Dateisynchronisation

Der Angriff aus der Wolke

05.10.2015 von Matthias Reinwarth
Anwender von Dateisynchronisationsdiensten wie Dropbox oder OneDrive sollten angesichts konkreter Bedrohungen diese Nutzung überdenken.

Praktisch jeder kennt sie, viele nutzen sie: Mit der steigenden Anzahl von parallel genutzten Geräten, etwa einem Desktop-Computer zu Hause, einem Notebook für unterwegs und dem Tablet für die Couch ist es für viele Anwender wünschenswert, dass unterschiedlichste Arten von Dokumenten auf all diesen Geräten vorliegen. Sie sollten dort auch immer den gleichen, jeweils aktuellen Stand aufweisen.

Aber auch zur Kommunikation zwischen Teammitgliedern werden solche Dienste heute gerne eingesetzt, etwa zum Austausch von gemeinschaftlich bearbeiteten Dokumenten, gerade auch bei Software-Entwicklerteams oder kleinen Unternehmen, etwa StartUps.

Speicherdienste in der Cloud versprechen einen schnellen Zugriff. Aber genauso schnell kann von Außen auch ein Zugriff auf ein Rechnersystem erfolgen, das nicht hinreichend geschützt ist.
Foto: Gazlast - shutterstock.com

Die Anbieter von Diensten wie Dropbox, Box oder Google Drive stellen den Nutzern in den meisten Fällen weitestgehend ausreichende Kapazitäten im Gigabyte-Bereich zur Verfügung. Microsoft bietet seinen Abonnenten von Office365 mit einem Volumen von einem Terabyte de facto unlimitierten OneDrive-Speicher an.

Missbrauch von Zugriffsschlüsseln

Der so genannte "Man in the cloud"-Angriff wurde auf der BlackHat-Konferenz in Las Vegas im August detailliert dargestellt. Sicherheitsexperten von Imperva belegten hierbei die Bedrohung über eine Vielzahl von Diensten (OneDrive, Google Drive, Box und Dropbox) hinweg.

Die nachgewiesene Lücke beruht insbesondere auf der konzeptionellen Ermöglichung eines bequemen und transparenten Einsatzes des Synchronisations- und Speicherdienstes. Die kontinuierliche Nutzung eines Programmes, das mit dem jeweiligen Serverdienst kommunizieren kann, setzt die einmalige Authentifizierung und Autorisierung des jeweiligen Programmes und der sie ausführenden Instanz voraus. Dies kann über proprietäre Protokolle erfolgen oder über das mittlerweile weitverbreitete OAuth2-Verfahren.

Hat sich der Anwender gegenüber den Dienst erfolgreich authentifiziert und der Nutzung durch das jeweilige Programm zugestimmt, das durchaus auch der native Client zur Synchronisation sein kann, erhält die Applikation einen dauerhaften nutzbaren, wieder verwendbaren Access Token. Mit diesem weist sich das jeweilige Programm in Zukunft gegenüber dem Dienst aus. Ein erneutes Login durch den Anwender ist üblicherweise nicht mehr notwendig, der Token wird hierfür lokal gespeichert und kontinuierlich wiederverwendet. Selbst ein Passwortwechsel erfordert üblicherweise nicht die Erneuerung des Tokens, da dieser nach Erstellung unabhängig von dem Passwort agiert.

Aus der Cloud auf den Endpoint

Die Einstiegshürde für einen solchen Angriff ist zugegebenermaßen hoch, benötigt sie doch einen bereits erfolgten Einbruch in ein laufendes System. Dies kann etwa durch einen - aus Sicht des Angreifers - erfolgreichen DriveBy-Download oder eine vergleichbare Attacke erfolgen, bei der ausführbarer Code auf der Maschine des Angegriffenen installiert werden kann. Natürlich kann auch hier einmal mehr der unüberlegte Klick auf ein unsicheres Attachment in einer Mail genutzt werden.

Hacking-Top-Ten: Die 10 größten Cyberangriffe auf Unternehmen
Die Top 15 Hacker-Angriffe auf Unternehmen
Unternehmen weltweit rücken seit Jahren in den Fokus von Hackern und Cyberkriminellen. Identitäts- und Datendiebstahl stehen bei den Anhängern der Computerkriminalität besonders hoch im Kurs - kein Wunder, dass Cyber-Risk-Versicherungen immer mehr in Mode kommen. Wir zeigen Ihnen 15 der größten Hacking-Attacken auf Unternehmen der letzten Jahre.
Yahoo
Erst im September musste Yahoo den größten Hack aller Zeiten eingestehen. Nun verdichten sich die Anzeichen, dass dieselben Hacker sich bereits ein Jahr zuvor deutlich übertroffen hatten: Bei einem Cyberangriff im August 2013 wurden demnach die Konten von knapp einer Milliarde Yahoo-Usern kompromittiert. Dabei wurden Namen, E-Mail-Adressen, Telefonnummern, Geburtsdaten und verschlüsselte Passwörter abgegriffen.
Dyn
Eine massive DDoS-Attacke auf den DNS-Provider Dyn sorgt im Oktober für Wirbel: Mit Hilfe eines Botnetzes – bestehend aus tausenden unzureichend gesicherten IoT-Devices – gelingt es Cyberkriminellen, gleich drei Data Center von Dyn lahmzulegen. Amazon, GitHub, Twitter, die New York Times und einige weitere, große Websites sind über Stunden nicht erreichbar.
Cicis
Auch die US-Pizzakette Cicis musste Mitte 2016 einen Hackerangriff eingestehen. Wie das Unternehmen mitteilte, wurden die Kassensysteme von 130 Filialen kompromittiert. Der Diebstahl von Kreditkartendaten ist sehr wahrscheinlich. Wie im Fall von Wendy's und Target gelang es Hackern auch bei Cicis Malware in das Point-of-Sale-Kassensystem einzuschleusen. Erste Angriffe traten bereits im Jahr 2015 auf, im März 2016 verstärkten sich die Einzelattacken zu einer groß angelegten Offensive. Nach eigenen Angaben hat Cicis die Malware inzwischen beseitigt.
Wendy's
Anfang Juli 2016 wurde ein Hacker-Angriff auf die US-Fastfood-Kette Wendy’s bekannt. Auf den Kassensystemen wurde Malware gefunden – zunächst war von weniger als 300 betroffenen Filialen die Rede. Wie sich dann herausstellte, waren die Malware-Attacken schon seit Herbst 2015 im Gange. Zudem ließ die Burger-Kette verlauten, dass wohl doch bis zu 1000 Filialen betroffen seien. Die Kreditkarten-Daten der Kunden wurden bei den Malware-Angriffen offenbar ebenfalls gestohlen. Wie im Fall von The Home Depot hatten sich die Hacker per Remote Access Zugang zum Kassensystem der Fast-Food-Kette verschafft.
Heartland Payment Systems
Noch heute gilt der 2008 erfolgte Cyberangriff auf das US-Unternehmen Heartland Payment Systems als einer der größten Hacks aller Zeiten wenn es um Kreditkartenbetrug geht. Heartland ist einer der weltweit größten Anbieter für elektronische Zahlungsabwicklung. Im Zuge des Hacks wurden rund 130.000.000 Kreditkarten-Informationen gestohlen. Der Schaden für Heartland belief sich auf mehr als 110 Millionen Dollar, die zum größten Teil für außergerichtliche Vergleiche mit Kreditkartenunternehmen aufgewendet werden mussten. Verantwortlich für den Hack war eine Gruppe von Cyberkriminellen. Deren Kopf, ein gewisser Albert Gonzalez, wurde im März 2010 wegen seiner maßgeblichen Rolle im Heartland-Hack zu einer Haftstrafe von 20 Jahren verurteilt. Heartland bietet seinen Kunden seit 2014 ein besonderes Security-Paket - inklusive "breach warranty".
Sony Playstation Network
Im April 2011 ging bei vielen Playstation-Besitzern rund um den Globus nichts mehr. Der Grund: ein Cyberangriff auf das digitale Serviceportal Playstation Network (PSN). Neben einer Ausfallzeit des PSN von knapp vier Wochen (!) wurden bei der Cyberattacke jedoch auch die Daten (Kreditkarteninformationen und persönliche Daten) von rund 77 Millionen PSN-Abonennten gestohlen. Sony informierte seine Nutzer erst rund sechs Tage über den Hack - und musste sich dafür harsche Kritik gefallen lassen. Die Kosten des PSN-Hacks beliefen sich auf circa 170 Millionen Dollar. Die Verantwortlichen wurden bislang nicht identifiziert.
Livingsocial.com
Die Online-Plattform Livinggsocial.com (inhaltlich vergleichbar mit Groupon) wurde im April 2013 Opfer eines Hacker-Angriffs. Dabei wurden die Passwörter, E-Mail-Adressen und persönlichen Informationen von circa 50 Millionen Nutzern der E-Commerce-Website gestohlen. Glücklicherweise waren die Finanzdaten von Kunden und Partnern in einer separaten Datenbank gespeichert. Die Verursacher des Security-Vorfalls wurden nicht identifiziert.
Adobe Systems
Mitte September 2013 wurde Adobe das Ziel von Hackern. Circa 38 Millionen Datensätze von Adobe-Kunden wurden im Zuge des Cyberangriffs gestohlen - darunter die Kreditkarteninformationen von knapp drei Millionen registrierter Kunden. Die Hacker die hinter dem Angriff standen, wurden nicht gefasst.
Target Corporation
Die Target Corporation gehört zu den größten Einzelhandels-Unternehmen der USA. Ende des Jahres 2013 musste Target einen Cyberangriff eingestehen, bei dem rund 70 Millionen Datensätze mit persönlichen Informationen der Kundschaft gestohlen wurden. Weitaus schwerer wog jedoch, dass unter diesen auch 40 Millionen Datensätze waren, die Kreditkarteninformationen und sogar die zugehörigen PIN-Codes enthielten. Für außergerichtliche Einigungen mit betroffenen Kunden musste Target rund zehn Millionen Dollar investieren, der damalige CEO Gregg Steinhafel musste ein halbes Jahr nach dem Hack seinen Hut nehmen.
Snapchat
Ein kleiner Fehler führte Ende Dezember 2013 dazu, dass Hacker die Telefonnummern und Nutzernamen von 4,6 Millionen Snapchat-Usern veröffentlicht haben. Snapchat selbst geriet darauf ins Kritikfeuer von Nutzern und Sicherheitsforschern, denn wie so oft war die Ursache für die Veröffentlichung der Daten ein Mangel an Sicherheitsvorkehrungen. Die von Hackern verursachten Probleme sind jedoch meist weniger schlimm als der Schaden, der nach der Veröffentlichung folgt. Auch wenn man seinen Nutzernamen oder seine Telefonnummer nicht als großes Geheimnis ansieht – ein motivierter Angreifer wie ein Stalker oder ein Identitäts-Dieb könnten mit diesen Daten Übles anrichten. Dieser Hack zeigt wiederum, dass alle Daten wichtig sind - vor allem wenn sie den Nutzern gehören. Man kann mit Sicherheit davon ausgehen, dass die Entwickler von Snapchat diesen Sicherheitsfehler gerne vor den Hackern gefunden hätten.
Ebay Inc.
Im Mai 2014 wurde Ebay das Ziel von Cyberkriminellen. Zwar wurden bei der Attacke keine Zahlungsinformationen entwendet - dafür aber E-Mail-Adressen, Usernamen und Passwörter von knapp 145 Millionen registrierten Kunden. Die Hacker erlangten scheinbar über von Ebay-Mitarbeitern gestohlene Logins Zugriff auf die Datenbanken des Unternehmens. Die Verantwortlichen wurden nicht identifiziert.
J.P. Morgan Chase
Mit J.P. Morgan rückte im Juli 2014 eine der größten US-Banken ins Visier von Cyberkriminellen. Rund 83 Millionen Datensätze mit Namen, Adressen und Telefonnummern von Kunden fielen den Hackern in die Hände. Zugang erlangten die Kriminellen offensichtlich über gestohlene Login-Daten eines Mitarbeiters. Allerdings musste sich J.P. Morgan den Vorwurf gefallen lassen, seine Systeme nicht ausreichend zu schützen. Inzwischen wurden in den USA und Israel vier Personen festgenommen, die mutmaßlich an diesem Hack beteiligt waren.
The Home Depot
Die US-Baumarktkette The Home Depot wurde im September 2014 Opfer eines besonders hinterhältigen Hacks. Cyberkriminelle hatten es geschafft, Malware in das Kassensystem von über 2000 Filialen einzuschleusen. Die Folge davon: 56 Millionen Kreditkarteninformationen von Bürgern der USA und Kanada wurden direkt bei der Zahlung in den Home-Depot-Geschäften entwendet. Darüber hinaus fielen auch noch 53 Millionen E-Mail-Adressen in die Hände der Hacker. Der Schaden für das US-Unternehmen wird auf rund 62 Millionen Dollar beziffert.
Anthem Inc.
Anthem gehört zu den größten Krankenversicherern der USA. Im Februar 2015 gelang es Cyberkriminellen, persönliche Daten von circa 80 Millionen Kunden zu stehlen. Die Datensätze enthielten Sozialversicherungsnummern, E-Mail-Adressen und Anschriften. Darüber hinaus wurden auch Gehaltsinformationen von Kunden und Angestellten entwendet. Immerhin: Medizinische Daten sollen nicht betroffen gewesen sein. Verschiedenen Security-Experten zufolge führt die Spur des Hacks nach China.
Ashleymadison.com
Anschriften, Kreditkartennummern und sexuelle Vorlieben von circa 40 Millionen Usern hat eine Hackergruppe namens Impact Team im August 2015 nach einem Cyberangriff auf das Seitensprung-Portal Ashley Madison öffentlich gemacht. Der Angriff bewies, dass Ashley Madison nicht – wie eigentlich versprochen – persönliche Informationen der Nutzer gegen eine Gebühr löschte. Das erbeutete 30-Gigabyte-Paket beinhaltete insgesamt 32 Millionen Datensätze, darunter 15.000 Regierungs- und Militäradressen von Nutzern. Auch Teile des Seitenquellcodes und interne E-Mails der Betreiber lagen dadurch offen. Aufgrund der intimen Nutzerdaten und der geheimnisvollen Natur von Ashley Madison ist dieser Hackerangriff besonders heikel. Dass die Betreiber persönliche Daten auch auf Wunsch nicht vernichtet haben, zeigt ein Problem von Unternehmen, die personenbezogene Daten auf verschiedenen Systemen verarbeiten. Aber auch solche Unternehmen müssen Nutzerinformationen gegen Gefahren schützen – ganz gleich, ob die Gefahr von externen Hackern, böswilligen Insidern oder zufälligen Datenverlusten ausgeht. Ein Ashleymadison-User hat inzwischen vor einem Gericht in Los Angeles Klage gegen Avid Life Media eingereicht. Der Vorwurf: fahrlässiger Umgang mit hochsensiblen Daten. Ein Antrag auf Sammelklage ist ebenfalls bereits eingegangen. Sollte das Gericht diesem folgen, könnten ALM Schadenersatzforderungen in Milliardenhöhe ins Haus stehen.

Hat der Angreifer hierdurch Zugriff auf die Maschine, kann er im Benutzerkontext des aktuellen Anwenders den jeweiligen Token zugreifen. Bemerkenswert ist, dass hierbei kein Zugriff mehr auf den Benutzernamen oder das Passwort notwendig ist. Die jeweiligen Speicher-Orte des Tokens konnten in allen Diensten ermittelt und ausgelesen werden.

Zwischen Ausspähung und Botnet

Ist dies erfolgt, sind nun unterschiedliche Bedrohungsszenarien denkbar: Valide Zugriffsschlüssel können auch auf anderen Maschinen genutzt werden, sodass der Angreifer dort eine weitere Instanz der Software installieren kann, auf der kontinuierlich alle Änderungen der gespeicherten Dateien synchronisiert werden. Damit kann über die ganz normalen Cloud-Synchronisations-Mechanismen illegitimer Zugriff auf private oder wahlweise auch Unternehmens-Daten erfolgen. Dies eröffnet Möglichkeiten, die von Spionage (durch Ausspähung innerhalb der Cloud gespeicherter Daten) bis zur Erpressung (Verschlüsselung oder temporäre Löschung entsprechend bekannter Ransomware-Angriffe) reichen.

Anzeichen für einen Cyber-Angriff
Woran Sie einen Angriff erkennen
Nach Analysen von McAfee weisen vor allem acht Indikatoren darauf hin, dass ein Unternehmensnetz in die Schusslinie von Hackern geraten ist. Hans-Peter Bauer, Vice President Zentraleuropa bei McAfee, stellt sie vor.
Interne Hosts kommunizieren mit bösartigen oder unbekannten Zieladressen
In jedem Fall verdächtig ist, wenn ein Host-Rechner auf externe Systeme zugreift, deren IP-Adressen auf "Schwarzen Listen" von IT-Sicherheitsfirmen zu finden sind. Vorsicht ist auch dann geboten, wenn Rechner häufig Verbindungen zu Systemen in Ländern aufbauen, zu denen ein Unternehmen keine geschäftlichen Beziehungen unterhält. Dabei kann es sich um den Versuch handeln, Daten aus dem Unternehmen hinauszuschmuggeln.
Interne Hosts kommunizieren mit externen Hosts über ungewöhnliche Ports
Auffällig ist beispielsweise, wenn interne Rechner über Port 80 eine SSH-Verbindung (Secure Shell) zu einem System außerhalb des Firmennetzes aufbauen. SSH nutzt normalerweise Port 22 (TCP). Port 80 ist dagegen die Standardschnittstelle für HTTP-Datenverkehr, also den Zugriff auf das Internet. Wenn ein Host einen ungewöhnlichen Port verwendet, kann dies ein Indiz dafür sein, dass ein Angreifer das System unter seine Kontrolle gebracht hat. Um IT-Sicherheitssysteme zu täuschen, tarnt ein Hacker dann die Kommunikation mit seinem Command-and-Control-Server (C&C) als Anwendung, die jedoch nicht den Standard-Port verwendet.
Öffentlich zugängliche Hosts oder Hosts in entmilitarisierten Zonen (DMZ) kommunizieren mit internen Hosts
Mithilfe solcher Hosts kann es Angreifern gelingen, gewissermaßen "huckepack" in ein Unternehmensnetz einzudringen, Daten zu stehlen oder IT-Systeme zu infizieren.
Warnungen von Malware-Scannern außerhalb der Geschäftszeiten
Verdächtig ist, wenn Antiviren-Programme in der Nacht oder am Wochenende Alarm schlagen, also außerhalb der normalen Arbeitszeiten. Solche Vorkommnisse deuten auf einen Angriff auf einen Host-Rechner hin.
Verdächtige Netzwerk-Scans
Führt ein interner Host-Rechner Scans des Netzwerks durch und nimmt er anschließend Verbindung zu anderen Rechnern im Firmennetz auf, sollten bei Administratoren die Alarmglocken schrillen. Denn dieses Verhalten deutet auf einen Angreifer hin, der sich durch das Netzwerk "hangelt". Vielen Firewalls und Intrusion-Prevention-Systemen (IPS) entgehen solche Aktionen, wie sie nicht entsprechend konfiguriert sind.
Häufung identischer verdächtiger Ereignisse
Ein klassischer Hinweis auf Angriffe ist, wenn mehrere sicherheitsrelevante Events innerhalb kurzer Zeit auftreten. Das können mehrere Alarmereignisse auf einem einzelnen Host sein, aber auch Events auf mehreren Rechnern im selben Subnetz. Ein Beispiel sind Fehler beim Authentifizieren.
Schnelle Re-Infektion mit Malware
Nach dem Scannen mit einer Antiviren-Software und dem Beseitigen eventuell vorhandener Schadsoftware sollte ein IT-System eigentlich längere Zeit "sauber" bleiben. Wird ein System jedoch innerhalb weniger Minuten erneut von Malware befallen, deutet dies beispielsweise auf die Aktivitäten eines Rootkit hin.
Dubiose Log-in-Versuche eines Nutzers
Eigenartig ist, wenn derselbe User innerhalb kurzer Zeit von unterschiedlichen Orten aus Log-in-Versuche in ein Firmennetz startet oder wenn solche Aktionen von Systemen mit unterschiedlichen IP-Adressen aus erfolgen. Eine Erklärung ist, dass die Account-Daten des Nutzers in falsche Hände gefallen sind. Denkbar ist allerdings auch, dass sich ein illoyaler oder ehemaliger Mitarbeiter Zugang zu verwertbaren Daten verschaffen will.

Aber insbesondere der aktive, schreibende Direktzugriff auf den Rechner des Anwenders, also auf den Endpoint, birgt erhöhte Gefahren. Denkbar - und bereits praktisch ausgenutzt - ist hierbei beispielsweise die Nutzung des Anwender-Rechners im Rahmen von Command&Control-Szenarien für Botnets: Die Datei-Synchronisation ermöglicht das Überspielen von immer neuen Programm-Komponenten, die dann auf dem Rechner des Opfers, kontrolliert durch den Angreifer aber durch den Account des Angegriffenen ausgeführt werden. Der Cloudspeicher kann hierbei auch komfortabel für die Bereitstellung auf dem übernommenen Rechner ermittelter Daten quasi als Rückkanal genutzt werden.

Bemerkenswert ist, dass beim "Man in the cloud"-Angriff - anders als bei klassischen "Man in the middle"-Attacken - kein Zugriff auf die Kommunikation mit der eigentlichen Server-Infrastruktur notwendig ist, sondern alles auf der Basis legitimer und eigentlich geduldeter Kommunikationsprotokolle stattfindet

Der Anwender am Zug

Für jeden Anwender solcher Cloud-Dienste stellt sich in dieser Situation die konkrete Frage, inwiefern der Komfort einer solchen Lösung die möglichen Gefahren überwiegt. Viele Unternehmen dulden den Einsatz von Datei-Synchronisations-Mechanismen durch entsprechende Regelungen in ihren Security Policies nicht. Ein sehr kritisches Überdenken des Einsatzes einer solchen Lösung ist aber durchaus schon bei mäßig sensitiven, privaten Daten sinnvoll, etwa Kreditunterlagen oder persönlichen Fotos sinnvoll.

Falls dennoch eine solche Lösung eingesetzt werden soll, stellt sich die Frage, wie die Gefahren erkannt und behoben, oder ganz vermieden werden können. Zu diesem Zweck bieten praktisch alle Dienste Mechanismen zur Überwachung an, die ungewöhnliche Zugriffe identifizieren und dem Benutzer melden. Solche Benachrichtigungen sind in jedem Fall ernst zu nehmen und kritisch zu prüfen.

Aber auch aus eigenem Antrieb heraus ist eine regelmäßige Prüfung der erfolgten Zugriffe und insbesondere der vollständigen Liste der synchronisierenden Maschinen angeraten, die Aufschluss über mögliche Attacken bieten kann. Bei Dropbox beispielsweise findet sich diese Information im Web-Frontend in der Lasche "Sicherheit" im Dropdown-Menü Einstellungen unter dem Benutzernamen. Vergleichbare Funktionalitäten finden sich in allen breit eingesetzten Cloud-Synchronisation-Diensten.
Ungewöhnliche Rechner-Standorte können ein erster Hinweis auf eine Kompromittierung sein. Im Zweifelsfall ist es sicherer, alle registrierten Geräte zu entfernen und sukzessive die tatsächlich vertrauenswürdigen mit neuen Tokens zu registrieren.

Eine möglichst starke Authentifizierung ist ein weiterer Schritt zum Schutz der Tokens. Praktisch alle dieser Dienste bieten heute 2-Faktor-Authentifizierung an, deren Einsatz grundlegend empfohlen ist.

Um den oben beschriebenen, notwendigen ersten Zugriff des Angreifers auf den Rechner im Ansatz zu verhindern, sind die klassischen Schutzmechanismen für den Endpoint umso wichtiger: Dies umfasst den Virenschutz, einen vor aktuellen Angriffvektoren geschützten Browser, ein vorsichtiges, intelligentes Umgehen mit potentiell gefährlichen Inhalten in unbekannten Mail-Nachrichten und einen hochaktuellen Schutz vor Spam- und Phishingnachrichten.

Mobile Security – die größten Defizite der Unternehmen

Mit Datenschutz und Datensicherheit kennen sich die Befragten laut eigenen Angaben aus. Doch es fehlt an spezifischen Kenntnissen zu mobilen Apps.

Funktionalität ist das entscheidende Auswahlkriterium bei der App-Auswahl.

Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen weist kein explizites Budget für IT-Security aus.

In den Sicherheitskonzepten der Unternehmen spielen mobile Aspekte häufig keine Rolle.

Verschlüsselung und alternative Dienste

Im Unternehmens-Umfeld, wie in jedem kritischeren anderen Einsatzfeld, empfiehlt sich der Einsatz sichererer Lösungen. Hierfür bieten spezialisierte Anbieter die Nutzung von sicheren und verschlüsselten Arbeitsräumen und Projektumgebungen für Arbeitsteams an. Diese sind zwar kostenpflichtig, unterliegen aber nicht den derzeit identifizierten Schwächen. Eine Suchmaschinen-Recherche nach "zero knowledge cloud storage" oder anderer vergleichbar leistungsfähiger Technologien kann hier erste Hinweise geben.

Verschlüsselungsdienste, die eine zusätzliche Sicherheitsschicht oberhalb der eigentlichen Speicherdienste implementieren, schützen zwar die Daten vor illegitimem Zugriff, können aber nicht die Übernahme eines Tokens verhindern. Ähnlichen Limitationen unterliegt die manuelle Speicherung sensibler Dateien in kleinen verschlüsselten Dateicontainern innerhalb des Cloud-Storage.

Verantwortung und Risikoabschätzung

Jedem Anwender muss immer klar sein, dass die Wahl der genutzten Dienste und die Art der dort gespeicherten Daten schlussendlich in der eigenen Verantwortung liegen. Hinreichend fortgeschrittene Bedrohungsszenarien wie die hier beschriebene "Man in the cloud"-Attacke erfordern in jedem, auch im privaten Umfeld, eine entsprechende Risiko-Abschätzung bei der Auswahl der genutzten Dienste.

Die Vermeidung des Einsatzes einer potentiell bedrohten Komponente ist im Zweifelsfall die bessere Alternative als die Mitigation bestehender Risiken in einer laufenden Umgebung. Ein grundlegend hohes Sicherheitsniveau der eingesetzten Rechnersysteme vom Betriebssystem bis zu den kritischen Anwendungen ist in jedem Fall eine zwingende Voraussetzung. (bw)