HTML5 öffnet Einfallstore

Der Browser, dein neuer Feind

07.12.2011 von Simon Hülsbömer
Macht hoch die Tür, die Tor' macht weit: Pünktlich zur Weihnachtszeit stellt ein Security-Unternehmen fest, dass der viel gepriesene HTML5-Standard im Webbrowser nicht nur frohe Botschaften verbreitet.
Ist der Anwender zukünftig bereits hinter feindlichen Linien, wenn er lediglich den Browser startet?
Foto: fotolia.com/Kobes

HTML5-Begeisterte warten sehnsüchtig auf den finalen Schliff der Auszeichnungssprache, viele der neuen Möglichkeiten werden schließlich aus gutem Grund bereits in der täglichen Praxis eingesetzt: Noch nie war es einfacher, interaktive, multimediale und sehr dynamische Internetangebote ohne Drittlösungen umzusetzen. Doch leider hat auch HTML5 eine Kehrseite, wie die Security-Experten von Trend Micro mitteilen. Nicht nur Web-Entwickler, sondern auch Cyberkriminelle profitieren von den zahlreichen Features, die es vorher so im Browser nicht gab. Das betrifft in erster Linie neuartige Botnetze, deren clientseitige Malware direkt aus dem Browser heraus in den Hauptspeicher geschrieben wird und die somit keine lokalen Dateien mehr in den Rechner einschleusen müssen.

Dieser Angriffsvektor funktioniert auf jedem Betriebssystem und jedem Endgerät und umschifft ganz nebenbei auch die meisten Anti-Malware-Lösungen, die oft nur die lokalen Verzeichnisse nach Schädlingen absuchen. Da der bösartige Code als JavaScript implementiert ist, das sich technisch gesehen mit wenig Mühe verschleiern lässt, tun sich auch ID/IP-Systeme (Intrusion Detection / Prevention Systems) schwer, die auf das Erkennen von Einbruchsversuchen in Netzwerken spezialisiert sind. Eine gängige Firewall hilft ebenfalls nicht weiter, weil die Malware direkt im Browser ausgeführt wird, der wiederum die entsprechenden Zugriffsrechte auf das Internet bereits besitzt.

Was die Gangster im Waffenschrank haben

Die Gefahren, die von den browser-basierten Botnetzen ausgehen können, sind vielfältig:

Auf der folgenden Seite verraten wir Ihnen, wie Sie sich zumindest ein wenig gegen die Gefahren schützen können und was wir vom Browser der Zukunft erwarten dürfen...

Web2PDFConverter
Speichern von Webseiten als PDF-Datei.
NoScript
Skripte auf Webseiten sicher blockieren mit NoScript.
Chrome Remote Desktop
Eingeben des Zugriffscodes für die Verbindung zum Remote Desktop.
Scroll To Top Button
Automatisches Hochscrollen mit Chrome-Erweiterung.
IE-Tab
Seiten mit IE-Technologie in Chrome öffnen.
Windows Live Mesh
Synchronisieren von Favoriten zwischen Computern.
Xmarks
Synchronisieren von Favoriten zwischen verschiedenen Browserversionen.
Peacekeeper
Testen der Browser-Geschwindigkeit.
www.hidemyass.com
Gesperrte Videos in Deutschland.
www.hidemyass.com
Ländersperre in YouTube umgehen.
ActiveX-Filter
Aktivieren der ActiveX-Filterung.
ActiveX-Filter
Gefilterte Webseite.
ActiveX-Filter
Aktivieren und anpassen des Tracking-Schutzes im IE9.
Virustotal.com
Überprüfen von gefährlichen Internetseiten.
Virustotal.com
Anzeigen von Informationen über die aktuell geöffnete Internetseite.
VideoDownloadHelper
Videos mit Firefox herunterladen.
WebDeveloper
Webentwicklungstools für Firefox.
Read It Later
Internetseiten speichern und später lesen.

Wie kann man sich schützen?

Um sich vor browser-basierten Botnetzen einigermaßen sicher zu fühlen, sollten zumindest alle Firefox-Anwender das Browser-Plug-in NoScript installieren, das die Funktionsweise von JavaScript auf nicht vertrauenswürdigen Websites einschränkt und so bereits das serverseitige Laden des Schadcodes zu verhindern versucht. Die für alle Systeme geeignete TrendMicro-Lösung BrowserGuard wird mit ihren "fortschrittlichen heuristischen Techniken" beworben, mit deren Hilfe anhand von Verhaltensveränderungen in der Nutzerumgebung mögliche Schädlinge ausfindig gemacht werden sollen. Was sie wirklich hilft, ist noch nicht abschließend bewertet.

Kommt da noch mehr?

Mittelfristig sind desto mehr ähnlich intelligent gelagerte, zielgerichtete Attacken zu erwarten, je stärker der Browser selbst zum Betriebssystem wird. Auch dank HTML5-Features wie FileRead und FileWrite, die sich noch in der Entwicklung befinden, vergrößert sich der Einfluss des Browsers innerhalb der lokalen Clients immer weiter. Stephanus Schulte, Technical Evangelist für Windows und den Internet Explorer bei Microsoft, ist sich sicher, dass die Browser-Hersteller mithelfen müssen, ganzheitliche Sicherheitskonzepte für lokale Clients zu entwickeln. Es dürfe keine Browser-Lösungen mehr geben, die nicht bereits während des Codings die möglichst vollständige Vermeidung potenzieller Schwachstellen für sich als absolutes Hauptziel in Anspruch nähmen.

"Wir appellieren aber auch jetzt schon an unsere Unternehmenskunden, sich eine grundlegende Browser-Strategie zu überlegen", berichtete Schulte jüngst im COMPUTERWOCHE-Gespräch. Die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen wie Microsoft (IE), Apple (Safari), Google (Chrome) und der Mozilla Foundation (Mozilla) gestalte sich seit vielen Jahren produktiv, was die gegenseitige Unterstützung in der Entwicklung sicherer Browser betreffe. Steigerungspotenzial ist nichtsdestotrotz immer da. (sh, mit Material von TrendMicro)

Gold
Chrome 15 lässt die Konkurrenz im Kraken-Benchmark alt aussehen.
Silber
Firefox 8 liegt deutlich hinter Chrome 15, aber weit vor dem Internet Explorer 9
Bronze
Im Kraken-Test schnauft der Internet Explorer 9 ordentlich hinterher.
Wieder Erster
Auch in Futuremarks Peacekeeper sichert sich Chrome den ersten Rang und ist zu 100 Prozent kompatibel zu den HTML5-Funktionen des Tests.
Doppelt so langsam
Firefox 8 hinkt deutlich hinter Chrome her, liegt aber vor dem Internet Explorer. In Sachen HTML5-Kompatibilität schafft Mozillas browser sechs von sieben Punkten.
Letzter
Internet Explorer 9 ist gar nicht so weit von Firefox 8 entfernt. Aber die HTML5-Kompatibilität mit drei von sieben Punkten sieht nicht sehr rosig aus.
Immer wieder Chrome
Eigentlich nicht verwunderlich, dass Googles Browser den Google Benchmark gewinnt. Der Abstand zur Konkurrenz ist aber deutlich.
Dauergast auf dem zweiten Platz
Auch im dritten Test setzt sich Firefox vor den Internet Explorer, ist aber wieder deutlich langsamer als Chrome.
Wieder Dritter
Der Internet Explorer 9 wird von Chrome um den Faktor Drei und von Firefox um den Faktor Zwei geschlagen.
Überraschung
Internet Explorer 9 gewinnt den SunSpider JavaScript Benchmark - und das nicht einmal knapp.
Chance nicht genutzt
Da schwächelt Chrome bei einem Test und Firefox belegt trotzdem den zweiten Platz.
Geschlagen
Zwar nicht weit von Firefox 8 entfernt, muss sich Chrome beim SunSpider JavaScript Benchmark aber mit dem letzten Platz begnügen.