Orientierung vom Projekt aufs Produkt

Das Portfolio richtig managen

22.02.2017 von Oliver Laitenberger  
Im Zuge der Digitalisierung stellt sich die Frage, ob seitens des Business in die richtigen Dinge investiert wird und ob aus IT-Sicht die richtigen Lösungen gebaut werden. Ein agiles Portfoliomanagement liefert die Antworten. Hier lesen Sie Tipps zur Vorgehensweise.
  • Unternehmen müssen ihr Portfoliomanagement stärker auf Ergebnisse ausrichten.
  • Agile Verfahren sorgen auch im Portfoliomanagement für mehr Flexibilität.
  • Neben dem Portfoliomanager sollte es in Projekten auch einen Ressourcenmanager geben.

Die Metamorphose von etablierten zu digitalen Geschäftsmodellen konfrontiert viele Verantwortliche mit der Kluft zwischen Strategie und Umsetzung. Die digitale Transformation lässt wenig Raum für die Formulierung neuer Strategien und mehrjähriger Umsetzungsprogramme. Vielmehr liegt der Fokus auf Geschwindigkeit in der Orchestrierung von Agilität, Kundenzentrierung und Technologie. Selbst wenn sich ein Unternehmen bereits auf dem digitalen Pfad bewegt, besteht permanent die Gefahr, dass die falschen Produkte oder zumindest weniger wertvolle für die Kunden oder den Markt entwickelt werden. Ein effektiver Prozess im Portfoliomanagement, der dynamisch Änderungen zu jedem Zeitpunkt zulässt und den Business-Wert in den Vordergrund stellt, hat deshalb großen Einfluss auf Erfolg und Geschwindigkeit der digitalen Transformation.

Eine erfolgreiche digitale Transformation setzt Veränderungen im Portfoliomanagement voraus.
Foto: Montri Nipitvittaya - shutterstock.com

Für die Neuausrichtung des Portfoliomanagements auf die Digitalisierung sind folgende sechs Prinzipien entscheidend:

• Konzentrieren Sie sich auf "Outcome".

• Priorisieren Sie das Veränderungsportfolio nach Business-Wert.

• Balancieren Sie strategische Investitionen, Geschäftsziele und Betriebsfähigkeit aus.

• Zerlegen Sie große, langlaufende Projekte konsequent in Kurzläufer.

• Reduzieren Sie den Work in Progress: Stop starting and start finishing!

• Verlagern Sie die Diskussion von Portfoliopriorisierung auf Staffing.

Auf Ergebnisse konzentrieren

Die erste große Veränderung im Portfoliomanagement ist die konsequente Ausrichtung auf die Bereitstellung von Ergebnissen (Outcome) im Sinne von Produktfunktionalitäten für das Geschäft und die Kunden. Oft arbeiten Projekte viel zu lange an Funktionalitäten, die das Geschäft nicht signifikant weiterbringen oder vom Kunden noch nicht einmal wahrgenommen werden. Einer solchen Entwicklung gilt es entgegenzuwirken.

Bei Investition in eine Produktentwicklung sollte also permanent sichergestellt sein, dass alle beteiligten Stakeholder diese auch konsequent unterstützen. Dazu ist oft eine Abstimmung einer gemeinsamen Vision als Treiber des Erfolgs die erste Aktion nach einer Investitionsentscheidung. Des Weiteren installieren immer mehr Unternehmen einen Outcome Owner, der die Wertgenerierung von Ergebnissen verantwortet und nachhält, neben einem Product Owner, der für Inhalte steht.

So stellen sich in diesem Zusammenhang zum Beispiel die Fragen: Ist es das Ziel, eine neue Lieferplattform zu entwickeln, um Systeme zu konsolidieren und damit IT-Kosten zu senken? Oder geht es primär um Wachstum in einem neuen Kundensegment? Eine hinreichend präzise Definition der gewünschten Ergebnisse bietet die Möglichkeit der Prüfung, ob die Veränderung einen Wertbeitrag für das Geschäft oder die Kunden liefert. Und das nicht nur qualitativ, sondern auch quantitativ sowohl während der Entwicklung als auch danach.

BWL-Wissen für IT-Experten und Startups
IT-Profis und Gründer brauchen CFO-Skills für Projekte
IT-Profis müssen auch ein bisschen CFO oder Controller sein. Zumindest sollten Grunddkenntnisse in Betriebswirtschaftslehre (BWL) zum Rüstzeug eines jeden CIO oder IT-Projektverantwortlichen gehören, wenn mit CFO und Controlling über den Nutzen eines Projekts sowie das Budget verhandelt wird. Gleiches gilt für Gründer und Startups, die zur Finanzierung einer Geschäftsidee Geld von einer Bank benötigen. Hier erklären wir die die wichtigsten Termini im Finanzwesen.
ABC Analyse
Verfahren, um betriebliche Vorgänge zu analysieren und ihre Wichtigkeit in eine Reihenfolge zu bringen.
Balanced Scorecard
Ein Konzept, dass ausgehend von einer Unternehmensvision Ziele, Kennziffern und Maßnahmen verdichtet. Neben der finanzwirtschaftlichen Perspektive (wie Umsatz, Gewinn, Eigenkapitalrendite) werden im Balanced-Scorecard-Ansatz Kunden, Prozesse und Mitarbeiter erfasst. Es werden Zusammenhänge hergestellt und mit Zielen und Kennzahlen beschrieben. Der Ansatz verspricht eine bessere Umsetzung der Strategie in die betriebliche Praxis.
Break even
Eine Analyse, die versucht die Gewinnschwelle zu ermitteln. Dabei wird das Umsatzvolumen ermittelt, bei dessen Überschreitung Geld verdient wird.
Cashflow
Der Cashflow stellt den finanziellen Überschuss einer Periode dar. Meist wird er wie folgt berechnet: Jahresüberschuss + Abschreibungen + Veränderungen der langfristigen Rückstellungen = Cashflow.
Deckungsbeitrag
Auch Bruttogewinn genannt, ist der Deckungsbeitrag die Differenz zwischen erzielten Erlösen und den variablen Kosten. Der Deckungsbeitrag stellt fest, in welchem Umfang ein Produkt zur Deckung der fixen Kosten, also zum Betriebserfolg beiträgt.
EBIT
EBIT bedeutet bereinigter Gewinn. Abkürzung für „Earnings before Interest and Taxes”. Es werden einmalige Aufwendungen ebenso ignoriert wie Zinsen und Steuern, weil alle diese Positionen nicht durch die eigentliche betriebliche Tätigkeit entstanden sind.
Finanzplan
Der Finanzplan berücksichtigt als dynamische Rechnung alle künftigen Ein- und Auszahlungen üblicherweise auf einen Zeitraum der nächsten zwölf Monate. Instrument zur Kontrolle und Steuerung der Zahlungsmittel.
Forecast
Der Forecast ist eine Hochrechnung von Ergebnispositionen im laufenden Geschäftsjahr. Dabei wird von den Ergebnissen der zurückliegenden Monate ausgegangen, die – abgeglichen mit aktuellen Informationen – für das übrige Geschäftsjahr fortgeschrieben werden.
Jahresabschluss
Der Jahresabschluss ist ein gesetzlich vorgeschriebenes Instrument zur Information externer Personen und Institutionen. Er ist nach dem Handelsgesetzbuch und den Grundsätzen ordnungsmäßiger Buchführung (GoB) zum Ende jedes Geschäftsjahres aufzustellen. Der Jahresabschluss besteht aus der Bilanz sowie Gewinn- und Verlustrechnung (GuV).
Return on Investment
Der RoI beschreibt die Verzinsung des eingesetzten Kapitals. Eine Kennzahl, die das erzielte (operative) Ergebnis ins Verhältnis zum dafür eingesetzten Kapital (Investition) setzt. Der RoI kann auch durch Multiplikation der beiden Kennzahlen Umsatzrentabilität (EBIT/Umsatz) und Kapitalumschlaghäufigkeit (Umsatz/Gesamtkapital) berechnet werden.
Variable Kosten
Variable Kosten fallen nur an, wenn produziert wird. So braucht man bei der Produktion von Apfelkompott Äpfel. Ruht die Produktion, braucht man keine Äpfel. Die Äpfel stellen variable Kosten dar. Die Maschinen verursachen Kosten (zum Beispiel Abschreibung, Finanzierung) unabhängig davon, ob Apfelkompott produziert wird. Dies bezeichnet man als Fixkosten.

Um zu verfolgen, ob eine Plattformkonsolidierung tatsächlich stattgefunden hat, ist es besser, das realisierte Kostenpotenzial tatsächlich auch zu messen oder zu verfolgen. Wenn Investitionen nicht den erwarteten Wert liefern, dann sollte die weitere Entwicklung auch konsequent beendet werden. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. In Projektportfolien vieler Unternehmen finden sich leider viel zu viele tote Pferde, die noch weiter geritten werden.

Veränderungsportfolio nach Business-Wert priorisieren

Sobald über das gewünschte Ergebnis oder den Wert einer Veränderung Klarheit erzielt wurde, lassen sich diese priorisieren. Denn meist stehen der Vielzahl an Veränderungswünschen beschränkte Ressourcen gegenüber.

Die Fokussierung auf den Business-Wert macht die Diskussion unabhängiger von politischen Einflüssen, die in vielen Unternehmen das Veränderungsgeschäft oft mitbestimmt. Wenn zum Beispiel zehn Möglichkeiten bestehen, nachhaltig Kosten zu senken, ist es sinnvoll, sich erst einmal auf diejenigen mit dem höchsten Wert zu konzentrieren.

Dabei gilt es sich jedoch zu vergewissern, dass Äpfel nicht mit Birnen verglichen werden. Wenn Kosteneinsparungsmöglichkeiten und neue Wachstumschancen gegeneinander abgewogen werden, gewinnen meist kurzfristige Gewinne gegen langfristige Investitionen - oft zum Schaden des Unternehmens. In der Praxis bedeutet dies, dass Priorisierungskriterien sowohl qualitative als auch quantitative Einflussfaktoren einschließen sollten. Dies stellt sicher, dass nicht durch Überbetonung des Profits ein Innovationsstau entsteht.

Investitionen, Geschäftsziele und Betriebsfähigkeit ausbalancieren

Investitionen sollten sowohl an einer stetigen Wertsteigerung als auch an einer First-Come-First-Serve-Logik ausgerichtet sein. Allerdings sollte das IT- oder Technologiebudget nicht komplett für Ad-hoc-Änderungen ausgegeben werden. Stattdessen ist mit den Geschäftsbereichen ein gemeinsames Verständnis darüber zu erzielen, welche strategischen Investitionen besonders werthaltig sind, welche Geschäftsziele verfolgt werden und welche Kosten für die Aufrechterhaltung der Betriebsfähigkeit erforderlich sind.

Dies verhindert, dass mehr Geld in etwas investiert wird als es überhaupt wert ist. Wer kennt nicht den Fall der Abbildung der letzten Kleinstfunktionalität - oft aus Nettigkeit gegenüber den Fachbereichen, der allerdings überhaupt kein Business-Wert gegenübersteht. Und es schützt davor, dass wichtige, zukünftige Investitionen verhindert werden, aufgrund der lauten und dringenden Forderungen der unmittelbaren geschäftlichen Anforderungen.

Langlaufende Projekte in Kurzläufer zerlegen

In einer wettbewerbsorientierten Wirtschaftslandschaft ist es enorm wichtig, auf Veränderungen flexibel reagieren und sich rasch in eine neue Richtung bewegen zu können. Diese Art von Flexibilität kann zum Beispiel durch die Verwendung von agilen Verfahren erreicht werden, die es Teams ermöglichen, ihre Arbeit in einer iterativen Weise zu erledigen. Am Ende eines jeden Sprints, der oft wenige Wochen dauert, oder Iteration steht ein Ergebnis in Form eines Inkrements, das eigenständig für sich einen Business-Nutzen liefert. Auf Neudeutsch heißt das dann Minimum Viable Product, also ein Produkt mit minimaler Funktionalität, das dem Geschäft dennoch einen Nutzen bietet.

15 Probleme beim Projektmanagement
1. Unklare Arbeitslast
Bryan Fagman vom Anbieter Micro Focus sagt, dass viele Projekte an einem nicht klar umrissenen Arbeitsaufwand scheitern. Schleichen sich hier Unschärfen ein, leidet das ganze Projekt. Im schlimmsten Fall bleibt undefiniert, wann es überhaupt abgeschlossen ist. Fagman mahnt deshalb an, Ziele im Dialog mit den Kunden klar zu benennen.
2. Undefinierte Erwartungen
Alle Beteiligten müssen von Beginn an wissen, welche Anforderungen ein Projekt stellt und welche Erwartungen zu erfüllen sind – sonst droht ein Fiasko. Tim Garcia, CEO des Providers Apptricity, nennt zwei entscheidende Dinge, die alle Team-Mitglieder vorab wissen sollten: was getan wird und wie man weiß, wann das Projekt abgeschlossen ist. „Ohne eine dokumentierte Vereinbarung, die Antworten auf diese beiden Fragen liefert, ist ein Projekt von Anfang an in Gefahr“, sagt Garcia.
3. Fehlende Management-Unterstützung
Die Unterstützung aus der Firmenspitze sollte unbedingt gesichert sein. Befindet man sich dahingehend mit der Chef-Etage nicht in Einklang, mindert das die Erfolgsaussichten beträchtlich, meint Brad Clark vom Provider Daptiv.
4. Methodik nach Schema F
Im Projekt-Management wird gemeinhin mit standardisierten Schlüsselaufgaben und Leistungen gearbeitet. Darin lauert nach Einschätzung von Robert Longley, Consultant beim Beratungshaus Intuaction, aber auch eine Gefahr. Die Standard-Ansätze seien meist auf Projekte einer bestimmten Größe ausgerichtet. Sie passen möglicherweise nicht mehr, wenn man sich an größere Projekte als in der Vergangenheit wagt.
5. Überlastete Mitarbeiter
„Team-Mitglieder sind keine Maschinen“, sagt Dan Schoenbaum, CEO der Projekt-Management-Firma Teambox. Projekte können auch daran scheitern, dass Mitarbeiter mit Arbeit überfrachtet werden. Vermeiden lässt sich das, indem man sich vorab ein klares Bild über die Stärken der Team-Mitglieder macht und auf eine sinnvolle Verteilung der Aufgaben achtet.
6. Ungeteiltes Herrschaftswissen
Projekte leben davon, dass Informationen nicht monopolisiert, sondern miteinander geteilt werden. Das geschieht oft dann nicht, wenn Ergebnisse erst nach langer Anlaufzeit geliefert werden müssen. Tim Garcia von Apptricity rät deshalb dazu, Projekt in kurze Phasen einzuteilen. An deren Ende sollte es jeweils Resultate geben, mit denen das ganze Team weiterarbeiten kann.
7. Unklare Entscheidungsfindung
Im Verlauf eines Projektes sind Änderungen der ursprünglichen Roadmap oft unvermeidbar. Es sollte beim Change Management aber klar dokumentiert werden, wer wann was geändert hat und wie die neue Marschrichtung aussieht.
8. Fehlende Software
Exel-Spreadsheets nötigen Projekt-Manager zu manuellen Korrekturen und führen oft zu Problemen bei der Status-Aktualisierung. Insofern ist es befreiend, mit Project Management Software zu arbeiten, die für automatische Updates sorgt und von lästigen manuellen Berichten entlastet. Dazu rät Brian Ahearne, CEO des Anbieters Evolphin Software.
9. Gefahr des Ausuferns
Change Requests sind alltäglich im Projekt-Leben, aber sie haben leider oft einen unerfreulichen Nebeneffekt: den Hang, Fristen und Budget-Rahmen immer weiter auszudehnen und auf Dauer zu Demotivation und Frust auf allen Seiten zu führen. Um dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten, sind neben klaren Zielvorgaben auch tägliches Monitoring und ein definierter Prozess für gewünschte Veränderungen sinnvoll. Das empfiehlt in jedem Fall Sandeep Anand, der beim Software-Entwicklungshaus Nagarro für Project Governance verantwortlich ist.
10. Nicht "Nein" sagen können
Im Sinne des Unternehmens sei es manchmal nötig, Anfragen abzulehnen, sagt Markus Remark vom Provider TOA Technologies. Gut sei es deshalb zu wissen, wie man "nein" sagt. Am besten habe man für solche Fälle auch gleich eine konstruktive alternative Lösung parat.
11. Mangelnder Zusammenhalt
Projektarbeit ist Team-Arbeit. In der Praxis gerieren sich manche Projekt-Teams aber wie in Eifersüchteleien gefangene Sportmannschaften ohne Erfolg, beobachtet Berater Gordon Veniard. Der Fokus auf das eigentliche Ziel gehe verloren. Stattdessen beschuldigen sich Grüppchen gegenseitig, für Probleme und schlechte Leistungen verantwortlich zu sein. Um das zu verhindern, ist Führung durch den Projekt-Manager gefragt. Und der sollte es verstehen, sein Team mitzunehmen und in Entscheidungen einzubinden. Ohne Kommunikation sei das Desaster programmiert, so Hilary Atkinson vom Provider Force 3.
12. Vergessener Arbeitsalltag
Hilary Atkinson hat nach noch einen weiteren Kommunikationstipp parat: Projekt-Manager sollten nicht vergessen, ihre alltäglichen Aufgaben zu erledigen. Wer als Verantwortlicher keine Meeting-Termine verkündet, Status-Berichte vergisst und E-Mails unbeantwortet lässt, riskiert unnötige Verzögerungen.
13. Zu häufige Meetings
Meetings, in denen der Status Quo besprochen wird, können nerven – vor allem dann, wenn sie zu oft stattfinden oder zu lange dauern. Wichtige Informationen lassen sich durch Collaboration Tools häufig besser an die Team-Mitglieder bringen, meint Liz Pearce, CEO des Providers LiquidPlanner. Ihr Tipps: Meeting auf die Entscheidungsfindung beschränken. In ihrem Unternehmen gebe es lediglich zweimal in der Woche ein Treffen, um neue Aufgaben zu verteilen und Prioritäten zu definieren.
14. Gut genug ist nicht immer gut
Sergio Loewenberg vom IT-Beratungshaus Neoris macht Nachlässigkeiten in der Qualitätssicherung als Problem aus. Es sei günstiger, Fehler zu vermeiden anstatt Geld und Zeit ins Ausmerzen ihrer negativen Folgen stecken zu müssen. Wer auf hohe Qualitäts-Standards achte, vermeide späteres Nacharbeiten und die Gefahr eines schlechten Rufes.
15. Nicht aus Fehlern lernen
Liz Pearce mahnt außerdem an, mit Hilfe entsprechender Tools eine mehrstündige Analyse nach Ende des Projektes durchzuführen. Nur Teams, die sich des ständigen Lernens verschreiben, seien dazu in der Lage, die Fehler der Vergangenheit in der Zukunft zu vermeiden.
15 Fehler beim Projektmanagement
Es gibt unzählige Wege, ein IT-Projekt an die Wand zu fahren. Unsere amerikanische Schwesterpublikation CIO.com hat 15 davon gesammelt – und verrät dankenswerterweise auch, wie man die Probleme beheben kann. Diese Tipps sind in der Bilderstrecke zu finden.

Anstatt also in mehrjährige Projekte zu investieren und dafür das Budget fest zuzuteilen, gilt es die "Supertanker" in kleinere Liefereinheiten aufzubrechen. Der Effekt ist, dass die Risiken von Fehlentwicklungen aufgrund der kürzeren Zeitspanne deutlich reduziert werden. Weiterhin lassen sich Planungen und Vorhersagen für die nächsten Wochen und Monate mit einer höheren Präzision anstellen als für die nächsten Jahre. Wer kann schon absehen, was zwischenzeitlich auf Märkten passiert oder welche Produkte Wettbewerber auf den Markt bringen werden?

Jetzt werden manche sagen, dass ein Zerschneiden oft unmöglich ist. Fakt ist, dass es sicher nicht in 100 Prozent der Fälle geht. Doch wenn 90 Prozent funktionieren, dann ist oft schon ein großer Fortschritt erreicht. Denn die Erfahrung lehrt, dass der Bau von Supertankern weder zeit- noch kostentechnisch gut beherrschbar ist. Wer kennt nicht das Beispiel des Berliner Flughafens? Das alte Prinzip "Teile und herrsche" findet auch in der digitalen Transformation seine Entsprechung.

Work in Progress reduzieren

Oft ist es viel einfacher, ein neues Projekt zu beginnen, als ein laufendes abzuschließen oder sogar eines zu unterbrechen. Der Start eines neuen Projekts zeigt schließlich schon einmal Initiative, insbesondere auf Management-Ebene. "Wir haben ja schon mal damit angefangen" - damit können nervöse Fachbereichsverantwortlich erst einmal beruhigt werden, wenn es mal wieder nicht schnell genug gehen kann. So beginnt ein Teufelskreis, der in einer Art "Verstopfung" des Portfolios endet. Der parallele Beginn vieler Projekte und gegebenenfalls noch die Verteilung der gleichen Ressourcen auf mehrere Projekte sorgen dafür, dass aufgrund von Multitasking und Kontext-Switching für lange Zeit kein Ergebnis (Outcome) mehr erzielt wird. Das System beschäftigt sich quasi mit sich selbst.

Eine der besten Möglichkeiten, um die Arbeit im Gang zu halten und die Lieferung der Ergebnisse zu beschleunigen, besteht deshalb darin, ein funktionsübergreifendes Team auf ein einziges Outcome zu fokussieren und es ohne Ablenkung daran arbeiten zu lassen. Sobald dieses Team seinen Outcome erzielt hat, nimmt es sich entlang der Priorität das nächste vor. Das entspricht im Kern der Kanban-Philosophie.

Die Konzentration der Arbeit auf ein Team macht klar, dass ein Portfolio an der Lieferkapazität ausgerichtet werden muss. Die Engpässe entscheiden dann den Durchsatz. Wenn zehn Teams verfügbar sind, können nur zehn Projekte parallel abgearbeitet werden. Wenn die zehn Teams 50 Projekte bearbeiten, verändern sich die erforderliche Zeit und das Budget nicht linear, sondern exponentiell. Deshalb gilt: Wenn ein Unternehmen ein anderes Vorhaben starten will, müssen die Verantwortlichen warten, bis ein Team ein Projekt beendet hat, oder ein Projekt stoppen. Viele Betriebe haben aber noch nie ein Projekt unterbrochen - insofern ist das eine ganz neue Erfahrung.

Ein darauf ausgerichtetes Portfolio-Management-Verfahren ermöglicht es, sich schnell an Veränderungen anzupassen und durch regelmäßige (Re-)Priorisierung dynamisch zu reagieren. Diese Arbeitsweise ist weitaus flexibler und effizienter als die Aufrechterhaltung einer hochkomplexen, geplanten Folge von Projekten.

Diskussion von Portfoliopriorisierung auf Staffing verlagern

Viele Unternehmen setzen viel Zeit und Energie ein, um ihr Priorisierungsverfahren zu optimieren. Sie verkennen dabei, dass der Zweck nur darin besteht, eine Reihenfolge zwischen Veränderungsvorhaben herzustellen. Sicher gelingt dies anhand von nachvollziehbaren Kriterien in transparenterer Weise besser, als wenn ein Gremium über die Reihenfolge befindet. Am Ende bleibt es jedoch eine Reihenfolge, die von oben nach unten entsprechend der verfügbaren Ressourcen abgearbeitet wird. Meist wird dann doch festgestellt, dass alles in der einen oder anderen Form angegangen werden muss. Anstatt sich also weiter auf die Priorisierung zu stürzen, ist die Optimierung des Ressourcenmanagements und des Staffings sinnvoller.

Der Anspruch im veränderten Portfoliomanagement besteht in einer 100-prozentigen Bereitstellung von Teams. Um parallel den Anspruch einer hohen Geschwindigkeit zu bedienen, müssen auch Teams vorgehalten werden können. Dies hat den Verzicht auf eine 100-prozentige Auslastung zur Konsequenz. Zusätzlich sollte der Pool, aus dem gestafft, wird möglichst groß sein und zentral gesteuert werden, damit man die Auslastung im Auge hat und gegebenenfalls im Zusammenspiel mit der Portfolioplanung neue Projekte anschieben kann. Heißt im Klartext, dass es neben der Rolle des Portfoliomanagers auch den guten alten Einsatzplaner im Sinne von Ressourcenmanager oder Staffing-Manager geben muss. Eine Aufgabe, die heute überwiegend von Führungskräften im mittleren Management wahrgenommen wird. Dies schreit danach, dass die hierfür erforderlichen Governance-Regelungen aufgesetzt oder angepasst werden müssen.

Konsequenzen

Viele Unternehmen besitzen bereits ein Portfoliomanagement zur Planung und Steuerung von Veränderungsvorhaben. Wenn Ihre Organisation jedoch zu geringe oder zu langsame Ergebnisse in der digitalen Transformation generiert, ist die Zeit des Nachdenkens über Veränderungen im Portfoliomanagement reif. Auch hier steckt die Herausforderung nicht in der Konzeption, sondern vielmehr in der Umsetzung der Prinzipien ins Handeln und ins tägliche Doing. Dies erfordert per se eine Veränderung in Governance, Strukturen, Prozessen und Tools und sollte im Sinne "Walk what you talk" den geschilderten Prinzipien genügen.

Die Erfahrung zeigt, dass viele Unternehmen eine Anpassung des Portfoliomanagements von innen heraus nicht leisten können und externe Unterstützung diesen Veränderungsprozess signifikant beschleunigen kann. Im Zuge der Digitalisierung ist eine solche Investition oft mehr als gerechtfertigt, denn es geht um das gelebte Business/IT-Alignment. Aus Business-Sicht wird die Frage beantwortet, ob in die richtigen Dinge investiert wird. Aus IT-Sicht wird die Frage adressiert, ob operativ die richtigen Lösungen gebaut werden. Die Beantwortung dieser beiden wesentlichen Fragen rechtfertigt die Investition in ein agileres Portfoliomanagement. (pg)