Anwenderbericht Clima Handels-Ges. mbH, SalzburgFreilassing:

Die Außenseiter-Losung auf Herz und Nieren geprüft

29.09.1978

FREILASSING - Einen Kopfsprung ins kalte Wasser wagte Johann Wimmer, zuständig für alle Verwaltungsbelange bei der Sanitär- und Heizungsgroßhandlung Clima, Salzburg und Freilassing: Obwohl IBM bereits in der Endauswahl war und MAI sogar kurz vor Vertragsabschluß stand, entschieden sich die EDV-Laien kurzfristig ein bis dato völlig unbekanntes Unternehmen mit der Installation ihrer ersten EDV-Anlage zu beauftragen. Das Münchner Systemhaus MCSI machte das Rennen und soll bald auch - "Weil das erste so gut läuft" (Wimmer) - ein zweites System in Freilassing Installieren.

Obwohl niemand bei Clima auch nur die, geringsten EDV-Kenntnisse besaß, traute sich die Geschäftsleitung von Anfang an zu, "ein geeignetes EDV-System allein und ohne Unterstützung eines Beraters" aus der Fülle von Angeboten herauszusuchen. Der Wunsch, für beide Niederlassungen ein einziges System zu installieren, mußte bald aus Kostengründen aufgegeben werden: "Die erforderlichen DFÜ-Leitungen zwischen Salzburg und Freilassing waren zu teuer".

Also entschloß man sich bei Clima, erst einmal den "größeren Brocken" - das Werk in Salzburg mit zwei Außenlagern - zu automatisieren. Die Verantwortung für die Systemauswahl blieb in Freilassing, "weil man da näher am Markt ist".

Das erste Angebot eines Systemhauses, das Wimmer auf den Schreibtisch flatterte, benutzte dieser erst einmal, um sich "so einigermaßen" sagen zu lassen, wie ein Computer funktioniert.

So gerüstet ging er daran, Fachliteratur zu lesen und bald auch Vertriebsbeauftragte zu empfangen.

Insgesamt kamen zwölf Angebote, wovon die Hälfte bereits nach genauem Studium in den Papierkorb wanderten. Inzwischen schlau geworden, verlangte Wimmer von den restlichen sechs Bewerbern einen Referenz-Nachweis, wobei sich bald herausstellte, daß viele Lösungen nur auf dem Papier realisiert waren.

In die letzte Runde gelangten schließlich ICL, DDC und MAI, wobei letzteres Unternehmen als einziges bereits Branchen-Know-how nachweisen konnte. Zum Vertragsabschluß mit MAI kam es aber dann noch nicht: Kurz vorher schob sich das junge und unbekannte Unternehmen MCSI mit einem noch günstigeren Angebot auf Platz 1 der Clima-Liste. Jetzt doch etwas verunsichert, bat Wimmer einen Unparteiischen um Rat: Ein Software-Spezialist sollte das vorliegende und vom Preis-/Leistungsverhältnis überzeugende MCSI-Angebot auf Herz und Nieren prüfen. Dazu Wimmer: "Uns war sehr wohl bekannt, welch'hohes Risiko wir eingingen, als im Oktober 77 der Vertrag unterzeichnet wurde". Dennoch: Der erste Termin wurde gehalten.

Anfang Februar 78 traf in Salzburg die noch originalverpackte Nova III mit 64 KB von Data General in Salzburg ein. Da beim langen Transport ein Bauteil beschädigt war und erst ausgewechselt werden mußte, war die Maschine erst Mitte Februar betriebsbereit. Ende des Monats konnte bereits mit der Stammdatenerfassung begonnen werden. Die notwendigen Programme in Basic schrieb ein von MCSI vermittelter Software-Spezialist, der ab dann den Clima-Mitarbeitern "wirklich Tag und Nacht" zur Verfügung stand und auch gebraucht wurde. Im April war ein Großteil der erforderlichen Programme fertig und die, inzwischen etwas EDV-erfahreneren Salzburger sprangen erneut ins Wasser. Ohne Test und Parallelverarbeitung wurde sofort mit der Echtzeitverarbeitung begonnen.

Im Juni war das Software-Paket für die gewünschte "integrierte Lösung" fertig. Die etwa 100 Einzelprogramme komplizierte Provisionsabrechnungen, Vertreter-Statistiken, 900 Kundenstammsätze mit je 30 unterschiedlichen Rabattgruppen pro Kunden, Monatsabschlüsse, offene Posten-Verwaltung,

Allerdings ist damit der Rechner bereits voll und Wimmer - in EDV-Dingen inzwischen recht bewandert - denkt "bald an eine Aufstockung".