CES-Bilanz

Das Internet aller Dinge ist da

13.01.2014
Alles wird vernetzt, vom Auto bis zur Waschmaschine, hat die Elektronik-Messe CES in Las Vegas gezeigt. Aber noch können unterschiedliche Geräte nicht miteinander kommunizieren. Zudem drohen Risiken bei Sicherheit und Datenschutz.

Das "Internet der Dinge" war schon seit Jahren ein populäres Schlagwort in der IT-Branche. Die diesjährige Elektronik-Messe CES in Las Vegas zeigt: Es ist soweit. Alle möglichen Geräte sammeln und teilen Daten - Fitness-Armbänder, Tennisschläger, Haustechnik. Zu sehen gab es auch eine Zahnbürste, die misst, wie gut geputzt wurde, ein Daten-Halsband für Hunde, das Aktivitätszeiten und Puls mitschreibt, sowie einen kleinen Clip, der vibriert, wenn man eine ungesunde Körperhaltung einnimmt. "Wir wollen alle Geräte smart machen", gab Intel-Chef Brian Krzanich die Devise in Las Vegas aus.

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Die Folge ist auch eine Datenlawine mit bisher unverstellbaren Ausmaßen. Bei einem Hersteller intelligenter Klimaanlagen zum Beispiel laufen Daten von seinen Geräten auf der ganzen Welt zusammen. "Wir sehen, wenn Leuten ihr Toast verbrennt oder Kohlenstoffmonoxid austritt", heißt es auch beim Anbieter vernetzter Rauchmelder Nest. Die Firma Sense, die mit kleinen Sensoren den Alltag vereinfachen will, kann inzwischen anhand des Bewegungsmusters unterscheiden, ob jemand eine Pillendose tatsächlich benutzt hat oder nur an einen anderen Ort verschob. Das soll helfen, die Einnahme eines Medikaments nicht zu vergessen.

Die Anbieter nutzen den neuen Datenschatz, um ihre Software zu verbessern. Aber seit den NSA-Enthüllungen muss man davon ausgehen, dass auch Behörden darauf Zugriff haben können. Selbst beim schwedischen Netzausrüster Ericsson, der vom neuen Datenboom profitiert, mahnt Chef Hans Vestberg, die Zustimmung zur Datenübermittlung müsse viel bewusster gemacht werden.

CES 2014 -
Lenovo Smartphones
Lenovo bringt zur CES gleich eine ganze Reihe neuer Smartphones mit.
Ascend Mate 2
Der chinesische Hersteller Huawei stellt pünktlich zum Einjährigen einen Nachfolger für das Android Phablet Ascend Mate vor. Das Gerät besitzt ein 6,1-Zoll-IPS-Display, das allerdings nur mit 720p auflöst. Hervorzuheben ist jedoch der mit 4050 mAh Kapazität reichlich große Akku.
Hyundai Genesis
Hyundai will den neuen Genesis Sedan 2015 mit Bluelink-Infotainment-System ausliefern. Das Auto lässt sich zudem über eine neu entwickelte App auch per Google Glass öffnen.
Corvette I
Mit dem Klassike hat die Corvette Stingray von 2015 nicht mehr viel gemein. Sie ist ein rollender Computer.
Corvette II
Per Performance Data Recoder lassen sich in der Corvette der eigene Fahrstil und die Performance in Wort und Bild festhalten.
Toyota
Null Emission verspricht Toyota auf der CES mit dem Prototypen eines Brennstoffzellen-Fahrzeugs. Das Modell soll spätestens 2015 in Kalifornien auf den Markt kommen.
Archos Smartwatch
Weniger als 100 Dollar soll Archos Smartwatch kosten. Damit will das Unternehmen in Segement des Activity-Tracking mitmischen.
Intelligenter Basketball
Mit diversen Sensoren, die Geschwindigekeit etc. erfassen, stattet InfoMotion Sports Technologies seinen intelligenten Basketball aus.
Vernetzte Zahnbuerste
Schummeln ist nicht. Die Bluetooth-Zahnbürste überträgt Informationen über Putzverhalten und -dauer per Bluetooth an Smartphones.
Vernetzter Kochtopf
Gmeinsam mit Partner Crock-Pot zeigt Belkin auf der CES einen elektrischen Kopftopf, der aus der Ferne per Smartphone kontrolliert werden kann.
Lenovo Vibe Z
Dazu gehören das Vibe Z mit 5,5-Zoll-Display und Snapdragon-800-Chipsatz von Qualcomm…
Lenovo Vibe X
…und das etwas schwächer ausgefallene 5-Zoll-Gerät Vibe X.
Lenovo Thinkpad 8
Neu im Portfolio ist außerdem das kleine Business-Tablet Thinkpad 8 mit Windows 8.1…
Lenovo Yoga
sowie das Yoga Tablet 2, das als Hybrid-Gerät ausgelegt ist.
Lenovo Thinkvision 4K
HD auf dem Desktiop war gestern, Lenovo will im Jahresverlauf 4k-Monitore mit einer Auflösung von 3840 mal 2160 Pixeln auf den Markt bringen.
Lenovo Thinkvision 28
Dabei sind die neuen 4K-Monitore mehr wie ein einfaches Display - im Thinkvision 28 steckt etwa ein Nvidia-Tegra-Prozessor auf dem Android läuft.
Martian Watches
Die Smartwatches von Martian unterstützen als einzige auch Sprachsteuerung via Siri oder S-Voice.
Martian Watches
Außerdem zeigen sie eingegangene SMS oder Social-Media-Updates auf dem kleinen Display an…
Martian Watches
…und erinnern den Besitzer per programmierbarem Vibrationsmuster an Anrufe, Termine und ähnliches.
Netamo June
Die modischen June-Armbänder von Netamo dienen nicht nur als Schmuck...
Netamo June
...sie messen auch, wieviel UV-Strahlung die Trägerin bereits abbekommen hat
Parrot Mini Drone
Schon mal als kommendes Weihnachtsgeschenk vormerken: Mit der via Smartphone oder Tablet steuerbaren Mini Drone will Parrot, bekannt für seine AR Drone, mehr Spaß ins Kinderzimmer bringen.
Parrot Sumo Jump
Spaß steht auch bei dem Segway-ähnlichen Miniroboter Sumo Jump im Vordergrund. Wie der Name bereits andeutet, springt er dank einer Feder bis zu 80 Zentimeter hoch.
Yuneec Flying Eyes
Der semiprofessionelle Hexacopter H3X von Yuneec-Tochter Flying Eyes kann bis zu drei Kilo Gewicht tragen und eignet sich damit beispielsweise auch für Luftaufnahmen
Polaroid
Der US-Hersteller erinnert mit seiner Serie neuer Sofortbildkamera an vergangene (bessere) Zeiten des Unternehmens
Polaroid
Allerdings ist der Formfaktor teilweise etwas ungewöhnlich.
The Brick
Das klobige Gerät mit dem klangvollen Namen The Brick ist kein eigenständiges Telefon, sondern lässt sich via Bluetooth mit einem iPhone oder Android-Handy verbinden. Anschließend kann man damit telefonieren oder Musik hören.

Und selbst den guten Willen aller Anbieter vorausgesetzt, ist da noch das Sicherheitsproblem. Just zur CES wurde der Diebstahl von 70 Millionen Kundendaten beim US-Discounter Target bekannt. Sicherheitslücken tauchen auch in den besten Systemen auf. Da ist das vernetzte Auto, das in Las Vegas in die erste Reihe fuhr, besonders empfindlich. "Sie wollen nicht, dass jemand über die WLAN-Schnittstelle sich an ihren Bremsen zu schaffen macht", gibt Kurt Sievers vom Chip-Spezialisten NXP zu bedenken. Im Auto gebe es deshalb besonders scharfe Sicherheitsvorkehrungen.

Noch allerdings ist eine wirklich vernetzte Welt trotz vorhandener technischer Möglichkeiten eine Vision. Denn Geräte verschiedener Hersteller und aus unterschiedlichen Kategorien können oft nicht miteinander kommunizieren. "Die Industrie zeigt den Verbrauchern Videos, in denen ein digitaler Thermostat zum Beispiel mit der Alarmanlage kommuniziert - aber in den meisten Fällen würde das gar nicht funktionieren, denn jeder Anbieter versucht, seine Insellösungen im Markt zu etablieren", sagt der zuständige Intel-Manager Mike Bell.

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Beim deutschen Elektrokonzern Bosch, einem führenden Entwickler von Sensoren, die die Grundlage für die Vernetzungs-Revolution sind, zeigt man sich überzeugt, dass es nicht so bleiben wird. "Es wird eine Standardisierung kommen, in weniger als fünf Jahren", sagt der Geschäftsführer der Tochter Sensortec, Stefan Finkbeiner. "Das werden die Verbraucher auch fordern. Denn dadurch kommt erst der Mehrwert." Bosch hat sich bereits mit LG, ABB und Cisco zusammengetan, um Standards zu etablieren. Andere Anbieter setzen auf eigene Formate.

Neben den Möglichkeiten zum Datenaustausch geht es bei Standards auch um die Form: Wenn zum Beispiel Sicherheitsanlagen-Anbieter einen Sensor in einer Haustür anbringen wollen, würde ihnen ein dafür vorgesehener fester Platz mit einer bestimmten Form helfen.

CES Las Vegas 2014 -
Autos auf der CES
Autonomes Fahren ist eines der großen Themen auf der CES. In Nevada gibt es hierzu ein eigenes Kennzeichen.
Autos auf der CES
Echtes autonomes Fahren ist derzeit noch ein Wunschtraum, aber das eigenständige Parken funktioniert bereits.
Autos auf der CES
Füllte die Elektronik zum pilotierten Parken vor einem Jahr noch den Kofferraum aus, ...
Autos auf der CES
..., findet die elektronische Intelligenz im aktuellen Modell bereits hinter den Verkleidungen Platz.
Autos auf der CES
Demnächst soll ein Audi seinen Fahrer im Stau eigenständig weiterchauffieren.
Auto auf der CES
Auto trifft IT, auch bei der Informationsbeschaffung. Infos zu neuen Mercedes C-Klasse gibt es per QR-Code.
Autos auf der CES
Über ihn stolperte man in Las Vegas fast an jeder Ecke: BMWs Elektroauto i3
Autos auf der CES
Chevrolet macht aus dem Volt einen 4G-Hotspot, der auch auf dem Smartphone Auskunft über seinen Ladezustand gibt.
CES-Impressionen
An so manchem Produkt auf der CES scheiden sich die Geister. Was für den einen der nächste heiße Schrei ist, ist für andere lediglich unnötiger Elektronikschrott, den niemand braucht.
CES-Impressionen
Auf der CES ist für jeden Geschmack etwa zu finden. Vielleicht wäre ein Fernseher im Disney-Design ezwas für Sie.
CES-Impressionen
Ein neues Outdooor-Handy hat Catphone mit dem cat B100 vorgestellt.
CES-Impressionen
Von der CES bereichten auch unsere US-Kollegen der PC World, Macworld und TechHive.
CES-Impressionen
Auch eine Art, neue Kopfhörer zu präsentieren.
CES-Impressionen
Wearables mad in Switzerland. Kronoz zeigte in Las Vegas seine Interpretation einer Smart Watch.
CES-Impressionen
Die Smart Watch von Kronoz verfügt neben Features wie Messaging auch über einen Diebstahlschutz.
CES-Impressionen
Während im Rest der USA bibbernde Kälte herrschte, empfing die CES in Las Vegas die Besucher mit lauschigen 16 Grad.
CES-Impressionen
Die Virtual-Reality-Brille Oculus-Rift kann Körperbewegungen erkennen und verfügt zudem über ein "Positional Tracking".
CES-Impressionen
Reifendruck und Tankanzeige auf der Uhr? Nein, das ist kein Witz. Hierzu gingen Mercedes und der Smartwatch-Hersteller Pebble eine Partnerschaft ein. Und selbst vor Gefahrsituationen soll die Uhr mit Vibrationen warnen.

Die Standardisierung ist auch notwendig, damit die Industrie das Potenzial des neuen Geschäfts ausschöpfen kann. Und es geht um viel Geld: Die Marktforschungsfirma Gartner rechnet für 2020 mit einem Umsatz von 300 Milliarden Dollar. (dpa/tc)