdem mit herkömmlichen 220-Volt-Steckdosen aus.

Eine Nummer größer als die Systeme von Fujitsu und HP ist das BladeCenter S von IBM. Es wurde bereits 2008 präsentiert und gehört zu den ersten Blade-Systemen für kleine und mittlere Unternehmen. Das Blade-Chassis bietet auf sieben Höheneinheiten Platz für Server-, Storage- und Netzwerk-Blades. Mit dem optionalen Office Enablement Kit kann das BladeCenter S auch in Office-Umgebungen eingesetzt werden. Das Zusatzgehäuse mit Rollen, Geräushdämmung und abschließbarer Fronttüre kann auch durch ein 1U-Fach für Display, Maus und Tastatur ergänzt werden. Aber natürlich ist auch eine Konfiguration via Netzwerk möglich. Es ist anzunehmen, dass auch Lenovo das BladeCenter S nach der erfolgten Übernahme der x86-Server-Sparte von IBM fortführen wird.

Die Bausteinlösungen von Cisco, Fujitsu, HP und IBM sind zwar skalierbarer als der Dell PowerEdge VRTX oder die ICO TwinBox HA, erfordern dafür aber einen höheren Aufwand bei der Systemplanung und auch einen höheren finanziellen Einsatz. (hal)