Friday ist i(Pad)Day

Das iPad 2 landet in Deutschland

25.03.2011 von Manfred Bremmer
Lange Wartezeiten waren einmal - nur drei Wochen nach der Vorstellung kommt nun das iPad 2 in Deutschland in den Handel. Lohnt sich der Kauf?

Ab diesem Freitag, 17 Uhr, ist die zweite Generation des Apple-Tablets hierzulande in Apples eigenen Ladengeschäften sowie "bei ausgewählten autorisierten Apple-Händlern" erhältlich - zumindest, solange der Vorrat reicht. Nicht umsonst hat der kalifornische Hersteller in seiner Ankündigung eigens auf die Möglichkeit der Online-Vorbestellung ab zwei Uhr früh hingewiesen. Beim Marktstart in den USA am 11. März war das iPad 2 fast überall binnen wenigen Stunden ausverkauft.

Zumindest für unabhängige Betrachter - falls es diese gibt - scheint das große Interesse an dem neuen Tablet unverständlich: Wie schon das iPhone 4 stellt iPad 2 kaum mehr als eine Weiterentwicklung des Vorgängermodells dar. Zwar machte Apple das Gerät nun ein Drittel dünner und mit gut 600 Gramm auch etwas leichter als seinen Vorgänger. Das 9,8-Zoll-Display wurde dagegen beibehalten und bietet nach wie vor eine Auflösung von 1024 mal 768 Pixel. Hier hatten einige Nutzer mit einem Retina-Display gerechnet, Konkurrenten wie das Motorola Xoom und das Samsung Galaxy Tab 10.1 warten bei vergleichbarer Fläche immerhin bereits mit 1200 mal 800 Pixel auf.

Geschwindigkeit ist Trumpf

Zumindest stattete die Jobs-Company das iPad 2 nun mit einem neuen "A5"-Dualcore-Prozessor (Taktung 1 Gigahertz) aus, mit dem das Gerät - natürlich abhängig von der Anwendung - deutlich schneller arbeiten soll. Die Grafikleistung sieht Apple im Vergleich zum älteren Modell sogar um das Neunfache ansteigen. Zumindest mitverantwortlich für den Tempoanstieg dürfte auch der von mickrigen 256 MB auf 512 MB verdoppelte Arbeitsspeicher sein, den der Reparaturdienstleister iFixit beim Zerlegen eines iPad 2 in den USA feststellte.

Konkurrenzgeräte wie das Xoom oder das Blackberry Playbook besitzen indes bereits 1GB Speicher - wohl mit ein Grund, warum Apple selbst nichts von dem Memory-Zuwachs berichtet. Auch die Akkuleistung ist nicht bekannt, der Anbieter schreibt lediglich, dass nach wie vor eine Laufzeit von zehn Stunden erreicht werde.

Videoconferencing? Ja, aber...

Lediglich erwähnenswert, weil sie beim ersten iPad komplett gefehlt haben, sind die Kameras auf Vorder- und Rückseite. So taugt die vordere Kamera mit 0,3 Megapixel (VGA - 640 x 480 Pixel) Auflösung gerade einmal für Facetime - anspruchsvolle Videokonferenzen bleiben damit weiterhin außen vor, auch eine zusätzliche Belastung des Firmennetzes muss nicht befürchtet werden. Die rückwärtige Kamera kann immerhin HD-Videos mit 720p aufnehmen. Spekulationen zufolge könnte es sich dabei um das auch im iPod Touch 4G verbaute Modul mit 0,7 Megapixel Auflösung handeln - auf einen Blick zur Konkurrenz kann hier wohl verzichtet werden.

Zieht man noch die weiterhin vermissten Features wie USB-Anschluss und Speicherkarten-Slot in Betracht, hat Apple mit dem neuen Gerät noch ausreichend Raum für weitere Verbesserungen beim iPad 3 gelassen. Auch preislich fahren die Kalifornier dank der sorgfältigen Auswahl von Komponenten (und der erwarteten Nachfrage) gut, weshalb das iPad 2 nun sogar billiger als sein Vorgänger und der Großteil der Konkurrenz-Tablets wird: Der Anfangspreis für die Ausführung mit 16 GB und WLAN beträgt hierzulande 479 Euro, während die UMTS-Version mit 64 GB mit 799 Euro ins Kontor schlägt. Die Preise liegen damit um bis zu 30 Euro unter denen des ersten iPad. Apple wäre aber nicht so erfolgreich, wenn die Company nicht auch für dieses "Problem" bereits eine Lösung hätte: So ist anzunehmen, dass ein Großteil der Käufer das eingesparte Geld (und mehr) in die neuen "Smart Cover" aus Plastik (39 Euro) oder Leder (69 Euro) investieren.

Für wen lohnt sich der Kauf?

Doch für wen lohnt sich eigentlich der Kauf? Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten, die Antwort hängt von einer Reihe von Faktoren wie den Motiven des Nutzers sowie des geplanten Einsatzgebiet des Tablets ab.

Wer bereits einen (alten) iPad besitzt und nicht immer das Neueste und Schnellste habe muss, sollte - zumindest wenn er sich von der Logik leiten lässt - von einem Kauf absehen. Wie bereits beschrieben, bietet das neue Modell abgesehen von der gestiegenen Rechenleistung nur marginale Verbesserungen. Die Preise für gebrauchte iPads sind dafür bereits nach der Ankündigung des Nachfolgers Anfang März in den Keller gerutscht - kein Wunder, ist doch das Einstiegsmodell iPad 16GB Wi-Fi im Apple Store selbst nun schon für 379 Euro zu haben. Für die 64GB-Version mit UMTS werden neu auch "nur" noch 699 Euro aufgerufen.

Diese Kampfpreise könnten aber auch Tablet-Einsteiger bewegen, sich zuerst ein günstiges iPad der ersten Generation anzuschaffen - spätestens nach einem Jahr bringt Apple ohnehin das nächste Modell mit weiteren innovativen Features heraus.

Interessante Alternativen

Für Anwender, denen es weniger auf die Marke als auf die Technik ankommt, könnte sich auch einen Blick zur Konkurrenz lohnen: Geräte wie das Motorola Xoom oder das Samsung Galaxy Pad 10.1 können sich mit dem iPad 2 nicht nur messen, sie sind dem Apple-Tablet in einigen Punkten sogar weit überlegen. Auch das zugrunde liegende Android-Betriebssystem steht Apples iOS in wenig nach, Ähnliches gilt für die Quantität und Qualität der verfügbaren Apps.

Für Unternehmen, die Wert auf Sicherheit und Verwaltbarkeit legen müssen (hier ist Android bislang ein No-Go), könnte das Blackberry Playbook von Research in Motion eine interessante Alternative für die Ausstattung ihrer Mitarbeiter sein. Daneben ist aber das iPad 2 sicher auch eine Option. Wie der SAP-CIO Oliver Bussmann in einem Interview mit der CW-Schwesterpublikation "CIO" erklärte, sieht er aber auch das iPad der ersten Generation für den Einsatz in seinem Unternehmen bestens gerüstet. Wenn die Nachfolgerversion besser geeignet wäre, läge dies weniger an den neuen Funktionen wie Front- und Back-Kamera oder den Änderungen im Design als vielmehr an einer verbesserten Verarbeitungsgeschwindigkeit durch den neuen, schnelleren Dual-Core-Prozessor A5.