SAP-Fachkräftemangel

DataVard setzt auf slowakische IT-Profis

03.10.2013 von Hans Königes
Auch so lässt sich der SAP-Fachkräftemangel angehen: Der IT-Dienstleister DataVard beschäftigt die meisten Entwickler an zwei Standorten in der Slowakei und profitiert von einer Kooperation mit den Universitäten vor Ort.

Götz Lessmann, Geschäftsführer und Leiter der Produktentwicklung und Beratung des Heidelberger SAP-Dienstleisters DataVard, ist hochzufrieden mit seinen slowakischen Mitarbeitern: "Sie sind jung, gut ausgebildet und hoch motiviert." Das 1998 gegründete Software- und Beratungshaus hatte bereits im Jahr nach der Gründung eine Niederlassung in Bratislava eröffnet. 2009 kam dann ein weiterer Standort in Banska Bystrica hinzu. Von Anfang an war die Bindung an den osteuropäischen Standort eng: Gesellschafter Branislav Cik ist Slowake. Mittlerweile sind in beiden Niederlassungen 50 Mitarbeiter beschäftigt, das ist mehr als zwei Drittel der Gesamtbelegschaft.

Durch die Uni-Kooperation lernen Studenten die Firma kennen

Durch firmeneigene Veranstaltungen bindet DataVard seine Mitarbeiter an das Unternehmen.
Foto: DataVard

Das Nearshoring-Modell des SAP-Spezialisten hat sich vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels bewährt, bilanziert Lessmann. Der Vorteil liege darin, als mittelständisches Unternehmen gut ausgebildetes Personal zu bekommen. Die IT-Nachwuchskräfte sammelten schon während des Studiums Praxiserfahrungen in ihrem Berufsfeld, beispielsweise als Administratoren oder in der Datenbankprogrammierung. Dadurch bleibe die Einarbeitungszeit kurz, und die Neueinsteiger seien schon nach einem Jahr "auf Kurs". Die Nähe zum deutschen Standort ermögliche einen engen Austausch; außerdem gebe es kulturelle Gemeinsamkeiten, die das Zusammenarbeiten vereinfachten.

DataVard pflegt eine enge Kooperation mit den Fakultäten für Elektrotechnik und Informatik an den Universitäten Bratislava und Banska Bystrica. Beispielsweise bieten Firmenmitarbeiter in der Summer School der Universität Bratislava einen vierwöchigen Intensivkurs in Abap-Programmierung an. Unterm Strich profitieren die Studenten laut DataVard von den praxisnahen Kursen, die ihnen einen Einblick in die SAP-Arbeitswelt verschafften.

Internationale Tätigkeiten und gute Weiterbildungsmöglichkeiten sprechen nach Darstellung des deutschen Geschäftsführers für eine Beschäftigung bei DataVard. Ebenso seien die flachen Hierarchien und der familiäre Umgang für die slowakischen IT-Spezialisten wichtige Argumente. Keine Rolle spielten dagegen mögliche Arbeitsperspektiven in Deutschland. Reizvoller sei indes die Aussicht, weltweit unterwegs zu sein: Die Beratungsprojekte könnten "von Venezuela bis Grönland" überall laufen.

Team-Events fördern die interkulturelle Zusammenarbeit

Im unternehmerischen Alltag unternimmt DataVard einiges, damit die Mitarbeiter bleiben. So gibt es ein langfristig angelegtes Bonusprogramm für Führungskräfte und ein zinsfreies Baudarlehen für alle slowakischen Mitarbeiter. Im Vordergrund des Engagements steht jedoch der interkulturelle Austausch. Die Zusammenarbeit mit den Kollegen in den Niederlassungen in Deutschland und den USA findet meist in englischer Sprache im Netz statt. Das ersetzt jedoch nicht den persönlichen Austausch vor Ort. Um als Team zusammenzuwachsen, bedürfe es gemeinsamer Erlebnisse auch über die Arbeit hinaus.

Zweimal im Jahr organisiert das Unternehmen daher mehrtägige Team-Events. Im Sommer verbringt die gesamte Belegschaft ein verlängertes Wochenende gemeinsam. Im Winter treffen sich die Mitarbeiter in Kleinteams, um zu arbeiten und sich bei gemeinsamen Ski- und Rodelausflügen näher kennenzulernen. Auch die regelmäßige Teilnahme an Marathonläufen in Deutschland und der Slowakei ist Teil der Unternehmenskultur. Für die slowakischen Neueinsteiger organisiert das Unternehmen zudem regelmäßig Deutschkurse, in denen nicht nur die Sprache, sondern auch Kultur und Geschichte Deutschlands vermittelt werden. Wichtig sei zudem die Nähe des Managements zu den Mitarbeitern. So hat Lessmann mittlerweile in Bratislava eine neue Heimat gefunden - und das dauerhaft.

Dass ein solches Nearshoring-Modell Zukunft hat, zeigt auch die Personalentwicklung: Im nächsten Jahr will DataVard in der Slowakei noch einmal 20 Young Professionals einstellen. (hk)

Arbeitgeber
Wer sind die Traumarbeitgeber der europäischen IT-Studenten?
Das Personalmarketing-Institut Trandence befragte 340.000 Studenten von 950 Hochschulen in 24 Ländern.
Auf Platz 2 ist Apple geklettert.
Dank cooler Produkte ist der US-amerikanische IT-Hersteller nicht nur beim IT- und Ingenieursnachwuchs, sondern auch unter den Wirtschaftswissenschaftlern sehr beliebt.
Platz 4: Volkswagen
Die Volkswagen-Gruppe wurde 2012 besonders häufig als Traumarbeitgeber genannt und machte zwei Plätze im Vergleich zu 2011 gut.
Platz 5: BMW
Der bayerische Autobauer überzeugt auch in diesem Jahr IT-Studenten in ganz Europa. Zum zweiten Mal hintereinander auf Platz fünf.
Platz 7: Siemens
Siemens-Chef Peter Löscher kann mit einem erneuten siebten Platz zufrieden sein.
Platz 8: EADS
Der Luft- und Raumfahrtkonzern EADS ( im Bild der Airbus A350) behauptet sich unter den Top Ten.
Platz 9: Intel
Der Us-amerikanische Chip-Hersteller Intel hatte auch 2011 schon den neunten Rang belegt.
Platz 10: GlaxoSmithKline
Neu unter den Top Ten des eurpoäischen IT-Nachwuchses ist GlaxoSmithKline, mit 100.000 Mitarbeitern der sechstgrößte Pharmakonzern der Welt.
Platz 11: Porsche
Die VW-Tochter machte im Vergleich zu 2011 vier Plätze wett.
Platz 12: Bosch
Der weltweit größte Automobilzulieferer, der in mehr als 50 Ländern an knapp 260 Standorten 303.000 Mitarbeiter beschäftigt, wird auch beim IT- und Ingenieursnachwuchs beliebter. Er verbesserte sich um fünf Plätze.
Platz 13: Bayer
Um drei Ränge verbesserte sich der Pharma- und Chemiekonzern Bayer.
Platz 14: Daimler
2011 war der schwäbische Autobauer noch auf Platz zehn zu finden.