Die Integration von Daten aus SAP-Systemen in Business-Intelligence-Projekten ist häufig komplex, vor allem, weil der Hersteller eigene Speicherkonzepte und Schnittstellen nutzt. Grundsätzlich sind dabei drei Szenarien zu unterschieden:
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Zugriff auf SAP-ERP-Systeme: Der Hersteller empfiehlt hierfür die von ihm bereitgestellten Schnittstellen und nicht den direkten Zugriff auf die darunter liegende Datenbank des ERP-Systems. Der Zugriff erfolgt über den Applikationsserver, der die komplexe SAP-Logik kapselt und als Intermediär zwischen SAP- und nicht-SAP-Welt dient. Dieser Ansatz hat den Vorteil, dass diese Abstraktionsebene einerseits für Konsistenz der Daten auch bei einem Release-Wechsel des SAP-Systems sorgt. Andererseits stellt der Zugriff auf das ERP mittels einer Standardschnittstelle sicher, dass alle relevanten Daten in Abfragen berücksichtigt werden.
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Datenziel SAP NetWeaver BW: Die mit Datenimport und -transformation verbundenen Prozesse und Objekte müssen Anwender innerhalb von SAP NetWeaver BW modellieren. Als Datenquelle kommen unter anderem das ERP-System, relationale Datenbanken, Textdateien oder auch Web-Services in Frage. Speziell für die Anbindung von SAP-ERP-Systemen stellt SAP NetWeaver BW eigene Extraktoren, vorgefertigte Modelle sowie Berichte (Business Connectoren, Business Content) zur Verfügung. Datenintegrationswerkzeuge von Drittanbietern kommen dann zum Einsatz, wenn die Schnittstellen von SAP BW nicht ausreichen (zum Beispiel bei der Anbindung von Host-Datenbanken) oder falls weitergehende Funktionen eines ETL-Werkzeuges gebraucht werden. So können beispielsweise der Wunsch nach mehr Dokumentation, eine höhere Skalierbarkeit oder die Vermeidung einer individuellen Programmierung der Schnittstellen Motive sein.
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Export der Daten aus SAP NetWeaver BW: Für den Export von Daten aus SAP NetWeaver BW (,das zwischenzeitlich seinen Namen gewechselt hatte,) bietet der Hersteller mit Open Hub eine eigene Schnittstelle an. Sie muss für jede Installation eigens lizenziert werden.
Datenintegration: Werkzeuge von Business Objects oder Konkurrenten?
Zusätzlich holte sich SAP mit der Übernahme des Anbieters von Business-Intelligence-Software Business Objects eine Reihe von Analyse-, Reporting- und Planungs-Frontends sowie Werkzeuge für die Datenintegration in Haus. So verfügt Business Objects beispielsweise mit der Produktlinie für Enterprise Information Management (EIM) über eine Plattform, die Komponenten für die Datenintegration und das Datenqualitäts-Management umfasst (viele Kunden sind von der Produktvielfalt und der künftigen BI-Strategie allerdings irrtiert).
Angesichts der nun entstandenen Produktvielfalt ist für die kommende Zeit zu erwarten, dass der Hersteller SAP NetWeaver BW vorrangig als Integrationslösung für Datenquellen in reinen SAP-Umgebungen positioniert, während für die Datenintegration in heterogenen Systemlandschaften die Business-Objects-Produkte zum Zuge kommen (ferner gibt es zum Beispiel ein neues Produkt für die Datenmigration).
Allerdings bietet nicht nur Business Objects Funktionen für das Daten-Mangement rund um SAP, sondern sieht sich vielmehr auch auf dem deutschen Markt einer großen Konkurrenz gegenüber. Deren Produkte lassen sich grob in Adapter und Datenintegrationswerkzeuge unterteilen. So bieten beispielsweise die Hersteller Cubeware, Microsoft oder Theobald Software eigene Adapter an, um Datenintegrationswerkzeugen den Zugriff auf SAP-Systeme zu ermöglichen.
Kostenpflichtige Konnektoren und Zertifikate für SAP
Handelt es sich hingegen um Datenintegrationswerkzeuge werden in der Regel aufpreispflichtige Konnektoren angeboten. Letztere kommen meist von dem jeweiligen Hersteller und wurden speziell für den Einsatz mit seiner eigenen Datenintegrationskomponente entwickelt. Beispiele hierfür sind das "IBM InfoSphere DataStage Pack for SAP" für den IBM InfoSphere Information Server oder der "SAS Data Surveyor for SAP" für den SAS Data Integration Server.
SAP stellt für solche Adapter und Datenintegrationswerkzeuge ein Zertifikat aus, mit dem die Walldorfer eine gewisse Grundfunktionalität für den Zugriff auf SAP-Systeme bestätigen. Solche Zertifikate müssen allerdings mit jeder SAP-Aktualisierung erneuert werden.
Kann ein Anbieter keine Zertifizierung auf aktuelle Versionen vorweisen, liegt dies entweder an den Kosten für den Zertifizierungsprozess oder aber auch am fehlenden Neugeschäft mit der SAP-Integration. Doch auch wenn gültige Zertifikate bestehen sollten Unternehmen die Leistungsfähigkeit der Werkzeuge immer in der eigenen IT-Umgebung testen.
Fazit - Es muss nicht immer SAP sein
In reinen SAP-Umgebungen reichen die Schnittstellen des SAP NetWeaver BW für die Datenintegration aus SAP-ERP-Systemen aus. Steigt hingegen die Heterogenität der Quellsysteme empfiehlt selbst SAP die Nutzung eines Datenintegrationswerkzeuges. Dieses muss nicht zwingend von Business Objects stammen. Auf jeden Fall aber sollten Unternehmen die Funktionen und Performance von Datenintegrationswerkzeugen mit ihren individuellen Anforderungen vergleichen und bewerten. Dabei sind auch unbedingt lizenzrechtliche Fragen beim Zugriff auf SAP-Systeme in die TCO-Betrachtung einzubeziehen.
Orientierungshilfe kann auch die aktuelle Studie "Data Warehousing und Datenintegration" von BARC geben, in der fünf Datenintegrationswerkzeuge und sieben Data-Warehouse-Plattformen bewertet und verglichen wurden, von denen die meisten Schnittstellen für SAP bieten. Weiterführende Informationen bietet vom 23 bis 24.6 die BARC-Tagung "Business Intelligence mit SAP", die führende Reporting- und Analysewerkzeuge für SAP ERP und SAP BW vorstellt und vergleicht (as).
Übersicht Datenintegrationswerkzeuge
Aufgelistet sind Produkte mit produktspezifischen Adaptern für SAP
Adapter
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Theobald Software, ERP Connect.net, Extract IS, Extract RS.
Anmerkung: Obige Auswahl erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und entspricht den von BARC für die Studie "Data Warehousing und Datenintegration" getesteten Produkten. Tests weiterer Produkte laufen.
Mehr zum Thema Daten-Management und Data Warehousing finden Sie hier.