Der Countdown für die PlayStation 3 läuft

21.03.2007
Sony kündigt an: Nur noch gute Nachrichten und keine Lieferengpässe. Microsoft sei zudem kein echter Gegner.

Die Geduld so mancher Computerspiele-Fans wurde auf eine denkbar harte Probe gestellt. Immer wieder hatte Sony den Marktstart der PlayStation 3 (PS3) verschoben und zuletzt die europäischen Kunden noch ein weiteres Mal vertröstet. Nach über einjähriger Wartezeit soll es am Freitag um 00.00 Uhr aber auch in Europa soweit sein. Sony feiert den Start seiner neuen Spielkonsole hier zu Lande mit einer großen Party in Berlin. "Die Zeit der schlechten Nachrichten ist endlich vorbei", sagt Uwe Bassendowski, Geschäftsführer der Sony Computer Entertainment GmbH. "Ab jetzt wird es für uns nur noch gute Nachrichten geben." Anders als in Japan und den USA soll es in Europa keine Lieferengpässe geben. "Es wird kein Interessent mehr leer ausgehen", verspricht Bassendowski.

Mit der PS3 bringt Sony ein Kraftpaket von High-Tech-Spielzeug in den Handel. Ihr Herzstück, ein gemeinsam mit IBM und Toshiba entwickelter mehrkerniger "Cell"-Prozessor, macht sie zum Teil leistungsfähiger als einen modernen PC. Die mit einem Preis von rund 600 Euro mit Abstand teuerste Konsole im Markt hat eine 60 Gigabyte fassende Festplatte und viele Anschlussmöglichkeiten etwa für Digitalkameras und MP3-Player. Darüber hinaus verfügt die PS3 über ein neuartiges Blu-Ray-Laufwerk, das auch Spielfilme in hoher Auflösung abspielt. Die ersten 50.000 Käufer sollen eine Blu-Ray des Bond-Films "Casino Royale" kostenlos dazu erhalten. Gemeinsam mit dem Zugriff auf Spiele, Musik und künftig auch Filme über Sonys Online-Plattform "Home" soll das Spielzeug als multimediale Unterhaltungszentrale im Wohnzimmer dienen.

Ab Freitag um Mitternacht auch in Deutschland offiziell erhältlich: die PlayStation 3.
Foto: Sony

Im heiß umkämpften Markt ist Sony unter den großen Drei nach Microsoft und Nintendo das letzte Unternehmen, das seine Konsole der neuen Generation weltweit zum Kauf anbietet. Grund für die wiederholten Verzögerungen waren unter anderem Probleme mit den blauen Laserdioden des neuen, integrierten Blu-Ray-Players. Nicht ganz freiwillig hat Sony damit seinem Konkurrenten Microsoft einen deutlichen Zeitvorsprung gelassen. Doch der Marktführer gibt sich gelassen und unangreifbar. "Microsoft ist kein echter Gegner für uns", meint Bassendowski. Im Markt für Konsolen inklusive der mobilen Geräte sei Microsoft im vergangenen Jahr lediglich auf einen Marktanteil von 7,1 Prozent gekommen, Sony dagegen halte 40 Prozent. Anders als Nintendo und Sony hat Microsoft keine mobile Konsole im Angebot.

Trotz mancher Lieferengpässe und vergleichsweise verhaltener Starts in Japan und den USA Ende vergangenen Jahres hält Sony an seinem ursprünglichen Ziel fest, bis zum 31. März weltweit insgesamt sechs Millionen Konsolen zu verkaufen. Damit würde dem Unternehmen nach Einschätzung von Analysten zumindest der bislang schnellste Start eines Konsolensystems gelingen. Microsoft hat innerhalb eines Jahres nach eigenen Angaben über zehn Millionen Xbox 360 in die Haushalte gebracht. Insgesamt sind nach Angaben der Marktforscher von Gartner weltweit 100 Millionen Spielkonsolen in Gebrauch.

Angesichts der erbitterten Schlacht der beiden Unternehmen um Marktanteile konnte sich allerdings Nintendo bislang als lachender Dritter freuen. Das japanische Traditionshaus hatte auf teure Technologie weitgehend verzichtet und bietet mit der Wii eine kleine, günstige Konsole in Kombination mit zahlreichen neuen Spielideen für die ganze Familie. Inzwischen hat die Wii sowohl in Japan als auch in den USA mit ihren Verkaufszahlen sowohl die Xbox 360 als auch die PS3 im Februar erneut spielend abgehängt. Nach Zahlen der Marktforscher der NPD Group verkaufte Nintendo in den USA 335.000 Konsolen gegenüber Microsoft mit 228.000 Xbox 360 und Sony mit 127.000 PS3.

Neue interaktive und familienfreundliche Spielideen könnten ein dringend benötigtes Erfolgsrezept der Branche sein. Van Baker, Analyst von Gartner, prophezeit der Branche große bevorstehende Herausforderungen, die das Wachstum erheblich beeinflussen könnten. So würde die Produktion von Toptiteln für die technologisch anspruchsvollen Konsolen der dritten Generation immer aufwändiger und teurer. Um weiter wie gewohnt starke Umsätze zu verbuchen, müsse die Spieleindustrie zum Beispiel dringend ihre Zielgruppe auf Noch-Nicht- und Gelegenheits-Spieler ausweiten, sagte Baker. (dpa/ajf)