Blackberry-Chef

"Deutsche Unternehmen passen zu uns"

27.02.2014
Blackberry-Chef John Chen hat eine der härtesten Aufgaben in der Mobilfunk-Branche.

Er will den kriselnden Smartphone-Pionier retten, der im vergangenen Jahr massiv Marktanteile verlor und hohe Verluste schrieb. Chen setzt dafür auf die klassischen Blackberry-Tastaturen, den Messenger BBM - und auch deutsche Firmenkunden. Auf dem Mobile World Congress in Barcelona gab er Andrej Sokolow von der Deutschen Presse-Agentur dpa ein Interview.

Herr Chen, erst sagten alle, Blackberry hat Probleme, weil es sich zu lange an Tastaturen klammerte. Dann riss Sie ausgerechnet Ihr erstes gelungenes Touchscreen-Telefon richtig in die Krise - und nun setzen Sie wieder auf Tastatur-Modelle. Was ist jetzt Sache?

Chen: Der Trick ist, wir müssen beides im Angebot haben. Bei dem Touchscreen-Modell Z10 haben wir unseren Kunden zu wenig die Bedienung erklärt. Das war ein Fehler. Die iPhone-Nutzer hatten kein Problem damit - aber gerade unsere bisherigen Kunden, die von Modellen mit Tastatur umstiegen, kamen mit den Wisch-Gesten nicht zurecht und gaben die Geräte zurück.

Sie betonen, Blackberry steige nicht aus dem Verbrauchermarkt aus. Zugleich spielen Sie da kaum noch eine Rolle und Ihr Rettungsplan ist ganz klar auf das Geschäft mit Firmen ausgerichtet. Eigentlich bräuchten sie vielleicht kein Verbrauchergeschäft mehr?

Chen: Für die nächsten 18 bis 24 Monate - meine Zielmarke für eine Wende - liegt mein Fokus zunächst ganz klar darauf, Unternehmenskunden und professionelle Anwender zu halten. Wir haben immer noch 60 Millionen Kunden da draußen.

Sie starten in Indonesien das Modell Z3 für weniger als 200 Dollar. Wäre das auch etwas für den Verbrauchermarkt im Westen?

Chen: Ja, wir werden voraussichtlich Ende des Jahres ein Nachfolge-Modell mit LTE-Datenfunk für den Rest der Welt auf den Markt bringen. Wir binden da den BBM-Messenger sehr stark ein. Zudem arbeiten wir an einem neuen High-End-Modell, das ebenfalls bis Ende des Jahres kommen könnte.

Empfehlenswerte Apps für Blackberry OS 10 -
Empfehlenswerte Apps für Blackberry OS 10
Mit dem Blackberry OS 10 kommen auch neue Apps für die Blackberrys. Wir stellen Ihnen einige Anwendungen vor, die Sie in jedem Fall testen sollten.
Linkedin
Das Business-Netzwerk LinkedIn ist in Blackberry 10, ähnlich wie bei Windows Phone, bereits von Anfang an fest integriert. Das bedeutet vor allem auch, dass sich die App direkt in den Blackberry Hub integrieren und Informationen wie neue Kontaktanfragen oder Nachrichten dort anzeigen kann.
Linkedin
Die Mobile App zeigt zudem Aktualisierungen aus dem Netzwerk sowie Informationen von LinkedIn Heute an.
Remember mit Evernote
Remember ist eine in Blackberry OS 10 fest integrierte Notizapplikation, mit der sich beispielsweise E-Mails oder Anhänge einfach und zentral ablegen lassen.
Remember mit Evernote
Zudem lässt sie sich erweitern, etwa mit dem populären Evernote-Dienst. Dann kann Remember Notizen über den Web-Service von Evernote mit anderen Systemen synchron halten.
Blackberry Travel
Blackberry Travel ist bereits aus früheren Blackberry-Versionen bekannt. Damit lassen sich Reisen angenehm planen und übersichtlich verwalten.
Blackberry Travel
Praktisch ist auch, dass Blackberry Travel Reisepläne oder elektronische Reisepläne in eingehenden E-Mails automatisch erkennen und zur App hinzufügen kann.
Facebook
Ohne Facebook kommt heute kaum ein mobiles Gerät aus. In BBOS10 ist Facebook bereits von Anfang an fest in den Hub integriert, dort erscheinen auf Wunsch Informationen zu Status-Updates oder zu direkten Nachrichten.
Facebook
Die Facebook App selbst bietet dann einen mobilen, angenehm schnellen Zugriff auf das Social Network.
Whats App
WhatsApp ist umstritten, aber vor allem bei jüngeren Nutzern enorm beliebt. Mit der passenden Blackberry App hat man auch hier Zugriff auf den Chat-Dienst. (Quelle: WhatsApp)
Whats App
Neben Textnachrichten kann WhatsApp auch Bilder übertragen.
Skype
Der populäre Messenger steht neben Versionen für iOS, Android und Windows Phone auch für Blackberry OS 10 zur Verfügung.
Skype
Im Test hat Skype auch auf dem BlackBerry gut funktioniert.
Blackberry Messenger
Der hauseigene Messenger von Blackberry ist auf den Geräten bereits vorinstalliert. Neu ist in der Version von BB OS 10, dass sich damit auch Video-Gespräche durchführen lassen.
Blackberry Messenger
Außerdem gibt es den Messenger seit Ende Oktober 2013 auch für Android und iOS.
bPod
BBOS10 bringt eine ordentliche Musikverwaltung mit, unterstützt aber keine Podcasts. Dieses Manko lässt sich mit der App bPod beheben.
bPod
bPod bietet zwar kein eigenes Podcast-Verzeichnis, kann die notwendigen RSS und XML-Dateien aber via Google einfach finden.
Amazon Kindle
Amazon hat mit dem Kindle-System wahrscheinlich einen der populärsten digitalen Lesedienste geschaffen. Die passende BBOS10-App bietet den Zugriff auf die eigene Bibliothek vom Blackberry aus.
Amazon Kindle
Auf Wunsch synchronisiert der Blackberry den Lesefortschritt mit anderen Kindle-fähigen Geräten.
Connect to Dropbox
Auch für Smartphones mit BlackBerry OS 10 gibt es die Dropbox.
Connect to Dropbox
Wie von anderen Plattformen her gewohnt lässt sich auch mit der BB-10-App auf die synchron gehaltenen Dateien zugreifen.
DB Navigator
Die Bahn liefert eine Reise-App für den Blackberry. Damit ist der mobile Zugriff auf Reisepläne und eine Auskunft über Abfahrten möglich.
DB Navigator
Leider kann man mit der App aber noch keine Tickets kaufen. Hoffentlich wird diese Funktion zeitnah nachgerüstet.
MyTaxi
Mit der App MyTaxi lassen sich Taxis direkt vom Blackberry aus ordern.
MyTaxi
Besonders praktisch ist, dass innerhalb der App der Anfahrtsweg des jeweils ausgewählten Taxis angezeigt wird.
ADAC Pannenhilfe
Mit der App des ADAC kann man im Problemfall schnell Hilfe anfordern. Die App bestimmt die aktuelle Position und kann direkt mit der ADAC Pannenhilfe Kontakt aufnehmen.
ADAC Pannenhilfe
Ebenfalls enthalten ist eine Checkliste, die die wichtigsten Schritte im Falle eines Unfalls beschreibt.
Hotel Search HRS
Die Hotelsuche von HRS hilft beim Finden von Hotelzimmern. Dabei kann man manuell nach Zimmern suchen oder die App automatisch passende Hotels in der Nähe der des Aufenthaltsortes finden lassen.
Hotel Search HRS
Zudem zeigt die App alle gespeicherten Buchungen an und bietet mobilen Zugriff auf den eigenen HRS-Account.
SoundHound
SoundHound ist eine Suchmaschine für Musiktitel. Die App hört sich dazu einen kurzen Ausschnitt an, schickt ihn zur Analyse und liefert das Ergebnis zurück. Das klappt im Test ziemlich gut.
SoundHound
Die App speichert alle gefundenen Lieder in einer Liste. Ergebnisse lassen sich über Amazon direkt kaufen oder auf YouTube suchen.

Welche Rolle spielt Deutschland in ihren Plänen?

Chen: Ich glaube, die Einstellung in Deutschland passt dazu, was wir am besten können. In Deutschland geht es weniger darum, dass die Mitarbeiter locker ihre Telefone ins Büro mitbringen, sondern es wird gesteuert, welche Geräte ins Firmennetz dürfen. Und das ist genau das, worauf wir ausgerichtet sind.

Mit ihrem Blackberry-Server können Firmen auch Smartphones anderer Hersteller verwalten, der Absatz ihrer eigenen Telefone brach im vergangenen Quartal auf nur noch 1,7 Millionen Geräte ein. Ist ihre Zukunft, Dienstleister ohne eigene Smartphones zu sein?

Chen: Ich denke, es wird lange dauern, bis uns diese Option offensteht. Wir brauchen eigene Geräte, weil sie auf Sicherheit ausgerichtet sind. Wenn sie es mit einer Tür vergleichen, ist es, als würden wir da sechs Schlösser einbauen. Aber: Für mich sind schwarze Zahlen wichtiger als Umsatzwachstum. Jedes Gerät, das wir verkaufen, muss Geld verdienen.

Und deshalb haben Sie einen Fünf-Jahres-Deal mit dem Auftragsfertiger Foxconn abgeschlossen?

Chen: Wir hängen dadurch viel weniger vom Geräteverkauf ab. Foxconn kommt viel günstiger an Bauteile heran, weil sie einfach Massen davon kaufen. Wir tragen nicht mehr das Risiko, wenn Geräte in den Regalen liegenbleiben. Unsere Partnerschaft würde natürlich nicht lange dauern, wenn uns so etwas zu oft passiert - aber wir Teilen ab einem gewissen Absatzvolumen die Marge mit ihnen, was sie mögen.

Nach dem Verkauf des Messaging-Dienstes WhatsApp stieg die Blackberry-Aktie, weil Sie mit BBM einen ähnlichen Service haben. Was sagen Sie zu den hartnäckigen Gerüchten, sie könnten BBM verkaufen?

Chen: Für mich ist BBM ein Schlüsselelement unserer Strategie. Wir wollen damit sichere Kommunikation in Unternehmen anbieten, inklusive Sprachtelefonie. Dieser Dienst unterscheidet uns von allen anderen. Als Chef einer Aktiengesellschaft kann ich aber auch nicht sagen: Nein, wir werden BBM niemals verkaufen, selbst wenn uns jemand 19 Milliarden Dollar dafür bietet. Aber das wird kaum passieren. (dpa/tc)