Apache, GNU, Linux, OpenSSH

Die beste Open-Source-Software

01.09.2009 von Simon Hülsbömer
Wir stellen sie vor: Die hilfreichsten und wichtigsten kostenlosen Open-Source-Applikationen aller Zeiten.

Unsere Schwesterpublikation "InfoWorld" kürt mit ihren "Bossie Awards" in verschiedenen Kategorien einmal im Jahr die besten Open-Source-Programme für Unternehmen. Bevor die diesjährigen Preisverleihungen über die Bühne gehen, blicken wir noch einmal zurück auf die beste freie Software aller Zeiten: Diese Gratis-Programme begeisterten und begeistern Millionen von Anwendern.

Der vom Finnen Linus Torvalds entwickelte Linux Kernel war nicht die erste Open-Source-Software überhaupt (einige sagen, GNU Emacs wäre früher fertig gewesen), aber das freie Betriebssystem ist das bekannteste und erfolgreichste Open-Source-Projekt aller Zeiten. Heute dient der Kernel als Grundlage Dutzender Distributionen und ist der Urvater der Idee, Quellcode frei zugänglich und für jedermann veränderbar zu machen.

Eine etwas unterschätzte und unter Wert verkaufte Programmsammlung ist die der GNU Tools (Download), die den Linux Kernel erst in ein voll funktionstüchtiges Betriebssystem verwandeln. Ob Code, der den Inhalt einer Festplatte verändert, bis hin zu Utilities zur Server-Automatisierung, sind die GNU-Befehle und -Tools für die Linux-Plattform so wichtig wie der Kernel selbst. Den GNU Tools in nichts nach steht die GNU Compiler Collection GCC (Download), die mit C, C++, Java, Objective-C und sogar Fortran eine ganze Reihe lebender Programmiersprachen unterstützt. Anwender tauften die Kombination aus Kernel, GNU Systemtools und GCC bereits "Linux' Heilige Dreifaltigkeit".

In der folgenden Galerie präsentieren wir Ihnen die zehn herausragenden Open-Source-Applikationen respektive -Programmfamilien aus der Gesamtaufstellung, die wir auf den folgenden Seiten fortsetzen:

Editoren und Distributionen

Weil die meisten an Unix angelehnten Plattformen über die Kommandozeile gesteuert werden, dürfen die Emacs- (Download) und die Vi-Texteditoren in dieser Aufzählung nicht fehlen. Beide Programme sind hochkonfigurierbar, zuverlässig und haben eine treue Anwendergemeinde.

Auf Seiten der zahlreichen Linux-Distributionen schaffen es nur drei Vertreter in unsere "Hall of Fame". Zum ersten CentOS (Download), ein Red Hat-Derivat: Es ist eine vollständig kompatible Abwandlung von Red Hat Enterprise Linux, das dem Anwender sämtliche Kosten eines Wartungsvertrags erspart. Zum zweiten Debian GNU/Linux (Download), eine Community-getriebene Linux-Variante, hinter der kein Venture mit kommerziellen Interessen steht. Die meisten anwenderfreundlichen Distros der vergangenen Jahre basieren auf dem Debian-Prinzip, das dank Paketverwaltungssoftware (Advanced Packaging Tool) eine unkomplizierte Installation und einfache Updates auch in großen Netzwerken ermöglicht. Zum dritten das Einsteiger-Linux Ubuntu (Download), das in jüngster Zeit einen wahren Hype erlebt. Wer ein Open-Source-Betriebssystem kennen lernen möchte, installiert sich Ubuntu. Netbook-Nutzer installieren Ubuntu. Und sogar Windows-Anwender installieren Ubuntu und starten es von ihrer Microsoft-Oberfläche aus.

Jede beliebte Linux-Variante ist nichts ohne die grafische Oberfläche. Gnome (Download) und KDE (Download) haben sich als die State of the Art herauskristallisiert. Sie bieten nicht nur die grundlegende GUI, sondern auch ein Menge Applikationen und APIs, die Programmierer einsetzen können, um ihre Programme auf Gnome und KDE lauffähig zu machen. Wie gut und wandelbar diese Benutzeroberflächen wirklich sind, zeigte sich jüngst, als australische Witzbolde unbedarften Computernutzern eine KDE-Variante als Windows 7 verkauften.

Neben Linux gibt es noch andere freie Betriebssysteme, wie Open-Source-Varianten von BSD Unix. So darf das hochperformante FreeBSD (Download) samt seiner Ableger NetBSD (Download) und OpenBSD (Download) in unserer Liste nicht fehlen. NetBSD bringt BSD Unix auf eine ganze Reihe von Plattformen wie Embedded Systems und PDAs. Der Schwerpunkt von OpenBSD liegt auf Sicherheitsaspekten.

Alles für Windows-Fans

Auch Linux- und BSD-Anwender kommen beizeiten nicht um Windows-Anwendungen herum. Ein Problem, das Wine (Download) löst - eine Applikation, die Windows-Programme in Linux- und Unix-Umgebungen ausführen kann. Interessant ist übrigens, dass einige Microsoft-Programme wie Outlook und Word unter Wine schneller starten als unter Windows

Während Wine Windows imitiert, um Programme zu starten, sorgt das Multitalent Samba (Download) dafür, dass Linux-Systeme mit Windows-Rechnern kommunizieren können, um beispielsweise Datei- und Druckerfreigaben gemeinsam zu verwalten. Darüber hinaus erlaubt Samba Linux-Computern sogar, als Datei- und Druckerserver oder Domain-Controller für Windows-Systeme zu fungieren.

Und auch umgekehrt funktioniert das Prinzip. Linux- und OpenBSD-Anwender müssen an Windows-Rechnern nicht auf ihre geliebten GNU Compiler Collection und GNU Utilities verzichten: Cygwin (Download) bringt sie auf Windows-Maschinen zum Laufen.

Programmiersprachen

Komplexe Programmiersprachen sind nicht für jeden Anwender geeignet, und so mischen Open-Source-Skriptsprachen die Entwicklerlandschaft gehörig auf. Dazu zählen Perl (Download), Python (Download), PHP (Download) und Ruby (Download) - mit diesen vieren lassen sich Aufgaben in der Systemadministration erledigen oder Rich Internet Applications (RIAs) bauen. Zur besten Open-Source-Software aller Zeiten gehören seit ihrer GPL-Lizenzierung natürlich auch Suns Java (Download) und der zugehörige JIT-Compiler.

Um Skriptsprachen richtig auszureizen, braucht es eine dahinter liegende Datenbank. Im Open-Source-Bereich werden Ihnen mit den beiden "Gorillas" MySQL (Download) und PostgreSQL (Download) alle Wünsche erfüllt. Beide sind starke Datenbank-Server, die mit großen Datenmengen umgehen können, das Clustering unterstützen und eine Vielzahl von Enterprise-Level-Features mitbringen. Mit den webbasierten Frontends phpMyAdmin (für MySQL - Download) und phpPgAdmin (für PostgreSQL - Download) können Admins die Datenbank in Tabellenstruktur aufsetzen, Abfragen starten sowie Datensätze löschen, hinzufügen und verändern.

Netzwerk und E-Mail

Das altehrwürdige BIND (Berkeley Internet Name Domain - Download) darf in unserer Liste nicht fehlen. Es stammt aus den Anfangstagen des World Wide Webs, welches bekanntlich dank des DNS (Domain Name System) so gut funktioniert. Mit BIND kann auf allen Rechnern mit Standard-Plattformen von Unix und BSD über Linux und Mac OS bis hin zu Windows und z/OS ein DNS-Server implementiert werden - rund 85 Prozent aller DNS-Server weltweit basieren auf BIND. Eine absolut unentbehrliche Applikation.

Die derzeit am weitesten verbreitete digitale Kommunikationsart ist die E-Mail. Also dürfen Sendmail (Download), Qmail (Download) und Postfix (Download) in der Liste nicht fehlen. Sendmail ist die älteste Applikation unter den dreien und war jahrelang der Standard-Mail-Agent im Netz. Es war schon immer eine Software für Profis, da ihre Konfiguration sehr komplex ist. Nachteil: Sendmail war nie wirklich sicher. So kam Qmail auf den Markt, eine deutlich leistungsfähigere Applikation, die viel Wert auf die Sicherheit der Konversationen legt. Schließlich ist da noch Postfix, das zwar lange nicht so anpassungsfähig und leistungsstark wie Sendmail und Qmail ist, aber für jedermann leicht verständlich und konfigurierbar. Darüber hinaus kann es fast jede Aufgabe erfüllen, die sich ein Admin nur wünschen kann. Sendmail, Qmail, Postfix - Die meisten heutigen Mailserver basieren auf einem der drei freien Applikationen.

Kommen wir zur Wartungssoftware. Wenn Sie Zugriff auf Ihren Bürorechner benötigen, aber gerade außerhalb unterwegs sind, hilft VNC (Virtual Network Computing), eine unter GPL lizenzierte Software, die dem Anwender den Fernzugriff (Remote Access) auf jeden freigeschalteten Rechner erlaubt, vergleichbar mit pcAnywhere und dem Microsoft Remote Desktop Protocol. Das Olivetti Research Laboratory im britischen Cambridge entwickelte VNC Mitte der Neunziger Jahre. Im Laufe der Jahren kamen diverse Derivate des originalen VNCs hinzu (wie die beliebten RealVNC und UltraVNC), die Features wie die Verbindungsverschlüsselung, SSH-Tunneling und Dateitransferfunktionen für nahezu alle wichtigen Plattformen (Windows, Mac OS X, viele Unix-basierte Systeme) mitbrachten.

Sicherheit

Vom Netzwerk zur Sicherheit: Netzwerk-Flaschenhälse oder gestörte Client-Server-Verbindungen lassen sich mit Wireshark (früher Ethereal) analysieren und reparieren. Wireshark zeichnet den Netzverkehr auf und hilft danach bei der Datenanalyse, indem es die vollständige Konversation zweier Rechner bis auf die Paketebene herunter bricht. Wireshark wird trotz neuerdings eventuell möglicher juristischer Probleme (Achtung Hackerparagraph!) oft und gerne von Netzwerkadministratoren als kostenfreie Alternative zu anderen teuren Analysetools eingesetzt.

Viele Netzadmins arbeiten ebenfalls mit dem Snort Intrusion Detection System, die mit Abstand populärste Applikation, um den Netzwerkverkehr im Auge zu behalten. Snort beherrscht die Protokollanalyse in Echtzeit und die sofortige Identifizierung aller Arten von Angriffen auf das Netzwerk. Es bringt einige hilfreiche Module selbst mit - weitere Plugins von Drittanbietern, um die Funktionalität zu verbessern, gibt es überall im Netz. Mit Snort-Inline machen Sie Snort zu einem internen IPS (Intrusion Prevention Sytem), das unsichere Pakete direkt abweist. Die Erweiterung SnortSam lässt Snort mit Hardware-Firewalls von Cisco, Check Point, Juniper/Netscreen kommunizieren, um automatisch den Zugriff unbekannter IP-Adressen zu blockieren. Als Web-Frontend ist BASE zu empfehlen, mit sich alle Netzaktivitäten und Angriffe grafisch aufbereitet nachvollziehen lassen.

Zwei weitere unverzichtbare Security-Anwendungen sind OpenSSH (Download) und OpenSSL (Download). Viele erhältliche Verbindungs- und Dateitransfer-Tools (wie Telnet und rlogin) verbinden sich mit unverschlüsselten Benutzerdaten mit einem Server, OpenSSH dagegen verschlüsselt die Shell-Verbindung auf einen Remote-Computer sofort und verhindert somit, dass Netzwerk-Sniffer sensible Informationen ausspähen können. OpenSSL ist eine Software-Bibliothek, die es anderen Applikationen möglich macht, eine verschlüsselte Verbindung für Datenübertragungen aller Art einzusetzen. OpenSSL wird zumeist für die Erstellung von VPN-Tunneln und die gesicherte Übertragung von Daten zwischen Webbrowser und Webserver verwendet (Online-Banking mit HTTPS etc.).

Web und VoIP

Asterisk (Download) ist ein Open-Source-VoIP-System, das über die Jahre erwachsen geworden ist. Mittlerweile ist es einfach zu verwalten und bringt verschiedene Web-basierende Interfaces mit. Kostenlos über das Internet zu telefonieren, wird mit Asterisk zum Kinderspiel, zumal die Applikation von einer sehr aktiven Community ständig weiterentwickelt wird.

Fehlt noch der Apache Web Server (Download) in der Liste. Natürlich gibt es weniger komplexe und weitaus spezialisierte Serversoftware, aber kaum einer reicht an die Flexiblität von Apache und die Masse von erhältlichen Erweiterungs-Modulen heran. Seit Ende der Neunziger ist Apache der am häufigsten eingesetzte Web Server, der heute noch rund auf der Hälfte aller Server läuft. Kein Wunder, dass er zur Standardausstattung jeder größeren Linux-Distribution und aller BSD-Plattformen zählt.