Top 10 - Markus Bentele, Rheinmetall

Der Herrscher über das Wissen

28.11.2008 von Hans Königes
Markus Bentele, dem CIO von Rheinmetall, ist die Organisation des Wissens mindestens so wichtig wie das reibungslose Funktionieren der IT.
Markus Bentele kam im Wettbewerb "CIO des Jahres 2008" in der Kategorie Großunternehmen unter die Top 10.

"Viele reden über Collaboration und Web 2.0 im Unternehmen, hier wurde es realisiert." So begründet ein Jury-Mitglied den Platz in der Top-Ten-Liste zum "CIO des Jahres" für Markus Bentele von Rheinmetall. Der 43-jährige Wirtschafts- und Organisationswissenschaftler kann für sich in Anspruch nehmen, einer der wenigen IT-Chefs der Republik zu sein, der auch noch den Titel eines Chief Knowledge Officer (CKO) innehat. Und weil er beide Gebiete verantwortetet, das des technischen und das des wissensbasierten Prozessverantwortlichen, weiß er am besten, was zu tun ist, damit das Zusammenspiel aus IT und Wissen auch gut funktioniert.

IT muss Kommunikation forcieren

Er ist überzeugt, dass "die Verknappung der natürlichen Ressourcen sowie die Auswirkungen des demografischen Wandels auf das verfügbare Human Capital die Virtualisierung von Unternehmensstrukturen vorantreiben wird". Virtualisierung bedeute dabei, "zeit- und raumlose Flexibilität" sowie "Zukunftsfähigkeit". Aufgabe des IT-Managements sei vor allem, die Kommunikation zwischen den verschiedenen Partnern zu forcieren.

Durch die Vernetzung aller Mitarbeiter, so das Credo des IT-Managers, werden Daten, Informationen und Erfahrungswissen in die Geschäftsprozesse eingebracht, "neben der Warenökonomie gibt es jetzt auch die Informationsökonomie". Seiner Meinung nach habe das Wissen die größte Bedeutung, das sich auf die technischen und wirtschaftlichen Kernkompetenzen der Beschäftigten bezieht und werthaltig zum Ausbau der Wettbewerbsposition eingebracht wird. Daher folgt man lieber dem Grundsatz "Einfach, nützlich und sein Geld wert", als technische und nicht nutzenorientierte "große" Projekte zu realisieren.

Markus Bentele ist Chief Information Officer (CIO) und Chief Knowledge Officer (CKO) in einem.

Technisch läuft der Wissensaustausch auf der konzernübergreifenden Plattform "Gate2" (Basis ist ein SAP Portal EP 7). Diese Plattform stellt neben ERP-, BI- und Webcontent-Funktionen sowie den zentralen und dezentralen Intranet-Inhalten, auch Web-2.0-Funktionalitäten zur Verfügung, die es Mitarbeitern ermöglichen, über Standortgrenzen hinweg schnell und flexibel miteinander zu arbeiten, ohne - und das ist Bentele und seinen Kollegen für die Tagesarbeit wichtig - viel an der heterogenen und gewachsenen IT-Struktur "herumschrauben" zu müssen.

Freiwillige Wissensarbeit

Dem ganzheitlich denkenden Manager kommt es auf Folgendes an: Zum einen muss das Unternehmen, um in der Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben, alles tun, damit das Wissen den Mitarbeitern zur Verfügung steht. Zum anderen brauchen diese wiederum Arbeitsbedingungen, die einen schnellen Zugriff auf Informationen und Best Practice Erfahrungen sowie den wichtigen Gedankenaustausch ermöglichen. Und schließlich hat Bentele - in Offenheit und Transparenz für die Arbeitnehmervertreter - eine Plattform installiert, in der sich Mitarbeiter freiwillig und mit Hilfe einer eigenen Beschreibung in Profilen (Yellow Pages) eintragen und konzernweit vernetzen können.

Er setzt sich mit seinem Team und Kollegen für das Wissen im Unternehmen ein, tut dies aber ohne eine spezielle organisatorische Struktur. Vielmehr gibt es einen Arbeitskreis, in dem Vertreter der Gesellschaften und verschiedener Fachbereiche sitzen, erzählt der Manager. Im Grunde geht es darum, die Mitarbeiter vom Nutzen der elektronischen Zusammenarbeit - angefangen von Web-Conferencing über Instant-Messaging bis zu firmeneigenen Wikis zu überzeugen sowie den Bedarfen der Fachbereiche zu entsprechen wie beispielweise durch Teambereiche für die standortübergreifende Projektarbeit. Mitarbeiter müssten aus Eigeninteresse bereit sein, modernste IT-Werkzeugen einzusetzen, deshalb spiele das Thema einer zusätzlichen Incentivierung keine Rolle. Bentele weist zum Schluss aber auch darauf hin, dass ein ganzheitliches Wissens-Management und neue Portalsysteme auch nach der Einführung keine Selbstläufer sind. Vielmehr steckt bei vielen Kollegen und Mitarbeitern ständige Überzeugungsarbeit auf der Tagesordnung.

Markus Bentele (43), Rheinmetall

  • Position: Corporate CIO und Corporate CKO.

  • Branche: Industrie (Mitarbeiter: zirka18.800).

  • Ein CIO ist ... dann erfolgreich, wenn er Leidenschaft und Unternehmertum in sich vereint.

  • Er liest gerade ... Don Tapscott, Anthony Williams: "Wikinomics".

  • Lieblingsfächer in der Schule: Erdkunde und Physik.

  • Wichtigstes Projekt: Einführung eines konzernweiten Wissens- und Prozess-Managements.

  • Beschreibung: Konzeption und Entwicklung einer Collaboration-Suite und Portallandschaft.

  • Projektbereiche: Vernetzung/Telefonie; Business Intelligence; Datenqualität/-Management; ECM, Dokumenten-Management, Archivierung; WissensManagement; Messaging und Collaboration; Konsolidierung (IT-Infrastruktur);Virtualisierung.