Den Energiefressern auf der Spur: Stromsparen hilft der Firmenkasse und freut die Umwelt

11.09.2007 von Christoph Lixenfeld
Mittelständler, die ihre IT-Landschaft auf Sparsamkeit trimmen, leisten nicht nur einen Beitrag gegen die Erderwärmung, sie können auch viel Geld sparen. Wir sagen, wie es geht.

Sparen wollen wir alle. Beim Sprit zum Beispiel und bei den Heizkosten. Aber Strom? Schwierig, weil man nie so genau weiß, welche Geräte genau an der wieder mal üppigen Rechnung schuld sind. Und ohne Elektrizität geht ohnehin nichts, also nimmt man die Kosten hin wie den Dauerregen im November:
ärgerlich, aber nicht zu ändern.

Ein großer Irrtum, der auch damit zusammenhängt, dass die meisten den Energiehunger ihrer IT-Landschaft drastisch unterschätzen. Bei einem Unternehmen mit 40 PCs und zwei Servern im Keller nebst dazugehöriger Peripherie macht der Unterschied zwischen ineffizienter und effizienter Infrastruktur nicht
etwa einige hundert, sondern mehrere tausend Euro pro Jahr aus. Natürlich kann nicht jedes Unternehmen alle denkbaren Möglichkeiten ausschöpfen, aber die meisten schon.

Die Sache beginnt beim Kauf der Komponenten. Viele Firmen schaffen sich PCs an, die eher für Spiele-Freaks geeignet sind: High-End-Prozessoren treffen auf monströse Grafikkarten und superschnelle Festplatten.

Kühlung ist teuer

So sind Computer heute eben, Leistung ist ja bekanntlich immer gut, und was kann schon dagegen sprechen, sich für den aktuellen Stand der Technik zu entscheiden? Antwort: der Energieverbrauch. Alles, was ständig an der Leitung hängt und sich nicht an Akku-Laufzeiten orientieren muss, nimmt in der Regel wenig Rücksicht auf die Strompreise – und auch nicht auf denjenigen, der sie bezahlen muss.

Dabei gibt es hier eine Reihe interessanter Details zu beachten: Extrem leistungsstarke Prozessoren kosten doppelt, weil sie auch besonders intensiv gekühlt werden müssen. Schnelle Grafikkarten sind ebenfalls hungrig; zudem sind sie nur für solche Anwendungen wirklich nötig, die sich mit großen Grafiken, Bildern oder Filmsequenzen beschäftigen müssen. Oder sollen Ihre Angestellten während der Arbeitszeit spielen?

Auch Festplatten brauchen eine Menge Strom; wie viel, hängt davon ab, wie oft auf sie zugegriffen wird. Je größer der Hauptspeicher – der weniger Strom braucht als die Festplatte –, desto seltener ist das notwendig, und das bedeutet, dass größere Hauptspeicher tendenziell Strom sparen helfen.

In Sachen Leistungsfähigkeit der Komponenten nach dem Motto „alles, was geht“ zu entscheiden ist also keine besonders gute Idee. Und kostet viel Geld. Wie viel, lässt sich ausrechnen: Ein gefräßiger PC vertilgt unter Last etwa 200, ein sparsamer 100 Watt. Die Differenz, also 100 Watt, mal zehn Stunden pro Tag mal 230 Arbeitstage im Jahr sind 2300 Kilowattstunden. Bei einem Preis von 19 Cent pro Kilowattstunde (wie in Hamburg) ist das ein Unterschied von 43,70 Euro pro Jahr. Wohlgemerkt: für einen einzigen PC. Das bedeutet für den Betrieb von 40 Rechnern: Allein durch die Wahl sparsamer Desktop- Computer lassen sich 1748 Euro pro Jahr an Stromkosten sparen. Und es sind noch deutlich höhere Einsparungen möglich, wie wir sehen werden.

Zum Beispiel bei den Monitoren. In unzähligen Büros steht bis heute „Uralt-Röhrentechnik“ herum, die gleich zwei Nachteile hat. Erstens brauchen diese Bildschirme sehr viel Strom, und zweitens schaltet man sie ungern aus, weil sie beim Wiederaufwecken relativ lange brauchen, bis sie wieder betriebsbereit sind.

Auf Röhrenmonitore verzichten

Also werden sie einfach angelassen, weil die wenigsten wissen, wie teuer das ist: Zwischen einem Röhrenmonitor und einem modernen TFT-Gerät kann ein Verbrauchsunterschied von 120 Watt und mehr liegen. Wer die oben angeführte Modellrechnung benutzt, wird erkennen, dass sich in Anbetracht der zuletzt deutlich gesunkenen Preise für TFTs eine Neuanschaffung innerhalb von plus/minus drei Jahren mortisiert. Die Frage sollte dann noch sein, ob es unbedingt der 19-Zöller sein muss. Denn je größer der Monitor, desto mehr Strom braucht er. Flachbildschirme kann man dann problemlos vor jeder größeren Arbeitspause ausschalten und so einstellen, dass sie nach etwa zehn Minuten automatisch in den Ruhezustand wechseln. Weiterer Display-Tipp: auf Bildschirmschoner verzichten.

Eine veraltete PC-Landschaft frisst auch dann zu viel Strom, wenn sie über diverse, via USB angeschlossene Geräte erweitert worden ist. Große, externe Festplatten können dazugehören, DVDBrenner oder Modems. All das kostet deutlich mehr Energie als eingebaute Komponenten, wie überhaupt jede Kabelverbindung Verluste produziert –sogar ein profanes Verlängerungskabel. Viele USB-Geräte haben auch den Nachteil, keinen An/Aus-Schalter zu besitzen und deshalb ständig Strom zu ziehen. Für wen die Neuanschaffung nicht in Frage kommt, der sollte sich zumindest überlegen, jene angedockten Geräte aus der USB-Dose zu ziehen, die er nicht benutzt.

Auf die Einstellung kommt es an

Natürlich lässt sich bei jedem Computer – egal ob neu oder alt – durch die richtigen Einstellungen Strom sparen. Da ist zunächst mal die Sparfunktion im System- Bios, die im Bereich „Power Management
Setup“ zu finden ist. Dort gibt es den Punkt „Power Management“ und dort die Einstellung „Max. Saving“.
Zusätzlich ist es sinnvoll, den Stromverbrauch unter Windows zu regeln. Unter „Energieoptionen“ sind verschiedene Sparoptionen wählbar, außerdem kann der User individuelle Angaben darüber machen, wann Festplatte und Monitor ausgeschaltet werden sollen oder der Rechner in den Stand-by-Modus
zu versetzen ist.

Einige Prozessoren haben außerdem eigene Sparfunktionen. Zum Beispiel der AMD-Athlon-64, der in seiner „Cool’n? Quiet“-Einstellung deutlich weniger verbraucht als im Normalbetrieb. Auf diese Einstellungen zu achten ist wichtiger, als sich dem viel diskutierten Thema Stand-by zuzuwenden.
Denn der Unterschied zwischen Normalbetrieb und Stand-by- beziehungsweise Sleep-Modus ist sehr groß, der zwischen Stand-by und gezogenem Stecker vergleichsweise klein.

Zeitschaltuhren helfen beim Sparen

Was natürlich nicht heißt, dass die Verschwendung durch Stand-by unerheblich wäre. Hier fließt zwar wenig Strom, aber er fließt immer – auch in den etwa 14 Stunden pro Tag, in denen der Arbeitsplatz nicht besetzt ist, also am Wochenende und wenn der Mitarbeiter in Urlaub ist. Die viel gelesene Standardempfehlung
zu diesem Punkt lautet: Steckleisten mit zusätzlichem Schalter verwenden. Das hat den Vorteil, dass
sich mit einem Klick gleich mehrere Geräte trennen lassen – vorausgesetzt, die Beteiligten denken daran, den Schalter auch umzulegen.

Zusätzlich sinnvoll sind automatische Schaltuhren, die alle Stand-by-verdächtigen Geräte auch bei vergessenem Umschalten zumindest für jene Zeiten gänzlich vom Netz nehmen, in denen sie garantiert nicht genutzt werden. Also zum Beispiel von abends um zehn bis morgens um sieben und am Sonntag.
Mitarbeiter, die ausnahmsweise mal eine Nachtschicht einlegen, brauchen sie nicht umzuprogrammieren, sondern lediglich vorübergehend abzuschalten.

Nicht unbedingt an diese Schaltuhr hängen sollte man Tintenstahldrucker. Viele von ihnen führen nämlich eine ausführliche Druckkopfreinigung durch, nachdem sie gänzlich vom Netz genommen wurden, und der zusätzliche Tintenverbrauch kostet vermutlich mehr als die Stromverschwendung. Esist also besser, solchen Geräten ihr Standby zu gönnen. Für konventionelle Faxgeräte gilt das Gleiche, schließlich müssen sie ja auch nachts Seiten empfangen können. Telefonanlagen brauchen ebenfalls Strom, damit sich Mobilteile laden lassen und Einstellungen gespeichert bleiben. Doch alles andere – inklusive Hi-Fi-Anlagen oder Fernseher – sollte in Büros konsequent vom Netz gehen, wenn es nicht im Einsatz ist.

Laptops statt Desktops

Alle bisher aufgezählten Tipps und Trick sind leicht umzusetzen und effizient, aber Unternehmen, bei denen ein Austausch der gesamten oder eines Teils der Rechnerlandschaft ohnehin ansteht, können viel mehr tun. Sie können sich sozusagen für den „Big Bang“ des Energiesparens entscheiden. Und der lautet: keine Desktops mehr kaufen, sondern ausschließlich Laptops betreiben. Die sind – quer durch alle ihre Komponenten – aufs Sparen getrimmt, schließlich soll der User damit ja möglichst lange autonom arbeiten können. Laptops haben Flachbildschirme, energiesparende Prozessoren und Festplatten, außerdem keine üppigen Grafikkarten. Wird die interne Netzwerkkarte nicht benötigt, dann schaltet sie sich im Batteriebetrieb selbsttätig ab.

Die Netzteile der mobilen Geräte liefern 60 bis 100 Watt, die sie aber niemals brauchen. Wie hoch der Stromverbrauch tatsächlich ist, lässt sich im Akku-Betrieb ohne Messgerät leicht feststellen. Hat das Gerät 14,8 Volt, und läuft es mit einem 4400-mAh-Akku drei Stunden lang, dann lautet die Rechnung: 4,4 : 3 = 1,46 x 14,8 = 21,7. Das heißt: Das Gerät verbraucht 21,7 Watt. Steckt es in der Steckdose, erhöht sich der Verbrauch leicht, weil dann die Netzwerkkarte aktiv ist und der Bildschirm automatisch etwas heller wird. Bei Portables mit 15- Zoll-Display, auf denen hungrige Programme laufen, können es bis zu 50 Watt werden. Was aber bedeutet, dass selbst ein verbrauchsungünstiger Laptop immer noch nur ein Viertel des Stroms eines ebensolchen Desktops schluckt.

Muss es unbedingt drahtlos sein?

Mit der kleinen Messübung lassen sichauch die oben aufgelisteten Spartipps belegen: Stöpselt man irgendwelche Geräte in die USB-Buchsen, sinkt die Laufzeit spürbar. Die interne Netzwerkkarte braucht Strom – allerdings bei weitem nicht so viel wie eine WLANAntenne. Drahtloses Surfen ist enorm energieintensiv, auch das ist am schnellen Leeren des Akkus deutlich ablesbar. Für Mittelständler sollte sich deshalb die Frage stellen, ob es unbedingt ein Drahtlosnetzwerk sein muss. Internet aus dem Kabel ist schließlich nicht nur sparsamer, sondern auch in Bezug auf die Datensicherheit eher zu empfehlen, außerdem läuft es stabiler und schneller. Laptops haben einen weiteren, auf den ersten Blick banalen, aber nicht zu unterschätzenden Vorteil: Rechner und Bildschirm lassen sich mit einem einzigen Handgriff ausschalten beziehungsweise in den Schlafmodus versetzen, in-dem das Gerät zugeklappt wird. Dann kann während der Mittagspause auch nicht irgendein Kollege eben mal gucken, woran die anderen gerade arbeiten.

Zudem wirkt es sich natürlich – wie bei Desktops auch – auf den Verbrauch aus, welche Arten von Anwendungen genutzt werden und wie viele. Fünf Programme gestartet zu haben, obwohl der User nur an einem arbeitet, empfiehlt sich nicht.

Wie eine optimale PC-Konfiguration aussehen sollte, ob es ein Laptop tut oder ob doch ein leistungsstärkerer Desktop her muss, hängt maßgeblich von der Frage ab, ob der Arbeitsplatzrechner hauptsächlich mit eigenen Anwendungen läuft oder vorwiegend auf den Server zugreift. Im zweiten Fall hängt die Performance stärker mit der Qualität des Netzwerks und der des Servers zusammen und weniger mit der eigener „Muskeln“ am Arbeitsplatz, und das bedeutet, dass dann der Einsatz von Laptops erst recht Sinn macht.

Server: auf Komponenten achten

Auch Server bieten ein enormes Sparpotenzial: Laut einer Studie des Marktforschungsunternehmens Gartner verbraucht ein Standard-Server in seinem vierjährigen Lebenszyklus 1350 bis 2000 Euro an Stromkosten. Damit erreichen die Energiekosten nahezu den Anschaffungspreis.

Wichtig zu wissen ist: Netzwerkmaschinen sind grundsätzlich für einen Rund-um-die-Uhr-Einsatz konstruiert. Dem müssen sie standhalten, ohne an Überhitzung zugrunde zu gehen. Deshalb spielt die Kühlung hier eine überragende – und gefräßige – Rolle. Größere Server-Räume werden zudem häufig klimatisiert, damit sich mehrere Maschinen nicht gegenseitig aufheizen können. Klimaanlagen aber brauchen sehr viel Strom. Die einfachste und wirkungsvollste Regel lautet deshalb: so wenige eigene Server wie möglich betreiben, ohne allerdings mangelnde Leistung im Keller durch üppige Desktops eine Etage höher zu ersetzen.

Und was für die Büros gilt, gilt für den Keller in noch viel höherem Maße:Auf moderne Technik setzen! Wohl kein Bereich der Computertechnik hat in den vergangenen fünf Jahren so große Fortschritte gemacht wie dieser: Server sind gleichzeitig kleiner, leistungsfähiger und erheblich preiswerter geworden.

Möglichst kein 24-Stunden-Betrieb

Fortschritte brachte vor allem die Chiptechnik: Prozessoren in Netzwerkrechnern sind heute so konstruiert, dass sie mehrere Aufgaben gleichzeitig verrichten können. Für das, was ein einziger Server heute leistet, benötigte man vor zehn Jahren derer drei oder vier.

Die Kühlung ist meist doppelt ausgelegt; fällt ein Gebläse aus, muss das andere weiterhin in der Lage sein, das ganze System zu kühlen. Allein dafür werden unter Last pro Gerät 100 Watt und mehr benötigt. Weiterhin sind zwei Netzteile vorhanden, die sich die Arbeit teilen und die so groß sind, dass jedes von ihnen den Job auch alleine machen könnte. Aus diesen beiden Punkten ergibt sich eine Konsequenz: Auch beim Server ist ein Rund-um-die-Uhr-Betrieb nur dann angeraten, wenn es gar nicht anders geht. Ansonsten muss gelten: möglichst viele Stunden herunterfahren oder bestenfalls auf Stand-by halten!

Wo sich noch sparen lässt: Weniger Speichermodule mit höherer Kapazität verbrauchen weniger Energie als viele mit geringerer. Überhaupt lohnt es sich bei Servern besonders, das Datenblatt zu lesen und sich die verwendeten Komponenten sehr genau anzusehen.

Der Wirkungsgrad der – in solchen Rechnern stets wuchtigen – Netzteile ist unterschiedlich, die ineffizienten unter ihnen sind wahre Stromvernichter.

Sparen lässt sich auch beim Speichern. Jede zusätzliche Festplatte braucht Energie, deshalb muss man sich die Frage stellen: Wie viel Platz brauche ich wirklich? Sind nicht vielleicht zwei Harddisks genug – anstatt vier?

Letzter Server-Tipp: Eingebaute Laufwerke sind in der Regel überflüssig, weil sie fast nie benutzt werden, aber – natürlich – Strom brauchen.