IDC-Studie

Deutsche Unternehmen sind europaweit führend bei Green-IT

18.11.2008
Das Marktforschungsunternehmen IDC hat 459 IT-Leiter in europäischen Unternehmen befragt, wie sie es mit dem Thema Green IT halten.

Ein Ergebnis war erfreulich: Deutsche Unternehmen sind in Sachen Öko-Engagement im europäischen Vergleich führend. Die Mehrheit der befragten IT-Verantwortlichen in Unternehmen - 80 Firmen stammten aus Deutschland - mit mehr als 1000 Mitarbeitern verfügt bereits über Green-IT-Strategien oder arbeitet zumindest daran.

Deutsche Unternehmen sind beim Öko-Engagement Spitze.

IDC erhob die Untersuchung im Auftrag von Dell. Der Computerhersteller will mit dem so genannten Green-IT-Barometer einen europaweiten Maßstab etablieren, der es erlaubt, den Fortschritt der IT beim Thema Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit in regelmäßigen Abständen zu überprüfen.

Die IDC-Studie ergab, dass 49 Prozent der deutschen Unternehmen bereits über eine Umwelt-Strategie verfügen, weitere 13 Prozent wollen eine solche noch innerhalb der nächsten 24 Monate aufsetzen. Aus diesen Ergebnissen folgert IDC, dass sich Green-IT mittlerweile als Thema in den Unternehmen etabliert hat.

Wichtig: Kosten, Recycling, Gesetze

Wer in Green IT investiert, hat dafür laut IDC drei Motive: Mit einer Green-IT-Strategie wollen 70 Prozent der Befragten Kosten einsparen. Gut über die Hälfte aller Interviewten (57,7 Prozent) haben bei ihren Öko-Initiativen Recycling-Strategien im Blick. Genauso viele Unternehmen geben sich einen grünen Anstrich, weil Gesetzesvorschriften sie dazu anhalten.

Eine vergleichsweise weniger wichtige Rolle spielen beim Umwelt-Engagement die Erwartungen von Kunden (47,5 Prozent) und von Mitarbeitern (48,8 Prozent).

Um Umweltziele in der IT zu erreichen, setzen CIOs verschiedene Techniken ein. Eine wichtige Rolle spielt das System- und Server-Management. Dieses nutzen 71 Prozent der Befragten. Beliebt ist auch der Einsatz von Software für die Temperaturkontrolle in Rechenzentren (67 Prozent), sowie Änderungen im Design des Rechenzentrums (58 Prozent). Virtualisierung nutzen immerhin 56 Prozent der Unternehmen - was ein etwas überraschend niedriger Wert ist, denkt man an die mit dieser Technik zu erzielenden Energieeinspareffekte. Von großer Bedeutung für öko-konforme Konzepte ist laut IDC das Verhalten der Anwender (69 Prozent).

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Keine Zeit für Green IT

IDC erkundigte sich auch nach den Hürden bei der Umsetzung einer Green-IT-Strategie. Das Haupthindernis stellt danach die mangelnde Zeit dar, sich um das Öko-Thema zu kümmern. Fast jeder Zweite (49 Prozent) nannte diesen Grund. Hinderlich ist zudem, dass zwei von fünf Unternehmen über fehlendes Wissen klagen, wie Green IT realisiert werden kann. Immerhin 43 Prozent aller Antwortenden bemängeln ferner, dass verbindliche Standards und Benchmarks für Öko-Strategien fehlen. In der Tat schälen sich erst seit einigen Wochen erste Zertifizierungsangebote von unabhängigen Organisationen wie dem TÜV Rheinland oder Dekra heraus.

Nicht ganz überraschend verhindern bei 40 Prozent der Befragten "Konflikte mit anderen Unternehmensvorgaben" Öko-Initiativen für die hausinterne ITK, schreibt IDC. Einer dieser Konflikte dürfte sein, dass die Einführung von Green-IT-Konzepten erst einmal Geld kostet, bevor die Früchte solch einer Öko-Strategie geerntet werden können.

Management ist kein Bremsklotz

Eine Erkenntnis der IDC-Umfrage ist ebenfalls sehr interessant: Das Management ist bei Überlegungen zur Einrichtung einer ökologisch korrekten ITK nicht der Bremsklotz. Lediglich 24 Prozent aller befragten IT-Verantwortlichen fühlt sich von den Entscheidern in einem Konzern in Sachen Green IT unzureichend unterstützt.

In Deutschland keine Anreize zum Stromsparen

Etwas überraschend ist ein weiteres Ergebnis der IDC-Studie: Zwei Drittel aller Unternehmen (67 Prozent) in Deutschland sehen keine Anreize zu Einsparungen beim Stromverbrauch in der IT. Das Marktforschungsinstitut kommentiert dieses Ergebnis mit der Aussage, hier müsse "noch nachgebessert werden, wenn man beispielsweise die geplanten Kosteneinsparungen auch tatsächlich realisieren will."

Das Ergebnis überrascht auch insofern, als das Borderstep-Institut aus Berlin einmal vorgerechnet hat, dass sich hierzulande die Stromkosten aufgrund der gestiegenen Energiepreise allein vom Jahr 2000 bis 2006 mehr als verdreifacht haben.

Die IDC-Studie zeigt schließlich, dass sich die meisten Firmen zurzeit "nur mit einzelnen Aspekten" des Themas befassen. Um Green-IT in ganzer Breite in der Unternehmens-IT zu etablieren, müssen noch erhebliche Anstrengungen unternommen werden.

Thomas Meyer, Vice President der IDC European System and Infrastructure Solution Group, ist allerdings optimistisch: "Man kann davon ausgehen, dass Unternehmen in naher Zukunft ihre Green-IT-Investitionen steigern werden." Deutsche Großkonzerne hätten schon 3,9 Prozent ihres IT-Budgets in Green-IT-Projekte investiert. Meyer: "Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass in zwei Jahren die Investitionen in Green-IT 4,8 Prozent der IT-Budgets ausmachen werden." (jm)