Speichernetze/Zentralisiertes Speicher-Ressourcen-Management

Datenmassen professionell verwalten

25.07.2003
Ständige Verfügbarkeit aller Informationen rund um die Uhr bedeutet einen erheblichen Wartungsaufwand. Wie können Unternehmen heute diese Aufgaben bewältigen, ohne Abstriche bei der Verfügbarkeit der IT-Systeme machen zu müssen? Zentralisiertes Speicher-Ressourcen-Management (SRM) ist hier eine vielversprechende Option - doch worauf kommt es an, und was nutzt diese Investition?Von Klaus Leonhardt*

Was das Thema Datenspeicher heute so komplex macht, sind erstens die wachsenden Anforderungen an die Speicherleistung hinsichtlich Kapazität und Performance. Zweitens erfordern heterogene Server- und Speicherlandschaften besondere Speicher-Management-Konzepte und -Techniken. Drittens müssen die IT-Verantwortlichen nicht zuletzt aus Kostengründen vorhandene Speicherkapazitäten voll ausnutzen und Neuinvestitionen sorgfältig planen.

Komplexität entsteht auch durch die verschiedenen Möglichkeiten, Speichernetzwerke zu implementieren: Direct Attached Storage (DAS), Network Attached Storage (NAS) und Storage Area Network (SAN). DAS, die traditionelle Server-zentrierte IT-Architektur, wird nach und nach durch moderne Speichernetze, die Server und Speicher entkoppeln, abgelöst. NAS ermöglicht das File Sharing, die gemeinsame Nutzung der unternehmenswichtigen Daten über das produktive LAN. Dafür benötigt ein NAS aber entsprechende Netzwerk-Bandbreiten. Ein SAN ist zurzeit das schnellste Medium für die Kommunikation zwischen Servern und Speicher. Es erlaubt Datenzugriff und -speicherung über weite Entfernungen. Die Speicher-Infrastruktur erhält ein eigenes Netzwerk, das ausgelegt ist auf fast grenzenloses Wachstum und Funktionen wie Server-Clustering oder das Erstellen LAN-freier Backups erlaubt. Um die Vorteile beider Architekturen - NAS und SAN - zu nutzen, können sie auch kombiniert werden, wie zum Beispiel ein SAN hinter einem NAS.

Die Entscheidung für eine neue Infrastruktur fällt Unternehmen nicht leicht, denn sie benötigen Speicher-Management-Techniken, die pannensicher sind. Homogene Fachabteilungen und kleinere Umgebungen werden wahrscheinlich von einem NAS-System den größten Nutzen haben, weil es einfacher und kostengünstiger ist und auch auf bestehenden Netzen läuft. Großunternehmen, aber auch Mittelständler und Behörden, sind mit einem SAN besser bedient, da es weite Entfernungen überbrückt und keine Performance-Schwächen aufweist. Auch in puncto Hochverfügbarkeit und Datensicherheit ist ein SAN heute anderen IT-Architekturen überlegen.

Interessant ist, dass das Marktforschungsunternehmen Gartner Group jetzt nicht mehr zwischen SAN und NAS differenziert, sondern nur noch von Fabric Attached Storage (FAS) spricht. Das Konzept spiegelt einen Trend wider - weg vom DAS und seinen Limitierungen hin zu speicherzentrierten IT-Architekturen. Diese Umstellung von DAS zu FAS generiert laut Gartner zusätzlich zu der bisherigen Speicherverwaltung einen Bedarf für Storage-Resource-Management-(SRM-)Tools. Daher beziffert Gartner im weltweiten Markt den Bereich "Enterprise Storage Resource Management" als treibende Kraft - er soll in diesem Jahr um 11,3 Prozent zulegen.

Interoperabilität durch SRM

Egal also, für welches System sich ein Unternehmen letztendlich entscheidet: Um die volle Interoperabilität zwischen heterogenen Systemen zu erreichen und die Vorteile der Provisionierung, des automatischen Bereitstellens von Speicher durch Virtualisierung, auszunutzen, braucht man eine intelligente SRM-Software. Sie muss alle Umgebungen - DAS, NAS, SAN - sowie sämtliche Plattformen, Komponenten und Applikationen unterschiedlicher Hersteller managen können. Jede verkaufte IT-Lösung muss sich heute in einem komplexen, heterogenen Umfeld bewähren. Eine proprietäre Lösung aus einer Hand ist schon aus diesem Grund langfristig unmöglich. Daher arbeitet die unabhängige Storage Networking Industry Association (Snia) daran, die Schnittstellen zu standardisieren und Zug um Zug neue Verwaltungsstandards durchzusetzen. Ein Schritt in die richtige Richtung, denn nur so haben auch Neu- und Weiterentwicklungen bei SRM-Tools eine Chance.

Heute beginnen die meisten der traditionellen Speicherhardware-Lieferanten eine Art von zentralisiertem SRM anzubieten. Jedoch tendieren diese Lösungen dazu, nur innerhalb einer einzigen Umgebung zu arbeiten. Diese proprietären Verwaltungswerkzeuge können nur mit einzelnen Komponenten umgehen - die zukünftige Integration mit anderen Systemen bleibt oft nur ein Versprechen. Unabhängige Softwareanbieter wie Fujitsu Softek sind dagegen in der Lage, Zugriff und Automation von Mainframe, Unix- und Windows-Plattformen, Multivendor-Hardware (Server, Hostbus-Adapter, Arrays und Switches) und zentralisiertes Speicher-Management von einer einzigen Konsole aus zu bieten. Ziel ist es, eine vollständige Sicht sämtlicher Applikationen eines Unternehmens (wie Oracle-Anwendungen, SQL-Datenbanken, E-Mail-Systeme) mit einem einzigen Tool zu erreichen sowie alle Komponenten zu überwachen und zu integrieren. Denn jeder spricht vom immensen Datenwachstum - zirak 40 bis 60 Prozent pro Jahr -, doch die Anzahl der Menschen, die dieses Speichervolumen managen, soll konstant gehalten werden. Was meist verschwiegen wird: Die IT-Abteilung vergrößert sich trotz dieser exponentiell anwachsenden Datenmassen in der Regel nicht. Dies hat zur Folge, dass die verantwortlichen Administratoren von Jahr zu Jahr ihre Arbeit auch um 40 bis 60 Prozent effizienter erledigen müssen. Ohne eine Lösung, die ihnen das Management der Daten vereinfacht und gemeinsame Aufgaben automatisiert, ist diese Aufgabe nicht zu bewältigen.

Ein Beispiel aus der Praxis: Die Mitsubishi Bank in Großbritannien plante, ein relativ kostspieliges SAN zu implementieren. Doch die Anschaffung wurde aufgeschoben. Stattdessen entschied man sich für ein SRM-Werkzeug, den "Storage Manager" von Softek. Mit diesem Programm konnte die Bank ihre Management-Aufgaben vereinfachen und den Erwerb des SANs und der neuen Hardware für 18 Monate aussetzen.

Automatisierung durch Regeln

Zur Veranschaulichung: Die regelgestützte Automatisierung lässt sich bei einer zentralisierten SRM-Lösung so erweitern, dass fast jeder Befehl ausgeführt wird, der durch ein Command Line Interface (CLI) oder User Script übermittelt wird. Das heißt, wenn bestimmte Schwellenwerte erreicht sind, wendet das System die bestehenden Regeln und Handlungsvorgaben des Unternehmens an und kann so automatisierte Aktionen ausführen - beispielsweise die Langzeit-Archivierung nicht genutzter Dateien oder das Löschen von Dateien, die mehrmals vorhanden sind. Hinzu kommt die Einbindung von Virtualisierungs- und Provisionierungslösungen. Diese teilen automatisch Speicherressourcen Applikationen zu, die mehr Speicher brauchen, und vermeiden so Stillstandszeiten. Voraussetzung hierfür ist natürlich eine umfassende Betriebssystem-Unterstützung. Auch der Support von Backup- und Recovery-Lösungen unterschiedlicher Hersteller muss gewährleistet sein.

Kosten zuordnen

Hinzu kommt, dass SRM-Lösungen auch in betriebswirtschaftlicher Hinsicht äußerst effektiv sind: Sie erlauben ein präzises Kosten-Reporting, da sie nutzerdefinierte Kosten mit den einzelnen Storage-Pools verknüpfen. So lassen sich eine exakte Rückverrechnung des Speicherverbrauchs vornehmen und Trends des Speicherwachstums der einzelnen Abteilungen ablesen. Die Kostenersparnis durch eine standardisierte SRM-Lösung für komplexe Speicher-Verwaltungsaufgaben wird dazu beitragen, dass proprietäre Teillösungen bald verschwinden. Letztendlich wird der Kunde entscheiden, welche Lösung er praktikabler findet. Doch eine Tendenz ist schon auszumachen: Unternehmen möchten ihre bestehende IT-Infrastruktur vereinfachen und deren Performance verbessern. Dazu brauchen sie Systeme, die mit den Geräten und Anwendungen verschiedener Anbieter arbeiten können. (kk)

*Klaus Leonhardt ist Regional Director Central Europe bei Fujitsu Softek in München.

Angeklickt

Speicheradministratoren kämpfen mit komplexen Speicherarchitekturen, steigenden Anforderungen hinsichtlich Kapazität und Zugriffszeiten sowie dem Kostendruck. Zugleich sollen auch heterogene Speichersysteme Provisionierungskonzepten zugänglich sein. Ein sinnvoller Einsatz der vorhandenen Ressourcen lässt sich nur mit passender Software erreichen. Das Storage-Resource-Management (SRM) gewinnt deshalb an Bedeutung.

Abb: Sicht auf die Anwendung

Neues Denken: Nicht der Speicher, sondern die Applikation soll verwaltet werden. Quelle: Fujitsu-Siemens