Mobile Endgeräte: Die Hardware

Das Leben wird leichter

07.11.2005 von Jan Schulze
Die Hersteller mobiler Hardware sind seit Jahren kreativ: Schneller, leichter, funktionaler - die Entwicklung der Geräte schreitet rasch voran. Besonders Smartphones beflügeln den Markt.

Früher war die mobile Welt noch in Ordnung: Es gab Notebooks, PDAs (Personal Digital Assistants) und Mobiltelefone. Inzwischen sind die Grenzen deutlich unschärfer geworden, die verschiedenen Ursprungskonzepte vermischen sich zu neuen Gerätearten. Neben PDAs und Handys buhlen Smartphones oder Tablet PCs um die Gunst der Anwender. Dabei zielen die meisten Neuerungen auf den Unternehmenskunden ab.

Und das mit teilweise großem Erfolg. So sind zum Beispiel die Smartphones auf dem besten Weg, die klassischen PDAs in ein Nischendasein zu drängen. Bei den Smartphones handelt es sich um Geräte, die PDA und Mobiltelefon in sich vereinen. Je nach Hersteller und Modell unterscheidet sich der Funktionsschwerpunkt: Mal handelt es sich bei Smartphones eher um PDAs, die um Telefoniefunktionen erweitert wurden, mal um Telefone, in die PDA-Merkmale integriert wurden. Laut dem britischen Marktforschungsunternehmen Canalys konnten die Smartphones im zweiten Quartal 2005 weltweit einen Zuwachs von 186 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum erzielen. Klassische Handhelds dagegen mussten einen Rückgang um 14 Prozent hinnehmen.

Im Gegensatz dazu tun sich die Tablet PCs schwer, einen nennenswerten Anteil vom stetig wachsenden Notebook-Kuchen zu ergattern. So erwarten zum Beispiel die Marktforscher der Hewson Group, dass die Tablets im laufenden Jahr weltweit gerade einmal für zwei Prozent aller Notebook-Verkäufe verantwortlich zeichnen.

Mobiles für Pinguine

Für Freunde der Open-Source-Betriebssystems Linux ist der PDA- und Smartphone-Markt enttäuschend. Aktuell gibt es keinen namhaften Hersteller, der Geräte auf Linux-Basis anbietet. Das soll sich jedoch nach dem Willen des Open Source Development Labs (ODSL) ändern. Gemeinsam mit dem Handy-Hersteller Motorola, dem Linux-Anbieter Monta Vista, Palmsource und anderen Partnern wurde die "Mobile Linux Initiative" gestartet. Wann erste Ergebnisse und vor allem erste Geräte greifbar sind, bleibt jedoch abzuwarten. Zunächst einmal möchte die Initiative die Anforderungen definieren, die Linux für Smartphones erfüllen muss. Der Weg zu einer funktionalen Linux-Distribution scheint also noch recht lang zu sein.

Die Marktsituation spiegelt sich auch in der Geräteinnovation wider. Bei PDAs ist in jüngster Zeit nur wenig Innovatives auszumachen. Zwar bringen die Anbieter auch hier immer leichtere und leistungsfähigere Handhelds auf den Markt, große Sprünge werden hier jedoch nicht gemacht. Der Smartphone-Bereich dagegen bringt aus der Not heraus fortlaufend neue Geräte und interessante Konzepte. Denn das Grundproblem der Telefon-PDAs ist nicht einfach zu lösen: Ein PDA braucht ein großes Display und je nach Arbeitsweise eine bequem bedienbare Tastatur. Ein Telefon dagegen soll klein und leicht sein. So entsteht eine große Gerätevielfalt bei allen Anbietern, die heute für jeden Bedarf passende Smartphones bereithalten.

Allen voran der Marktführer Nokia: Zwischen Mobiltelefonen, denen man die PDA-Funktionen kaum ansieht, und komplexen Geräten mit Tastaturen und Joystick-artigen Eingabemöglichkeiten bieten die Finnen ein breites Portfolio auf Basis des Betriebssystems "Symbian". Aktuell will Nokia vor allem mit drei Geräten die Geschäftskunden locken: E60, E61 und E70. Die Neuen unterscheiden sich grundsätzlich in ihrer Bauform. Während das E60 in puncto Optik und Bedienung ein herkömmliches Mobiltelefon ist, dessen PDA-Funktionen nicht ins Auge springen, macht das E61 mit seiner Tastatur und dem großen Display den "Blackberry"-Geräten des kanadischen Herstellers Research in Motion (RIM) Konkurrenz. Einen Mittelweg beschreitet das E70: Zusammengeklappt kommt es der Riegelform eines normalen Handys sehr nahe, aufgeklappt bietet es eine komplette Tastatur und ein Display mit 352 x 416 Pixel.

Allen drei Geräten gemein sind die bereitgestellten Funktionen: UMTS und WLAN, Voice-over-IP-Vorbereitung, E-Mail und Internet sowie Anzeigen und Bearbeiten der meisten Office-Dokumente sind bei allen Modellen der E-Serie möglich. Auch die am weitesten verbreiteten E-Mail-Push-Dienste wie Blackberry werden unterstützt. Auf eine Kamera, die in vielen Unternehmen ohnehin verboten ist, hat Nokia beim E60 und E61 verzichtet. Die Smartphones werden ab dem ersten Quartal 2006 in den Handel kommen und laut Hersteller zwischen 350 und 450 Euro kosten.

Ebenfalls Anfang kommenden Jahres wird auch Sony-Ericsson ein neues Symbian-Smartphone auf den Markt bringen. Das P990i ist durch seine Wähltastatur eher Handy als PDA. Allerdings besitzt es unter diesem aufklappbaren Tastenfeld eine erweiterte Tastatur, um Texteingaben zu erleichtern. Es unterstützt UMTS und WLAN, zudem können E-Mail-Push-Dienste genutzt werden. Eine Kamera mit zwei Megapixeln Auflösung für Fotos und Videotelefonie rundet die Ausstattung ab. Einen Preis wollte das Unternehmen bislang nicht nennen.

Neben Symbian-Geräten haben sich vor allem Smartphones auf Basis von Microsofts "Windows Mobile" am Markt etabliert. Diese bringen von Haus aus umfassende Tools zur Arbeit mit Office-Dokumenten mit und können teilweise auch mit beeindruckenden Multimedia-Fähigkeiten aufwarten. Hier ist besonders der taiwanesische Hersteller HTC aktiv, der unter anderem die MDA-Geräte für T-Mobile und die im Wesentlichen baugleichen XDAs von O2 fertigt. Neuester Spross dieser Familie ist der seit September von T-Mobile vertriebene "MDA Pro". Er basiert auf der aktuellen Version 5 von Windows Mobile. Im Vergleich zu seinen Vorgängern ist dieser schwerer und größer - und schon fast ein kleines Notebook: Das Display dient als Deckel und kann wie bei einem Notebook aufgeklappt werden.

In dieser Position lässt sich nun der Bildschirm um die eigene Achse drehen und wieder zuklappen, wodurch sich dann das Telefon als klassischer PDA mit Stiftbedienung präsentiert. Natürlich unterstützt auch der MDA Pro UMTS und WLAN. Das große Display und die fast schon vollwertige Tastatur fordern ihren Tribut: Mit knapp 290 Gramm ist der MDA sowohl für einen PDA als auch für ein Mobiltelefon recht schwer. Die ausgeklügelte Mechanik und die ungewöhnliche Ausstattung spiegeln sich im Preis wider: Ohne Vertrag kostet er fast 900 Euro und liegt damit schon fast im Bereich eines Einsteiger-Notebooks.

Näher am Handy ist das Gerät, das O2 seit Oktober unter der Bezeichnung "XDA mini S" vertreibt. Es beherrscht zwar noch kein UMTS, WLAN ist jedoch verfügbar. Auch der XDA mini S wird mit Windows Mobile 5 ausgeliefert und bietet so vollständige PDA-Funktionalität. Sein Konstruktionsprinzip: Die Tastatur lässt sich zur Seite rausschieben, die PDA-Funktionen können dann im Querformat genutzt werden. Dieses Konzept eignet sich zwar nicht so gut zum komfortablen Schreiben wie das des MDA Pro, erlaubt aber einen leichteren und kleineren Formfaktor. Der XDA mini S kommt auf 160 Gramm und liegt damit im Bereich der heute üblichen PDAs. Der Preis ohne Vertrag liegt laut O2 bei 600 Euro.

Palm geht fremd

Palm, der Pionier im Handheld-Bereich und große Gegenspieler Microsofts, scheint sich von seinem hauseigenen Betriebssystem "PalmOS" teilweise abzuwenden. Gerüchte, die bereits seit einiger Zeit kursierten, wurden im September von Palm und Microsoft bestätigt: Im kommenden Jahr wird erstmals ein Treo-Smartphone von Palm mit Windows Mobile verfügbar sein. Zunächst wird dieses Produkt jedoch nur in den USA beim Mobilfunkanbieter Verizon Wireless erhältlich sein. Laut Palm-CEO Ed Colligan werde sich der Hersteller mit diesem Schritt nicht von PalmOS verabschieden.

Ein grundlegendes Problem mobiler Peripherie ist seit Jahren die Stromversorgung. Während Tastaturen, Barcode-Scanner oder Headsets mit wenig Energie auskommen, lassen sich andere Geräte wie zum Beispiel Drucker kaum mit Batterien betreiben. Zwar gibt es entsprechende Produkte am Markt, die mit Akkus arbeiten, so etwa den schon ein wenig betagten "PocketJet" von Pentax. Doch konnten sie sich nicht auf breiter Front durchsetzen, da den Akkus schnell die Power ausging. Auch das meist eingesetzte Thermodruckverfahren und das bauartbedingt schwache Druckbild machten aus diesen Geräten Nischenprodukte. Einen neuen Anlauf nimmt Hewlett-Packard mit der Serie "Deskjet 460". Die Farb-Tintenstrahldrucker sind je nach Modell mit Bluetooth und WLAN ausgestattet oder können mittels eines CF-Kartensteckplatzes nachgerüstet werden. Eine Ladung des Lithium-Ionen-Akkus soll laut Hersteller für bis zu 450 Ausdrucke reichen. Konzipiert sind die Drucker für ein monatliches Druckvolumen von 500 Seiten. Die Geräte sind nicht nur für den Druck von Geschäftsunterlagen wie Auftragsbestätigungen vor Ort geeignet, sondern können auch Bilder direkt von einem Fotohandy oder von der Speicherkarte einer Digitalkamera ausdrucken. Die Preise liegen je nach Modell und Händler zwischen 205 und 350 Euro.

Die immer leistungsfähigeren Akkus sowie die konstante Verkleinerung der Technologien eröffnen im Bereich der mobilen Peripherie noch viele Möglichkeiten. Eingabegeräte wie Tastaturen und Barcode-Scanner, Visitenkarten-Scanner oder Drucker erlauben in vielen Geschäftszenarien ganz neue Arbeitsabläufe. Alllerdings ist die "Eier legende Wollmilchsau" nicht in Sicht: Auch das leistungsfähigste Mobiltelefon bleibt ein Telefon. Hinsichtlich Größe und Gewicht - und damit Bedienkomfort und Ausstattung - gibt die Grundfunktion Beschränkungen vor.

Jan Schulze ist freier Journalist in Erding bei München.