Alternative Dienste

Der Google-freie Desktop

27.03.2009 von Joachim Hackmann
Am 1. April wird Googles gern von Datenschützern kritisierter E-Mail-Dienst Googlemail fünf Jahre alt. Hier gibt es Alternativen zu gängigen Google-Diensten.

Der Internet-Konzern Google hortet Daten. Wenn Nutzer Services wie Suchmaschine, Mail-Dienste, Routenplaner, Web-Applikationen, News-Suche, Kalender, soziale Netze und Einkaufsführer nutzen, geben sie viele persönliche Informationen preis. Weil Google zu einer der wichtigsten Anbieter im Web aufgestiegen, zugleich wenig über die interne Verwendung der gesammelten Daten und über die Funktionen der Cookies preisgibt, rückt der Konzern zunehmend in das Interesse von Datenschützer.

Zuletzt entzündeten sich Proteste auch an Googles Vorhaben, Millionen von Büchern aus amerikanischen und europäischen Bibliotheken zu digitalisieren. Das Unternehmen holt dazu nicht die Einwilligung der Autoren oder Inhaber der Urheberrechte ein. Die Betroffenen können im Nachhinein Einspruch erheben. Auch mit dem Börsenverein des deutschen Buchhandels habe Google noch keine Gespräche in dieser Sache aufgenommen, berichtete die Süddeutsche Zeitung.

Das Beispiel zeigt, das Google bisweilen sehr ruppig mit den Rechten anderer verfährt. Spiegel Online meldete Mitte März, dass die US-amerikanische Datenschutz-Organisation Electronic Privacy Information Center (EPIC) warnt: vertrauliche Informationen seien bei Google nicht sicher.

Ganz offensichtlich ist es sinnvoll, sich nach Alternativen umzusehen.

Suchmaschine: Yahoo, Live, Cuil, ixquick

Googles Macht gründet auf der gleichnamigen Suchmaschine. Mit den unveröffentlichten Suchalgorithmen, den Rankings und der schlichten Aufmachung der Site hat Google die Internet-Suche vor mehr als elf Jahren neu erfunden. Doch entscheidend für den Unternehmenserfolg war, dass Google die Suchmaschine mit den verkauften Adwords einer effektiven Vermarktung geöffnet hat, so dass sich der Onlineservice monetarisieren ließ.

Obwohl Google seitdem eine Vielzahl von neuen Services herausgebracht hat, tragen die Werbeinnahmen aus der Suchmaschine nach wie vor den Löwenanteil zum Jahresumsatz bei. Das liegt nicht zuletzt an der starken Stellung von Google. Der Marktanteil bei den Suchanfragen in Deutschland belief sich im Dezember 2008 auf über 90 Prozent. Weltweit ist die Dominanz mit etwa zwei Drittel aller Anfrage nicht ganz so eindeutig. Die hartnäckigsten Verfolger sind Yahoo und Microsoft:

Yahoo Search rangiert in Deutschland unter ferner liefen. Doch in den USA und Asien kann der Betreiber dem Marktführer Google durchaus Paroli bieten. Suchmaschinen-Experten bescheinigen Yahoo ebenso wie Google sehr gute Suchergebnisse: Ein Unterschied in den Ergebnislisten sei kaum nachweisbar (siehe auch: Alles über Internet-Suchmaschinen).

Live Search: Die Suchmaschine von Microsoft ist im weltweiten Ranking die Nummer drei, und auch qualitativ hinkt sie den beiden Marktführern hinterher. Das waren offenbar genug Gründe für Microsoft, einen Versuch zu starten, Yahoo zu übernehmen. Bis dato hat es noch nicht geklappt.

Cuil ist eine Suchmaschine mit hohen Ansprüchen. Von ehemalige Google-Mitarbeitern und -Forschern gegründet, soll der Service zur echten Konkurrenz werden. Zum Start des Dienstes im Juli 2008 ging die Web-Site unter der Last des Ansturms erst einmal in die Knie. Angeblich durchforstet Cuil 120 Milliarden Internet Seiten. Der Google-Bot indexiert angeblich bei 40 Milliarden Seiten. Übrigens: Cuil spricht sich wie "cool".

ixquick ist eine Metasuchmaschine mit europäischem Gütesiegel. Den hat sie sich verdient, weil sie anwenderbezogene Daten spätestens nach 48 Stunden löscht. Metasuchmaschinen leiten die Anfragen an andere Suchmaschinen weiter. Sie sind sinnvoll, um die Schwächen der jeweiligen Angebote auszugleichen. Allerdings werden Anfragen langsamer bearbeitet. Die bekannteste Metasuchmaschinen dürfte Metacrawler sein. Unter gleicher Bezeichnung gibt es auch eine deutsche Metasuchmaschine. Metacrawler Deutschland hat aber nichts mit dem US-Urgestein zu tun.

AOL und T-Online bieten auch Suchdienste an. Beide nutzen Google-Services.

Mail-Dienste: web.de, hotmail, gmx.de, Yahoo, Hosting

Ein weiterer wichtiger Google-Service ist der E-Mail-Dienst googlemail. Insbesondere vor dem Google-Mail-Angebot warnen Kritiker, weil der US-Konzern hier Einblick in private Post hat, die Nachrichten durchforstet und auch eine kommerzielle Nutzung der Informationen nicht ausschließt (siehe Wikipedia). Anfangs lockte Google mit der damals unglaublichen Postfachgröße von einem GB, die kurze Zeit später sogar auf zwei GB erweitert wurde. Heute ist Speichergröße kein Argument für die Google-Nutzung mehr, wie ein Blick auf andere Freemail-Anbieter verrät.

Hotmail ist ein Mail-Dienst von Microsoft im Rahmen des Windows-Live-Angebots, das sämtliche Internet-Services der Company bündelt. Der kostenlose Hotmail-Dienst stellt derzeit fünf GB Speicherplatz zur Verfügung. Außerdem bietet Microsoft den Anwendern unter anderem eine Kontaktdatenbank sowie einen Kalender an. Der Windows Messenger ist eine Alternative zu Google Talk.

Gmx.de, ein deutscher Freemail-Klassiker, hat mit 1 GB etwas weniger Speicherplatz zu bieten. Der Dienst gehört zum Internet-Konzern United Internet und integriert weitere Services wie etwa Weiterleitung der Mail auf das Handy sowie Kalender, Adressverwaltung und Speichermöglichkeiten für Multimedia-Daten. Ähnliche Angebote sind auch von web.de zu beziehen. Der Dienst zählt ebenfalls zum United-Internet-Konzern. Der Speicherplatz ist jedoch auf 500 Mails bei 4 MB Dateianhang je Nachricht begrenzt.

Yahoo Mail und AOL bieten unbegrenzten Speicherplatz. Fast alle Services versprechen Schutz vor Viren, Phishing etc. Zudem betreiben fast alle Anbieter kostenlose Pop3-, SMTP- und IMAP-Dienste. Die Auswahl an E-Mail-Dienstleister ist also reichhaltig, zumal auch Netz- und DSL-Provider wie T-Online, Alice, Arcor, Freenet und Mnet üblicherweise für ihre Kunden kostenlosen Mail-Diensten betreiben.

Zudem gibt es die Web-Hosting-Alternative (Hosteurope, Strato, 1&1 (United Internet). Domains gibt es für weniger als ein Euro pro Monat inklusive IMAP- und POP3-Postfach und - zugegebenermaßen begrenztem - Speicherplatz. Wer mehr Komfort und Speicher möchte, muss mehr zahlen. Weitere Alternativen zur Verwaltung von Domains und E-Mails bieten etwa Microsoft (Windows Live Admin Center) und AOL (My e-Adress).

Web-Applikationen: Zoho, txtr, Thinkfree

Google Docs beziehungsweise Google Text und Tabellen, wie der Dienst in Deutschland heißt, gibt es seit etwa zweieinhalb Jahren und bietet Funktionen für Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und Präsentationen. Die Dokumente lassen sich von verschiedenen Anwendern gemeinsam bearbeiten, die Daten liegen auf den Servern von Google. Das Angebot ist kostenlos und befindet sich noch im Beta-Stadium. Anwender können sich mit Google-Account anmelden. Die Alternativen zu Google sind folgende:

Zoho ist eine für Privatpersonen kostenlose Office-Suite mit Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und Präsentationssoftware. Außerdem sind auch ein Wiki, ein Notizbuch und sogar eine Termin- und Aufgabenverwaltung verfügbar. Die Lösung gilt als leistungsstark. (siehe auch Funktionsbeschreibung zu Zoho im Wiki der COMPUTERWOCHE).

Txtr ist eine Plattform, auf der sich digitale Texte wie Word- und PDF-Dokumente sowie PowerPoint-Präsentationen speichern und mit bestimmten Benutzern oder der Allgemeinheit tauschen lassen. Die Dokumente sind dabei voll durchsuchbar, lassen sich kommentieren und mit Schlagworten (Tags) versehen. Die Dokumente sowie Textsammlungen und Ordner erhalten eine kurze, eindeutige URL, welche man dann beispielsweise an Bekannte weitergeben kann. Dank RSS wird man zudem über Änderungen informiert (txtr im Wiki der COMPUTERWOCHE).

Preezo zählte mit zu den ersten Präsentationsprogrammen im Internet. Dank Ajax unter jedem modernen Browser und jedem Betriebssystem nutzbar, leistet der Service gute Dienste, wird aber kaum weiterentwickelt (Preezo im Wiki der COMPUTERWOCHE).

Thinkfree ist ein kostenloser US-amerikanischer Dienst, der bei Bedarf Online- und Offline-Dokumente synchronisiert. Die Funktionen umfassen Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und Präsentationen. Anwender stehen ein GB Speicherplatz zur Verfügung.

Office Live Workspace ist die Online-Erweitung von Micorsoft Office-Suite. Dabei handelt es sich um ein simples Dokumenten-Management-System. Die Umgebung stützt sich unter anderem auf die Technik von Sharepoint. (Live Workspace im Wiki der COMPUTERWOCHE).