Kongresse, Tagungen, Wettbewerbe

Der ERP-Frühling wird heiß

12.04.2010 von Martin Bayer
Die ERP-Branche erwacht aus ihrer Winterstarre. Von Ende April bis Mitte Mai folgt Schlag auf Schlag eine Reihe von ERP-Veranstaltungen, die Trends für den Rest des Jahres setzen könnten. Anwender finden hier Antworten auf ihre dringendsten Fragen.

In den deutschen ERP-Markt kommt Bewegung. Nach den Turbulenzen rund um den Führungswechsel bei SAP rücken nun allerdings wieder Softwareprodukte und die dazugehörigen Services in den Blickpunkt des Interesses. Auch wenn in den meisten Unternehmen aufgrund des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds nach wie vor Kostensenkungen im Fokus stehen, werden viele Verantwortliche nicht umhin kommen, sich stärker um ihr ERP-System zu kümmern. Umfragen beispielsweise von Aberdeen haben ergeben, dass ein Großteil gerade mittelständisch geprägter Firmen mit veralteten ERP-Systemen arbeitet. Darunter leide die Effizienz der Geschäftsabläufe, mahnen die Experten. Dazu komme der wachsende Kosten- und Wettbewerbsdruck aufgrund globalisierter Märkte. Dieser zwinge die Betriebe dazu, sich rasch und flexibel an veränderte Markt- und Kundenanforderungen anzupassen. Geschäftsprozesse sollten daher möglichst standardisiert, durchgängig und weitgehend automatisiert abgewickelt werden können.

Dafür benötigen die Unternehmen allerdings eine moderne ERP-Software. Veraltete monolithische Applikationen sind einer Analyse von Pierre Audoin Consultants (PAC) zufolge nicht in der Lage, die Bedürfnisse von Mittelständlern in Sachen Flexibilität, Prozessorientierung, Usability, Personalisierbarkeit, Wartbarkeit und Kosten abzudecken.

Unter diesen Voraussetzungen werden viele Unternehmen ihr ERP-System modernisieren müssen, sei es durch ein Upgrade oder einen Softwarewechsel. Im Zuge dieser Überlegungen dürfte zudem auch die Frage auf den Tisch kommen, wie der ERP-Betrieb in Zukunft grundsätzlich aussehen soll. Derzeit betreiben die meisten Unternehmen ihre Geschäftsapplikationen noch selbst. Doch mehr und mehr Softwareanbieter offerieren ihre Lösungen in einem Software-as-a-Service-Modell (SaaS). Anwender beziehen dabei gemietete Softwareleistungen via Internet und müssen sich selbst nicht mehr um Implementierung und Betrieb der Software kümmern. Dieses Modell könnte in naher Zukunft an Attraktivität gewinnen. Zumal sich in den zurückliegenden Monaten die Klagen von Anwenderseite häuften, man bekomme die Komplexität der eingesetzten ERP-Systeme vor allem wegen des jahrelangen Customizing immer schwerer in den Griff. Daher suchen die Verantwortlichen mehr und mehr den Weg zurück in Richtung Standard - eine wichtige Voraussetzung für die Nutzung von On-Demand-Software, die sich meist nur in sehr begrenztem Umfang anpassen lässt.

Der Trend in Richtung SaaS und On-Demand-Lösungen wirft darüber hinaus die Frage auf, inwieweit das klassische Lizenz-Wartungsmodell überhaupt noch Zukunft hat. Die Debatte rund um die Erhöhung der Wartungsgebühren durch SAP hat die Aufmerksamkeit der Verantwortlichen in vielen Unternehmen auf diesen Posten gelenkt. Zunehmend wird hinterfragt, welche Art von Wartungssupport überhaupt notwendig ist und ob die Leistungen der Softwarehersteller ihr Geld wert sind. Im Hintergrund bringen sich derzeit bereits Anbieter von Drittwartung in Stellung.

Vier Termine für ERP

Es gibt also eine ganze Reihe von Themen, die die ERP-Verantwortlichen in den Unternehmen in den kommenden Monaten auf Trab halten werden. Dazu kommt, dass Fragen rund um tief greifende ERP-Veränderungen in vielen Fällen Unsicherheit in den Firmen hervorrufen, da mangels Erfahrung oft das notwendige Know-how fehlt. Anwender, die derzeit überlegen, wie ihr künftiger ERP-Fahrplan aussehen soll, können sich in den kommenden Wochen auf einer Reihe von Veranstaltungen informieren.

Infotage des Seestern IT Forum

Den Anfang machen die Infotage des IT Forum Seestern. Am 26. und 27. April geht es im Technologiezentrum in Aachen rund um Alternativen zu SAP. Die Veranstalter wollen den Besuchern Konzepte präsentieren, mit deren Hilfe sich im SAP-Betrieb bis zu 35 Prozent der Lizenz- und Wartungskosten einsparen lassen sollen. Am ersten Konferenztag berichten Anwenderunternehmen von ihren Erfahrungen, die sie im Umgang mit Drittwartung von SAP-Systemen, Lizenz-Übertragungen, Systemoptimierungen sowie im Führen von Verhandlungen gemacht haben. Workshops von Anbietern und Dienstleistern schließen die Konferenz am zweiten Tag ab.

Weitere Infos: www.infotage2010.de

Sapience Europe 2010

Auch auf der Sapience Europe 2010 dreht sich alles um Alternativlösungen für SAP-Anwender. Laut Veranstalter Sapientia GmbH stehen am 27. und 28. April im Hyatt-Hotel in Köln in erster Linie die Punkte Kostenreduktion und Innovationsoptionen im Mittelpunkt der Diskussion. Neben einer Übersicht über mögliche Einsparpotenziale bei Funktionen, Betrieb und Support, sollen Besucher Informationen über rechtliche Aspekte bei Lizenz- und Wartungsverträgen, zu Open-Source-Strategien sowie SaaS- und Cloud-Angeboten erhalten. Neben 19 Vorträgen ist eine Podiumsdiskussion geplant, an der neben dem ehemaligen Amerika-CEO von SAP, Paul Wahl, Baan-Gründer und Cordys-CEO Jan Baan, Norbert Gronau, Informatik-Professor an der Universität Potsdam und Kai Gutzeit, Chef des Bereichs Google Enterprise in der Region Deutschland, Österreich und der Schweiz teilnehmen sollen.

Weitere Infos: http://sapience-now.com

ERP-Contest 2010

Im Rahmen des von der Gesellschaft zur Prüfung von Software (GPS) und der MQ Result Consulting AG veranstalteten ERP-Contest stellen sich am 7. und 8. Mai in Ulm vier ERP-Systeme einem zweitägigen Live-Test. Produkte von AP, Abas, SAP sowie das Open-Source System AvERP von Synerpy müssen vor den Augen einer Jury einen Test-Parcour durchlaufen und alle geforderten Geschäftsprozesse vollständig, integriert sowie mit größtmöglicher Flexibilität und geringstmöglichem Aufwand abbilden. Der durchgängig abzubildende Geschäftsablauf reicht von der Anbahnung des Kundenkontakts (CRM) über den Kundenauftrag, die Konstruktion (CAD/PLM) und Produktion bis hin zur Export-Lieferung und der Ergebnisrechnung.

Weitere Infos: www.gps-ulm.de/89.0.html

SAP Sapphire 2010

Abgeschlossen wird die ERP-Veranstaltungsserie der kommenden Wochen mit der SAP-Kundenkonferenz Sapphire 2010 vom 17. bis 19. Mai in Frankfurt am Main. Neben Keynotes des erst seit wenigen Monaten amtierenden Führungsduos aus Jim Hageman Snabe und Bill McDermott sowie weiteren hochrangigen SAP-Managern bietet die Veranstaltung den Besuchern zahlreiche Vorträge und Workshops rund um das Lösungsportfolio der SAP. Nachdem die neue SAP-Spitze bereits zur CeBIT ihre Pläne im Groben skizziert hatte, wird es für den größten europäischen Softwarehersteller auf der Sapphire vor allem darum gehen, weitere Details zur künftigen Produktstrategie bekannt zugeben. Gerade angesichts der Spannungen im Verhältnis zu den eigenen Kunden im Zuge der langwierigen Wartungsdebatten wird der Softwarekonzern darüber hinaus auch darum kämpfen müssen, verloren gegangenes Vertrauen seiner Anwender zurück zu gewinnen. Eine Hauptrolle auf der Kundenkonferenz könnte die bereits vor einigen Jahren angekündigte On-Demand-Lösung "Business ByDesign" spielen, die Mitte dieses Jahres mit Verspätung an den Start gehen soll.

Weitere Infos: www.sap.com/sapphire/emea