iPhone 3G

Das kann das neue Apple-Handy

14.07.2008 von Sebastian Hirsch
Mit dem iPhone 3G liefert Apple von Anwendern in der ersten Version vermisste Features wie UMTS und GPS nach. Die Kollegen von der "Macwelt" haben das Gerät in einem ersten Test auf Leib und Nieren geprüft.

Während sich die ersten Käufer in Asien praktisch "blind" auf das neue Gadget stürzen, stellen sich hier viele die Frage, wie schnell denn nun das neue iPhone wirklich ist. Lohnt sich der Kauf und die damit verbundenen Vertragskosten? Ist es sinnvoll, von der ersten Variante mit EDGE auf das UMTS-Gerät umzusteigen? Fragen, die nur ein Praxistest wirklich beantworten kann.

Auch die COMPUTERWOCHE hat bereits ein iPhone 3G zum Testen erhalten. Unsere und anderer Leute Erfahrungen mit der zweiten iPhone-Generation können Sie in unserem Blog "Dem iPhone auf den Zahn gefühlt" nachlesen.

Um die Geschwindigkeit gegenüber dem "alten" iPhone zu testen, rufen wir verschiedene Webseiten auf, die der Macwelt, der New York Times und des Spiegel. Aus jeweils drei Aufrufen bilden wir anschließend den Mittelwert. Unsere Ergebnisse sind eindeutig: Während wir über WLAN die höchste Geschwindigkeit mit 13, 16 und 19 Sekunden erreichen, benötigen wir über die EDGE-Verbindung mit dem ersten iPhone 29, 30 und 43 Sekunden. Das neue iPhone 3G bewältigt unseren Test in sagenhaften 15, 17 und 23 Sekunden und ist damit also etwa doppelt so schnell wie EDGE und von WLAN nicht weit entfernt.

Hier zeigt sich, dass Apple einen guten Job gemacht hat und es schafft, auch beim Surfen im Internet die Geschwindigkeit des schnelleren UMTS-Netzen wirklich zu nutzen. Eine Einschränkung besteht aber nach wie vor: Hierzulande tun sich bei der Netzabdeckung noch große Lücken auf. Auf dem Lande ist man auch mit einem UMTS-Telefon schnell wieder bei EDGE, wenn nicht sogar bei GPRS angelangt. Lediglich in Ballungsräumen kann man darauf setzen, tatsächlich mit UMTS und dem schnellen HSDAP-Protokoll surfen zu können.

Präzise navigieren

Auch die zweite große Neuerung des iPhone 3G unterziehen wir einem Praxistest: Apple stattet das iPhone ab sofort mit einem GPS-Empfänger aus. Vorausgesetzt, das Signal der Satelliten ist empfangbar, lässt sich damit der Standort bis auf wenige Meter genau bestimmen - ein Riesenvorteil gegenüber dem bislang verwendeten System, das WLAN-Netze und Funkmasten zur Ortsbestimmung verwendet und in den meisten Fällen praktisch unbrauchbar ist.

Punktgenau: Dank GPS-Modul lässt sich der Standort mit dem iPhone auf wenige Meter genau bestimmen.

In unserem Test in München funktioniert das hervorragend. In drei Stufen ermitelt das iPhone 3G den Standort. Erst wird der Bereich eingekreist per Ortung der Funkmasten, danach verwendet das iPhone WLAN-Netze in der Nähe und zuletzt bestimmt es die Position bis auf wenige Meter genau per Satellitenortung. Das klappt teilweise sogar in geschlossenen Räumen, ein Zeichen dafür, dass die Antennen des iPhone sehr empfindlich sind. Zudem kann man mit dem neuen iPhone 3G mitverfolgen, in welche Richtung man sich bewegt. Der blaue Punkt auf der Karte bewegt sich auch im Auto in Echtzeit mit. Ein echtes Navigationsgerät ist das iPhone damit allerdings noch nicht - denn noch fehlt die Möglichkeit, sich Routen per Sprache ansagen zu lassen. Hier sind Dritthersteller gefragt, die sich, wie der Hersteller Tom Tom, bereits für eine iPhone-Lösung interessieren.

Neues Design

Wenig geändert hat Apple beim Design: Außer einem schwarzen oder weißen Kunststoffrücken und dünneren Seiten gleicht das iPhone 3G exakt seinem Vorgänger - selbst die wenigen Knöpfe hat Apple an der gleichen Stelle belassen. Der Kopfhöreranschluss ist nicht mehr versenkt und nimmt so Standardstecker auf. Auf einen Adapter kann man zukünftig also verzichten. Dank der neuen Form wird man sein iPhone-Dock nicht weiter verwenden können. Weiterer Nachteil: Dem iPhone 3G liegt auch kein Dock mehr bei, so dass man, so man eines benötigt, noch einmal 49 Euro berappen muss. Standard-Docks, auch das Universal Dock von Apple, lassen sich aber weiter einsetzen. Radikal neu ist das Design des Netzteils, das man immer noch mit dem iPhone erhält: Es ist wesentlich kleiner und passt so in jedes Handgepäck. Nach wie vor lässt sich das iPhone aber auch an jedem iPod-Ladegerät und am USB-Anschluss laden.

Kamera mit Geo-Informationen

Bei der Kamera hat Apple alles beim alten belassen, Fotos werden immer noch mit 2 Megapixeln aufgenommen, Video gibt es nicht. Eingebaut hat Apple immerhin die automatische Verknüpfung von Fotos mit Geotagging-Informationen. Diese werden in den Exif-Daten gespeichert, so dass man jederzeit nachsehen kann, wo ein Foto gemacht wurde.

Neues System, neue Software

Schon bei der Auslieferung an Bord ist die neue iPhone-Systemsoftware 2.0, die nicht nur mehr Sicherheit und Einbindung in Firmennetze ermöglicht, sondern vor allem das iPhone für Software von Drittherstellern fit macht. Die gute Nachricht für alle, die schon ein iPhone haben: Die neue Software gibt es auch für Geräte der ersten Generation.

Fazit

Mit der Einführung von UMTS und GPS wertet Apple das iPhone deutlich auf. Dank Apples guter UMTS-Implementierung gelingen Seitenaufrufe und Mail-Downloads wesentlich schneller. Und auch die GPS-Funktion kann sich sehen lassen: Sie zeigt schnell und präzise, wo man sich gerade befindet. Ob beide Funktionen einen Umstieg auf das 3G-Modell rechtfertigen, muss jeder selbst für sich entscheiden. Denn abgesehen davon erhält man die neue Systemsoftware und Programme von Drittherstellern auch am iPhone 2G.

Dieser Artikel stammt von der COMPUTERWOCHE-Schwester-Redaktion Macwelt.