Die CeBIT ist eine Messe des Mittelstands

Der Nutzen dominiert

03.03.2005
IT-Lösungen, wie der Mittestand sie braucht, müssen vor allem eines sein: wirtschaftlich. Im CeBIT-Fokus der Aussteller steht nicht die Technik, sondern ihr wirtschaftlicher Nutzen. Damit sollen die Kaufleute unter den IT-Entscheidern auf ihre Kosten kommen.

HEINZ PAUL BONN, Vizepräsident des Bitkom (Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien), ist sich sicher: „Mittelständische Business-Entscheider werden mit großem Abstand die wichtigste Besucherzielgruppe der CeBIT 2005 darstellen.“ Unter dem Namen „CeBIT Mittelstand 2005“ präsentierte Bonn bereits im Januar gemeinsam mit Ernst Raue, Mitglied des Vorstands der Deutschen Messe AG, sowie den Mittelstandsverantwortlichen vom IBM, Microsoft und Avaya Tenovis ein neues Schwerpunktkonzept der Messe. Zwar sei die Cebit ohnehin traditionell eine „Messe des Mittelstands“, da das Gros der Aussteller aus eben diesem Bereich komme, so Raue. Doch in diesem Jahr würden sich Veranstalter und Aussteller mehr als je zuvor die Bedürfnisse der entsprechenden Besucher einstellen. „Wir

nehmen die Mittelständler an die Hand und helfen ihnen, einfache und passende Lösungen zu finden - in einer Sprache, die sie auch verstehen“, versprach der Messevorstand. Zu diesem Zweck kooperieren die Hannoveraner und der Bitkom beispielsweise mit dem Netzwerk elektronischer Geschäftsverkehr (NEG) und dem vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Projekt Prozeus (Prozesse und Standards). Beide Organisationen bieten Themen- und branchenspezifische Messerundgänge vor Ort unter fachkundiger Leitung von Experten an. Geführte Rundgänge Diese Guided Tours sind geplant zu Themen wie „CRM-Lösungen für den Mittelstand“, „Sichere Kommunikation für kleine und mittelständische Unternehmen“ oder „Umfassende Security-Lösungen für kleine und mittelständische Unternehmen“. Angesichts von mehr als 6000 Ausstellern, so Bonn, seien solche Angebote wichtig, um den Messebesuch effizient zu

gestalten. Weitere Gui-ded Tours gibt es im Enterprise Applications Park in Halle 5, Stand 26 (www.it-matchmaker.com/erp-park/gt_cebit05.html). Hier führen Experten Besucher zu ausgesuchten Themen aus dem Bereich Geschäftsprozesse und Business Software in kleinen Gruppen über die Messe. Elisabeth Slapio, Geschäftsführerin der Industrie- und Handelskammer zu Köln, betont, wie wichtig es ist, bereits vor den Eingangstoren eine To-do-Liste in der Westentasche zu haben und den Grundstein für einen erfolgreichen CeBIT-Trip zu legen: „Vorbereitungen sind das A und O eines erfolgreichen Messebesuches. Eine Aufstellung der zu besuchenden Unternehmen inklusive Terminabstimmung und Ansprechpartner sollte im Vorfeld erstellt werden.“ In diesem Zusammenhang

verweist der Bitkom-Vize Bonn auch auf das Mittelstandsportal cebit-mittelstand.de. Hier könnten Mittelständler nicht nur vor und während, sondern auch nach der CeBIT aktuelle Informationen für die unternehmerische Praxis abrufen - beispielsweise zu den „IT-Top-Themen“, die auch das Programm des Mittelstandsforums in Halle 6 bestimmen: Sicherheit, Geschäftsprozesse, Mobilität und Beschaffung. Mit diesen Fokusthemen deckt die Messe nach Ansicht von IHK-Funktionärin Slapio die wichtigsten IT-Trends des Mittelstands ab. Wie stark mittelständische Besucher auf diese Kernthemen fokussieren, zeigt das Beispiel des Anwenders Bernd Hilgenberg, Ressortleiter IT beim Tiernahrungsanbieter Fressnapf. Hilgenberg, im Dezember 2004 von der COMPUTERWOCHE zum IT-Executive 2004 in der

Kategorie Mittelstand gekürt, beschreibt die wichtigsten Trends aus seiner Sicht: „Der Mittelstand kann heute nur überleben, wenn er sich schnell an veränderte Marktsituationen anpasst. Deshalb wird das Thema Geschwindigkeit ganz oben stehen. Hierzu gehört auch die mobile Kommunikation. Techniken wie der Blackberry werden die Möglichkeiten des schnellen Zugriffs und Austausch von Informationen in diesem Jahr prägen.“ Als zweiten wichtigen Trend sieht er die Abkehr des Mittelstandes von einer statischen Ausrichtung im Bereich der Standardsysteme. „Betriebssystem und Office-Lösungen sind in den vergangenen Jahren stark von Microsoft dominiert worden. Bedingt durch die wirtschaftliche Lage und die Verfügbarkeit von Alternativen sehe ich in diesem Jahr speziell im Mittelstand gute Möglichkeiten für preiswerte Alternativen,“ erklärt der Linux-erfahrene ITMacher. Hilgenberg selbst wird sich auf der Messe vor allem um das Thema mobile

Kommunikation kümmern und die IT-Partner des Unternehmens treffen. Für Florian Reinisch, Leiter Organisation und DV beim bayerischen Büroausrüster Kaut Bullinger & Co., ist die CeBIT hingegen kein Grund für eine Reise nach Hannover: „Was wir an Informationen brauchen, finden wir auch auf der Systems.“ Kaufleute überholen IT-Spezialisten Im vergangenen Jahr kamen mehr als 260 000 Besucher der CeBIT aus Firmen mit weniger als 500 Mitarbeitern. Damit fiel mehr als die Hälfte der Fachbesucher unter die klassische Definition des Mittelständlers. Damit gibt sich Messe- Chef Ernst Raue allerdings nicht zufrieden: „Das ist noch steigerungsfähig.“ Um dieses Ziel zu erreichen, will er die Besucher da abholen, wo sie herkommen - und das ist immer öfter nicht die IT-Abteilung, sondern Geschäftsleitung, Vetrieb, Marketing, Werbung oder PR. Fast ein Drittel (32,2 Prozent) der Fachbesucher kamen schon im letzten Jahr aus

diesen Unternehmensbereichen. „Damit haben die Kaufleute die IT-Spezialisten überholt“, stellt Raue fest. Für die inhaltliche Ausrichtung bedeute das: Nicht die Technik, sondern der Nutzen steht im Fokus. Das gilt insbesondere auf dem Mittelstandsforum in Halle 6, das laut Bitkom-Vize Bonn „neue Impulse für den Mittelstand“ geben wird. Auch auf den diversen Fachforen der Messe geht es vor allem um die Wirtschaftlichkeit von IT-Lösungen. So etwa im Enterprise Ap-plications Park in Halle 5, Stand D26. Hier erwarten den Besucher nach Einschätzung von Karsten Sontow, Vorstand Trovarit AG, vor allem folgende Software-Trends: - schlanke Lösungen für mehr Transparenz der Zahlen und bessere Kundenbindung sowie - Kompaktangebote zum Festpreis, auch von namhaften ERP-Herstellern und deren Partnern. „Aber auch für klassische Aufgabenbereiche wie Warenwirtschaft oder Produktionsplanung und -steuerung sind wirklich vorzeigbare internetbasierte

Technologien zu sehen“, erklärt der erfahrene Analyst. Auch Michael Schmitt, Leiter Geschäftsbereich Mittelstand der SAP Deutschland AG & Co. KG, befürwortet die Mittelstandsorientierung der CeBIT. Deutschlands größte Softwarefirma präsentiert nach seinen Angaben auf der CeBIT (Halle 4, D12) das komplette Produktportfolio - mit einem starken Fokus auf unternehmensübergreifende Lösungen für Konzerne unterschiedlicher Größenordnungen. Für die mittelstandsgerechte Ansprache bringen die Walldorfer insgesamt 39 All-in-One- und Business-One-Partner mit, die sich auch an der Präsentation konkreter Lösungsszenarien beteiligen werden. Inhaltlich stehen dabei die kundenbezogenen Prozesse im Vordergrund. Gleich drei Trend-Themen der Messe vereint die Datev in ihrem Messeauftritt (Halle 1, Stand 6g2). Der Dienstleister, der Unternehmen vor allem bei der Abwicklung von kaufmännischen Geschäftsprozessen unterstützt,

präsentiert mit „Datev mIDentity“ eine Lösung für mehr Mobilität und Sicherheit bei der Nutzung von Business-Anwendungen. So hat der Nutzer mit einem einzigen Einlog-Vorgang (Single- Sign-on) Zugriff auf alle Ressourcen und Dienste, für die er berechtigt ist, ohne wie üblich mit diversen Passwort-Abfragen konfrontiert zu werden. Auch der Hersteller von Dokumenten-Management-Software Docuware (Halle 1, Stand 6a7) hat Sicherheit als ein zentrales Thema für die Anwender von Software für die Geschäftsprozesse entdeckt. Docuware-Vorstand Jürgen Biffar erklärt: „Security ist sicherlich ein Trend. Darum wir sind mehr denn je darauf bedacht, die neuesten Sicherheitstechnologien in unser Dokumenten- Management-System einfließen zu lassen.“ Die mittelständischen Anwender können von der Aufmerksamkeit der Veranstalter und Aussteller eigentlich nur profitieren - vorausgesetzt, sie fahren nach Hannover. (uk)

Messevorbereitung Gute Planung macht mehr aus dem Messebesuch. Die CeBIT unterstützt mittelständische Besucher dabei mit einem speziellen Messeplaner. Und so funktioniert’s: 1) Gehen Sie auf www.cebit-mittelstand.de 2) Klicken Sie auf die Rubrik „Ausstellersuche - Business Events“ auf der rechten Navigationsleiste 3) Im Center der Homepage öffnen sich zwei Erklärungen a) Business Events (Klick auf Hyperlink „Aussteller Business Events“) b) Ausstellersuche (hier wird auf die generelle Ausstellersuche verlinkt) Sie können sich nach Tagen, Uhrzeiten und Themen die verschiedenen Ergebnisse anzeigen und ausdrucken lassen. Darüber hinaus bieten auch regionale Organisationen Vorabinformationen für die Planung des Messebesuchs: die IHK Köln

beispielsweise in Form eines I+K-Newsletter.

Tipps für CeBIT-Gänger Elisabeth Slapio, Geschäftsfühererin IHK Köln: „Jeder CeBITNeuling, egal ob Aussteller oder Anwender, kann von den Erfahrungen langjähriger CeBIT-Profis profitieren. Zum Informationsaustausch sollte man frühzeitig Kontakte aufnehmen.“ Bernd Hilgenberg, Ressortleiter IT, Fressnapf Tiernahrungs GmbH: „Aussteller sollten ihre Produkte nicht von ihren jüngsten Neueinstellungen auf der Messe präsentieren lassen. Die Besucher haben nur wenig Zeit und suchen in der Kürze der Zeit den kompetentesten Rat. Viele Abschlüsse kommen nach meiner Einschätzung deshalb nicht zustande, weil der Erstkontakt zum Kunden von mangelhaft ausgebildeten oder unerfahrenen Mitarbeitern verpatzt wird. Anwender sollten sich eine Messeroute nach den zu besuchenden Ausstellern zusammenstellen. Mit Hilfe einer optimierten Route lassen sich die gewünschten Aussteller schnell erreichen.“ Godelef Kühl,

Vorstandsvorsitzender Godesys AG: „Erstens: Achten Sie auf Buzzword-freie Zonen. Kürzel wie CNM, SCM oder CMS sichern keinesfalls den Wert einer Investition. Und zweitens - wenn man länger bleibt: mindestens einmal abends in der Innenstadt einkaufen. Geht besser als man glaubt - und sieben Tage nur IT im Kopf hält doch kein Mensch aus!“ Stefan Gehrke, Geschäftsführer Mcert Deutsche Gesellschaft für IT-Sicherheit: „Für Aussteller: Nicht warten, dass Besucher zufällig an Ihrem Stand vorbeischauen, sondern aktiv vor der CeBIT die Trommel rühren. Nur sich regen bringt Segen. Für Anwender: Schließen Sie sich den geführten Touren an - hier lernen Sie Gleichgesinnte kennen und werden von den unterschiedlichen Lösungsanbietern hofiert.“