Mobiles Büro für Verkaufsleiter

Das iPad bei Lidl

30.04.2012 von Karin Quack
Ein Tablet-PC im Backend? - Da sieht ihn ja der Kunde gar nicht! Der Handelskonzern hat sich trotzdem entschlossen, seine Verkaufsleiter mit iPads auszurüsten - zum einen, weil der Job dadurch attraktiver wird, zum anderen, weil sich die Prozesse dadurch erheblich vereinfachen lassen.
Bislang war der Verkaufsleiter auf diverse Aktenordner angewiesen.
Foto: Joachim Wendler

Die Anforderung kam aus dem Lidl-Geschäftsbereich Vertrieb. Dem war es schon länger ein Dorn im Auge, dass die Verkaufsleiter einen Großteil ihrer Arbeitszeit mit administrativen Tätigkeiten beschäftigt waren. Denn immerhin handelt es sich dabei um eine "typische Einstiegsposition für Hochschulabgänger", wie Britta Schulze, Leiterin Personalmarketing bei Lidl Deutschland, erläutert. Nach dem Studium absolvieren die Berufsneulinge ein neunmonatiges Trainee-Programm, währenddessen sie das Geschäft von der Pike auf lernen - inclusive Kassieren und Einräumen. Danach sind sie für jeweils fünf bis sechs Filialen mit 80 bis 100 Mitarbeitern zuständig.

Der Verkaufsleiter trägt Verantwortung für die Umsetzung des Filialkonzepts, das zwar in großen Zügen zentral vorgegeben ist, aber doch spezifisch angepasst werden muss. Außerdem muss er für seine Kennzahlen gerade stehen. Laut Schulze ist er eigentlich ständig unterwegs: "Das ist kein Büro-Job." Es gehe wesentlich darum, den Kontakt zu den Mitarbeitern in den Filialen zu pflegen, Fehlentwicklungen zu erkennen und zu korrigieren sowie Anregungen zu geben und zu schulen - mit einem Wort: das Geschäft der jeweiligen Filialen zu steuern.

Praktische Helfer fürs iPad
GoToMeeting
GoToMeeting, die Webkonferenzlösung von Citrix.
GoToMeeting
Die App ist kostenlos, setzt aber eine entsprechende Umgebung voraus.
DropBox
Dropbox erlaubt den Abgleich von Dateien über verschiedene Geräte
DropBox
Die App ist kostenlos
Cortado Workplace
Cortado Workplace bringt den Netzwerkdruck auf das iPad
Cortado Workplace
Die App ist kostenlos
Dragon Dictation
Mit der App von Nuance kann man dem iPad Texte diktieren.
Dragon Dictation
Die App ist kostenlos
Lync
Microsoft bringt die Lync-Umgebung aufs iPad
Lync
Die App ist kostenlos, setzt aber eine entsprechende Lync-Umgebung voraus.

Dabei muss sich der Verkaufsleiter weitgehend selbst organisieren. Um seine Aufgaben zu erfüllen, war er in der Vergangenheit auf einen ganzen Satz von Aktenordnern angewiesen: zum Warengeschäft, zu den Kennzahlen, zu den Schulungen etc. Bei seinen Rundgängen durch die Filialen führte er ein Klemmbrett mit sich, auf denen er die wichtigsten Informationen nachschlug und korrigierte.

Projektsteckbrief

  • Projektname: Lidl Mobile Office, kurz: Limo;

  • Branche: Handel;

  • Projektkategorie: Mobiler Arbeitsplatz für zunächst etwa 800 Verkaufsleiter in Deutschland sowie deren Vorgesetzte;

  • Kernprodukte: Apple iPad, Device-Management mit Mobile Iron;

  • Systemumgebung: Zugriff auf das Data-Warehouse von Microstrategy;

  • Aufwand: für den deutschen Rollout inclusive Hardware, Schulung und Entwicklung unter zwei Millionen Euro; ins Projekt involviert je nach Phase fünf bis zehn interne Mitarbeiter aus Fachbereich, (IT-) Consulting und Informationstechnik;

  • Herausforderungen: neue Technologie, die noch nicht wirklich Business-tauglich war.

  • Ergebnis: Zeitersparnis für die Verkaufsleiter; attraktiver Arbeitsplatz;

  • Zeitrahmen: Projektstart im Herbst 2010; Rollout in Deutschland bis Herbst 2012; danach europaweit;

  • Anbieter/Dienstleister: Apple und Excelsis, Stuttgart

  • Ansprechpartner: Projektleiter Mirko Saul und Leiter Vertriebsorganisation Dirk Fust sowie Personal-Marketing-Leiterin Britta Schulze.

Die iPad-Alternativen

Die Projektverantwortlichen: IT-Experte Mirko Saul (links)und Vertriebs-Manager Dirk Fust
Foto: Joachim Wendler

Die Abstimmung mit der Regionalgesellschaft und der Zentrale erfolgte häufig auf dem Papierweg, entweder in Form von Ausdrucken oder via Fax. Teilweise wurde Informationen auch über die Mobiltelefone übermittelt. Aufgrund der Medienvielfalt war dieses Verfahren fehleranfällig und führte dazu, dass benötigte Informationen bisweilen gar nicht oder aber in nicht aktueller Form vorlagen.

Der Lidl-Vertrieb definierte deshalb gemeinsam mit der IT einen Prozess, der den Verkaufsleitern die Informationsbeschaffung und -weitergabe erleichtern würde. Das Endgerät war allerdings problematisch. Zwar gab es in jeder Filiale einen PC, aber den hätte sich der Verkaufs- mit dem Filialleiter teilen müssen. Die gängigen Laptops hatten zuviel Gewicht, brauchten zu lange, um hochzufahren, hatten zu geringe Akkulaufzeiten und waren insgesamt zu schwer bedienbar.

Aus diesem Grund wurden die ITler bei Lidl schon früh auf die neuen Tablet-PCs aufmerksam. Insbesondere das erste Ipad hatte es ihnen gleich angetan, mehr noch das Nachfolgemodell Ipad2. "Das war das Gerät, das wir brauchten", erinnert sich Mirko Saul, Projektleiter Limo Lidl International.

Ob er sich auch andere Tablets angesehen habe? Ja, sicher, beteuert der Projektleiter. Es hätten jedoch einige wichtige Punkte für Apple gesprochen. Dazu zähle die "einheitliche Plattform"; vor allem ihretwegen liege das Apple-System IOS in Sachen Business-Tauglichkeit deutlich vor dem Konkurrenzprodukt Android, das für jeden Hardwareanbieter ein wenig anders konfiguriert werde. Beispielsweise komme Apple mit Betriebssystem-Updates häufiger heraus als die Mitbewerber, weil die Software ja nicht erst vom Entwickler über die Gerätehersteller verteilt werden müsse. Ein anderer Pluspunkt der iPad-Technologie sei die Abwärtskompatibilität, die Apple "zumindest für eine gewisse Zeit" garantiere.

Auch das von Apple verfolgte "Sandbox"-Prinzip für den iPad zählt Saul zu den Pluspunkten. Denn es schirmt das Gerät gegen böswilliges Eindringen über ungesicherte Verbindungen ab. Bei all dem Lob hat der Projektleiter allerdings auch ein paar kritische Anmerkungen. Gewisse Parameter des Geräts ließen sich nicht zentral steuern, bemängelt er. Beispielsweise könne Lidl nicht ohne Weiteres verhindern, dass der User ein zusätzliches WLAN installiere. Das erfordere also einen Workaround. "Es gibt immer einen Weg, die Probleme zu lösen", meint Saul augenzwinkernd.

Die Komponenten der Lösung

Das Projekt "Lidl Mobile Office" (Limo) wurde im Herbst 2010 auf den Weg gebracht. Mitte 2011 stand ein Pilot zur Verfügung, den eine Gruppe von Verkaufsleitern im Raum Freiburg einem Praxistest unterzog. Nach dem Feinschliff nahm im November desselben Jahres der Rollout in der Breite seinen Lauf. Mittlerweile ist er in vollem Gang. Etwa 300 Geräte seien bereits Im Einsatz, so Dirk Fust, Leiter des Geschäftsbereichs Vertriebsorganisation bei Lidl Deutschland.

Bis zum Herbst 2012 sollen rund 800 Verkaufsleiter, alle ihnen vorgesetzten Vertriebsleiter und die Geschäftsführer der 37 Vertriebs-GmbHs mit iPads ausgerüstet sein. Dann steht der internationale Rollout an: Innerhalb der kommenden zwei Jahre werden laut Plan zusätzliche 3000 Geräte in den europäischen Lidl-Niederlassungen ausgerollt.

Heute hat der Verkaufsleiter alle Informationen auf dem Tablet.
Foto: Joachim Wendler

Die Limo-Lösung umfasst zwei Komponenten: zum einen die mobile Informationsteilung ("VL mobil"). Die hat sich Lidl nach eigenen Vorgaben von dem auf Business-Apps spezialisierten Dienstleister Excelsis Business Technology AG aus Stuttgart entwickeln lassen. Diese Anwendung nutzen die Verkaufsleiter beispielsweise, um den Warenaufbau in den Filialen zu checken. Auf dem Tablet können sie sich die Verkaufsflächen-Planung anzeigen lassen und mit dem vorgefundenen Aufbau abgleichen, um eventuell Korrekturen vorzunehmen.

Bei den damit verbundenen Entscheidungen hilft ihnen die andere Softwarekomponente: Das "Cockpit" eröffnet den Zugriff auf das Date-Warehouse, wo die Abverkaufsdaten zentral und auf vortagesaktuellem Stand gespeichert sind. Aus vordefinierten Berichten kann sich der Verkaufsleiter die für ihn relevanten Kennzahlen herauszuziehen - bis hinunter auf die Artikelebene, für jede einzelne Filiale sowie bei Bedarf auf für denselben Zeitraum des Vorjahres. Auf dieser Grundlage passt er dann gegebenenfalls die Verkaufsflächenplanung an.

Günstige Tablets im Vergleichstest
Platz 1: Acer Iconia A 100
<b>Top:</b> Das Acer Iconia A100 ist mit knapp 300 Euro das teuerste Produkt im alaTest- Vergleich. Doch gerade in Punkto Preis-Leistungsverhälnis kann das Tablet im Vergleich zu der deutlich teureren Konkurrenz im Hochpreissegment überzeugen. Punkten kann das Tablet vor allem mit einem guten mobilen GPS-Empfang sowie einem handlichen Design für unterwegs. Die Farbtiefe des 7-Zoll Touch-Screens schneidet bei den Tests sehr gut ab und stellt Inhalte und Bilder brillant dar. Die Kamera hat für die niedrige Preisklasse eine recht gute Aufnahmequalität. Das Herz bildet ein Tegra-2-Prozessor von Nvidia mit einer maximalen Taktrate von bis zu 1000 MHz. Micro-USB und Micro-SD Anschluss bieten wichtige Schnittstellen für den Alltag. <br /><br /> <b>Flop:</b> Die Experten und Nutzer kritisieren vor allem die mangelnde Verarbeitungsqualität, bei der ausschließlich Kunststoff verwendet wurde. Fingerabdrücke sieht man sehr schnell und das Material wirkt nicht sehr hochwertig. Durch eine schwache Akkulaufzeit des Acer Iconia A100 verliert der Vergleichssieger wichtige Punkte im Anschluss zur oberen Preisklasse. Bei starker Sonneneinstrahlung oder hellen Räumen reflektiert das Display sehr intensiv.
Platz 2: Archos 7 Home Tablet
<b>Top:</b> Das Archos 7 Home Tablet ist mit 147 Euro im Vergleichstest das günstigste Gerät und landet bei alaTest auf Platz zwei der Tablets bis 300 Euro. Das Gerät ist bereits seit Mai 2010 auf dem deutschen Markt erhältlich und hat ein ansprechendes Design. Die Experten und Nutzer heben vor allem das brillante und farbenfrohe 7-Zoll Display positiv hervor, welches kaum spiegelt. Auch die Verarbeitungsqualität ist im Verhältnis sehr gut. Die Akkulaufzeit reicht für ein mehrstündiges Filmvergnügen. <br /><br /> <b>Flop:</b> Das Archos 7 verfügt über einen W-LAN Anschluss, jedoch nicht über eine mobile UMTS-Verbindung. Ein Lagesensor wie bei einem IPad ist nicht vorhanden und der Betrachtungswinkel bleibt damit das ausschließlich das Querformat. Adobe Flash, Bluetooth und GPS wird von dem Gerät nicht unterstützt.<br /> alaTest liegen verlässliche Testberichte der ersten Version des Tablets vor. Der Hersteller Archos veröffentlichte auf der diesjährigen CEBIT das Archos 7 v2, welches mit aktuellerer Android-Software (Eclaire 2.1) und HD-Wiedergabe punktet. Dennoch werden noch nicht die für Tablets optimierten Android-Versionen Gingerbread oder Honeycomb verwendet.
Platz 3: Archos 70
<b>Top:</b> Der französische Konzern Archos landet mit dem Archos 70 auf Platz drei der Vergleichsliste und bietet ein gutes Leistungsverhältnis in der Preisklasse. Das Design und die einfache Bedienung erfreuen Experten und Nutzer bei alaTest. Auch der Bildschirm punktet mit einer ausreichenden Auflösung von 800 x 480 Pixeln. Das System stellt Adobe Flash und alle gängigen Videoformate ohne Probleme dar. Mobile Nutzer finden das geringe Gewicht (300 Gramm) des Archos 70 sehr gut. Eine USB-Schnittstelle und die Speichererweiterung über einen SD-Slot schaffen Platz für Filme und Musik. <br /><br /> <b>Flop:</b> Auch das Archos 70 verfügt über kein UMTS- und GPS-Modul. Die Akkulaufzeit befindet sich im leistungstechnischen Mittelfeld, lässt jedoch nicht viel Raum für langes surfen oder Spielfilme. Der eigene Archos App-Store ist im Vergleich mit seinen Angeboten sehr beschränkt.
Platz 4: Viewsonic Viewpad 7
<b>Top:</b> Nur einen Punkt von Platz drei entfernt, befindet sich das Viewsonic Viewpad 7 und ist damit der härteste Mitbewerber des Archos 70. Für rund 200 Euro ist das Gerät im Vergleich zur angebotenen Leistung durchaus empfehlenswert. Punkten können vor allem die einfache Bedienbarkeit/Systemstabilität und eine hochwertige Verarbeitung. Besonders das Gehäuse hinterlässt bei den alaTest Experten und Nutzern einen wertigen Eindruck. Zudem ist es möglich das Gerät als vollwertiges Telefon zu benutzen. Das Tablet ist für mobile Einsätze durch ein geringes Gewicht durchaus geeignet. <br /><br /> <b>Flop:</b> Trotz guter Verarbeitung ist die Rückseite sehr anfällig für Fingerabdrücke. Das Viewsonic Viewpad 7 liegt mit seiner Größe zwischen Smartphone und Tablet und ist für manche Nutzer entweder zu klein oder zu groß. Die Kamera besitzt keinen Blitz und hat eine hohe Reaktionszeit mit mäßiger Bildqualität. Auch die Qualität der Frontkamera ist im Schnitt eher schlecht.
Platz 5: Toshiba Folio 100
<b>Top:</b> Auch Toshiba wagt sich auf dem Markt der günstigen Tablets und erleidet mit dem letzten Platz Schiffbruch. Dennoch erhält das Toshiba Folio 100 immer noch die Gesamtnote gut und überzeugt durch zahlreiche Schnittstellen und eine verhältnismäßig gute Akkulaufzeit mit bis zu 8 Stunden. Die Verarbeitung ist ausreichend, jedoch nicht mit dem Viewsonic Viewpad 7 vergleichbar. Ein schneller Browser macht das Surfen zum Erlebnis und wertet das Gerät auf. <br /><br /> <b>Flop:</b> Der Preis ist am Markt von 400 Euro auf 200 Euro gesunken. Eine Preisanpassung, die man im Vergleich zur Leistung jedoch nachvollziehen kann. Vor allem der Bildschirm versagt bei einer helleren Umgebung und enttäuscht bei alaTest mit schwankenden Farbwerten und geringer Schärfe. Der Lagesensor reagiert sehr zeitversetzt und bringt keine Freude in Hinblick auf dynamische Betrachtungswinkel. Auch bei Toshiba fehlen ein UMTS-Modul und die Anbindung ab Werk zum Andorid Market. Stattdessen bietet man den Toshiba Market Place an, dessen Auswahl jedoch ziemlich beschränkt ist.

Die IT-Komponenten

  • Tablet-PCs: Apple iPad2;

  • Mobile-Device-Management-Software von MobileIron;

  • Entwicklung der In-house-App ("VL mobile)": Excelsis, Stuttgart;

  • App für den Zugriff auf Kennzahlen von Microstrategy;

  • Virtual Private Network von Cisco.

  • Warenwirtschaft derzeit noch eine Eigenentwicklung, Umstieg auf SAP Retail geplant.

Konsistente Daten für alle

Dirk Fust: "Wir wollen nicht die Verkaufsleiter zu ITlern erziehen."
Foto: Joachim Wendler

Darüber hinaus bietet das Tablet dem Verkaufsleiter einen Vorteil, der Büromenschen trivial erscheinen mag: Erstmals kann er E-Mails nutzen. Dafür habe man sich aber erst einmal "auf gewisse Spielregeln einigen" müssen, berichtet Fust. Beispielsweise darauf, dass das gesprochene Wort bei der Informationsabstimmung für Lidle immer noch Vorrang habe.

Im Rahmen des Projekts wurde auch die Pflege der Daten neu geregelt. Wie der Vertriebs-Manager erläutert, geschieht sie jetzt arbeitsteilig: Sofern es sich um deutschlandweit einheitliche oder konsolidierte Daten handle, zeichne die zentrale Vertriebsorganisation verantwortlich. Sie fungiere auch als "Schleusenwärter" für die Informationen, lege also fest, wer welche Daten sehen muss oder darf. Die konkreten Warengeschäftsinformationen, beispielsweise der Abverkaufsplan beim Auslaufen eines Artikels, werden hingegen von den Gesellschaften aktuell gehalten.

Dadurch, dass die Dateneingabe so streng reglementiert ist, lässt sich sicherstellen, dass alle Beteiligten auf konsistente und aktuelle Informationen zugreifen. Der Verkaufsleiter muss sich nicht mehr darum kümmern, die Daten zusammenzubringen, sondern kann sich darauf konzentrieren, die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen.

"Wir wollen die Verkaufsleiter nicht zu ITlern erziehen, sondern die IT so einfach machen, dass der Verkaufsleiter damit umgehen kann", sagt Projektleiter Saul. "Eine unserer Hauptaufgaben in dem Projekt besteht darin, die Komplextität der IT vor den Anwendern zu verstecken." Auch von daher habe das für seine einfache Bedienbarkeit gerühmte iPad gut zu der Strategie gepasst.

Was Lidl aus dem Projekt gelernt hat

Mirko Saul: "Motivationsprobleme hatten wir keine."
Foto: Joachim Wendler

Selbstverständlich schafft eine solche Lösung auch Begehrlichkeiten in anderen Unternehmensbereichen. "Wir haben die interne Nachfrage unterschätzt", räumt Saul ein. Aus den unterschiedlichsten Fachbereichen gebe es jetzt Anfragen für ähnliche Lösungen. Aber die Kapazitäten der Lidl-IT seien nun einmal begrenzt. Und die Entscheidung laute, sich zunächst auf den Vertrieb zu konzentrieren: "Das hätten wir vielleicht von Anfang an noch stärker kommunizieren sollen."

Offenbar alles richtig gemacht hat die Lidl-IT bei der Zusammenarbeit mit dem beauftragenden Fachbereich. Wie wichtig die ist, erweist sich spätestens beim Praxistest: "Hier haben sich eigentlich nur noch Kleinigkeiten gezeigt", beteuert Saul.

Ein wenig mühsam gestaltete sich zunächst die Suche nach technischer Unterstützung. Da es sich ja um eine relativ junge Technologie handelte, gab es wenig Dienstleister, die sich damit auskannten. Auch Apple selbst war offenbar noch nicht auf Firmenkunden eingestellt. "Wir haben uns aber um einen engen Kontakt zum Anbieter bemüht und die Detailinformationen, die wir brauchten, auch bekommen", berichtet Saul. Auf Excelsis sei man im Rahmen einer Ausschreibung gestoßen, an der sich vorzugsweise Kleinstanbieter und Agenturen beteiligt hätten, so der IT-Spezialist: "Unsere Shortlist war wirklich sehr kurz.'"

Daneben habe Lidl auch eigenes Know-how aufgebaut, um nicht von Externen abhängig zu sein. Die privaten Erfahrungen einiger Mitarbeitet bildeten das Fundament dafür. "Motivations-Probleme hatten wir keine", schmunzelt Saul. Den First-Level-Support lasse Lidl heute von einer externen Support-Hotline erledigen, aber: "Die schwierigen Sachen landen bei uns."

Security? Kein Problem

Handliches Tablet statt umständlicher Klemmbretter
Foto: Joachim Wendler

Befürchtungen hinsichtlich der Security sind Lidl relativ fremd. "Da hat sich Apple mit jeder IOS-Version verbessert", lobt Saul den Anbieter einmal mehr. Es gebe beim iPad ohnehin nur wenige Schnittstellen, über die Informationen nach außen gelangen könnten. Zudem seien auf den Geräten keine unternehmenskritischen Daten gespeichert. Die Kennzahlen würden über eine getunnelte Verbindung abgerufen. Und was die Neugier eines Dritten erregen könnte, beispielsweise Schulungsunterlagen, sei verschlüsselt ablegt.

Wenn das Password fünfmal falsch eingegeben wurde, löscht sich das Gerät selbst. Sollte es gestohlen werden oder verloren gehen, kann der Verkaufsleiter die Hotline anrufen, die remote über die eingebaute Netzkarte "die Platte putzt".

Dass es auf dem iPad keinen Viren-Scanner gibt, mag zunächst verunsichern. Aber wie Saul glaubhaft versichert, wird der Anwender ohnehin keine fremde Software laden: Die Verbindung zum Apple-Appstore sei gekappt; die benötigten Apps bekomme der Nutzer zentral über das Device-Management-System von Mobile Iron.

"Das ist in erster Linie ein Arbeitsgerät, kein Image-Gerät und keine private Spielkonsole", fasst Fust zusammen. Der Verkaufsleiter soll das iPad tagsüber nutzen und abends zur Seite legen. Das halte auch den Neidfaktor unter den Mitarbeitern im Rahmen. Es werde allgemein anerkannt, dass der Verkaufsleiter den iPad brauche, um Routinetätigkeiten zu erledigen. So habe er mehr Zeit für wirklich Wichtiges.

Mobile Security und private Endgeräte
Consumerization - Spiel mit dem Feuer
Resultate der Mobilstudie 2011, die im Auftrag von Kaseya unter großen und kleinen Unternehmen in Deutschland (DE), Frankreich (FR), Großbritannien (UK) und den Niederlanden (NL) zum Thema Bring your own Device durchgeführt wurde.
Wie viel Prozent der Arbeitnehmer gebrauchen mobile Geräte?
Welche Mobilgeräte werden in Deutschland eingesetzt?
Wer im Unternehmen benutzt mobile Geräte?
Welche Daten sind via Mobilgerät verfügbar?
Gibt es Richtlinien für den gebrauch mobiler Geräte?
Wie unternehmenskritisch sind die Daten, die via Mobilgerät versandt werden?
Bitte geben Sie auf einer Skala von 1 bis 5 an, wie groß die Auswirkungen für Ihr Geschäft sind, wenn auf Daten eines Mobilgerätes unberechtigt zugegriffen wird oder das Geräte verloren geht? (1 = nicht relevant / 5 = sehr kritisch)
Haben Sie aktuell Kontrolle über die Daten, die zwischen mobilen Geräten und lokalen Systemen ausgetauscht werden?
Wie werden mobile Geräte im Unternehmen im Moment verwaltet?
Welche Funktionen erscheinen Ihnen wichtig zur Verwaltung Ihrer Mobilgeräte?

Wie es weitergeht

Ob das Apple-Tablet das Gerät der Wahl bleiben wird, ist laut Saul keineswegs sicher: "Wir beobachten den Markt weiter, und nichts ist für die Ewigkeit." Die Infrastruktur sei so aufgebaut, dass sie "mit überschaubarem Aufwand", auch für andere Tablets genutzt werden könne."

Dass der Coolness-Faktor des iPad aber auch zur Attraktivität des Arbeitgebers Lidl beiträgt, mag Personal-Marketing-Leiterin Schulze keineswegs bestreiten. Die Projektkosten von kann zwei Millionen Euro sind schon von daher gut investiert.Auf jeden Fall sollen auch andere Mitarbeiter über kurz oder lang vom Tablet-Know-how der Lidl-IT profitieren. Erste Projekte für andere Fachbereiche sind schon für das kommende Jahr geplant - also während des europaweiten Limo-Rollout. "Die brennen schon darauf", wie Fust formuliert.